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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1926
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- 1926-03-17
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- 17.03.1926
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64, 17. März 1926. Mitteilungen uns dem Antiquariat. erwähnte dann auch kurz die sür die Einbände und ihre Technik wichtigen Namen wie Groller, August den Starken, die sranzösischen Könige. Dann sind es die französischen Buch binder vom Ende des 18. bis Anfang des 18. Jahrhunderts, die Hervorragendes in der Verwendung des Leders, besonders in der Herstellung der Narbung leisteten. Später aber wurden die Leder- narben mittels Messingplatten maschinell hervorgebracht. Die Maschinenarbeit überhaupt bildet im Gegensatz zu der bis dahin betriebenen Handtcchnik einen Wendepunkt in der Herstellung des Einbandleders. Als diese Industrialisierung in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eintrat, bedeutete sie natürlich der Hand arbeit gegenüber, die sich durch eine Überlieferung der Erfahrungen von Vater auf Sohn und durch eine gewisse Stetigkeit auszeich nete, einen Rückschritt. Es wurden schneller wirkende Gerbstoffe, die aber im Vergleich zu den bis dahin gebrauchten weniger gut waren, erfunden. Daher stammt die häufige Erscheinung, daß die Einbände aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts häufig an Lederzerfall leiden, ein großer Schaden für die Bibliotheken. (Die häufig gehörte Ansicht, daß dieser Lcdcrzersall eines Werkes ansteckend auf die benachbarten Einbände wirke, wurde vom Vor tragenden in der später folgenden Diskussion zurückgewissen. Es handelt sich bei dieser Erscheinung nicht um eine etwa durch Bak terien hervorgerufene, sondern um eine chemische.) Die Schäden dieses neuen Gerbverfahrcns zeigen sich erst nach Jahrzehnten, fodaß man sich erst spat um ein besseres Verfahren bemühte. So liefert eigentlich erst seit 1988 die Industrie ein Leder, das besser und widerstandsfähig gegerbt ist. Es herrschen jetzt in der Buchbinderei ein Wirrwarr in der Bezeichnung der Lederarten und eine Fülle von Phantasienamcn, die noch durch die Art des Polierens weitere Vermehrung erhalten haben. Im wesentlichen wird das jetzt gebrauchte Leder von der Ziege, dem Kalb, Schaf, Rind und Schwein geliefert. Das beste Leder für Einbände ist das Ziegenleder. Der Vortragende ist der Ansicht, daß das Leder der afrikanischen, hauptsächlich der Kap-Ziege nicht wertvoller ist als das der europäischen Ziege. Das Ziegcnleder ist das, was wir Maroquin nennen (also ursprünglich die Haut der marokkanischen Ziege). Im Mittelalter hat man die schwersten Folianten in Ziegenleder gebunden. Das Rindleder 'hat wenig Eingang in der Buchbinderei gewonnen. Auch das Schafledcr kann der Bibliophile nicht in Betracht ziehen. Es ist nebenbei bemerkt dasjenige, das für alle möglichen Täuschungen herhalten muß. Auch hier gilt der Spruch: »Geduldig wie ein Schaf«. Sehr in Betracht aber kommt das Schweinsleder, dem der Vortragende große Haltbarkeit beimißi. Es wird ungefärbt in den Handel gebracht und verarbeitet. Gefärbtes Schweinsleder hat sich nicht recht eingebürgert. Seit 1910 hat man auch die Herstellung des weißen Schweinsleders wieder ausgenommen, das zum Teil sehr schöne Einbände liefert, die besonders von einem Hamburger Buch binder «ingesührt worden sind. Früher allerdings wurde dieses Leder durch Handarbeit in einem Orte bei Augsburg hergestellt. Ein Gcrbermeister war der einzige, der das Geheimnis kannte und seine Kenntnis der Herstellung mit seinem Sohne teilte. Letzterer fiel im Kriege, der Vater nahm das Geheimnis mit ins Grab und hinterlicß keine Notizen. Die Gerbereien haben das Denkbarste versucht, um auf chemischen» und anderem Wege das Geheimnis dieser besten Herstellung des weißen Schweinsledcrs zu ergründen. Es hat sich aber nicht ermitteln lassen, welches Mittel bei dem prachtvollen Verfahren verwendet worden ist. Das weihe Schweinsleder, das wir heute machen, ist bei weitem weniger gut. Zuletzt ging der Vortragende noch auf das Pergament ein, das aus Tierhäuten durch Behandlung mit Kalk gewonnen wird. Es gibt dementsprechend Kalb-, Schaf- und Ziegen-Pergamcnt. Das erste wird als das beste angesehen. Auch Schweinspergament ist versucht worden, hat sich aber nicht recht bewährt. Diese Ausführungen wurden von Herrn Herfurth in vorbild licher Kürze und Prägnanz gemacht, und sein Wunsch, daß die gewonnene Zeitersparnis Platz für eine rege Diskussion liefern möge, hat sich in außerordentlicher Weise bestätigt. Eine große Zahl von Herren beteiligte sich, zum Teil unter Vorlage von Ein bänden, an der Diskussion. Herr vr. Wolfs he im stellte eine Anfrage bezüglich Einbänden aus der Haut des Seehundes. Herr Hcrsurth hielt diese wegen des Formates der Haut und wegen der großen Nachteile in der Verarbeitung für ungünstig. Jeden falls hat sie sich nicht eingebürgert. Herr vr. Tuchmann er wähnte die Tatsache, daß auch Mcnschcnhaut zu Einbänden ver wendet worden ist, und machte Angaben über die bisher bekannten Fälle. Herr vr. Paul Hofsmann sprach über Einbände aus Fischhaut und über Wildleder. Bezüglich des letzteren gab der Vortragende die Erklärung, daß es sich bei diesem nicht etwa um die Haut von Hirschen oder Rehen handelt, sondern um die Haut der schon genannten Haustiere, die aber auf der Fleischseite, also auf der umgekehrten Seite, verwendet und einer Behandlung mit Bimsstein unterzogen wird. Diese Einbände sind aber nicht halt bar und nehmen leicht Schmutz an. Im Anschluß daran erwähnte Herr Herfurth auch noch das jetzt so häufig verwendete Spaltlcdcr, das aus gewöhnlicher Tierhaut erzeugt wird, die ja eine bedeutende Stärke hat (Rindledsr bis v/- Zentimeter) und die dann in 2 bis 3 Lagen gespalten wird. Von einer größeren Haltbarkeit kann natürlich nicht die > Rüde sein. Herr vr. Iunk fragte wegen des Unterschiedes von Halbloder- und Halbfranzband an, der in der Einbandbezeichnung, die man in Antiquariatskatalogen findet, eine Rolle spielt. Der Vortragende erklärte, daß der Unterschied dieser beiden Einbandsorten weniger in dem verwendeten Material als in der buchbinderischen Verwendung des Leders bestände. Der Halblüderband ist weit weniger sorgfältig gearbeitet. Auf eine weitere Anfrage des Letzgenannten bezüglich der Schädigung von Einbanddecken durch Insekten erwiderte Herr Bibliotheksrat vr. Gottschalk, daß, wie er aus seiner Praxis in der Staats bibliothek wisse, bücherfeindliche Insekten, die ja hauptsächlich im -Orient Vorkommen, den Einbänden mehr zusetzen als den Büchern selbst. Irgendein Mittel gegen diese Tiere war weder Herrn vr. Gottschalk noch dem Vortragenden bekannt. Elfterer wies dann eine Zahl orientalischer Einbände vor, und zwar von Handschrif ten. (Der Buchdruck ist im Orient erst seit hundert Jahren ver breitet.) Er ging auf di« zwei großen orientalischen Buchbinder schulen, die eine in Aegypten (Kairo), die andere in Persien (die später nach Konstantinopel wandert«) in interessanter Weise ein. Diese zwei Gruppen unterscheiden sich bis zum heutigen Tage hauptsächlich durch die Farbe des Einbandes und durch die Ober fläche des Leders, also durch dessen Glätte bzw. Körnung. In beiden Fällen spielt nur Ziegenleder eine Rolle. Auch Hirschleder war im Orient (Persien, Japan, Afghanistan) hin und wieder ver wendet worden. Herr vr. Zolles sprach über die Unterschiede des Maroquin-Einbandes bezüglich der Körnung, die teils von links nach rechts, teils von oben nach unten geht. Der Vor tragende bemerkte, daß ein Unterschied der Qualität durch diese Verschiedenheit nicht bemerkt wurde, vr. Zolles wies dann weiter auf die Nachteile hin, die durch die allgemein verbreitete Unsitte entstehen, ein gebundenes Werk aus die Weise der Bibliothek zu entnehmen, daß man es oben am Rücken anfaßt, fodaß es gewöhn lich diese Stelle ist, die zuerst leidet und aufplatzt. Ein Mittel gegen diesen übelstand (also etwa durch Verstärkung der oberen Kapital-Bänder) ist nicht zu finden. Am Schluß der Diskussion, an der sich auch noch die Herren vr. Michaelis, Bloch, vr. Crous beteiligten, machte Herr Herfurth noch einige sür jeden Bibliophilen wichtige Mitteilungen. So bezeichnet er z. B. den Kalblederband als minderwertig, wohlgemerkt, den durch die heutigen maschinellen Gerbcreiderfahren erzeugten, nicht etwa den alten. Als besondere Feinde des Bucheinbandes bezeichnet er das Sonnen- und das Gas-Licht. Beide schaden nicht nur, wie be kannt, der Farbe, sondern ziehen auch den Fettgehalt aus dem Leder. Besonders wertvolle Bücher sollte man daher in Kassetten oder hinter grünen Vorhängen ausbewahren. Auch vor Zentral heizung muß ein Buch behütet werden. Beschädigte Einbände können durch kein Mittel wieder anfgefrischt werden; man hat nicht die Möglichkeit, dem Leder seine alte Geschmeidigkeit wieder zuzuführen. Nach Schluß der Diskussion sprach noch Herr vr. Krebs über die bekannte und interessante Breitkopfsche Abhandlung aus dem Jahre 1793 über Bibliophilie, die anläßlich des Festabends S
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