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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1914
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- Deutsch
- Sammlungen
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Redaktioneller Teil. .V- 94, 25, April 1914, Brüssels, einer trunksüchtigen, zahnlosen und in den siebziger Jahren stehenden Fischhalle-Verkäuferin, verlobt werden (unser jetziger Bürgermeister ist ledig) und sich nachher als Balleteuse auf der Bühne Herumwirbeln sehen, oder bei einer ministeriellen Kongoreise im Badekostüm beim Passieren des Äquators die Taufe erhalten, nachdem sie zuvor mit recht drastischen Mitteln die Qualen der Seekrankheit haben demonstrieren müssen. Die deutsche Musik erfreut sich einer außerordentlich großen Beliebtheit in Belgien, Musikalisches Talent und Genie sind jedenfalls diejenigen Eigenschaften, die uns Belgier und Fran zosen am liebsten und neidlos zugestehen; ja wenn wir Deutschen doch das »Volk der Dichter und Denker« geblieben wären! Die großen Brüsseler Symphoniekonzerte »Ooneerts popu- iaires« (in der Oper) und »Loneerts Ts3)-e« werden znm größ ten Teil von ausländischen, meist deutschen Kapellmeistern ein studiert und dirigiert; oft sind es die Komponisten selbst, die nach hier berufen werden; im März z, B, leitete Strauß hier seine im Ausland belieblesten Opern Salome und Elektra und ein Konzert seiner Konrpositionen, Unsere belgische Königin, be kanntlich eine bayrische Prinzessin und Tochter des verstorbenen Augenarztes Herzog Karl Theodor in Bayern, unterstützt die musikalischen, literarischen und künstlerischen Bestrebungen der Hauptstadt und nicht minder der anderen belgischen Großstädte Antwerpen, Lüttich, Gent in jeder Weise, Sie ladet die meisten der nach hier berufenen Größen, speziell Komponisten und Kapell meister, zu Hofe, wohnt ihren Aufführungen bei, besucht Kunst ausstellungen und Künstler-Ateliers, während der König seine intellektuellen Interessen auf technischem, sozialem und national- ökonomischem Gebiete in gleicher Weise äußert. Ganz im Gegen satz zu dem früheren Königspaar: Leopold II, hatte für Kunst und Theater wenig Sinn und soll Musik als ein »unangenehmes Ge räusch« bezeichnet haben, war übrigens auch nur selten in Brüssel anwesend, während seine Gemahlin, die österreichische Prinzessin Marie Henriette, ausschließlich in dem kleinen Badestädtchen Spa lebte und sich für Sport, Pferde- und Hundcdressur interessierte. So besuchte die Königin auch das letzte »Bach-Konzert«, das die großartige Matthäus-Passion zur Aufführung brachte. Auch hier haben wir einen interessanten Beitrag zum Kapitel des »Deutschtums im Auslande«, Die von dem bekannten Musiker Zimmer geleiteten Konzerte der »Zoviets 9,-8, 8aeb« finden stets in deutscher Sprache statt, was insbesondere für die aus Mit gliedern der belgischen Aristokratie und des Bürgertums gebilde ten Chöre keine geringe Leistung bedeutet. Diese Gesellschaft hat seit den ca, 8 Jahren ihrer Tätigkeit große Erfolge zu ver zeichnen, Bei der vorhin erwähnten Passions-Aufführung wur den diese Chöre durch eine größere Anzahl von Schülern der hiesigen deutschen Schule unter der Leitung ihres verdienstvollen Musiklehrers Schwarthoff verstärk, der es übrigens auch ver standen hat, ein vorzügliches Schüler-Orchester auszubilden, das bei allen Schulfestlichkeiten aus den Plan tritt. Es war ein Hoch genuß, diese srischen deutschen Knabenstimmen inmitten der sonst ganz belgischen Umgebung zu vernehmen. In einer Kirche würde Bachs herrliche Schöpfung natürlich einen größeren Ein druck gemacht haben, als in dem nüchternen Konzertsaal »Zolls Latria«; war es da ein Wunder, daß beim Nachhausegehen in freundschaftlichem Austausch über das Empfundene mit einem hiesigen Kollegen von der andern Fakultät, Hofkunsthändler Diet rich, unser beider Erinnerungen auf die Leipziger Jugendzeit zurückgingen, und auf die herrlichen Konzerte des Riedelvercins in der Thomaskirche, in den achtziger und neunziger Jahren, deren Kirchenchor Kollege Dietrich in jener Zeit selbst ange hört hat! Das Interesse für Bach zeigt sich auch in der Zeilschcif- tenliteratur, und es ist vielleicht angebracht, aus eine musikkri tische Artikelserie »La 32° Lantats äs 83,0b« von Henri Maubel aufmerksam zu machen, die in den letzten Nummern der in meinem vorigen Brüsseler Brief lobend erwähnten Monatsschrift »83 vis intsUeetueils« veröffentlicht wurde. Nochmals auf das Theina »Wagner in Brüssel« zurückkommend, mutz ich noch berichten, daß, wie seit einer Reihe von Jahren, auch am Ende dieser Theater- 626 spielzeit eine Anzahl von Wagner - Aufführungen in deutscher Sprache an der hiesigen königlichen Oper gegeben werden, zu denen die Plätze trotz der doppelten Preise regelmäßig schon am ersten Tage des Vorverkaufs ausverkauft sind. Für die dies jährigen Aufführungen des »vestlval tVagnsr« wurden Tann- Häuser, Lohengrin, der Nibelungenring und Tristan und Isolde auserlesen, (über die letztgenannte Oper hatG, Kufferath ebenfalls ein sehr geschätztes Buch geschrieben,) Sie werden diesmal von Otto Lohsc und dem Dresdener Kapellmeister H, Kutzschvach ge leitet, und wie immer sind die bekanntesten und berühmtesten Sän ger der Bayreuther Festspiele zur Mitwirkung berufen worden. So kann man sagen, daß Wagner ein Menschenalter nach seinem Tode den Brüsseler Spielplan zum mindesten während der zweiten Hälfte der Saison völlig beherrscht hat und eine andere musika lische Novität überhaupt nicht aufkommen ließ. Schließlich noch einige Worte über die Schwierigkeiten, die die Übersetzung der Wagnerschen Sprache ins Französische Her vorrufi, Der Ausdruck »Mihnenweihefestspiel« ist glattweg un übersetzbar, Die genannte Originalübersetzung von Judith Gauthier spricht einfach von einem Gedicht (»poems«); Kufferath nennt es in seiner Neubearbeitung ein »drame saerö«; der flä mische Übersetzer Leo van Riel, der auch einen kleinen Kommen tar in französischer Sprache verfaßt hat, begnügt sich mit dem für Opern überhaupt gebräuchlichen Ausdruck »cirams ixrigue«. Noch vielseitiger sind die Bezeichnungen für den »reinen Toren«, über dessen richtige Übersetzung sich unzählige Belgier den Kopf zerbrochen haben mögen: ie pur ignorant, I'isgssu, is pur simple, Ik pur iimocsnt , , , Wagner selbst schreibt in einem seiner Briefe an Judith Gauthier sogar »karslkai — ls kou«. In unserer Übersicht der wenigen Büchernovitäten des Win terhalbjahrs fortfahrend, seien zuerst zwei preiswerte, reich illu strierte Bücher über Ägypten erwähnt, die sich an den großen Kreis der Kunstfreunde und Orientreisenden wenden: E, Lagier, L'Lg^pts monumentale et pittvresque (240 S. m, 60 Jllnstr,; krs, 3,50) und G, Legrain, Loagsvr saus Ie» kkaravns (Legendes et ckansous de Ia Laute Lgz-pte; 220 S, M, 100 Jllustr,; trs, 5,- ), beide von Vromant L Co, verlegt. Derselbe Verlag zeigt als dem nächst erscheinend ein praktisches Handbuch über das Spitzenklöp peln an: A, Carlier, Les dentslies aux kuseaux: Aallnes, Lilie, vkantilh-, 8Iomies. (4°, mit 450 Jllustr,; Subskr,-Preis 20 krs,, Ladenpreis 25 krs,), — Von Spitzen handelt auch das letzte größere Verlagswcrk der Wintersaison von van Oes! L Cie,: E, van Overloop, venteilss aneiennes cls Ia volleetion Lltrsd Leseure (8ruxslles, Naiiaes Valenoiennes, kinsbe), 50 Foliotafeln in Phototypie; krs, 60,—, gewissermaßen eine Fortsetzung der früher veröffentlichten Albums der berühmten SnmmlungLescure, Das neu erwachte Interesse für die Spitzenindustrie wird mit der Zeit hier in Belgien zu einer richtigen Renaissance dieses schönen Kunstgewerbes führen, deren Freunde und Gönner sich neuer dings zu einer Gesellschaft »Les amis rie >3 dentelle« zusammen- gefchlossen haben. Ein Teil des belgischen Adels ist ihr beigetreten, und ihre Bestrebungen sind von den Regierungen durch ein Subsidium unterstützt worden, handelt es sich doch darum, die durch die Hungerlöhne, die den flämischen Heim arbeiterinnen bezahlt werden, geradezu dem Untergang entgegen gehende Spitzenindustrie durch soziale Maßnahmen zu retten und neu zu beleben, — Weitere Arbeiten über Kunstgeschichte und Ge werbe: G, Williams, Laurent vsivaux, 1696—1778, ein von Fla men und Wallonen in gleicher Weise als Landsmann beanspruchter Bildhauer (ebenfalls bei ba» Oest L Cie,, mit 62 Tafeln; 10 trs,); M, und E, Theodore, Les Textiles (Listvirs et Travaii), reich illu striert und Preiswert (geb. krs, 5,— ; bei CH, Desoer, Lüttich);. Iwan Cers, Les akkiebss beiges 1896-—1898, mit schönen farbigen Abbildungen (im 2, Semesterhest des Nasse clu Livrs, 1913), Neben den vielen deutschen und französischen Ausgaben von Karl de Costers Ulenspiegel ist nun endlich auch eine neue flä mische Ausgabe erschienen, nachdem die erste seit Jahren ver griffen war. Es war Zeit, daß die Flamen die fröhlichen Taten ihres Rationalhelden wieder in ihrer eigenen Sprache zu lesen bekamen: Vs Legende en de tieldkaktigs vrvooiljks SN roemrijlce
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