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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
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Dörienblatl s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 202, 1. September 1914- sachen - Versand aber nicht Vorsicht. Hierin liegt eine schwere Schädigung zunächst des Buchhandels. Wie Ew. Exzellenz wissen, ist die Benutzung der Reichs« Post von seiten des Deutschen Buchhandels für Versendung von Drucksachen, Büchern und Zeitschriften in Friedens zeiten eine gewaltige. Jetzt stehen Hunderttausende der bisherigen Empfänger von Drucksachen im Felde, ihnen dorthin diese nachzusenden ist nach den Bestimmungen der Feldpostordnung entweder garnicht oder unter sehr er schwerten Umständen möglich. Fast sämtliche Einzelnummern der illustrierten Zeitschriften und Fachschriften für Juristen, Mediziner, Ingenieure, Philologen usw. haben ein höheres Gewicht als 50 §. Ihre Versendung als Feldpostbrief ist unmöglich. Eine Versendung als Brief mit Frankatur von 20 H bis 250 § erscheint aber wegen des hohen Portosatzes ebenso ausgeschlossen, weil der Verleger bei der Kalkulation des Ladenpreises schon an die Grenze des Möglichen ge gangen ist und der Empfänger Portosätze nach den Bestim mungen der Feldpostordnung nicht zahlen kann oder will. Selbst aber wenn der Verleger oder der Empfänger die Kosten eines Feldpostbriefes im Gewichte von 250 x zahlen wollte, kann die Versendung eines Teiles der illustrierten Zeitschriften und Bücher nicht geschehen, da die Wochen nummern unserer gelesensten Journale, wie Woche, Daheim, Ueber Land und Meer, Leipziger Jllustrirte Zeitung, Gartenlaube usw., sowie fast alle Monatsrevuen und die Fachzeitschriften ein größeres Gewicht als 250 § haben. Unser Heer ist in diesem Feldzug anders zusammen gesetzt als früher. Nicht allein die technische Ausbildung des Heeres schlägt die siegreichen Schlachten, die höhere Intelligenz unserer Truppen hat am endgültigen Siege einen wesentlichen Anteil. Diese fordert aber ungestüm ihre Be friedigung nach geistiger Nahrung. Sie ist ebenso not wendig wie das liebe Brot. Neben dem Arbeiter und Handwerker steht heute der höhere Beamte, der Arzt, der Rechtsanwalt, der Oberlehrer im Felde, jeder von ihnen verlangt Kenntnis zu erhalten von den Ereignissen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen, er will wissen, was in der Heimat vorgeht, oder er will sich weiter über seinen Beruf, aus dem er herausgerissen wurde, unterrichten. Das Aus bleiben der illustrierten Zeitschriften und der Monatsrevuen, der Fachblätter, neuen Broschüren und Bücher wird von ihm schwerer ertragen, als manche Strapazen des Feldzuges oder Entbehrungen, die dieser ihm auferlegt. Wie uns mitgeteilt wird, haben eine Anzahl Verleger den Ausweg gefunden, Zeitschriften und Bücher in kleinere Teile zu zerlegen und diese in 50 x-Feldpostbriefen den im Felde Stehenden zu übersenden. Wir wissen und wir sind bereit, dafür die Unterlagen zu geben, daß Zeitschriften- Expeditionen Sendungen, die sonst in etwa 500 Drucksachen- Sendungen abgingen, in 10 000 einzelnen Feldpostbriefen verschicken. Bücher von 30 Druckbogen Umfang, bisher unter Kreuzband versandt, wurden bogenweise in 30 Feld postbriefen abgegeben. Die Feldpostverwaltung wird nicht allein eine ungeheure Belastung erfahren, es wird auch die Reichspostverwaltung einen bedeutenden Ausfall von Porto einnahmen haben, wenn hunderttausend von Feldpostbriefen zu je 50 ^ unentgeltlich zu bearbeiten sind, statt einer ver hältnismäßig geringen Anzahl bezahlter Drucksachen-Sen- dungen. Und noch nach einer anderen Seite hin möchten wir die Bestimmungen der Feldpostordnung beleuchten. Allent halben im deutschen Volke regt sich der Opfersinn. Infolge der Aufrufe von den Roten Kreuz-Organisationen oder anderer an der Verbreitung von Volksbildung beteiligten Stellen gehen bei den Sammelstellen, besonders aber bei der jetzt gegründeten Zentralstelle der Zentralverwaltung des Roten Kreuzes zur Versorgung unserer im Felde stehenden Truppen und der Verwundeten mitLesestofs Massen von Büchern und Zeitschriften ein. Die Versendung dieser muß dem nächst beginnen, und sie kann in vielen Fällen nur auf dem Wege des Drucksachenversandes geschehen. 1330 Wie keine andere Behörde ist die Reichspostverwaltung noch immer den Anforderungen des Handels und des Publt- kums gefolgt. Wir hoffen auch, daß in dieser großen Zeit die Reichspostverwaltung nicht versagen und den Bedürf nissen des Buchhandels und den nach geistiger Nahrung heischenden im Felde Stehenden Rechnung tragen wird. An Ew. Exzellenz richten wir die ergebene Bitte, durch die Feldpost sobald als möglich die Ver- sendung von Drucksachen zulassen zu wollen. In Ehrerbietung zeichnen wir Ew. Exzellenz ergebener Vorstand des Bürsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Karl Siegismund, Erster Vorsteher. Berliner Briefe. ix. (VIII siehe Nr. 178.) Der Weltkrieg und die Reichshauptstadt- Das gewaltige Räderwerk der Mobilmachung ist adgesurrt. Tag und Nacht rollten die Militärzüge durch den Riesenleiv der Reichshauptstadt. Nun wird es still. Langsam atmet der Verkehr wieder aus. Die Stadt-, Ring- und Vorortbahnen beginnen den regelmäßigen Fährverkehr, und die ersten V-Züge verlassen die Fernbahnhöfe. Die Extrablätter, die in den ersten Tagen jedes kleine Grenz gefecht unter die harrende Menge brachten, sind verschwunden. Man beschränkt sich vernünftigerweise darauf, auch wichtigere Nachrichten für die Zeitungsausgaben aufzusparen. Denn Wolffs Telegraphen-Börse (nicht mehr »Bureau«) arbeitet so knapp und bündig, daß es den Umsatz der nächstfolgenden Zeitungsausgabe einschränken hieße, wollten die Redaktionen jede bedeutendere Nachricht vorweg dem Publikum durch unberechnete Extrablätter bekanntgeben. Man wird das umsomehr verstehen, wenn man weiß, daß es der Presse durch das Oberkommando in den Marken untersagt ist, aus den Wolffschen Telegrammen irgend etwas herauszuarbeiten, eigene Berichterstatter auf den Kriegsschau plätzen aber noch nicht zugelassen sind. So kommt es auch, daß die Tageszeitungen häufig mit der wörtlich gleichen Überschrift er scheinen. Daß diese oftmals, wie bei der Metzer Siegesnachricht, zu einer geradezu riesenhaften Typengröße anwächst, erklärt sich aus der Notwendigkeit des Straßenverkaufs. Die Zeitungsverleger sind durch den Ausfall der Inserate da rauf angewiesen, ihre Blätter durch einen hohen Einzelverkauf überhaupt lebensfähig zu halten. Da sich der Inhalt aller Zei tungen durch die amtlichen Nachrichten aus derselben Quelle immer bis auf das schmückende Beiwerk deckt und das Kaiserwort »Ich kenne keine Parteien mehr« jegliche Schattierung ausschaltet, beachtet das Publikum nicht mehr den nationalen oder »unnatio nalen« Kopf der Zeitung, sondern lediglich die fetten Überschrifts- Wörter. Das hat wieder zur Folge, daß das ersterscheinende Blatt seiner Ausgabe die größte Umsatzgewißheit hat. Wer Gelegenheit hat, die Zeitungspaläste in dieser gewal tigen Zeit zu beobachten, der wird erkennen, daß besonders die »Abend-Ausgaben« mehr und mehr dem frühen Nachmittage zu- rückeu. Im Augenblick erfolgt die Ausgabe bereits gegen 4.30 Uhr. Es fragt sich allerdings sehr, ob dieser Termin nun noch weiter vorrücken wird. Das voreilige Erscheinen einzelner Zeitungen hat nämlich bereits den Nachteil gezeitigt, daß sie mit ganz wichtigen Nachrichten im Rückstände blieben, so daß die später erschienenen Blätter den ganzen Umsatz aufsogen. So geschah es beispiels weise, daß der große deutsche Sieg bei Dieuze in einigen Berliner Abendzeitungen überhaupt noch nicht verzeichnet war. Manchmal gelingt es den Redaktionen, noch im letzten Augenblick wenigstens den Rest der Auflage aus der schlingenden Rotationsmaschine für das einschlagende W. T. B.-Telegramm zu retten.
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