Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1927
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- 17.03.1927
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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x° 64, 17. März 1927. Redaktioneller Teil. zahl und sonstige bibliographische Angaben fehlen aber dem Titelblatt noch. Als erster Titelblattdruck mit einer Jahreszahl ist ein Kölner Truck von 1470 bekannt, und den bibliographischen Anforderungen nach Verfasser, Druckort, Jahreszahl usw. wird der 1476 von Erhard Rat- dolt in Venedig gedruckte Kalender des Johann Regiomontanus zuerst gerecht. In einem lateinischen Verse werden uns Autor, Titel, Inhalt, Verlagsort, Truckjahr, Verleger und zugleich der Zweck des Buches genannt. In seiner interessanten Abhandlung über »Titclreimc und Buchanpreisungen ans der Frühdruckzeit« teilt Karl Schottenloher (Bbl. 1927, Nr. 23) die Übersetzung des Titels aus der ebenfalls von Erhard Natdolt in Venedig 1478 gedruckten deutschen Ausgabe des Kalenders mit. (Eine Abbildung oder Nachbildung des deutschen Titel blattes befindet sich als Tafel l in »Voullieme, Die deutschen Drucker des 15. Jahrhunderts. 2. Auflage 1922«.) Gegen Ende des 15. Jahr hunderts wird der Gebrauch des Titelblattes schon häufiger. Als die stolzen Nürnberger, Augsburger, Leipziger und Wittenberger Früh drucker mit ihrer großzügigen verlegerischen Tätigkeit begannen und die Messen beschickten, stellte sich die Notwendigkeit des Titelblattes zur besseren Anpreisung der Bücher von selbst heraus, und mit Beginn des 16. Jahrhunderts finden wir es dann in der noch heute gültigen Form allgemein eingeführt und verbreitet. Es enthielt in allen mög lichen Superlativen gleichzeitig die Reklame für das Buch und diente so gewissermaßen zugleich als Prospekt. Der Stil im Buchtitel wurde notwendigerweise durch den künstlerischen Einfluß der Zeit bestimmt und wirkt darum in der Gotik wuchtig, wie die Bauwerke der Zeit, in der Renaissance mit dekorativem Geschmack, während der Barockzeit in allen möglichen arabesken Formen, im Rokoko besonders graziös, >im Zeitalter des Klassizismus kühl und vornehm, das beginnende 19. Jahrhundert drückte ihm seine künstlerische Note auf, der Niedergang and Verfall der Kunst um die Mitte des 19. Jahrhunderts kommt sicht lich auch im Buchtitel zum Ausdruck, der Eklektizismus der 80er J-ahre wirkt auf ihn ein, und über den Weg des Jugendstils findet er seine neue künstlerische Gestaltung in den prächtigen Druckwerken so vieler berühmter Pressen und Schriftkünstler, bis ihm auch 1926 die »neue Sachlichkeit« in den meisten Fällen eine eigene künstlerische Note ver leiht. Drei wichtige Elemente sind es, die die Wirksamkeit des guten Buchtitelblattes von vornherein bestimmen: 1. das konstruktive, 2. das dekorative und 3. das illustrative Element. Immer muß das Titel blatt konstruktiv gut sein, um seine rechte Wirkung zu erzielen. Es ist bedauerlich, daß in den großen Geschichten der architektonischen Künste die großen »Architekten der Buchkunst« nicht berücksichtigt sind. Auf gabe der heutigen Zeit, der Presse und des Buchhandels ist es, diese Meisterwerke der Buchkunst mehr und mehr durch Ausstellungen, stän dige Museums-Abteilungen, Abhandlungen usw. auch den weitesten Kreisen des Publikums bekannt und vertraut zu machen. Erst wenn alle diese Kräfte gemeinsam wirken, wird die große Welt das richtige Ver ständnis für das künstlerische Schaffen dieser Meister am Bau des Buchgewerbes gewinnen. Es muß und wird dann soweit kommen, daß in den künstlerischen Zeitschriften und Essay-Bänden dem Buch als Kunstwerk einer der vordersten Plätze eingeräumt wird, und daß das Wort vom »Büchernarren« zu einem Ehrenwort nicht nur für Kenner, sondern für jeden verständigen und kunstliebenden Menschen wird. Wenn der sonst so feinsinnige Beobachter Stendhal während eines Besuches bei Bodoni in Parma 1812 dessen künstlerische Leistung bei der Herstellung eines Buchtitels mit spöttischen Worten abtut, so muß wie damals der mit großem berechtigten Stolz auf seine architektonisch buchkünstlerische Gestaltung erfüllte Meister Bodoni (er hatte an diesem Buchtitel 6 Monate geformt und geschafft) heute jeder die ästhetische Empfindung haben, daß ein gutes Buch in schöner, edler Form einen doppelten Genuß bedeutet. Außer den privaten Sammlungen bekannter Frankfurter Biblio philen (Paul Hirsch, Dr. Liebmann, Stiebe! u. a.) haben die Direktion der Stadtbibliothek Frankfurt a. M., der Linel-Sammlung, des Guteu- berg-Museums in Mainz u. a. wertvolle Stücke ihrer Büchersammlun gen bereitgestellt, um der Ausstellung einen besonderen Anziehungs punkt hinsichtlich der ältesten und älteren Druckkunst zu geben. Den Neigen eröffnet eine in fünf Vitrinen untergebrachte Inkunabel- Sammlung, aus der einige besonders schöne und wertvolle Stücke genannt seien: »Der Statt Wormbs Reformation 1498«, »Schedel'sche Chronik, Nürnberg 1493 (Paul Hirsch)«, »Cronecken der Sassen, Mainz, Schösser, 1492« (Gutcnberg-Museum), »Seb. Brmit's Narrenschiff, Reutlingen, 1494« (Stadtbibliothek Frankfurt a. M.), »Das Buch der Croniken, Augsburg, Schönsperger, 1496« (Gutenberg-Museum), »vi- roctorium 8tatuum seu veriu8 . . ., Straßburg 1489«, »Horatius b'laee. ?oete Uriei opera, Straßburg, Grüninger, 1498«, »Seb. Braut, Carmina, Straßburg, Grüninger, 1498«, »Der Ritter von Turn, 304 Carmina, Basel, Bergmann von Olpe, 1489«, »Der Ritter von Turn, Basel, Michael Furter, 1493«, »Lpwtolae beati Hieron^wi, mit Titel- Holzschniu von Albrechi Dürer, Basel, Nicolaus Keßler, 1490«, »Die Chronica von der hilligen Stat Coellen, Köln 1499« (Linel-Samm lung), »6armiua cie beata virgino dlaria, Holland 1498« (Gu.en- berg-Museum), »8ermone3 Leruaräl in Duytsch, Zwolle 1495« (Linel- Sammlung). Den D r u ck e n d e r N e n a i s s a n c e - Z e i t ist ein weiter Raum gewidmet. Sie genießen bei den Besuchern der Ausstellung ob ihrer prachtvollen architektonischen Titelblattgestaltung besondere Be achtung und Bewunderung. Die berühmten Frankfurter Drucker der Zeit haben naturgemäß den Vorrang. In der Christian Egen olpH gewidmeten Vitrine sind besonders hervorzuheben: »vibliacae bistoriae, kl. 8°, mit Titelholzschnitt von H. S. Beham 1539«. Mustergültig steht der Antiqua-Titel inmitten des schönen Holz schnittes. »1>pi in ^pocahpsi ckoanula mit Holzschnitt von H. S. Beham, kl. 8°, 1539«. In einer edlen Antiqua sind die vier Titel zeilen vortrefflich in der oberen Hälfte des Blattes verteilt, während die untere Hälfte der Holzschnitt ziert. Auch bei dem Quartband »Rotweilisch Hofgericht, 1535«, mit zwei Holzschnitten von Hans Weiditz ist die herrliche architektonische Verteilung von Titeltext und den beiden Holzschnitten aufs beste gelungen. Auch in dem 1549 ge druckten »Formular / Allerlei Schreiben / usw.« (4°) fällt die glück liche Verbindung zwischen den vier Holzstöcken und der Titelschrift angenehm auf. Aus Sigmund Feyerabends Offizin ist die prächtige Groß-4°-Ausgabe der »öiblia / d. i. die gantze heylige Schrifft / Deutsch v. Mart. Lut. (1560) mit dem Titelholzschnitt des Virgil Solis« (Stadtbibl. Frankfurt) zur Schau gestellt. Glückliche, ja musterhafte Raumverteilung und Verwendung der verschiedenen Schriftgrade, Einordnnng des Verlags-Signets, Druckorts usw. zeigt: »?eckanii vio8eoricki8, Andreas Wcchel, Frankfurt, 1598«. Aus M ainz, Köln, Worms und Oppenheim kommen mehrere wertvolle Druckerzeugnisse mit schönen Titelblättern, die der schwarzen Kunst zur hohen Ehre gereichen: Mainz 1521, Offizin Johann Schösser, »ke- ginouw dlcmacbi ?rumi6Q8i8 Lnnal68«; prächtige Architektonik, der in der Mitte stehende Antiqua-Titel wird von mehreren Holzschnitten eingefaßt. Mainz 1532, Johann Schösser, »Reformation des Keyser lichen Cammergerichts«. In einer wuchtigen Gotisch, Mainz 1541, Franz Behem »0uom38ticou eeelemLs«, Text in Antiqua und Gotisch, verschiedene Schriftgrade, entzückende Titelbordüre. Köln 1525, Livius (Antiqua-Titel), die zehn Titelzeilen in drei Schriftgraden, mit vier hübschen Holzschnitten von Anton Woensam. Oppenheim 1522, »Der ncwe groß Römisch Kalender« (Stadtbibliothek Frankfurt). Stolz steht der rot und schwarz gedruckte Titel inmitten der dekorativ-archi tektonischen Titelbordüre. Aus der Linel-Sammlung birgt eine Vitrine eine stattliche Reihe »Reichstags-Abschiede« aus dein 16. Jahr hundert. Die schlichte und wuchtige Wirkung der Gotisch ist aus fallend. Augsburg, Nürnberg, Wittenberg sind mit meh reren schönen Sachsenspiegeln, Luther-Flugschriften, Hans Sachs- Drucken u. a. m. vertreten. Die schönen Titelbordttren der Witten berger Drucke stechen dabei besonders ins Auge. Auch die Reichs- Hauptstadt kommt mit zwei prächtigen Berliner Drucken gegen Ende des 16. Jahrhunderts zum Wort: »Hi8toria 8ive cke8criptio plantarum, 4°, mit reichem arabesken Holzschnitt-Titelschmuck von Peter Hille, Berlin 1576, Leonhard Thurneisser«; »Onoma8tioon«, Titel in Antiqua und Fraktur rot und schwarz gedruckt, Berlin 1583. Prachtvoller Quartband mit Titel Holz schnitt von Peter Hille. In der Nürnberger Vitrine fallen wegen ihrer formvollendeten Titelblattgestaltung folgende Werke besonders aus: W. Dietterlin, ^i-ebiteotura, mit prächtigem Kupferstich um den rot und schwarz gedruckten Titel, 4°, Nürnberg, Balth. Caymor 1598, und Wcntzel Jamnitzers ?er8p6etiva eorporum, 4°, Nürnberg 1568, mit herrlichem Kupferstich von Jost Ammann. Die Frankfurter Drmckknnst, die gleich den übrigen Druckstärken des Reiches durch die Massenproduktion der Neformationszeit und des beginnenden Humanismus stark an künstlerischer Qualität eingebüßt hatte, erlebt um die Wende des 16. Jahrhunderts und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts nochmals eine Blütezeit. Von der Kupferstichkunst kamen gewandte Meister und geschäftstüchtige Drucker und Verleger, um neues Leben in das Buch gewerbe zu bringen: Theodor de Bry, Matth. Merian und seine Söhne, Jonas Rosen u. a. m. Ihre von edelster Schönheit erfüllten buch künstlerischen Leistungen hier einzeln aufzuführcn verbietet der zur Verfügung stehende Raum. Ich verweise Interessenten dafür auf meinen Aufsatz in Nr. 64 des Bbl. Jahrg. 1925. (Die Frankfurter Drucker der Renaissancezeit und des Barock.) Wie an vielen bedeuten den Plätzen Deutschlands eingewanderte Drucker einen neuen frischen
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