Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1926
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- 1926-03-17
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64, 17. März 1926. Mitteilungen ans dem Antiquariat. des Berliner Bibliophilcn-Abends (wie in dem Bericht über diesen im Bbl. Nr. 47 vermerkt) von Herrn Schalem neu aufgelegt worden war. Er hob hervor, daß Brcitkopf unter Bibliophilie ausschließlich die Beschäftigung mit Inkunabeln verstünden hat, also daß zu der Zeit, als er seine Abhandlung schrieb, eine Neigung, Erst-Ausgabei, und schön gedruckte Bücher zu sammeln, in Deutsch land merkwürdigerweise noch nicht existierte. Freiherr von Biedermann erörterte die Ursache dieser interessanten Er scheinung, über die sich auch noch mehrere andere Herren äußerten. Kalender und Almanache aus fünf Jahrhunderten. Ausstellung der »Frankfurter Bibliophilen-Gescllschasi» in den Räumen der Lineel-Sammlung des Kunstgewerbc-Museums Frankfurt am Main vom 2l. Februar bis 21. März 1926. Die jüngste der bibliophilen Gesellschaften Deutschlands, die »Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft», hat schon in den vergangenen Jahren bewiesen, daß sie durch ihre öffent lichen Sonderausstellungen bestrebt ist, den Sammler-Egois mus des Bibliophilen den interessierten Kreisen nutzbar zu machen. Welche Fülle von Eindrücken, Anregungen für Beruf und Leben können die Besucher der diesjährigen Ausstellung, die vom 21. Februar ab auf 4 Wochen in den schönen Ausstellungsräumen der »Lineelsammlung für Buch und Schrift» im Kunstgewerbe-Museum an der Neuen Mainzer Straße untergebracht ist, mit nach Hause nehmen! Der Biblio phile, Bücherfreund oder Antiquar werden das »Ding an sich» bewundcrn, der Buchdrucker Studien zur Entwicklung der Schrift und Buchausstattung machen können, der Kunstgewerbler die ent zückenden Modekupfer auf sich wirken lassen, Freunde der Natur die sinnige Ausstattung der Jagd-, Natur- und Garten-Almanache genießen, der Geschichtsforscher der reichen Sammlung aller Arten historischer Almanache seine Aufmerksamkeit widmen, kurz, für jeden bietet sich bei der Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit der Aus stellung irgendein oder gar mehrere Stücke zu längerem als flüch tigem Verweilen. Die Gewohnheit der Gesellschaft, ihre Jahreshauptversamm lung mit der Eröffnung einer großzügig angelegten Ausstellung zu beginnen, hatte auch dieses Jahr wiederum eine große Zahl von Bibliophilen, Antiquaren, Buchgewerblern und Kunstfreun den nach den Ausstellungsräumen gezogen. Nach einer herzlichen Begrüßungsansprache des Herrn Direktors Professor vr. R o b er! Schmidt vom Kunstgewerbe-Museum, der sich um das Zustande kommen und die Unterbringung der Ausstellung zusammen mit Herrn Direktor Sarnow von der Frankfurter Stadtbibliothek große Verdienste erworben hat, gab «der bekannte Antiquar und idcnner bibliophiler Seltenheiten Herr M. Sondheim (i. Fa. Joseph Baer L Co., Frankfurt) der Festversammlung einen kur zen überblick über »W e s en, E n t st e h u n g und Geschichte der Kalender und Almanache»: Jede Generation, jedes Zeitalter drückt diesen neben der Zeitung am meisten verbreiteten Erzeugnissen der Buchdruckkunst seinen Stempel auf. Wie vor ihn, der fromme Mönch in der Zelle sein handgeschriebenes Stun denbuch, so hat der mittelalterliche Mensch seinen kirchlichen Ka lender, seinen Hciligenkalendcr, um danach die beweglichen Feste und nach diesen wieder seine Tages- und Jahreszeiten 'berechnen oder ersehen zu können. Der Stcrnenkult kommt in diesem Hei ligenkalendern zu hohen Ehren, lvar doch jeder in dieser Zeit bestrebt, seinen Stern und damit sein Schicksal zu kennen und ,zu deuten. Mit den Anfängen der Buchdruckkunst erlangte der Kalender rasch eine große Verbreitung, sowohl als Wandkalender wir als Buchkalender. Die Entstehung der Messen und Märkte, die .Hebung des Verkehrs, Aufblühen von Kunst und Wissenschaft, Handel und Wandel, die Einführung der Postkutsche lassen im l6. und 17. Jahrhundert das Bedürfnis nach Messen-, Post- und JahrmarktSkalcndern begreiflich erscheinen. Die geschäftstüchtigen Drucker dieser Zeit sind denn auch auf diesen, Gebiete kräftig am Werte gewesen, Kupferstecher von hohen, Rus haben ihre Mitarbeit bei der Illustrierung nicht schien lassen. Die Ausklärung, das >8. Jahrhundert und mit ihm das Erwachen von Mchttunst und Wissenschaft in den zivilisierten Kulturstaatcn Europas mußten naturnotwcndig neue Gedanken und Ideen in das Kalendcnvescn bringen. Hatte bisher die Einteilung der Zeiten den Kalender be herrscht und ihm das Gepräge gegeben, so sollte das Jahr 1765 mit dem Erscheinen des ersten Almanachs eine neue Epoche irr der Geschichte von Kalender und Almanach cinlciicn. Der Genea logische Kalender, der Kalender mit Erzählungen und Anekdoten entstanden, aus diesen wiederum entwickelten sich die Taschenbücher. Die wachsende Disscrcnzicrung der Künste, Wissenschaften, des Handwerks und vieler Berufe führte schließlich auch zu einer Spe zialisierung der Kalender, die sich in dem Erscheinen von Forst-, Jagd-, Natur-, Literatur-, Kunst-, Theater- u. a. Kalendern, -Al manachen und -Taschenbüchern ausdrücki. Die Lösung des lang wierigen Problems: wie bringt man das Publikum dazu, für Verse Geld auszugeben, war gefunden. Nun schossen diese neuesten buch- gewerblichen Erzeugnisse, mit oft recht zivciselhasien Kindern der Musen ungefüllt, wie Pilze aus der Erde. Jede Dichtcrgruppc, jede Dichierstadi und Provinz mußte natürlich ihren Almanach und ihr Taschenbuch haben. Auch die graphischen Künstler der Zeit standen nicht beiseite und hatten alle Hände voll zu tun, um das rechtzeitige Erscheinen der meist um die Weihnachtszeit zur Aus gabe gelangenden Stücke zu gewährleisten. Dabei wurde aber auch auf die äußere Ausmachung (Einband) großer Wert gelegt, da diese Almanache und Kalender in erster Linie als Geschenke für Damen bestimmt sein sollten. Daß Goethes Herrmann und Dorothea als Taschenbuch in einer in Seide gebundenen Vorzugs ausgabe mit einer kleinen Schere auf dem Vorderdecke! angcpriescn wurde, ist ja eine bekannte Tatsache, aber es war typisch für die Auswüchse der Zeit im Kalenderwesen. Die erste Halste und Milte des ld. Jahrhunderts, die durch den Geist der Burschen schaftler und der revolutionären Gärungen ihren Ausdruck er halten, bringen neben einigen poliiischen-soiirischcn Kalendern die bekannten Bolkskalcnder und »Hinkenden Boten-, di« sich ja im »Lahrer Hinkenden Boten- noch bis in unsere Tage gehalten haben. Die Epoche des Ncucrblühens und der Wicdercrstarkung deutscher Buchdruckkunst und deutscher Graphik um 1886 bis aus unsere Zeit Hai auch dem Kalender ,nieder eine künstlerische No!e aufgedrückt. Die berühmtesten Schwarzweißkünstlcr wenden sich der Illustrierung von Kalendern und Almanachen zu und schassen im Verein mit Meistern der Buchtcchnik buchkünstlerische Erzeug nisse ersten Ranges. Auch der Geschäfiskalcndcr wird in diesen künstlerischen Kreis mit cingczogen und bietet ein Sammelgcbiet typographischer Kunstfertigkeit für -sich. Dank der lebhaften Unterstützung durch leihweise Überlassung von Seltenheiten aus den bibliophilen Sammlungen, der Groß- herzoglichen Kabineitsbiblioihek Darmstadi, der Sladibibiioihck Franksuri a. M., der Lineelsammlung und den Privatbibliolhckcn von Frau Gräfin Lanckoronska, Frau Elisabeth von Gans, Frau Olga Hirsch u. a. bekannter Sammler können in der Ausstellung mehrere hundert Kalender von der Zeit vor der Erfindung der Buchdrnckkunst an bis ans unsere Tage gezeigt werden. Unter den H e i l I g e n - Ka l e n d e r i, des 13.—16. Jahrhunderts ver dienen ob ihrer künstlerisch hervorragenden Ausstattung besondere Beachtung ein aus Pergament geschriebenes »Siundcnbuch- (Bo logna 2. Hälfte 15. Jahrh.), die italienische Pcrgamenihondschrift eines Slundenbuches aus dem 16. Jahrhundert, die, mit reichen Bordüren versehen, ein besonderes Sammler-Juwel bildet. — Wie sich die Kunst des Buchdrucks den, Bedürfnis der Zeit nach Kalendern schnell zugewandt Hai, wird durch eine Reproduktion- von Guienbergs ältester Druckurkunde, dem Astronomischen Ka lender (1447) ersichtlich. Neben diesem können aus der Wiegen druck-Periode noch zwei seltene und kostbare Stücke bewundert werden: das Missais llomaoum, Nürnberg 1484, ein druckkünsile- risches Erzeugnis hervorragendster Art, das aus der Presse des aus Sulzbach in der bayerischen Oberpfalz stammenden und in Nürnberg seßhaft gewordenen Georg Stuchs hervorgcgangcn ist, „nd die sich in vollendetem Rot- und Schwarzdruck präsentierende schöne 4°-Äusgabe des Missal« VVoematieuss, Basel etwa 1488.
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