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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1927
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- 1927-03-05
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- 05.03.1927
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IX? 54, 5, März 1927. Redaktioneller Teil. von Plauen gewählt. Unter seiner tatkräftigen Leitung wurde vieles geschaffen oder in Angriff genommen, was für die damalige Zeit und weit über diese hinaus von großer Bedeutung für die von 59 000 Einwohnern im Jahre 1897 aus 81 000 im Jahre 1902 anwachsende Stadt war. Mit weitem Blick veranlaßte er den Ankauf zweier Rittergüter, deren eines für Erweiterung, deren anderes für die Wasserversorgung der Stadt unentbehrlich war. Das Dorf Chrieschwitz wurde eingemcindst, der Stadlpark erweitert und schon damals der Bau der Eisenbahnlinie Plauen—Lottengrün vorbereitet, deren Ausbau der großen Schwierigkeiten wegen frei lich erst nach dem Kriege erfolgen konnte. Als Dezernent für das Schulwesen machte vr. Schröder sich besonders verdient durch Ein richtung der schulärztlichen Untersuchungen, und der erst 1898 ins Leben gerufenen Stadtbibliothek wurde er ein eifriger Förderer. Schon l900 erstattete er einen Bericht über Verwaltung und Stand der Gcmcindeangclcgcnheitcn, der eigentlich nur die Jahre 1899 und 1900 hätte umfassen müssen, von dem aber vr. Schröders Amts nachfolger sagen konnte, daß er in übersichtlicher, klarer Anord nung ein Bild des kommunalen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens der Stadt während der letzten Jahrzehnte geliefert, ja, in einzelnen Teilen noch auf weit frühere Zeilen zurückgreisend, zu einem Nachschlagebuch von dauerndem geschichtlichen Werte geworden sei. So schuf vr. Schröder in den kurzen drei Jahren seiner Amts tätigkeit Hervorragendes und Dauerndes, sah sich aber schon 1902 vor neue und größere Aufgaben gestellt, da ihn der Minister Rüger als Direktor der I. Abteilung in das Finanzministerium berief.' Rüger war die Ausgabe zugesallcn, das unter seinem Vorgänger etwas gelockerte Sächsische Finanzwesen neu zu ordnen. Dabei war ein rigoroses Sparsystem zunächst nicht zu vermeiden, und der Mnister war entschlossen, sich vorbehaltlos für die Durchführung dieser ebenso heilsamen wie undankbaren Maßnahme einzusetzen, deren Durchführung die unbedingte Voraussetzung für die Neuordnung der sächsischen Finanzen war. Hierbei wurde ihm Ministerial direktor vr. Schröder die rechte Hand; ja man darf Wohl jagen, daß die spätere, geradezu vorbildlich zu nennende Organisation des sächsischen Finanzwesens in der Hauptsache Schröders eigenstes Werk war. Wenn er es auf der einen Seite ausgezeichnet ver stand, die gebotenen Sparmaßnahmen ohne Schwanken durchzu setzen, so suchte er doch auch mildernd zu wirken, wo es irgend an gängig war, sodaß ihn der temperamentvolle und deshalb zuweilen über das Ziel hinausschießrnde Minister als »sein gutes Gewissen«: zu bezeichnen pflegte. Außer dem Staatshaushalt gehörten zum Arbeitsgebiet vr. Schröders das Staatsschulden-, Rechnung?-, Reichsfinanz- und Münzwesen; ferner die Abgaben und Steuern, die Ver- sassungssachen und die Personal-Angelegenheiten beim Finanz ministerium. Er war Vorsitzender der Landrenten- und Landes- kulturrcntenbank sowie der Altersrentenbank, Mitglied des Kom petenz- und des Disziplinar-Gerichtshoses; endlich Vortragender Rat im Kollegium der in Lvavgelicis beauftragten Staalsminister und stellvertretender Bundesratsbevollmächtigter: ein überreiches Feld zur Betätigung seiner großen Fähigkeiten und seiner uner müdlichen Arbeitskraft. In Anerkennung feiner Verdienste wurde er 1906 zum Stellvertreter des Vortragenden Rats, 1909 zum Vortragenden Rat beim Gesamtministerium und 1912 zum Wirk lichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt. An gesichts einer solchen Laufbahn wird man Wohl sagen dürfen, daß auch schon in früheren Zeiten für den wahrhaft Tüchtigen die Bahn frei war. Bis in das Jahr 1910 zurück reicht eine Schöpfung, die Exzel lenz Schröder nach seinem eigenen Zeugnis stets ganz besonders am Herzen gelegen hat: die Gründung der Deutschen Bücherei zu Leipzig. Sie war cs auch, die mich mit ihm in nähere Beziehungen brachte, und ich habe die regelmäßige Berührung, die gemeinsame Arbeit mit diesem trefflichen Manne stets als eine Bereicherung meines Lebens empfunden. Zunächst freilich betrat ich am 12. März 1910 fein Amtszimmer mit etwas beklommenen Gefühlen. Hatte ich ihn doch bei früherem Anlaß als einen Mann von durchdringender Schärfe des Urteils und unfehlbarem Blick für das praktisch Mög- 254 liche und Notwendige kennen gelernt. So war es mir klar, daß das von mir entworfene Programm in der bevorstehenden Unterredung eine unerbittliche Feuerprobe zu bestehen haben würde, und daß ich es endgültig zu den Akten würde legen müssen, wenn es in dieser Probe versagte. Es war die Schicksalsstunde der Deutschen Bücherei! Ich sah sehr bald, daß vr. Schröder nicht nur meine Denk schrift sehr genau gelesen, sondern auch sonst sich über den Gegen stand eingehend unterrichtet hatte, soweit er ihm nicht ohnehin ge läufig war. Und so begann er denn die Unterredung damit, daß er mir sämtliche Schwächen und Lücken meines Planes ebenso vollzählig wie deutlich vor Augen rückte. Es gelang mir aber, ihn zu überzeugen, daß auch mir diese Mängel wohl bekannt waren, daß ich sie aber teils aus taktischen Gründen, teils als not wendige übel nicht hatte umgehen können. Und nun zeigte sich, daß vr. Schröder der Sache nicht nur wohlwollend gegen überstand, sondern den großen vaterländischen Gedanken einer deutschen Zentralbibliothek begeistert aufgegriffen hatte und bereit war, sich für seine Verwirklichung mit voller Kraft cinzusetzen. So durste ich die Unterredung verlassen in dem Bewußtsein, einen starken, zuverlässigen Förderer meiner Bestrebungen gefunden zu haben. Zum erstenmal erfüllte mich das Vertrauen, daß die gute Sache sich schließlich doch Bahn brechen würde. Und dieses Ver trauen hat nicht getrogen. Was aber Exzellenz Schröder der Deutschen Bücherei gewesen ist, das ist m. E. nach außen nicht so zur Geltung gekommen, wie es sich eigentlich gebührt hätte; so wenig, daß Dresdener Zeitungen ihrer überhaupt nicht oder nur nebenbei gedacht haben. Und doch werden gerade Diejenigen, die neben ihm am meisten sür diese große Schöpfung geleistet haben, mir am freudigsten zustimmen, wenn ich sage: ohne Exzellenz Schröder wäre es weder möglich gewesen, sie zu gründen, noch auch sie über die Katastrophen des Weltkriegs hinüberzuretten. Seinem Wirken ist es schließlich mit zu danken, daß auch das Reich der Deutschen Bücherei seinen Beistand zuwendete, sodaß deren Zukunst nunmehr als gesichert angesehen werden darf. Aber diese geringe Geltung nach außen war gkrädezu kenn zeichnend für Exzellenz Schröders Wirken. Schon heute sind es nur noch wenige, die um das Schaffen dieses hervorragenden Kommunal- und Finanzpolitikers Näheres wissen. Es entsprang das der beherrschenden Eigenschaft seines Charakters: der unbe dingten Unterordnung der Person unter die Sache. Dienen dürfen dem Volke und der Kirche: das hat er selbst immer wieder als des Lebens wahren Inhalt bezeichnet. So blieb er, als sich Ehren und Würden auf seinen Scheitel häuften, von denen er als Afraner sich gewiß nicht hatte träumen lassen, der bescheidene, wenn auch seines Wertes bewußte, Pflichttreue Beamte und kerndeutsche Mann. So bewährte er sich ganz besonders im Jahre des Unheils 1918, das ihn für wenige Monate im Kabinett Heinze auf den Sessel des Finanzministers führte. Die geistreichste aller Revo lutionen zwang dann auch ihm, wie so vielen Tüchtigen, den Ruhestand auf. Ohne viele Worte zu verlieren, griff er zu, um zu halten, was noch zu halten war, und die Grundsteine zu legen, aus denen wieder aufgebaut werden konnte. Vor allem galt sein Wirken der Kirche, die durch die Schlagworte von der Religion als Privatsache und der Trennung von Staat und Kirche in den Grundfesten ihres Daseins erschüttert war. Schon als Oberbürger meister von Plauen war er in die Landessynode getreten und ge hörte ihr auch während seiner Staatsdienstzeit an. Als Vorsitzen der des Verfassungsausschusscs lag ihm die Leitung der Neugestal tung der Verfassung ob, und so mancher Satz in ihr trägt das Ge-< präge seiner Persönlichkeit. Außerhalb der Synode hat er als Gründer und Ehrenvorsitzender des Volkskirchlichen Laienbundes, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Vertretung evange lischer Interessen in der Politik und der Landeskirchlichen Kredit genossenschaft sein umfassendes Wissen und Können dem evange lischen Volke dienstbar gemacht. Auf politischem Gebiet machte er sich verdient, indem er schon sehr bald nach dem Umsturz die »Gesellschaft für wissenschaftliche Politik« ins Leben rief. Waren wir zu Anfang nur etwa 30 bis 40 Mitglieder, so ist deren Zahl heute auf mehrere Hundert angc-
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