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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1905
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- Ausgabe
- Band
- 1905-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1905
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- Deutsch
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/V 114, 18. Mai 1905. Nichtamtlicher Teil. 4719 er uns einmal die gesamte Strafrechtsliteratur auf dem Ge biete gegeben hat, und ferner, daß er uns ermöglicht hat, einen Vergleich auf diesem Gebiet zwischen Deutschland und dem Ausland zu ziehen. Leider sind wir Deutsche dicht dabei, jetzt auf diesem Gebiet den Rekord in der Welt zu schlagen. Ich verweise nur auf die Äußerungen der Ver treter aus Holland, Norwegen und der Schweiz. Aus diesen Äußerungen geht hervor, daß früher die Fülle der unsitt lichen Schmutzliteratur hauptsächlich aus Paris und Budapest usw. kam; aber seit etwa fünf Jahren hat sich das ver schoben, und vor allen ist es Deutschland, das den Markt überschüttet. Angesichts solcher Erklärungen des Auslands, die auch in einem Artikel der »Täglichen Rundschau- von Otto v. Leixner an der Hand eines österreichischen Flugblatts bestätigt werden, können wir mit gutem Recht sagen: diese Zustände haben sich bei uns verschlechtert, und deshalb ist der Antrag der Kommission berechtigt. Wir wissen sehr wohl, daß nicht allein durch gesetzliche Bestimmungen und polizeiliches Eingreifen etwas gemacht werden kann. Wenn vorhin der Vertreter der sozialdemokratischen Partei bedauert hat, daß seitens der Polizei auch in den Fällen, wo es unbedingt notwendig gewesen wäre, nicht ein gegriffen werde, so wissen wir von Polizeibeamten, daß das zum Teil daher gekommen ist, daß, wenn die Polizei einge griffen hätte in diese Sachen, sie später vor den Gerichten nicht den nötigen Schutz gehabt hätte. Auch aus dem Grunde ist es notwendig, auf eine Änderung hinzustreben. Ganz gewiß soll in erster Linie zum Schutz unsrer Jugend die häusliche Erziehung wirken. Aber wenn man aufwachsende Kinder hat und es erlebt, wie die Erzeugnisse der schmutzigen Literatur auf sie einwirken, kann man es keinem übel- nchmen, wenn er der Jugend mehr Schutz verschaffen will. (Sehr richtig! in der Mitte.) Auch sollte von den beteiligten Kreisen, Künstlern, Presse, Buchhändlern hier mehr als bisher geschehen. Deshalb muß ich es mit Freude begrüßen, daß der Kongreß in Köln zu solchem Kampfe die Vertreter der Presse und der Kunst aufgerufen hat, wohl infolge der hochverdienten Arbeit Otto v. Leixners. Ich glaube, das ist einer der Hauptfehler der Verhandlungen bei der Isx Heinze gewesen, daß man nicht zeitig genug die Vertreter der Kunst und der Presse bei der Ausarbeitung der einzelnen Paragraphen zugezogen hat. Dann hätte man mancherlei von dem spätem wüsten und von beiden Seiten übertriebenen Kampfe beseitigen können; dann hätte man zu einem praktischen Resultat kommen können. Deshalb sollte man diese Bewegung in den Kreisen der Künstler und der Presse, an deren Spitze Otto v. Leixner steht, unterstützen und heranziehen. Es handelt sich nicht um die Zurückdrängung der Kunst und Wahrheit; — das, was hier getroffen werden soll, ist gar keine Kunst — und das Zurückzudrängen liegt auch im Interesse unsrer wahren Kunst. (Bravo! rechts und in der Mitte.) Vizepräsident vr. Graf zu Stolberg-Wernigcrode: Der Herr Abgeordnete Roeren hat das Wort. Rocren, Abgeordneter: Ich möchte mir nur einige Worte gestatten, weil ich immer noch hoffe, daß, wenn die Mißver ständnisse beseitigt werden, auf denen die Ausführungen des Kollegen Heine tatsächlich beruhen, dann diese Petition ein stimmig zur Annahme gelangt. Ich verstehe die Opposition nicht, die der Herr Kollege Heine dieser Petition gegenüber gemacht hat, und ich kann ihm als Juristen den Vorwurf nicht ersparen, daß alle seine Ausführungen fast ausnahmslos neben der Sache liegen und nicht aus das Ziel gehen. Die Ausführungen würden an gebracht sein, wenn Ihnen hier irgend eine bestimmte Maß nahme vorgeschlagen würde, eine Erweiterung des Gesetzes, eine Ergänzung des Z 184, eine Umänderung des Z 184. Aber davon ist in der Petition keine Rede. Wenn Sie die Petition annehmen, erklären Sie damit nichts andres, als: wir billigen es als sittlich denkende und sittlich empfindende Männer, daß energischer, als cs bisher geschieht, gegen den Schmutz in der Literatur vorgegangen wird. Ob dann die Maßnahmen, die später von der Regierung vorgeschlagen werden, von Ihnen und von uns akzeptiert werden können, wissen wir noch nicht; durch die Annahme der Petition sind wir an nichts gebunden, wir müssen die Vorlagen erst an uns herantreten lassen, und dann sind vielleicht die Ein wendungen, die Herr Heine erhoben hat, angebracht oder vielleicht auch nicht angebracht; aber gegenwärtig liegen sie vollständig neben der Sache. Meine Herren, durch Annahme der Petition sprechen wir nur den Wunsch aus, daß gegen den Schmutz in Literatur und Bild wirksamer vorgegangen werde. Deshalb ist auch die Verwahrung des Herrn Kollegen Heine: -wir weigern uns, der Polizei, der Behörde diskre tionäre Befugnisse zu geben, die bis jetzt noch nicht vor handen waren-, nicht angebracht. Wir geben weder der Polizei noch den Gerichten irgend welche Befugnisse, wir sprechen auch nicht aus, daß dieses oder jenes Gesetz erweitert oder ergänzt werden soll, sondern wir sagen nur: wir wollen, daß unsre Jugend gegen die moralische Verseuchung wirk samer geschützt werde. Daher paßt auch die fernere Ausführung nicht: »wir vermuten die Absicht dahinter, die wirkliche Kunst und Wissenschaft zu treffen-. Ja, das konnten Sie von Ihrem Standpunkt aus vielleicht sagen bei der lex Heinze, wo ein bestimmter Paragraph vorlag, hier aber doch nicht! Darüber sind wir doch alle, ob links oder rechts, einig, daß wir unsre Jugend und unser Volksleben vor moralischer Verseuchung durch Schmutzliteratur und die Schmutzbilder schützen wollen. (Zustimmung in der Mitte und rechts.) Und daß sie gegenwärtig nicht genügend geschützt werden, das sagen die Preßorgane jeder Richtung, und ich meine, das müßte auch Ihre Ansicht sein. Auch der »Vorwärts«, dessen Stellung in diesem Punkt ich durchaus nicht so ver urteile, wie Sie glauben — im Gegenteil: ich erkenne an, daß der -Vorwärts- gerade in der Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit vielfach einen entschiedenem Stand punkt einnimmt als andre liberale — oder wie ich sie nennen soll — Blätter. So schrieb vor einiger Zeit der -Vorwärts«: Niemand, am allerwenigsten die Sozialdemokratie, hat etwas gegen die Unterdrückung der auf bloße Erregung geschlechtlicher Triebe, namentlich auf Korruption der Jugend gerichteten Machwerke in Wort und Bild. (Hört! hört! rechts.) Das und nichts andres wollen auch wir. Wir erklären nur noch: es ist notwendig, daß etwas energischer vorge gangen werde, als es zurzeit geschieht, oder etwas praktischer. Die Regierung soll dann erwägen, in welcher Weise das ge schehen kann, und uns danach ihre Vorschläge machen. Das ist der Inhalt der Petition, und ich meine, dem könnten wir alle zustimmen. (Sehr wahr! in der Mitte.) Nun hat der Herr Kollege Heine noch von einem Beicht zettel gesprochen. Da hat er sich auf ein Gebiet begeben, wo er nicht zu Hause ist. (Sehr gut! und Heiterkeit in der Mitte.) Von einem Beichtzettel wird da wohl nicht die Rede sein — er meint wahrscheinlich einen Beichtspiegel. (Zuruf von den Sozialdemokraten.) K2S»
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