10K58 Künftig erscheinende Bücher. ^llt 29?, 27. Dezember 1902 Verlag von Greiner L Pfeiffer in Stuttgart In unserem Berlage wird vom Januar 1903 an erscheinen: Die Studier st ube Kirchlich-theologische Monatschrist Herausgeber: Ino. tlrool. vr. pbil. Büthmer in Raben. Es giebt alle möglichen Zeitschriften, bloß keine für den Pastor, für den theologischen Berufsarbeiter als solchen. Es giebt Zeitschriften für positive, für liberale, für orthodoxe, für protcstantenvereinliche, für lutherische, für reformierte, für altgläubige, für moderne Christen und Pfarrer, aber für den Pastor nichts. Es giebt wissenschaftlich gerichtete und volkstümlich gehaltene, theologisch und nichttheologisch gefärbte Zeitschriften, die an den Christen, an den Pastor, an den Theologen sich wenden. Für den Pastor als solchen ist keine darunter. Es giebt sogar für den Pastor und seine einzelnen Berufsthätigkeiten, die homiletische, katechetische, liturgische, seelsorgerliche, für den Pastor und seine Hausgenossen besondere Zeitschriften. Für den Pastor allein findet sich keine. Daß der deutsche Pfarrer, der theologische Berufsarbeiter kein Organ hat, in dem jede Stimme, die zu ihm zu reden Fug und Recht hat, die zu hören er verpflichtet ist, auch sich hören lassen kann, weil er keine fremde Meinung vertragen, kein abweichendes oder gar entgegengesetztes Urteil unbefangen beherzigen kann oder will, weil kein gemeinsamer Boden, auf dem alle stehen, anerkannt: keine Arbeitsgemeinschaft zwischen denen, die der Kirche Christi am Evangelium dienen, mit Ernst erstrebt und zum Ausdruck gebracht wird, das ist doch gewiß ein Mangel, ein Schade, eine Lücke, die empfunden werden muß, wenn man auf sie nur aufmerksam gemacht wird. In der That: weite Kreise empfinden sie. Sie sehnen sich nach einer Verständigung zwischen den verschiedenen kirchlichen und theologischen Gruppen wenigstens in dem, was ihnen allen gemeinsam ist Und das ist im Protestantismus Gott sei Dank trotz allem, was dawider zu zeugen scheint, noch recht, recht viel. Was in England möglich ist, daß Vertreter der verschiedensten Richtung in demselben Organ ihre Meinungen austauschen, ohne sich darum zu verketzern, im Gegenteil, um Achtung vor fremder Ueberzeugung zu ge winnen, das sollte unter deutschen Theologen, unter evangelischen Pfarrern Deutschlands nicht erreichbar, nicht wünschens wert sein? In der That, es ist wünschenswert: der Pastor, der Theologe hat ein solches Organ nötig. Er muß ein Blatt haben, das unter den vorgedachten Gesichtspunkten ihn über alle Haupterscheinungen des kirchlichen Lebens im weitesten Umfang unterrichtet und ihm zu eigenem Urteile vcrhilft, einbegriffen die Bewegungen und Arbeiten der theologischen Wissenschaft. Diesem Zweck der Orientierung soll „Die Studierstube" dienen.