4156 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 105, 8. Mai 1814. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher Leipzig, Znselstr. 10 Anfang Juni erscheint in meinem Verlages Ein neues Buch von Professor vr. Heinrich Wolf Angewandte Kirchengeschichte eine Erziehung zu nationalem Denken und Wollen Amfang etwa 30 Bogen Preis geheftet ea. M. 5.—, M. 3.78 no., M. 3.35 bar; in Leinen gebunden ca. M. k.—, M. 4.— bar Freiexemplare S/8! j 2 Probeexemplare gebunden für M. 7.2V Freiexemplare 9 8! Ich eröffne auf dieses Buch eins Subskription und liefere bis zum Erscheinen das gebundene Exemplar zum Vorzugspreise von M. 4.80. Auf diesen Preis gewähre ich dem Buchhandel bei Einsendung der Originalbestellung einen Rabatt von 250/«. Der Herr Verfasser sagt von dem Buche: Nicht eine Religionsgeschichte will das Buch geben, sondern eine Geschichte der äußeren, staatlich organisierten, mit dem Staat konkurrierenden Kirche, der Theokratie, der Gottes- oder Pricsterherrschaft. Im entarteten Orients ist im 2., besonders aber 1. Jahrtausend vor Christi das Kirchentum entstanden, die theokratische Staatsform. Seit 2500 Jahren besteht die Weltgeschichte hauptsächlich aus einem Ringen zwischen Asien und Europa, zwischen Theokratie und weltlichem Staat, zwischen Priester- und Laienkultur, zwischen IIni Versalismus und Nationalismus. 3m Gegensah zum Orient entfaltete sich die herrliche griechisch-römische Kulturwelt. Dennoch war das Ende der alten Geschichte ein Sieg des Orients; langsam legte sich das Leichentuch über die griechischen Länder, über das weite römische Kaiserreich, und dann wurden allmählich auch die christliche Kirche und die germanischen Völker „orientalisiert". Llm 1400 nach Christi war der Höhepunkt, der Sieg der Pricsterkultur und des weltumfassenden „Goltcs- staatcs". Aber gleichzeitig begann der große Amschwung: In heißem Ringen wurde der Weg zurückgefunden von dem Aniversalismus zum Nationalismus, vom Herdenmcnschentum zur freien Persönlichkeit, von der Theokratie zum weltlichen Staat, von dem Sozialismus zum Individualismus, von der Gebundenheit zur Freiheit. Eine neue herrliche Kulturwelt ist entstanden. Aber die Entwicklung der letzten 100 Jahre hat dahin geführt, daß heute der uralte Gegensatz wieder in größter Schärfe besteht, daß die Priesterkultur des 13. Jahrhunderts für Millionen Menschen das höchste Ideal ist, daß der Kampf gegen unsere schwer errungene Laicnkultur so heftig geführt wird wie nur je. Wir nennen diese Bestrebungen politischen Katholizismus, Altramontanismus. Anser deutsches Volkstum ringt heute um seine Existenz gegen die drei internationalen Mächte: schwarz, rot, gold. Wenn unser Reichskanzler am 10. Dezember >910 in der Reichslagssihung erklärte: „Es ist notwendig, daß unser Volk über die Ansichten und Absichten der Sozialdemokratie klipp und klar Bescheid weiß", so möchte ich sagen: „Ebenso notwendig, vielleicht noch notwendiger ist cs, daß unser Volk über die Ansichten und Absichten des Altramontanismus klipp und klar Bescheid weiß. Die beste Lehrmeisterin ist die Geschichte".