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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1926
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- 1926-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1926
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64, 17, März 1926, Mitteilungen aus dam Antiquariat, Eleucr aufgehoben werden sott, rückwirkende Kraft bis Anfang März 1826 zu verleihen und die Steuer selbst von diesem Zeit punkt ab austcr Hebung zu setzen-. Wie man aus parlamentari schen Kreisen hört, hat der Stcucrausschust dem Grundgedanken dieses Antrags zugcstimmt. Ist damit der tatsächliche endgültige Plenarbeschluß auch noch nicht gefaßt, so dürften wohl Über raschungen kaum noch zu befürchten sein. Immerhin wird aus die maßgeblichen Parlamentarier cmpschlcnswerterwcise doch noch entsprechend cinzuwirkcn fein. Der »Ccntralvcrband des Deut schen Bank- und Bankicrgewcrbcs-, der »Deutsche Industrie- und Handclstag-, die »Hauptgemcinschast des Deutschen Einzelhandels-, der »Rcichsvcrband der Deutschen Industrie» und der »Zcntral- verband des Deutschen Großhandels« haben denn auch nochmals in einer gemeinsamen Besprechung der allgemeinen Finanzpolitik des Rcichssinanzministcrs zu dem Entwurf eines Gesetzes über Stcuermildcrungcn zur Erleichterung der Wirtschaftslage zum Ausdruck gebracht, daß nach ihrer Ansicht die besondere Luxus- steucr tatsächlich völlig und endgültig fallen müsse. In diesem Sinne ist auch der Buchhandel, soweit wir wissen, erneut vor stellig geworden. Den Standpunkt des Antiquariats im besonde ren gibt wohl nachstehende Zuschrift am besten wieder, die uns freundlicherweise von Herrn Emil Hirsch-München zuging: Die Rede des Rcichsfinanzministcrs im Reichstag, wonach die Aushebung der Luxusstcucr im allgemeinen, mit wenigen Aus nahmen, geplant ist, hat in den mit dieser Steuer belasteten Krei sen die bange Frage ausgelöst, ob man wohl unter diese Aus nahme falle oder nicht. Naturgemäß hat man sich auch im Anti quariat damit beschäftigt, und fast jeder Kollege sicht mit mehr oder minder Sorge einer Entscheidung entgegen. Als selbstver ständlich betrachte Ich es, wenn die in Betracht kommenden In stanzen (Börscnvcrein, Verein der Antiquariats- und Exportbuch- händlcr, Verein der Berliner Antiquare, Verband des deutschen Kunst- und Antiquitätcnhandcls usw,) das Menschenmögliche tun, um für uns die Luxusstcucr auszuschciden, aber ich erachte die Wege, die zu diesem Zwecke, soweit ich unterrichtet bin, einge- schlagcn wurden, für durchaus verfehlt und nicht zum Ziele füh rend, Ich meine die Eingaben, die teils an den Reichsfinanz- minister, teils an den Reichswirtschastsrat gerichtet worden sind. Es läßt sich lebhast denken, daß auch nicht ein Geschäftszweig, der luxussteuerbchaftet ist, mit derartigen Eingaben zurückhaltend sein wird, und was ist die Folge dieses Masseneinlaufz? Irgendein untergeordnetes Organ erhält sie zur flüchtigen Durchsicht, be richtet alsdann ganz summarisch über die mehr oder minder Ici- dcnschastlichen Ergüsse, und sie werden »ack acta» gelegt. Ich kenne diese Art Eingaben zur Genüge, die vielfach, ganz besonders aber in unseren Kreisen auf einen sentimentalen Ton abgcstimmt sind (Gefährdung kultureller Güter u, dgl,), die sich zwar recht schön anhörcn, aber nicht den geringsten praktischen Zweck haben. Um zu einem wirklich greifbaren Erfolge zu gelangen, ist es nötig, mit dem zuständigen Referenten direkt in Fühlung zu kommen und ihm überzeugend die Gründe auseinanderzusctzcn, die zu einer Aufhebung der Steuer für das Antiquariat führen müssen. Wir wissen alle zur Genüge, daß der gesamte deutsche Buch handel heute schwer zu kämpfen hat. Wer seine Geschäftskosten und einen bescheidenen Lebensunterhalt verdient, kann von Glück sagen. Es ist im Antiquariat um kein Jota besser, nur daß hier, wenn man die entsprechenden Bücher hat, auch Berkaufsmöglich- leiten in das vermögendere Ausland bestehen, die sowohl von der Umsatz- als auch von der Luxusstcucr befreit sind. Aus Erfahrung kann ich sagen, daß beinahe jedes alte Buch von besonderer Qua lität in das Ausland wandert. Es ist ohne weiteres zuzugebcn, daß dabei die relativ schwache Kaufkraft im Jnlande sehr in das Gewicht fällt, aber zweifellos trägt auch die Verteuerung durch die 7l4Aige Luxussteuer etwas dazu bei. Und ist es schließlich dein kaufmännisch rechnenden Antiquar zu verdenken, wenn er zwei Berkaufsmöglichkciten hat, die eine in das Inland, die andere in das Ausland, daß er das ihm die Luxussteuer erlassende Aus land vorzieht? Bekanntlich fallen alte Bücher unter den Begriff der Antiquitäten (U.St.G, 8 21, I, 3 -Antiquitäten, einschließlich alter Drucke usw,«), und da wäre es nicht uninteressant, dem Herrn Reichsfinanzministcr an einem Beispiele unter vielen zu zeigen, wie sehr er sich bei der Aufrechterhaltung der 7A Aigen s Luxusstcucr in das eigene Fleisch schneidet, Bor wenigen Mona ten fand die Versteigerung der Sammlung Castiglione statt, die lediglich aus Luxussteucrgründcn in Amsterdam abgehaltcn wurde, da sonst Berlin oder München in Betracht gezogen worden wären. Der Gesamterlös betrug 2 Millionen holländische Gulden, die bei einer Versteigerung in Deutschland folgendes Resultat ergeben hätten: 1, für den Fiskus die Einnahme der cinprozcutigen Umsatz steuer, 2, die zahlreichen ausländischen Auktionsbesucher würden sich kaum allein auf Käufe in der Auktion beschränkt, sondern auch, Ivie die Erfahrung zeigt, Einkäufe bei dem ortsansässigen Handel getätigt haben, und 3, hätten dieselben Leute durch Ausgaben für Eisenbahn, Hotel, Gaststätten usw, ausländisches Geld nach Deutschland ge bracht. Einen recht unerwünschten Erfolg, unerwünscht sowohl für den Sleucrsäckcl als auch jür den legitimen Handel, hat die Ein führung der Luxusstcucr zweifellos mit sich gebracht: sic hat den Deutsche hat keinen sinngemäßen Ausdruck dasür) großgezüchtcü Diese Sorte Leute, die recht zahlreich vertreten sind und deren Umsätze zwar unkontrollierbar, aber doch recht bedeutend sein müssen, sind in der Lage, da sie keinerlei Steuer bezahlen und auch keine Geschäftsspesen in Rechnung zu ziehen haben, den legitimen Handel zu unterbieten und mit ihm in erfolgreichen Wettbewerb zu treten. Solche und ähnliche Argumente, die ihren Eindruck aus die Behörden nicht »erschien können, sollen und müssen den Weg be zeichnen, der zur Abschaffung der Luxusstcucr führen wird. Der Münchener Verband hat diesen Weg bereits beschickten und wird ihn hoffentlich zum siegreichen Ende jühren, vr. Ignaz k chwarz -f°. Auf einer Wawraschen Arrktion im Blauen oder Goldenen Engel, einem Hotel nicht weit vom Etephansplatz in Wien, vor einer Reihe von Jahren, war es, als ich den am 18, Dezember v, I. Entschlafenen kennen lernte; ich saß zwischen ihm und Kaiser aus Stuttgart, mir gegenüber der Baron von Gutmann. Bei einer Nummer boten zuletzt nur noch der Baron, vr, Schwarz und ich, Schwarz hörte bald aus; ich hatte mein Limit bereits überschritten und dachte: es ist doch Unsinn, gegen einen reichen Sammler wie Gutmann weiterzubietcn, als der Baron sich zum Auktionator wandte, indem er aus mich deutete mit den Worten: -Er hat so ein gutes Gesicht, wir wollen dem auch etwas lassen«, und mir wider Erwarten das Stück zufiel. In verbindlicher österreichischer Art gratulierte mir vr, Schwarz, und im Gespräch mit ihm sprang mir in die Augen, welch kenntnisreicher Mann aus bibliophilem und graphischem Gebiete mein Nachbar war, vr, Schwarz war damals, es mag 1905 gewesen sein, Mit arbeiter von Gilhofer L Ranschburg, Schwarz, zu der Zeit un gefähr vierzig Jahre alt, war eine dem Rundlichen zuncigende Gestalt mit ausgeprägtem Charakterkopf, scharf vorsprlngcndcr Nase, klugen, beweglichen Augen und kleinen, wohlgepslcgten Händen, die fleißig die Zigaretten handhabten. Seine Sprcch- iveise, etwas zögernd, wienerisch, fein sachgemäßes Urteil hatte» etwas sehr Fesselndes. Schwarz, am 17, Juli 1887 in Neutra geboren, hatte in Wien und Würzburg Medizin studier! und an letzterer Universität sich den Doktorgrad erworben. Aber der Doktor der Medizin wurde so wenig Arzt wie sein Landsmann Schnitzler; auch kein Dickster wie dieser, sondern Privatgelehrkcr. Allerdings brach er mit dem medizinischen Studium nicht gänz lich, er wurde medizinischer Historiker, Durchblättert man die Zusammenstellung «der von Schwarz verfaßten Abhandlungen und Bücher, so zeigt es sich, daß seine literarische Tätigkeit säst gleich mäßig, bezüglich der Anzahl, die Medizin, das Judentum und in späteren Jahren Bibliophilie und Verwandtes umfaßt. Seck 1900 war Schwarz Mitarbeiter bei Gilhofer L Ranschburg, zur jesten Anstellung in diesem bedeutendsten Antiquariat Wiens kam es 1906, 1908 erhielt er Prokura und 1909 wurde er Teilhaber, bis er 1917 die Selbständigkeit »nter eigener Firma gründete. Also war aus dem Wiener Privakgelehrten ungarisch-jüdischen Ke-
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