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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1887
- Strukturtyp
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- 1887-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1887
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- Deutsch
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der frühesten und zugleich bedeutendsten Buchdruckereien, welche außerhalb Mainz erstanden, befand sich nach den Untersuchungen I. P. A Maddeus*) im Brüderhause zum Weidenbach**) in Köln, weitere in Marienthal, in Brüssel und später in Nürnberg. Auch in Rostock richteten sie unter dem thätigen Rektor Nicolaus von Deer eine Druckerei ein, die zweite in Norddcutsch- laud, aus welcher als erstes nachweisbares Erzeugnis am 9. April 1476 ein Ausgabe der Schriften des Kirchenvaters Lactantius hervorging, die jetzt, wie alle älteren Rostocker Drucke, zu den größten Seltenheiten gerechnet wird. Die Schlußschrift besagt: »Hier endigen sich die Bücher des Firmianus Lactantius . . ., durch die gesammte Brüderschaft des Hauses vom grünen Hof zu St Michael in der Stadt Rostock im Wendischen Lande nach bestem Vermögen und mit allem Fleiß verbessert und sorgsam zu Ende gebracht.« Schon häufig ist die Frage aufgeworfen, von wo diese Druckerei ihren Ursprung herleitet***), da ja natürlich die mit der neuen Kunst vertrauten Brüder nebst den zur Ausübung derselben erforderlichen Werkzeugen von auswärts herbeigerufen werden mußten und im Mutterhause »zum Springborn« in Münster keine Druckerei vorhanden war. Es liegt am nächsten, hierbei an das Haus Weidenbach in Köln zu denken und wirklich zeigen die zuerst benutzten Lettern große Ähnlichkeit mit solchen, die nach Maddens scharfsinnigen, aber freilich nicht un bedingt anerkannten Untersuchungen dort gebräuchlich waren, während sie den Marienthalern und Brüsselern nicht gleichen. Die Thätigkeit der Brüder ist, soweit unsere Nachrichten gehen, keine stetige und ununterbrochene, erstreckt sich indessen doch über sechsundfünfzig Jahre. Ihr Schwerpunkt liegt im fünfzehnten Jahrhundert; aus der ganzen Zeit von 1500—1521 und wieder von 1522 —1526 läßt sich kein einziges Druckwerk mit Sicherheit Nachweisen. Ganz oder wenigstens in erkenn baren Bruchstücken sind 38 Drucke der Michaelisbrüder auf uns gekommen, 19 in lateinischer, 14 in niederdeutscher und 5 in dänischer Sprache; von 3 anderen, die ihnen noch zugcsprochcn werden, scheint mir der Beweis nicht voll erbracht, da der kürzlich verstorbene Senator Culemann in Hannover, auf dessen Autorität hin Lisch und Wiechmann sie in ihre Vcrzeichnissefi) aufnahmen, sich, nach einem anderen Beispiel zu urteilen, möglicher weise auch hier geirrt hat. Hauptsächlich sind es liturgische Werke für die Schweriner Diöcese, Kirchenväter und Predigt- sammlungeu, daneben aber besonders Erbauungs- und Unter- haltungslitteratur in niederdeutscher Sprache, so ein Leben der Heiligen, die Offenbarungen der heil. Brigitta, die Volksbücher von der geduldigen Griseldis, von der Meerfee Melusine, von den sieben weisen Meistern, von der Zerstörung Trojas, von König Alexander u. a. m. Die meisten der letzteren sind nur in einem einzigen Exemplar oder gar nur in Bruchstücken erhalten, während gewiß manche Schriften ähnlichen volkstüm lichen Inhalts und geringeren Umsangs vollkommen unterge- gangen sind. Der größte Teil ist jedenfalls von den Michaelisbrüdern ans eigene Rechnung gedruckt und in den Handel gebracht worden, wie ja im allgemeinen in der frühesten Zeit der Buchdruckerei alles, was überhaupt zur Herstellung und zur Verbreitung der Bücher gehörte, Schriftgießerei, Formschnitt, Druck, Verlag, Buch- ^^ejund Verkauf in der Hand eines Einzelnen oder wohl auch, ceitetem Geschäftsbetrieb erforder est von Unternehmern vereinigt Mation als zahlreiche, wohl- zusammengehaltene und inds verbreitete Gemein es 1868—75. rig übersetzt, riviers schaft begünstigten Weise führten die Brüder die Buchdruckerei auch noch fort, als anderwärts schon längst eine weitgehende Arbeits- und damit Jnteressenteilung eiugetreten war. Die Übernahme der Arbeiten auf fremde Rechnung war dabei nicht ausgeschlossen, bereits um 1490 druckten sie für einen Privatmann eine später noch näher zu besprechende Bücher anzeige, und weiterhin finden wir sic verschiedentlich im Auf träge der Herzoge beschäftigt; so rühren von ihnen ein Auf- gcbotsausschreibcn Herzog Heinrichs vom Jahre 1521 (die Herstellung des einseitig mit 28 Zeilen bedruckten Folioblaltcs wurde mit 4 Gulden bezahlt)*) und die Hausverträge von 1507 und 1520 her, ebenso von 1526 an eine Reihe von Werken in dänischer Sprache.**). Die Vermittlung dieser letz teren Aufträge geschah zum Teil durch den Buchbinder Hans Meyer***), der auch dem Drucker Hans Walter in Magde burg Aufträge erteilte und mit Hermann Koester in Kopenhagen in naher Geschäftsverbindung stand; anderes besorgte der Rostocker Bürger Hans Reße, der am 6. Dezember 1528 im Aufträge des der Reformation freundlich gesinnten Kopcnhagener Carmcliter- mönchs Franz Wormordsen den Rest der Druckkosten von dessen dänischer Psalmenübersetzung an Martin Hilleman, den da maligen Rektor des Fraterhauses, bezahlte. Wir erfahren aus der in Kopenhagen noch vorhandenen Quittung fi), daß die Her stellung des 34(/z Bogen in Quart enthaltenden Buches (die Höhe der Auslage ist allerdings nicht bekannt) auf 108 Gulden vereinbart war. Neben diesen Geschäften findet sich aber auch die auffällige Thatsache, daß die Michaelisbrüder die gesamte Herstellung eines Breviers für den Schweriner Sprengel von der Abfassung bis zum Einband und zum Verkauf übernehmen, dasselbe aber auf ihre Kosten in Paris drucken lassen, wo es 1529 bei Thiclmann Kervcrs Witwe vollendet wurdc.fifi). Eine Erklärung dafür dürfte sich nur in dem Umstande finden lassen, daß sich die Brüder zur Zeit des mit dem Schweriner Domkapitel abge schlossenen Vertrages, 17. September 1522, nicht im Besitz der nötigen, besonders vereinbarten Schriftsorten befanden. Sie hatten bis 1521 noch immer mit den alten, unmodern gewor denen und namentlich bei der Konkurrenz mit der wohleingerich teten Offizin Barckhusens und seines Nachfolgers Ludwig Dictz sehr zurücktretenden Lettern gedruckt und mochten sich außer stand sehen, das Versäumte rasch nachzuholcn, weshalb sie sich mit der Pariser Druckerei, welche die vorgeschriebencn Lettern führte, in Einvernehmen setzten, um sich das Vorteil versprechende Ge schäft nicht entgehen zu lassen. Diese Eile wäre freilich nicht nötig gewesen, da vr. Barthold Möller, Professor der Theologie und Dekan zu St. Jacobi, in den vielfachen Kämpfen mit den immer kühner ihr Haupt erhebenden Anhängern der Reformation nicht so bald mit der ihm übertragenen Bearbeitung des Textes fertig wurde. Anfang 1526 verließ Möller Rostock, um in seine Vaterstadt Hamburg zurückzukehrenfisich), und erst am 12. September 1527 bestätigt Herzog Magnus als Administrator des Bistums Schwerin den fünf Jahre vorher mit dem Kapitel abgeschlossenen Vertrag. Unterdessen hatten die Michaelisbrüder ihre Offizin neu eingerichtet und wären recht Wohl im stände gewesen, den Druck selbst und nicht minder gut herzustellen, aber wahrscheinlich band sie der frühere Vertrag. (Schluß folgt.) ") Jahrbb. IV, S. 56. **) Bruun, Äai8bsretm»Asr 0A Nsäckslslssr tra äst storg lroa^eli^s Lidliotbsü I. (Kopenhagen 1870.) S. 330 ff. ***) Bruun I, S. 350. — Götze^ Dänische Drucke der Resor- mationszeit (Magdeburg 1872), S- 3. 4) Bruun t, S. 357. fifi) Jahrbb. IV, S. 42, 49. — Urkunden ebdas., S. 255-260. 411-) Sillem, Die Einführung der Reformation in Hamburg (Halle 1886).
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