Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1927
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50. 1. März 1927. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Nachnahmeoerkehr mit Albanien. — Vom 1. März an sind im Verkehr mit Albanien Nachnahmen aus eingeschriebene Briefscndun- gen, Wertbriefe und Wertkästchen sowie Pakete zugelassen. Die Nachnahmebeträge sind in beiden Richtungen in amerikanischer Dollar- währung anzugeben: Meistbetrag IVO Dollar. Personalnaltzrichten. Jubiläum. — Herr Edmund Rei m e r s, Besitzer der gleich- nain'igcn Buchhandlung in Barmstedt i. Holstein, kann am 1. März d. I. sein Äjähriges Selbständigkeitsjubiläum begehen. Der Ju bilar übernahm im Jahre 1902 die 1864 von seinem Vater gegrün dete Firma in eigenen Besitz und hat die aus solidem Fundament ausgebaute Handlung durch emsigen Fleiß zu beachtenswerter Höhe gebracht. 1906 konnte Herr Reimers das Geschäft in ein eigenes Haus in die Hauptverkehrsstraße verlegen. * Der Inhaber des Musikalien- und Büchervcrsandgoschäfts Arno Spitzner und des Verlags Arno Spitzner, Herr Rudolf Gleißen- bcrg in Leipzig, konnte am 28. Februar das 25jährige Jnhabcr- jubiläum begehen. Ter Jubilar, 1862 in Leipzig geboren, studierte nach Absolvierung des Realgymnasiums (jetzt Petrigymnasium) bei Storch, dem früheren Tenor des Deutschen Theaters in Prag, Gesang und bei Jadassohn Theorie. Nachdem ein Halsleiden ihn aber ge zwungen hatte, die Sängerlaufbahn aufzugcbcn, widmete er sich vcr- erst der Holzschneidekunst und war viele Jahre in der artistisch.» Abteilung der Leipziger Jllustrirteu Zeitung tätig. Besonderen Erfolg hatte er, als er 1896 einen Humoristika-Verlag ansing: dieser ent wickelte sich wider Erwarten so, daß er im Jahre 1902 sein Interessen gebiet ausdehnen konnte durch Kauf des von Arno Spitzner gegrün deten Sortiments. Daneben betätigte er sich als Geschäftsführer des Deutschen Musikdirektoren-Vcrbandes und übernahm auch die Re daktion der Deutschen Musikdirektoren-Zeitung, der er später die Zei tung der Internationalen Kapellmeister-Vereinigung angliedenc. Die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse während der Kriegs- m.d Inflationszeit nötigte ihn leider, dieses Unternehmen aufzugeben. Auch das Versandgeschäft, das vor dem Kriege hauptsächlich im Ausland seine Kundschaft besaß, hatte schwere Einbuße durch die Abschließung während des Krieges und durch die nachfolgende ungünstige Zeit. 1911 hatte Herr Gleißenberg übrigens auch den Verlag Arno Spitzner erworben, dessen bisherigen Rahmen er durch Erweiterung des Thea ter- und Musikteils vergrößerte. Seiner Jugendliebe, der Musik, ist der Jubilar treu geblieben, als Gesangspädagoge und Chorleiter steht er nach mitten im musikalischen Leben Leipzigs. -r- Am 25. Februar beging Herr Siegfried Schußheim in Leipzig, der Gründer und Alleininhaber des seit 1902 bestehenden Familienlesezirkcls gleichen Namens, das 25jährige Selbständigkeits jubiläum. Hohe Auszeichnung. — Herr Kommerzienrat E rn st S-t a hl, stell vertretender Vorsitzender des Vcrwaltungsausschusses des Verlags Josef Kösel L Friedrich Pustet K.-G. in München, der frühere Eigentümer der I. I. Lentner'schen Buchhandlung, wurde vom Papst mit dem Ritterkreuz des Pius-Ordens ausgezeichnet. Diese, mit dem persönlichen Adel verbundene hohe Auszeichnung darf als ein Aus druck ganz besonderer Anerkennung für die vielen Verdienste des Herrn Kommerzienrats Stahl gewertet werden. Der Apostolische Nuntius Vasallo di Tarregrofsa hat mit einem vom Kardinal-Staats sekretär Gaspari gefertigten apostolischen Handschreiben die Ordens insignien Herrn Kommerzienrat Ernst Stahl persönlich überreicht. Gestorben: am 11. Februar d. I. nach einem langjährigen Herzleiden im Alter von 61 Jahren der VerlagSbuchhändler Herr Rein-Hold Strauß in Berlin, Mitinhaber der Firma Otto Maier, Kommanditgesellschaft, Leipzig, und der Deutschen Vcrlags- werke Strauß, Vetter L Co., Komm.-Gcs., Berlin. Mit 24 Jahren war der Verstorbene bereits Direktor des Dc- pcschenbureaus »Herold«. Beziehungen zu einflußreichen Sportkreisen veranlaßten ihn. 1891 in Berlin einen Verlag zu gründen, in dem zunächst Sportzeitschriften wie die »«Sport-Welt« und später die »Rad- Welt« erschienen. 1903 wurde die > Automobil-Flugwelt« gegründet, die heute noch von den Deutschen Verlagswerken Strauß, Vetter L Co., Komm.-Ges., herausgegebcn wird. Durch die 1914 erfolgte Verschmel zung der Buchdruckerei und Verlagsanstalt Strauß G. in. b. H. mit dem Verlag Carl Marfels A.-G. zu der neuen Firma Buchdruckcrei Strauß A.-G., wurde neben den übrigen Zeitschriften des Verlags 242 Carl Marfels auch der Verlag der »Deutschen Uhrmacher-Zeitung« und der Zeitschrift »Schissbau« von der Firma aufgenommen. Die Kriegsjahre machten die Auflösung der bisherigen Aktiengesellschaft notwendig, der Betrieb wurde ausschließlich als Verlag weitergc- führt, und zwar nach zweimaliger Firmenänderung ab 1924 unter der Firma Deutsche Verlagswerke Strauß, Vetter L Co., Komm.-Ges. Durch den Übergang der Firma Carl Marfels A.-G. wurde der Ver storbene gleichzeitig Mitinhaber der Firma Otto Maier G. m. b. H., Leipzig, der er außerdem zunächst als Mitglied des Aufsichtsrats, später nach der im Jahre 1920 erfolgten Umwandlung in eine Kom manditgesellschaft als Vertrauensmann seine reichen Erfahrungen ein Jahrzehnt lang in vorbildlicher Weise zur Verfügung stellte. Neben der Tätigkeit als Verleger hatte der an Gaben des Geistes und Gemüts gleich ausgezeichnete Mann noch manche andere Interessen. Erwähnt seien seine künstlerischen Neigungen und seine lebhafte An teilnahme an Kolonialfragen. In der Deutschen Kolomal-Gesell- schast war er iu hervorragender Weise tätig. Dem in weiten Kreisen hochgeschätzten Verstorbenen ist ein treues Gedenken gewiß: ferner: am 15. Februar nach einem arbeitsreichen und segcnSvollen Leben im Alter von nahezu 74 Jahren Herr Direktor Ios. vanGilS in Aachen, der Seniorchef der Firma C. van Gils, West deutsche Vereinsdruckerei G. m. b. H. in Geilenkirchen und Aachen. Geboren am 24. April 1853 zu Geilenkirchen als Sohn des Buch druckereibesitzers und Verlegers Caspar van Gils, trat er schon in jungen Jahren in das väterliche Geschäft ein. Mit jugendfrischcr Begeisterung widmete er sich dem aufblühenden Unternehmen. Fast 35 Jahre hatte er die Schriftleitung der Geilenkirchener Zeitung inne. Im Jahre 1876 gründete er eine belletristische Wochenschrift, die heute noch unter dem Titel »Der Sonntag« in Aachen erscheint und sich allgemeiner Beliebtheit und weiter Verbreitung erfreut. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1900 wandelte er das väterliche Unternehmen mit seinen inzwischen verstorbenen zwei Brü dern in die heute noch bestehende C. van Gils, Westdeutsche Vereins druckerei G. m. b. H. um, deren Geschäftsleitung er übernahm uird dem er gleichzeitig eine SortimentSbuchhandluug mit Nebenzweigen an- gliedcrte. Dank seinem unbeugsamen Schaffensdrange hat er es ver standen, im Laufe der Zeit das Geschästsunternehmen zu voller Blüte und großem Ansehen zu bringen. Im Jahre 1911 erwarb er käuflich die Graff'sche Buchhandlung iu Siegburg und übertrug sie nach er folgtem Ausbau einem seiner Söhne. Nach dem Kriege folgte Jos. van Gils einem Rufe des Aachener Missionsvereins als Direktor der dortigen Missionsdruckerci und Verlagsanstalt, in deren Dienste er freudig seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen stellte. Erst Ende Mai vorigen Jahres verließ der Rastlose sein Arbeitsfeld, um das wohlverdiente otiuw rum (liAnitats zu genießen. Aus diesem hat ihn nunmehr sein Schöpfer in ein besseres Jenseits abberufen. Mit Jos. van Gils, der im öffentlichen Leben die mannigfachsten Ehrenämter bekleidete, ist ein Mann dahingegangen, der über seine verlegerische und journalistische Tätigkeit weit hinaus sich allgemeiner Wertschätzung und Achtung erfreute. Sein Andenken wird bei allen, die ihn kannten, in Ehren fortleben, ü. I. ferner: am 24. Februar d. I. Herr Otto von Ei seng rein, der lange Jahre hindurch ein hochgeschätzter und tüchtiger Mit arbeiter der Firma I. Bielefelds Verlag -in Freiburg i. Br. war. SpreWal. ^ Der Aufmarsch der Sntereffenverbände fUr die Svjährige Schutzfrist. Die Entwicklung des geistigen Lebens in Deutschland zu be treuen, bedeutet im Fall der vorgcschlagenen Verlängerung der Schutz frist um 20 Jahre mindestens die Pflicht, nach höheren allgemeinen Gesichtspunkten zu suchen, die dem Auswirken der Literatur auf das Leben zugrunde liegen. Ich möchte den Streit zwischen beiden Par teien bezeichnen als Kampf zwischen mechanisiertem und organischem Lebensrhythmus. Die Partei der materiell Interessierten kämpft mit advokatorischen Beweisen für die Notwendigkeit der Verlängerung, die andere, zu der ich mich bekenne, schöpft ihre Ansichten für die Grenze einer 30jährigen Schutzfrist aus den Lcbenstatsachcn. Diese Lebenstatsachen bestehen in Folgendem: 1. Urtrieb und Ziel alles geistigen Schaffens ist, sich zu eigener Lösung schöpferisch und dadurch bildend auszuwirken. Der Urtrieb
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