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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1914
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 182, 8. August 1914. Das Hauptinteresse nimmt der Ehrensaal Klingers für sich in Anspruch, der durch eine noch unbekannte Skulptur des berühm ten Bildhauers, ein auf einer Onyxsäule ruhendes weibliches Marmorköpfchen, einen besonderen Schmuck erhält. Man hat in diesem Saale vorausgesetzt, daß der Besucher den Graphi ker Klinger kennt, und demgemäss auf alle jene früheren Werke verzichtet, in denen der Künstler die Meisterschaft seiner Technik zeigte, wie in den Zyklen vom Tode, der Brahms-Phantasie usw. Hier sind sonst nicht zugängliche Studien des Meisters zu seinen bekanntesten Werken, wie dem Homcrbilde in der Leipziger Uni versität, der Salome und Kassandra, Federzeichnungen zu dem »Drama« und dem »Handschuh« (aus dem Besitz des Verlags buchhändlers vr. Georg Hirzel) und eines der sechs signierten und datierten Vorzugsexcmplare des Zyklus »Zelt«, von dem die 25 bereits fertigen Blätter ausgestellt sind. Von diesen sechs Exemplaren bleibt eines im Besitze des Künstlers, vier sind be reits in festem Besitz, so daß also nur noch eins verfügbar ist. Der Preis dieser 25 Radierungen beträgt 25 OVO -kt, für jedes Blatt demnach 1000 -//. Es ist klar, daß als Abnehmer nur die größten und reichsten Klinger-Sammler in Frage kommen. Der ganze Zyklus ist auf etwa 50 Blätter berechnet, die in gewöhnlichen Drucken etwa 5000 ..// kosten sollen. Wenn man die ausgestellten Blätter aufmerksam betrachtet, de ren Verständnis durch keinen Hinweis Klingers erleichtert wird, so sieht man, daß in dieser bizarren Phantasie aus dem Nomadenleben Klinger ein ganz anderer ist, wie in sei nen früheren Werken. Hier kommt es ihm unter Verzicht auf seine brillante Komposition und Technik lediglich darauf an, sich von den Vorstellungen bildlich Rechenschaft zu geben. Auch hier ist er, wie immer, sehr eigen und interessant, aber zu einem vollen Genuß kann der Beschauer gar nicht kommen, weil durch die Un kenntnis des Stoffes ein Widerstand und damit ein Unlustgefühl entsteht. Was die genannten Preise betrifft, so dürften sie von der Firma Amsler L Ruthardt festgesetzt worden sein, die dem Künst ler eine sehr hohe Summe vorweg bezahlen mutzte. Da ich die mir genannte Summe nicht nachprüfen kann, so will ich sie hier nicht nennen. Es ist heute ein immer mehr inAufnahmekommendes Prinzip, daß ein großer Kunstverleger oder Kunsthändler einem Künstler von Ruf die Produktion durch Vorauszahlung diskon tiert. Dadurch wird der Künstler von den wirtschaftlichen Inter essen unabhängig, und dem Unternehmer bieten sich mitunter außerordentliche Chancen; freilich sind die Forderungen eines anerkannten Meisters oft sehr hoch. Man hat bei manchem Maler schon seit Jahren die Erfahrung gemacht, daß man von ihm selbst nichts erwerben kann, daß er vielmehr die Liebhaber seiner Kunst an seinen Impresario verweist, z. B. Max Liebermann an Paul Cassirer in Berlin, Franz von Stuck an Heinemann in München usw. Ähnlich war es bei dem verstorbenen Fritz Thau- low und neuerdings bei dem vorzüglichen Havel-Landschafter Carl Hagemeister. In den Sälen des Künstlerbundes scheint mir ein Raum (es ist Nr. 13) die besondere Aufmerksamkeit des Kunsthandels zu verdienen: es ist die Kollektivausstellung von Zeichnungen, Radierungen und Lithographien des Berliner Malers und Il lustrators Max Slevogt, bestehend vielfach in Blättern von klein stem Format, die der großen Menge vielleicht nicht viel sagen, das Auge des Kenners aber durch die Fülle scharfer Beobachtung und genialer Wiedergabe entzücken. Mitunter ist es nur eine Bewegung, die den Künstler gereizt hat. Man weiß von Menzel, daß er gelegentlich in einer Gesellschaft sein Skizzenbuch hervor holte und eine Dame der Gesellschaft eifrig zu zeichnen anfing. Gewöhnlich setzte sich die scharf Beobachtete geschmeichelt in Po situr, während die kleine Exzellenz enttäuscht den Zimmermanns- blcistift einsteckte, da ihn nur ein Faltenwurf des Kleides oder das übergeschlagene Bein interessiert hatte. Ähnliches finde ich bei Slevogt, und ich zweifle nicht, daß von diesem Künstler, den ich als Zeichner noch höher schätze denn als Maler, noch ganz Vortreffliches zu erwarten ist. Reben sehr guten Porträtstudien und Skizzen zu seinem bekannten Gemälde des Sängers d'Andrade als Don Juan sind hier 12 Lithographien zum »Gestiefelten Ka- tcr«, ferner Studien zum »Ledcrstrumpf«, zu »Sindbad der See fahrer«, »Ali Baba und die 40 Räuber« u. a. ausgestellt, deren Vorzugsausgaben in Buchform, prächtig gebunden, man in den Vitrinen der Verleger Bruno und Paul Cassirer in Berlin bewun dern kann. Dort (in der Halle des Buchhandels, Abteilung Berlin) ist auch die erste Lieferung der Goetheschen Übersetzung des Ben- venuto Cellini in den Probeabdrucken der Slcvogtfchen Illustra tionen und mit dem Original-Lithographiestein zu sehen. Hieraus wird das Kunstsortiment wohl zu achten haben, da diese Werke, schon heute in steigender Preisbewegung, einmal den Menzelschen ähnlich bewertet werden dürsten. Zu dem Thema der Wertsteigerung von Kunstwerken finden wir in der Halle der Kultur, freilich ein wenig ver steckt durch die zahlreichen Bildnisphotographien, eine von der Galerie Arnold in Dresden zusammengestellte Kollektion von Ra dierungen und Handzeichnungen berühmter Meister wie Menzel, Klinger, Stauffer-Bern, Thoma, Greiner und anderer deutscher Graphiker, sowie von Ausländern Munch, Zorn, Corot, Dau- mier u. a., deren Etikette die heutige und frühere Bewertung angibt.*) Das Verfahren hat zweifellos seine Schattenseiten, denn Kunst sollte nur von künstlerischen Gesichtspunkten aus betrachtet werden. Durch solche Gegenüberstellung aber wird dem Kunst- spekulantentum Tür und Tor geöffnet, was gerade für die echte Kunstpflege eine hohe Gefahr bedeutet. Wieviel kann das Kunstsortiment in Praktischer Hin sicht auf dieser Buchgewerbe-Ausstellung lernen! Die an mehreren Stellen angewandten beweglichen Rahmen, die cs ermöglichen, eine große Menge von Kunstblättern dem Publikum vor Augen zu führen, scheinen sich der besonderen Gunst der Besucher zu erfreuen, denn immer sieht man bei Seemann, Voigtländer und in der Kunst handlung im »Hause der Frau« Interessenten, die Rahmen nach Rahmen passieren lassen. Ebenso findet ein Schrank Be achtung, in dem die Photographische Gesellschaft in Berlin durch elektrische Kraft die Kunstblätter vor den Augen des Publikums auswechselt. Der sinnreiche Mechanismus, der auf Sekunden ein gestellt ist, funktioniert mit großer Sicherheit und dürste auch im Schaufenster seine Anziehungskraft nicht verfehlen. Und wenn diese Einrichtungen auch den großen Handlungen schon bekannt sind, so wird doch jeder Kunsthändler, der die geschmackvollen Auslagen der bekannten Kunstverleger betrachtet, irgend eine An regung davon mit nach Hanse nehmen. Von Kunstausstellungen ist in den Sommermonaten aus Leipzig wenig zu berichten. Viele Handlungen pflegen während der Reisezeit'keine besonderen Anstrengungen zu machen. Da rum sei noch einmal an jene bedeutende Ausstellung erinnert, die im Mai von der Galerie Arnold in ihrem Dresdner Kunst salon veranstaltet wurde. Mit großen Schwierigkeiten und mit Unterstützung bekannter Sammler hatte die rührige Firma Werke jener französischen Meister zusammcngebracht, die als die Bahnbrecher der modernen Malerei gelten. Unter ihnen schien mir Renoir am besten und vielseitigsten vertreten, so daß die anderen neben ihm einen schweren Stand hatten. Dar bedeutendste Gemälde, ein Liebespaar im Walde, hatte, wenn ich recht berichtet war, Aussicht, in Dresden zu bleiben. Freilich war die Forderung sehr hoch; und daran mag letzten Endes die Erwerbung gescheitert sein. Denn für die Museen ist die Frage, ob ausländische Kunst gekauft werden soll, lediglich eine wirtschaftliche. Es gibt Wohl heute kein großstädtisches Museum, das nicht gern die führenden Meister des Auslandes ebenso ver treten sehen möchte, wie dis einheimische Kunst. Ansätze dazu findet man bereits in den Provinzmuseen, aber da die Mittel für diese Werke nicht ausreichen, so machen sie gewöhnlich aus der Not eine Tugend und beschränken sich auf die heimische Kunst. Von nationalen Gesichtspunkten allein darf bei der öffentlichen Kunstpflege die letzte Entscheidung nicht abhängen; natürlich soll die heimische Kunst nicht durch Ausländerei verdrängt werden. Aber ebensowenig wie ein Leipziger Museum nur Leipziger Künstler, ein schlesisches nur die Werke sei ner engeren Heimatprovinz sammeln darf, wenn es auf den Rang eines großstädtischen Kunstinstituts Anspruch erheben will, *) z. B. Max Klinger, Reui.-Druck der Nad. »Chaussee« 1881/83 früher KV,//, jetzt 2SVV ./t; Probedruck von Mutter und Kind 1881/98, einst ILO jetzt 2590 (beide Blätter aus dem Besitz non vr. Georg kürzet in Leipzigs.
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