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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1887
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. Die Anfänge des Rostockcr BnchergeNierbcs. Von vi-. Ad. Hofmeister.*) Eine in sich geschlossene, erschöpfende Darstellung aller mit der technischen Herstellung und dem Vertriebe der Bücher in Verbindung stehenden Gewerbszweige zu geben, liegt vor der Hand weder in meiner Absicht noch in meinem Vermögen. Die Geschichte des wichtigsten unter ihnen ist bereits vor beinahe fünfzig Jahren von Lisch in ganz mustergiltiger Weise geschrieben**) und außer wenigen Ergänzungen, welche für die Entwickelung der Buchdruckerkunst als solcher keine große Wichtigkeit besitzen, und einer Rundschau über die weitere Ausbreitung bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts bleibt nicht viel zu thun übrig. Was jedoch die anderen hier in Betracht kommenden Betriebe angeht, so ist darüber so gut wie gar keine spezielle Vorarbeit vorhanden, und auch mir hat es bisher nicht gelingen wollen, mehr als einzelne hier und da zerstreute Notizen zu sammeln, mit deren Hilfe ich den Versuch wage, ein Bild der ganzen weitverzweigten Industrie zu entwerfen. Daß in Rostock, welches durch seine Universität der Mittel punkt des wissenschaftlichen Lebens im ganzen deutschen Norden geworden war, welches vier Klöster und zahlreiche Weltgeistliche in seinen Mauern barg und zwei große Feldklöster vor den Thoren liegen hatte, natürlich schon lange vor der Erfindung und Einführung der Buchdruckerkunst reges litterarisches Interesse herrschen mußte, ist klar. Bereits um 1280 vermachte***) ein hochangesehener Bürger und Ratmann Hermann, Bruder der Frau Life, seinem wahrscheinlich dem Dominikanerorden an- gchörcndeu Schwestersohn Johann vier Mark zur Anschaffung von Büchern — eine recht bedeutende Summe, wenn wir da neben halten, daß die meisten der im Testamente bedachten geist lichen Stiftungen weniger erhalten, so das junge Kloster zum heiligen Kreuze nur zwei Mark. Im Jahre 1358 kaufte man für 4 Mark 64 Scheffel Hafer, ff) Fortan geschieht in den Testamenten der Bücher als eines wertvollen Besitzes häufiger Erwähnung, und daß im fünfzehnten Jahrhundert die Büchereien unserer Klöster nicht unbedeutende Schätze enthielten, davon zeugen noch, wenigstens für die Prediger mönche zu St. Johannis und für die Karthäuser zu Marienehe, eine Reihe von kostbaren Bänden in der Bibliothek der Uni versität. Dennoch wird man hier kaum von einem schwunghaften Büchergewerbe sprechen können. Die Bücher zum gottesdienst lichen Gebrauch und zu Erbauungszwecken sind in jener Zeit wohl ausschließlich aus der Hand fleißiger Mönche und Nonnen hervorgegangen, und wenn auch manches Gebet- und Andachts buch von frommen Seelen mit Geld und Geldeswert aus gewogen werden mochte, ein Gewerbebetrieb entwickelte sich daraus schwerlich. Auch die nichtgeistliche Litteratur dürste hier meist nur zum eigenen Bedarf abgeschrieben oder von aus wärts eingeführt worden sein, obgleich natürlich nicht in Ab rede gestellt werden soll, daß mancher gelehrte und wohlhabende Mann Werke, an deren Besitz ihm gelegen war, auf feste Be stellung für sich kopieren ließ. Das berufsmäßige Kopieren von Handschriften zum Zwecke des Verkaufs wird voraussichtlich erst nach Begründung der Universität in größerem Maßstabe in Aus nahme gekommen sein. Bestimmtes wissen wir hierüber nicht, da die Rostocker Universitätsstatuten ebenso wie die ihnen zu Grunde liegenden Erfurter davon schweigen, doch müssen wir *) Vortrag, gehalten im Verein sür Rostocks Alterthümer am 8. Februar 1887 (nach den Mecklenburgischen Anzeigen 1887, Nr. 36). **) Geschichte der Buchdrnckerknnst in Mecklenburg bis zum Jahre 1540. Jahrbücher des Vereins f. meckl. Geschichte IV. ***) Rostocker Stadtbuch X. Ungedruckt, ff) Meckl. Urknndenbuch XIV, Nr. 8509. annehmen, daß auch hier die Händler und Verleiher von Hand schriften, die librarü und statiouarii, eine ähnliche Stellung einnahmen wie an den italienischen Universitäten und wie in Heidelberg, Köln und Wien, wo sie der Universität sür die Korrektheit der von ihnen geführten Abschriften verantwortlich und bezüglich des Preises an bestimmte Sätze gebunden waren.*) In der Regel lag die Besorgung und der Verkauf der Ab schriften in der Hand der Pedelle, die daran einen vielleicht nicht gerade großen, aber sicheren Nebenverdienst hatten. Die gewerbsmäßige Herstellung des Pergaments wird für die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts durch die pl-rtoa psrßa- wsutatorum**), vielleicht die jetzige Weißgerberstraße, bezeugt, doch ist dieser Gewcrbszwcig wohl schon zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts erloschen. Papiermühlen werden natürlich auch nicht gefehlt haben, obgleich mir aus früherer Zeit bisher nur eine solche zu Parkentin bekannt geworden ist, welche 1586 schon seit langer Zeit eingegangcn war.***) Das meiste Papier wird über Lübeck bezogen worden sein, wie die Übereinstimmung der Wasserzeichen in vielen älteren Lübecker und Rostocker Drucken darthut. Einen besonderen Aufschwung nahm die gewerbsmäßige Her stellung und der Handel mit geschriebenen Büchern jedenfalls durch die Niederlassung der »Brüder vom gemeinsamen Leben«. Bereits zwischen 1440 und 1447 wird berichtet von einem vom Segeberchhause in Lübeck aus begründeten Schwestcrnhansc in ckioossi Lwsrineusi propo Uostilrff), von dem freilich jede weitere Spur fehlt. Wir dürfen indes ans dieser Notiz schließen, daß schon geraume Zeit vor dem 8. September 1462, wo zuerst die »neue Kongregation« urkundlich erwähnt wird-sch), einzelne Glieder derselben hier ihren Aufenthaltsort hatten. Ihre Regel schrieb ihnen vor, sich ihre Lebensbedürfnisse durch eigene Arbeit zu erwerben, und was war für Kleriker angemessener, als die Be schäftigung mit der Litteratur, welche sie zugleich in den Stand setzte, neben der ihnen ebenfalls vorgeschriebenen Lehrlhätigkeit noch über die Schule hinaus in weiten Kreisen durch die Ver breitung guter Bücher segensreiche Wirkungen auszuüben. Doch als sie in Rostock festen Fuß gefaßt hatten, war die Zeit schon vorüber, wo die Bücherabschreiber und Illuminatoren ihr gutes, nicht selten reichliches Auskommen fanden. Die Buchdrucker traten an ihre Stelle. Unaufhaltsam verbreiteten sich die billigen und korrekten Erzeugnisse der »schwarzen Kunst« und verdrängten die Manuskripte, von denen sie den besseren nicht nachstandcn, aber die große Menge weit übertrafen. Wenn auch die Hand in der Herstellung der allcrkostbarsten, in künstlerischer Aus führung von Gold und Farben strahlenden Gebetbücher noch eine zeitlang erfolgreich mit der Presse wetteiferte, so gab sie doch spätestens im ersten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts den ungleichen Kampf auf, und wenn anscheinend eine der Rostocker Universitätsbibliothek gehörige Handschrift aus den Jahren 1556—1560 noch gewerbsmäßigeVerfertigung verrätffffff), so ist dies offenbar nur als ganz vereinzelt stehende Merkwürdig keit zu betrachten. Die Zeit der schriftlichen Vervielfältigung war vorbei und die »Broeders van der Penne«, wie die Brüder vom gemeinsamen Leben wegen ihrer Schreibthätigkeit wohl auch genannt wurden, gehörten zu den ersten, die das einsahen *) Kapp, Geschichte des S. 13 ss. **) M. U.-B. XIV, Nr. ***) Weitere Nachrichten, (1743), S. 3L7. ff) Johannes Bi^ herausgeg. von K. Gi»« 1887), II, 49. (S. ffff) Jahrbb. II ffffff) Mittheib Nr. 11/12.
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