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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-09-26
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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,ir 224. 26. September 1S02. Nichtamtlicher Teil 7687 Hose oder ein Paar Stiefel zahlen messen Eine Antwort erhielt ich jedoch nie. Eine einzige Ausnahme kann ich hier ansllhren; der -Freidenker« in Milwaukee zahlt für den Wiederabdruck. Es ist dies obendrein ein Blatt, das durchaus nicht über Reichtümer verfügt, sondern im Gegenteil recht hart um seine Existenz kämpfen muß, während die großen Journale, wie -Herold-, -Newyorker Staatszeitung- re. frisch und fröhlich Nachdrucken und Anfragen betreffs Originalbeiträge mit aller Unverfrorenheit dahin beant worten, daß sie mit Material noch auf lange Jahre hinaus ver sehen sind. Das kann man ihnen aufs Wort glauben; die deutsche Schriftstellerwelt liefert ja jahraus jahrein gewiß genügendes Material, das sich die ehrenwerten Herren drüben als gute Beute aneignen. Wozu sollen sie also durch ehrlichen Kauf ihre Rein erträge kürzen?! Der verstorbene Herausgeber der -Newyorker Staatszeitung- hat in seiner Heimat großartige Stiftungen ge macht, und sein Nachfolger hat den Prinzen Heinrich gelegentlich dessen Besuchs in Amerika fürstlich bewirtet. Das wäre alles recht gut und schön, wenn nicht wir Schriftsteller, die im Beruse an und für sich durchaus nicht auf Rosen gebettet sind, zum Teil die Kosten solcher Largessen zu bestreiten hätten, indem mir mit einer Kaltblütigkeit geschröpft werden, die schon ans Polizei widrige grenzt. - Der Herr Baron hat läuten hören, aber nicht zusammen schlagen, er denkt an die deutsch-amerikanischen Blätter, wie sie vor vierzig und teilweise auch noch vor dreißig Jahren waren — jetzt aber nicht mehr sind. Damals waren z B. Lexow's »Belletristisches Journale, ein ausgezeichnet redigiertes Wochenblatt L 10 Cents, welches die gebildeten Deutschen der damaligen Zeit auf dem Laufenden hielt, mit einer Auf lage von 50000 — schon seit vielen Jahren existiert es nicht mehr; da war Zickels »Novellenschatz«, eine mit unver gleichlichem Geschick redigierte Reproduktion der besten deut schen Romane, Novellen u. s. w., in Halbmonatsheften L 15 Cents, mit einer Auflage von 80000 — die Abnehmer zahl ist jetzt auf 6000 heruntergekommen; da waren die »New-Uorker Staatszeitung» und deren »Sonntagsblatt», für welche der Verleger Ottendorfer das Vorabdrucksrecht neuer Romane mit großer Liberalität erwarb. Außerdem waren noch etliche andre deutsche Blätter hier und im Westen, deren Verleger große Beträge zahlten. Aber nicht als Honorar für das Verlagsrecht (welches sie nicht erwerben konnten), sondern nur für den Vorteil, einen Roman früher abdrucken zu können als jede andre Zeitung, jeder andre Drucker das auch thun durfte, und zwar ohne auch nur einen Pfennig Honorar dafür bezahlen zu müssen. Diese kauften das betreffende Buch — das war ihre ganze Ausgabe. In den goldigsten Zeiten dieser Aera der Hochflut des deutschen Wesens in Amerika hat es vielleicht zehn oder zwölf Verleger gegeben, welche sich in der Erwartung mate riellen Vorteils das Vergnügen gönnten, unter den Titel eines Romans in ihrer Zeitung zu setzen; »Zum Abdruck in der . . . Zeitung erworben.« Nach und nach wurden die Verleger inne, daß solches Geldwegwersen doch recht unzweckmäßig war, und sie thaten wie die neunhundert andern Verleger, d. h. sie warfen un nötigerweise kein Geld mehr weg. So ist es gekommen, daß von den zehn bis zwölf libe ralen Verlegern von früher, die an deutsche Autoren etwas bezahlten, kaum noch zwei übrig geblieben sind, abgesehen davon, daß ein Teil der andern zehn jetzt nur noch eine kümmerliche Existenz fristet oder gar schon entschlafen ist. Die Andern, ob sie gut oder nicht gut situiert sind, wundern sich natürlich darüber, wie man aus Sentimenta litätsrücksichten und indigniert ihnen verdenkt, daß sie thun, was nicht verboten, also erlaubt ist, dem einfachsten gesunden Menschenverstände entsprechend. Sie machen z. B. darauf aufmerksam, daß in Deutschland, England, Frankreich das Jagen dem Unberechtigten nicht erlaubt, sondern verboten ist und eventuell bestraft wird. In Amerika dagegen ist's im allgemeinen nicht verboten, daher erlaubt; und darum sind die Nimrode aus Europa herübergekommen und haben ge holfen, Büffel fast ganz auszurotten und andres Wild so sehr wegzuschießen, daß in einzelnen Staaten Gesetze erlassen werden mußten, um die völlige Ausrottung zu verhindern. Oder; in Deutschland, Frankreich u. s. w. ist's erlaubt, daß Kneipen Sonntags offen halten — in England und Amerika aber ist's nicht erlaubt, sondern verboten, entspre chend besondern Gesetzen — und so fort, aä iuüuitnm, ab gesehen davon, daß die Russen, Holländer u. a. nach Belieben Nachdrucken, weil es ihnen nicht verboten ist. Es ist verwunderlich zu sehen, wie der Herr Baron aus meinem Buche nur das herausgelesen hat, was ihm konveniert, wogegen er ignoriert, was ihm nicht paßt. So z. B. übergeht er mit Stillschweigen, was auf S. 105 steht, nämlich daß George Munro's Söhne keine weiteren Exem plare derjenigen Nummern der »Deutschen Library«, die ver griffen sind, von den in ihrem Besitze befindlichen Platten abziehen lassen. Das unterlassen sie, weil die Nachfrage nach dieser Sammlung, die deutsche Romane aus den siebziger und achtziger Jahren zum zwölften, fünfzehnten, ja selbst zwanzigsten Teile des deutschen Originalpreises brachte, ziemlich aufgehört hat. Der Vorrat wird zu herabgesetztem Preise ausverkauft. Selbstverständlich sind neue Bücher schon seit Jahren nicht mehr abgedruckt worden; auch der Herr Baron von Suttner ist nicht zu dieser Auszeichnung gekommen, sonst würde Nachfrage nach seinen Büchern entstanden sein — Nachfrage, die nicht existiert. Nachdem ich das gesagt, erscheint es doch angebracht, nochmals die zweite Hälfte seiner Zuschrift an die -Neue Freie Presse- anzuführen, nämlich; Allerdings ist der amerikanischen Journalistik kürzlich von hoher Seite die Generalswürde verliehen worden, aber ich sollte meinen, ^ noblosso obiigo^ — ^und cs entspricht am wenigsten der amerikanische Gesetzgebung in dieser Weise, und zwar dort, sie vom aoxz-rigbk spricht.... Nur der Nachdruck inländischer Werke ist bei Strafe verboten. Allerdings entschuldigt sie sich damit, daß sie sagt: Ihr Ausländer könnt euch ja ebenso^ schützen, indem wird solche Auslagen auf sich nehmen können?! Ein gefälliger amerikanischer Verleger, der als Vermittler eintrcten wollte, findet sich natürlich auch nicht, da es ja gar nicht in seinem Geschäfts interesse liegt, sich für das Recht eines fremdländischen Autors zu exponieren. Ueberall beginnt sich ^das Anständigkeitsgefühl zu ja, man legt sogar Wert darauf, autorisierten Abdruck oder auto risierte Uebersetzungen zu bringen, während es in Amerika geradezu als Verrat an den Berufsgenossen empsunden würde, dem litte- rarischen Diebstahl zu entsagen. Angesichts dieser bedauerlichen Zeitschrift -Die Feder- die Aufforderung eines in Amerika leben den deutschen Schriftstellers zu lesen, der die Absicht ausspricht, alle seine Kräfte einzusetzen, um da Wandel zu schaffen. Herr Fred. R. Minuth, North Braddock Pa. 42 Brinton Avenue, ladet seine deutschen Kollegen ein, ihm ihre Zustimmung zu dem Schritte, den er vorhat, zu senden. Er glaubt, daß es ihm dank seinen dortigen Verbindungen gelingen wird, eine Litterarkonvention zu stände zu bringen, wenn er sich aus zahlreiche Zustimmungen seitens der deutschen Schriftstellerwelt berufen kann. Ich halte es l006
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