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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1914
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- 1914-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1914
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Nr. ISO. WUUMMKMManhel ! säkrlicd ^ret o^^chüsl^ltcll- o eilen, die Aeil"^ . S. 32 ÄVa" UI.. In dem illuslriek-ren Teil: lllr MitgUc^c * diele» KAentüM^^VörftML^cIns'öLrSculj^ljcnBMslM^ Leipzig, Dienstag den i4. Juli 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Münchner Briefe. m. <11 siehe Nr. 78.) Paul Hcyse und der buchhändtcrischc Erfolg seiner Werke. — München wahrt seine BorrechlSsteitung als Kunststadt. — Vcrsehite Sparsamkeit. — DaS Ende der »Brücke«. — Bo» der »Bngra«. — Das schöne Buch und seine Entstehung. Kaum sind einige Monate verflossen, seil uns Paul Heyse entrissen wurde, und schon ist die Erinnerung an ihn verblaßt. Immer neue Ereignisse lassen glücklicherweise auch den herbsten Verlust uns nicht ganz zum Bewußtsein kommen. Der Tag for dert seine Rechte. Paul Heyse war ein rechtes Sonntagskind. Wenigen nur ist es vom Schicksal vergönnt, ein derart reiches Leben zu durchkosten, wenige» nur, so viele Jahre Führer und Vorbild im geistigen Ringen zu sein. Überschauen wir das weile Ge biet der Literaturkämpfer, so finden wir erschrecklich viele, die die Schwingen vor der Zeit gebrochen haben. Schiller, Heine, Lenau, Kleist, Krabbe, Hölderlin — eine kurze Liste langer Leiden! Paul Heyse war es vergönnt, bis zum Alter von 84 Jahren in ungebrochener Kraft zu wirken. Aus der langen Reihe der Werke, die er uns geschenkt hat, ragen besonders hervor der Roman: Kinder der Welt und die No- vcllenbände: Novellen vom Gardasee und Meraner Novellen. Er war außerordentlich produktiv und hat uns fast in jedem Jahre mit einem oder zwei neuen Werken beschenkt. Einen durch schlagenden Erfolg aber, wie ihn ein Heer oder Herzog haben, hat eigentlich keines gebracht. Brümmer, dem ich hier folge, ver zeichnet 1908 die 25. Auflage von seiner erfolgreichsten Schöpfung: Kinder der Welt, die 1873 erschien, demnach zu dieser Auflagen höhe 35 Jahre brauchte. Vergleichen wir dagegen Die Wiskottcns von R. Herzog, die 1905 erschienen und 1909 bereits die 50. Auf lage erlebten, so ist der äußerliche Erfolg jenes philosophisch- ästhetischen Romans, der beim Erscheinen großes Aufsehen erregte, doch recht gering. Ein Modeautor wie Rudolf Herzog ist er eigentlich nie gewesen, das zeigt schon eine kurze Übersicht der Auflagen seiner Romane: Merlin 4. Ausl., Crone Släudlin 4. A., Die Geburt der Venus 5. A., Gegen den Strom 8. A., Über allen Gipfeln 10., Im Para diese 13., Der Roman der Sliftsdame 14. und Kinder der Welt 25. Auflage. Acht Romane, die im Zeiträume von 37 Jahren (1873—1910) erschienen sind, verzeichnen als Gesamtauslage 81, durchschnittlich also jährlich 2 Auflagen. Betrachten wir da gegen die Erfolge R. Herzogs: Zum Weißen Schwan 6. Ausl., Das goldene Zeitalter 6. Ausl., Ter Adjutant 6., Der Graf von Gleichen 13., Die vom Niedcrrhcin 25., Das Lebenslied 26., Die Wiskoltens 50., Der Abenteurer 10. und Hanseaten 20. Auf lage. Die Herausgabe dieser Romane erfolgte von 1897 bis 1909; die Auflagen betragen insgesamt 168, so daß also Herzog durch schnittlich jährlich >4 Auslagen ausweist. Neben Eonrad Ferdinand Meyer ist Hcyse unstreitig der bedeutendste Novellist. Und doch ist der Absatzerfolg auch sür die Novellcndände lange nicht so stark, wie im allgemeinen angenommen wird. 42 verschiedene Bände (sic enthalten zum Teil die Novellen in anderer Zu sammenstellung mit neuem GcsamIIitel) bringen in 55 Jahren (1855—1910) 159 Auslagen, also jährlich durchschnittlich 3 Auflagen. Dabei ist »och in Betracht zu ziehen, daß 12 Bände die I. Auflage überhaupt nicht überschritten habe». Tie Höchst- auflage (die 13.) hat die Auswahl fürs Haus erlebt. Wenn nun ein derart begnadeter Autor wie Heyse, dessen ureigenstes Gebiet die Novelle war, keine besseren Erfolge erzielte, dann begreift man das Urteil Wilhelm Friedrichs, der Lilien- cron unterm 10. V. 1886 schreibt: »Novellen, Verehrtest», Sie sind nicht böse, aber Novellen sind in Buchausgabe fast so unverkäuf lich wie Gedichte. Buchhändlerisch ist ein schlechter Roman besser als der schönste Band schönster Novellen. Traurig, aber wahr.« München hat als Kunststadt durch die anerkannten Lei stungen der letzten zwei Jahrzehnte Verpflichtungen übernommen, die es beständig vorwärts treiben. Auf dem Gebiete des Theaters, der Musik und der Malerei muh es nun traditionell künstlerisch Gutes, ja Mustergültiges schaffen, will es die Führung behalten. Natürlich sind die Leistungen nicht immer nur von den schassen den Geistern abhängig; vielmehr können sich diese nur frei entfalten, wenn ihnen der Wirkungskreis geschaffen ist. Doch muß in jedem Stadt- und Staatshaushalt das Wollen mit dem finanziellen Können in Einklang gebracht werden. Diese Kunst des goldenen Mittelwegs ergibt daher oft Dissonanzen. Unser Kllnstlertheater, mit dem wir uns so gerne gebrüstet haben, da es in den ersten Jahren Aufsehen erregte durch die Kräfte, wie durch die edel-einfach szenische Wirkung, hat in den letzten Jahren durch Massenausführungen an Feinheit viel ver loren. Der rechnende Theaterleiter mußte den Kassenersolg im Auge behalten. Bei der Wiederverpachtung des Theaters hat man nun eine Sicherung verlangt, daß das Institut im Sinne seiner Grün der geführt werde, die nur die besten klassischen Werke durch gute, anerkannte Darsteller dargeboten wissen wollten. Das Direktorium des Düsseldorfer Schauspielhauses hat diese Gewähr geboten; der Beirat Münchener Künstler wird dafür sorgen, daß auch die feinsinnige szenische Wirkung wieder zu ihrer Geltung kommt. Wir hoffen, daß unsere Sommergäste diesen unser» Stolz wieder gelten lassen werden. Zwar ist das Kllnstlertheater nur eine zier liche Schwester des Prinzrcgententheaters, gerade deswegen aber und auch der erschwinglichen Eintrittspreise wegen von uns gerne verhätschelt. Die Debatten über die Fortführung des Prinz- regentcntheaters wie die über die Sezession darf ich Wohl als be kannt voraussetzen. Sic zeigen, wie ernsthaft München um die ihm durch seine Kräfte zustehende Sonderstellung ringt. Interessant ist im Verlauf der Debatte Uber den Erwerb des Gebäudes der Neuen Pinakothek, das zum Haussidcikom- mißgut des Kgl. Hauses gehört, also nicht etwa Staatseigentum ist, die Mitteilung gewesen, daß seit 1907 wegen Raummangels 230 Zugänge (Gemälde neuerer Meister) dem Depot der Alten Pi nakothek übergeben werden mußten. Zweihundertunddreitzig wert volle Gemälde in sieben Jahren der Öffentlichkeit verborgen! Man staunt, was für eine Verschwendung von idealen Gütern solch auferlegte Sparsamkeit bedingt. Daß dies verborgene Da sein den Ruf der Kunststadt nicht erhöhen kann, ist nur ein Nebengedanke. Il29
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