Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1914
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- 1914-08-24
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- 24.08.1914
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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summe nachgelassen. — Auch der dänische Krieg 1864 bewirkte einen Rückgang im Umsätze ebenso wie die Kriegsmonate des Jahres 1866. Ta die Ereignisse des Jahres 1866 dem Helwingschen Verlag die zahl reichen amtlichen militärischen und juristischen Veröffentlichungen nahmen, die wohl zum größten Teil durch das eigene Sortiment ver kauft wurden, ist hieraus ein Rückgang ohne weiteres begründet. Auf fällig ist die starke Steigerung im Jahre 1869. Diese dürfte daher kommen, daß damals mein Vater Theodor M. meinem kränklichen Großvater als Teilhaber zur Seite trat und gewiß eine ganz beson dere Rührigkeit entfaltet haben wird. Ein guter Beweis für diese Vermutung ist der Barverkauf, der im Kalenderjahre 1868 nur 2600 Taler und 23 Groschen, im Jahre 1869 dagegen 3595 Taler 8 Groschen und 3 Pfennige, also rund 1000 Taler — 3000 Mark mehr betrug. Daß der Umsatz des Jahres 1870 eine Zunahme zeigt, ist nur dem ersten Halbjahr zugute zu rechnen. Mit der Kriegserklärung im Juli setzt eine starke Mindereinnahme ein, die gegen das zweite Halbjahr 1869 einen Rückgang um mehr als 1400 Taler ergibt. Besonders ist das Weihnachtsgeschäft (Dezember) zurückgegangen. Auch das Jahr 1871 zeigt deutlich die ungünstigen Nachwirkungen des Krieges. Dies dürfte allerdings auch auf zwei weitere Ursachen zurückzuführen sein. Einmal litt der Betrieb des Geschäftes, weil mein Vater und fast sein ganzes Personal in den Krieg gezogen waren (vgl. die Notiz der Re daktion des Bbl. in Nr. 176 vom 1. August d. I.), sodann aber wurde im Herbst 1871 in Celle eine eigene Filiale (die jetzt im Besitz von G. Horn befindliche Firma Karl Andrs) gegründet, die dem Hannoverschen Stainmhausc in den letzten drei Monaten des Jahres einen wesentlichen Teil des bisherigen Umsatzes nahm. Hannover. Carl Mierzinsky. Ausländsdeutsche. — Der deutsche Auslands-Buchhändler ist zurzeit in einer üblen Lage. Alle deutschen Geschäfte in den mit Österreich und Deutschland im Krieg befindlichen Staaten sind geschlossen worben, ihre Inhaber und die Angestellten in die Heimat zurückgckehrt und, soweit sie nicht zu den Fahnen einberufen wurden, vorläufig beschäftigungslos. Unser Pariser Mitarbeiter hat kurz vor dem Ausbruch des Krieges Frankreich verlassen und sich zu seinem Truppenteil begeben; über das Schicksal der übrigen sind wir noch im unklaren, da bekanntlich jede postalische Verbindung zwischen den kriegführenden Staaten abge brochen ist. Nicht alle unsere Bcrufsgenossen im Auslande werden so glücklich gewesen sein, wie Herr Hubert Wclter-Paris, der sich recht zeitig an die holländische Grenze geflüchtet und, wie aus seiner An zeige hcrvorgeht, jetzt dem Herrgott die Kommission für sein Pariser Geschäft übertragen hat. Ein deutscher Buchhändler in Antwerpen, der wie so viele andere Leidcnsgcnosscu flüchten und alles im Stiche lassen mußte, hat an seinen Bruder in Nürnberg aus Düsseldorf am 7. August einen Brief über seine Schicksale auf der Flucht geschrieben, dem die »Noröbayer. Zeitung« folgende Stellen entnimmt: Die letzten 48 Stunden werden mir zeitlebens in Erinnerung bleibe», und ich kann froh sein, mit heiler Haut hier angekommcu zu sein. Nur kurz will ich Dir Mitteilen, daß ich am Mittwoch früh um 10 Uhr in Antwerpen in meinem Geschäft bzw. Wohnung von zwei Gendarmen verhaftet und mit Handfesseln ins Gefängnis dort kam, wo man mich wie einen Verbrecher 33 Stunden in einer Zelle einschloß und mit der Gcfäugniskost füttern wollte; trotz des wahnwitzigsten Hungers (ich hatte kaum gcfrühstlickt) habe ich den Fraß, verzeih' den Ausdruck, nicht hinunterwürgen können. Nur das Brot war genieß bar, das ich auch aufaß. Nach den 33 Stunden Aufenthalt — die Un gewißheit, was noch geschehen würde, hat mich fast wahnsinnig gemacht — kam die Erlösung. Aber das Elend begann von neuem. In einem Ge fängniswagen (panier ä salacls) wurden wir zusammengepfercht nach der Bahn gebracht, eine Vorsichtsmaßregel, um den Mob abzuhalten, der uns gelyncht oder gesteinigt hätte. Am Bahnhofe warteten wir beinahe zwei Stunden, ehe alles zusammen vom Gefängnis nach dort abgcliefert war. ES wurde bekanntgcgeben, daß jeder Deutsche nicder- gcschosscn würde, der sich noch nach 12 Uhr auf belgischem Bode» be fände. Wir alle, die letzten, die aus Belgien ausgewiesen wurden, freuten uns, als wir auf holländischem Gebiet waren. Von der bel gischen Grenze wurden wir von den Gendarmen bis zur holländischen Grenze begleitet (zu Fuß). Wir waren ca. 700 Personen. An der ersten größeren holländischen Station Roermonö wurden wir großartig empfangen. Milch und belegte Brote, Kleider für Kinder. Die meisten hatten ja nicht einmal Zeit, Gepäck mitzunehmen. Ich selbst habe nur, was ich auf dem Leibe trage und die kleine Summe Geldes, d. h. das Silber, das ich infolge der Kalamität des Wechselgeldes (Zwanzig- Franks-Scheine wurden kaum noch angenommen) in mein Porte monnaie gesteckt hatte. Ei» Portefeuille mit ca. 400 Frcs. mußte ich zurücklassen. Ob die Leute, die mit mir im Hause wohnten, geblieben sind und das Geld haben bewahren können, weiß ich nicht; ich kann nur über Holland — wo die Betreffenden Verwandte haben — korrespon dieren. Das Geschäft ist futsch, wenn nicht Deutschland und Oesterreich siegen werden. Der Haß der Belgier ist zu groß.« Von den stellenlos gewordenen Ausländsdeutschen dürfte sich man cher besonders zur Kriegsvertretung für «ungezogene Prinzipale oder Gehilfen eignen und so das Fortbestehen der Firma gewährleisten, zu mal die Ansprüche der Stellesucheuden, dem stillen Geschäftsgänge ent sprechend, bescheidener Natur sein werden. Chiffre-Anzeigen. — In der Presse ist vielfach die Meinung ver breitet, daß es gegenwärtig unzulässig sei, Anzeigen unter Chiffre auf- zupehmen. Dieser Auffassung liegt, wie wir auf eine dahingehende Er kundigung bei dem Generalkommando XIX erfahren, ein Irrtum zu grunde. Von dem Verbot werden nur chiffrierte, also in Geheimschrift abgefaßte Anzeigen getroffen, die nicht ohne weiteres erkennen lassen, worum es sich handelt, während Anzeigen unter Chiffre, gleichviel ob sie sich auf Angebotene oder Gesuchte Stellen, Kaufgesuche, Verkaufs- anträgc oder dergl. beziehen, nach wie vor Aufnahme finden können. Personalnachrichten. Hugo Faitzt f. — In Stuttgart ist vor einigen Tagen der in den musikalischen Kreisen Deutschlands rühmlichst bekannte Rechtsanwalt Hugo Faiht, der cnergievolle Vorkämpfer für die Kunst Hugo Wolfs, im Alter von nur 51 Jahren gestorben. Sprechfaul. j^hne Verantwortung der Redaktion: jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Freiwillige Kriegsleistungen. (Vgl. Nr. 184—186 u. 188—194.) Die Berliner Firmen Neufeld L Henius und Kronen- Verlag G. m. b. H. haben der durch den Königlichen Hausbibliothe kar Or. Krieger in Berlin eingerichteten Sammelstelle für Lazarett- Bibliotheken größere Posten Unterhaltungslcktiire überwiesen. Darverkehr. Wir Deutschen sind zu starken Taten erwacht. Die Wogen des Par teihaders haben sich gelegt, Klassenunterschiede bestehen nicht mehr, alle treten in Einmütigkeit und Begeisterung für das Vaterland in die Schranken. Viele Opfer werden gebracht, sowohl für die Angehörigen unserer Verteidiger, als auch für solche, die in diesen schweren Tagen um ihre Existenz ringen, denen der Krieg großen geschäftlichen Schaden zufügt. Es ist erhebend, zu sehen, wie die Allgemeinheit sich der Sorge des Einzelnen annimmt und der Bessergestellte die Lage des wirtschaft lich Schwächeren zu erleichtern sucht. Da sollte man auuehmen, daß die Angehörigen eines so hochstehende» Handelsstandes wie des Buchhandels hierin vorbildliche Wege gehen würden. Man irrt, wenn man das glaubt. (Vielleicht doch nicht; wir brauchen nur immer etwas mehr Zeit als die andern, um uns in den Verhältnissen zurcchtzufinden. Red.) Das Sortiment ist in einer sehr kritischen Lage, denn seine Einnahmen stocken ganz, während die Unkosten durchweg geblieben sind. Wohl in keinem Berufe wird soviel positive Arbeit geleistet bei großen persön lichen Entbehrungen und Einschränkungen wie ini Sortimentsbuch handel. Aber auch kaum anderswo ist im allgemeinen genommen so viel Solidität und strenge Einhaltung der Verpflichtungen dem Lie feranten gegenüber zn finden wie hier. Und doch wird die ge - genwärtigeschwierigcSituation von vielen großen Verlegern ängstlich und kleinlich ausgenutzt, die Sorgen des Sortimentsnoch zu erhöhen, a »statt dem s o n st so eng Verbündeten in vornehmer Weise über den Berg zu helfen. Alten soliden Sortimentsfirmen, die wohl ein halbes Jahrhundert mit Verlegern in guten Beziehungen gestanden haben, wird bei Be stellungen erst der Bareinlösungsschein vorgehalten, »zahle, sonst er hältst du nichts«. Welche Zeitverluste bei den gegenwärtigen Bc- förderungsverhältnissen! Zeitschriften-Fortsetzungcn werden nur noch unter Postnachnahme versandt, und die geringe jetzt gangbare Kriegs literatur (Karten usw.) ist nur unter strengsten Zahlungsbedingungen erhältlich. Die Kredit- und Bankverhältnisse, denen sich der Sorti mentsbuchhandel in dieser sorgenvollen Zeit aubegucmcn muß, will er nicht Kunden und Existenz verlieren, fordern dringend ein weitgehendes Entgegenkommen des Verlags durch tunlichste Einschränkung des Bar- uud Erweiterung des Rechnungsverkehrs. Möge eS durch diese Zeilen geweckt werden. C. F. Verantwortlicher Redakteur: EmilThomas. — Verlag: Der Bdrsenoeretnder Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlcrhau», Hospttalftrahc. Druck: Ramm L Teemann. Sämtlich tn Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 28 svitchhändierhausj. 1292
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