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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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^ 202, 1. September 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt,. v. Dlschil. Luchha idel. Der ungeheuren Wichtigkeit, eine Zeitung mit einem Schlage über Groß-Berlin zu werfen, gibt das von Tag zu Tag wachsende Heer der Arbeitslosen die Möglichkeit. Von der Mittagsstunde an drängen sich Leute der verschiedensten Berufe (Arbeiter, Privat- lehrer, Kaufleute, Stenotypistinnen u. v. a.) um die Ausgabe stellen der Abendausgabe — jedem ist die Geschwindigkeit das Ge schäft. Und wenn dann die Maschinen die ersten druckfeuchten Bündel Herausstoßen, stürmen sie davon und rufen die zuckende Nachricht über Plätze und Städte. Das wird daun die Stunde der großen nationalen Prozessionen in der Straße Unter den Linden .... Nur in ganz beschränkter Weise geben die Zeitungen die Kriegsdepeschen sofort nach Eingang bekannt. Es geschieht das durch Anschlag an die Zeitungsgebäude oder durch Aushang in größeren Geschäftslokalen, die allerdings z. Tl. auch durch Fern drucker direkt mit den W. T.-B. in Verbindung stehen. Auch den Sortimentern kann ich nur empfehlen, mit den Zei- tungsverlagen zur Übermittelung der neuesten wichtigen Nach richten in Verbindung zu treten und sich so durch ein anziehendes Schaufenster wenigstens eine kleine Verdienstmöglichkeit zu schaf fen. Der Andrang des Publikums zu den neuesten Depeschen ist allemal groß, und es ist anzunehmen, daß mancher Blick auf die Auslagen fallen wird. Dazu gehört allerdings, daß das Schau fenster wenigstens mit einigen Druckerzeugnissen in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang mit der angeschlagenen Depesche steht. Ich will diesen Gedanken erläutern: Es ist in den letzten Schlachtennachrichten häufig von Trup penkörpern die Rede gewesen, die dem Laien in ihrer Zusammen setzung ziemlich fremd sind: da schlage man einige der zahlreichen Militärbroschüren an einer Stelle auf, die Aufklärung über Zu sammensetzung oder Bestimmung des betr. Truppenkörpers gibt, und lenke darauf durch ein Schildchen oder einen hängenden Pfeil die Aufmerksamkeit des Depeschenlesers. Oder es ist von dem Er folge unserer Luftflotte die Rede: sofort gehört alles, was irgend wie Bezug darauf haben könnte, in das Schaufenster; auch »Zu kunfts-Romane über Luftkriege sind dabei nicht zu vergessen. Dieselben Möglichkeiten wird dem belesenen Buchhändler jede Nachricht vom Kriegsschauplatz bieten können, sei es vom Flotten-, Land- oder Luftkrieg. Wenn Namen von Heerführern in aller Munde sind, gehören Bücher über sie oder von ihnen als dauernde Staffage in die Auslage, wie es Selbstverständlichkeit ist, daß Bücher der Kriegschirurgie, des Sanitäts- und Heerwesens stän dig sichtbar bleiben müssen. In dem Vordergründe dieser Bücher stelle man das auf, was sich unmittelbar auf die letzte Nachricht bezieht. Den Aushang von Kriegsschauplatzkarten empfehle ich, der Abdeckung des Schaufensters wegen, nur in gemäßigter Weise vorzunehmen, sie aber bei einer Unerreichbarkeit der Zeitungs depeschen mit möglichst genau orientierenden Fähnchen zu ver sehen. Es heißt eben in dieser Zeit aus die Minute aktuell sein! Außer den kriegs- und sanitätswissenschaftlichen Erscheinun gen können hier in Berlin vorderhand nur die billigen Bücher auf einen, wenn auch schwachen Absatz rechnen. Die ungeheure Fülle der Zeitungen, die sich fast stündlich in allen erdenklichen Aus machungen über die Riesenstadt ergießt, die rasche Aufeinander folge weittragender Ereignisse nimmt dem Großstädter natür licherweise jede Lust und Zeit zu müßiger Lektüre. Dagegen ver sorgt er seine im Felde stehenden Angehörigen gern mit Literatur, für die gewichtleichte oder broschierte Bücher am geeignetsten sind. Auch die Verwundeten werden schnell nach Lektüre ver langen und über die mit so außerordentlicher Fürsorge ge gründeten Lazarettbibliotheken hinaus von ihren Angehörigen Bücher erbitten. Eine recht erfreuliche Erscheinung, die gewiß für den deut schen Charakter zeugt, ist es, daß die Kundschaft aller Militär- chargen sofort nach dem Kriegsausbruch für den Ausgleich der Rechnungen Sorge trug; ein Beweis, mit welchem Pflichtgefühl und welcher Peinlichkeit jeder dem Mobilmachungsbefehl auch da hin nachkam, wo es heißt: »Ordnet eure häuslichen Verhält nisse«. Die Kunst ist neutrales Gebiet. Daran wollen vor allem wir Deutschen festhalten. Aber es gibt Fälle, in denen sich das natio nale Gefühl gegen diese Neutralität aufbäumen muß: die Werke Maurice Maeterlincks gehören nicht mehr in die Auslage und auf den Tisch des Empfehlenswerten! Dieser 52jährige Fläme, der seine dichterische Kraft deutscher Kultur verdankt, der durch deut sche Verehrung zum Ruhm kam, zieht heute freiwillig das Schwert gegen uns, »weil alle Deutschland als Feind des Menschenge schlechtes bekämpfen müssen«!! Das ist schnöde genug, um zu erlauben, daß wir seine Werke nicht anders behandeln, als er unsere Ehre. Eine kleine, aber sehr interessante Veröffentlichung wird die König!. Bibliothek zum Besten der Kriegshinterbliebenen heraus bringen und damit eine Erinnerung an die Weihe ihres prächtigen Neubaues verbinden. Die beiden schönsten Vaterlandslieder »Deutschland, Deutschland über alles« und »Die Wacht am Rhein« sollen in Faksimile nach der Originalhandschrift herausgegeben werden; auch die Niederschrift der Wacht am Rhein-Komposition von Karl Wilhelm wird in ihrem ersten Entwürfe zur Veröffent lichung kommen. Der Leihverkehr der Königl. Bibliothek ist bis auf weiteres auf den Lesesaal beschränkt, nach außen werden vorläufig keine Bücher verliehen. Es sind etwa 70 Bibliotheksbeamte einberufen worden, so daß die notwendige Aufstellung der Handbibliothek, die an 1 000 000 Exemplare der meistverlangten Bücher enthalten soll, auf Monate hinaus verzögert wird. — Wenn man bedenkt, daß die in dieser Zeit schwer um ihre Existenz ringenden Geistes arbeiter, trotz der vorausbezahlten jährlichen Leihkarte, keine Möglichkeit haben, die Bücher am eigenen Arbeitstische in Ruhe zu studieren, so kann man es nur sehr bedauern, daß sich die Bibliotheksverwaltung nicht unter den stellungslosen Buchhänd lern umsieht, die doch gewiß geeignet sind, das Personal aushilfs weise zu ergänzen. »In erhebender Weise hat sich der Idealismus und der Opfermut des deutschen Verlagsbuchhandels bewährt«, — mit diesen Worten begrüßte mich der Königl. Hausbibliothekar vr. Krieger bei meinem Besuche der von ihm geleiteten Büchersammel stelle der Königl. Hausbibliothek zur Schaffung von Lazarett- bibliotheken (Berlin ^V. 8, Palais Wilhelms I.). Schon biegen sich die weiten Regale in dem alten Kaiserschlosse unter der Last der Liebesgaben unseres Berufes, aber viel ist noch nötig, die kleinen transportablen Büchereien lückenlos zu füllen. Es liegt die Idee zugrunde, für jedes Bett zwei Bücher aus- leihen zu können und je hundert bis hundertundzwanzig ver schiedene Bände in Schrankkisten zusammenzuhalten: die Ver teilung an die zuständigen Stellen erfolgt durch das Rote Kreuz. — Kisten, die durch Einlegen von Brettern in versandfähige Re gale verwandelt werden können, fehlen noch sehr. Vielleicht kann der eine oder andere Buchhändler etwas Derartiges für den wohl tätigen und nationalen Zweck zur Verfügung stellen. Außer der Königl. Hausbibliothek befinden sich im Deutschen Reiche noch nachstehende Sammelstellen für Bücherspenden: Ausschuß zur Versorgung der Feldlazarette und Kriegs lazarette mit Volksbüchereien (Berlin dlW. 87, Zinzendorfstraße 3), Borromäus-Verein (Bonn am Rhein), Zentral-Ausschuß für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche (Berlin- Dahlem, Altensteinstraße 51, Post: Lichterfelde 3), Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung (Berlin dH 52, Lüneburger Straße 21), Kaiser Wilhelm-Dank (Berlin (^V. 35, Flottwellstraße 3), Königliche Bibliothek (Berlin MV. 7, Dorothecnstraße 81),. Verein zur Verbreitung guter volkstümlicher Schriften (Berlin 35, Am Karlsbad 23), Wichern-Vereinigung (Hamburg, Rauhes Haus), Zentralverein zur Gründung von Volksbiblio theken (Berlin S^V. 68. Alte Jakobstraße 129). Erwünscht sind namentlich: Lebensbilder, Kriegsgeschichten, Reiseschilderungen, Erdbeschreibungen, Romane, Novellen, kleine Erzählungen, Kalender, naturwissenschaftliche Bücher, illustrierte Blätter, ebenso religiöse Schriften. Eine Nachricht, die noch dringend einer Rechtfertigung an dieser Stelle bedarf, geht durch die Berliner Presse; wir entneh men folgende Notiz der »Voss. Ztg.«.: S t u r m a u f e i n e n B li ch e r l a d e n. Eine wüste Szene spielte sich heute vormittag in der Wilhelmstrabe, wenige Häuser von der Kochstraßc, ab. Dort hat — oder hatte — M. Sp. einen Bncherladen 1331
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