-^^52, 4. Juli ,gl4. Künftig erscheinende Bücher. tztrlendiLti s. r-. Lljchn. Vuchhcinv^. 5905 Zum Kampf um Schillers „echten" Schädel. Ein interessantes Schriftstück, das wohl geeignet ist, die vielerörterte Frage nach Schillers Schädel zu klären, veröffentlicht Toni Schwabe aus Jena im Juliheft der „Deutschen Rundschau". Es ist ein Brief von Schillers Sohn, Ernst v. Schiller, an den Bürgermeister Schwabe und behandelt die Beisetzung von Schillers Gebeinen, die vorher in dem oft erwähnten „Kaffengewölbe" zusammen mit vielen weniger bedeutsamen sterblichen Überresten begraben lagen. Der alte Bürgermeister war ein leidenschaftlicher Schillervcrchrcr und fühlte sich im Sinne seines angebeteten Dichters verletzt, als er später ein mal in Amt und Würden eine Revision des Kaffcngewölbes vornahm und dort, den vermoderten Särgen entsprungen, würdige und un würdige Gebeine im wirrem Durcheinander vorfand. Er machte es sich zur Aufgabe, die Schillerschcn, und vor allem Schillers Schädel, aus dem Chaos herauszusuchen. Eine etwas romantische Wallfahrt mit Blendlaternen und einigen Erdarbeitern in dem nächtlichen Kaffengewölbe wird veranstaltet. Herr von Froriep nennt sie eine irgendwie „erfundene Legende", indem er sie auf ihren romantischen Schein hin der mangelnden Tatsächlichkeit verdächtigt. Die quittierten Löhne in Gulden und Silbergroschen, welche an die betreffenden Arbeiter gezahlt wurden, liegen jedoch als Beweisstücke noch in de» Nachlaßpapieren. Nach wiederholten nächtlichen Auszügen wird endlich von dem getreuen Dichterverehrer der .echte Schädel" gefunden. Schwabe tritt nun mit seinem Fund an die Öffentlichkeit. Die Echt heit desselben wird ihm durch Messungen und üntersuchungcn da maliger medizinischer Kapazitäten bestätigt. Goethe und der Herzog Carl August äußern ihre gerührte Freude über den Fund, ein alter Diener Schillers erkennt den Schädel seines Herrn an den schönen, gerade gestellten Zähnen, unter denen nur „der Backzahn fehlt, den er sich dazumal in Jena ausziehen ließ." Es ist Wohl nicht zu zweifeln, daß nunmehr das heißumstrittene Problem seiner Lösung zugeführt wird. Das Juliheft der „Deutschen Rundschau" wird eröffnet mit einer meisterhaften Erzählung Ernst Zahns „Der Liberi", zu der eine Novelle Per Hallströms „Di- Probe" einen interessanten Gegensatz bildet. Richard Fester seht seine bedeut- samcn Veröffentlichungen über die Genesis der Einser Depesche fort. Anläßlich des hundertsten Geburtstages von Franz Dingel stedt bringt Rudolf Göhler einen durch viele ungedruckte Briefe bereicherten Aufsatz über Dingelstedt und Gutzkow. Von ihrer Wanderung von Tokio nach Kioto weiß Marie von Bunsen fesselnd zu erzählen <„Auf der altjapanischen Heerstraße"). Bruno Schröder charakterisiert den deutschen Maler Friedrich Was- mann, der erst vor wenigen Jahren durch den norwegische» Maler Bcrnt Grönvold der Vergessenheit entrissen wurde. Nach neu- aufgcfundcnem Material schildert Ludwig Geiger eine der merk würdigsten Frauen der deutschen Romantik: Dorothea Veit-Schlegel. Seinem Freunde, dem ältesten Mitarbeiter der „Rundschau", Karl Frenzel, widmet Julius Rodcnberg einen Nachruf. Hugo Grehmann bespricht die kleineren Schriften von Hermann Gunkel. Vollheft-Ausgabe. Preis des einzelnen Heftes . M. 2.50 ord. Halbheft-Ausgabe. Preis des einzelnen Lefles . M. 1.50 ord. Verlag von Gebrüder Paetel (vr. Georg Paetel), Berlin.