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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1903
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- Deutsch
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- Saxonica
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273, 25. November 1903. Nichtamtlicher Teil 9685 ich zunächst noch einmal Hermann Credner zu Worte kommen lasse: »Eines der schlimmsten Übel ist die Konkurrenz der Sortimentsbuchhändler unter sich. Die Verleger werden sich ernstlich fragen müssen, ob durch eine der artige Überzahl ihr Interesse wirklich gefördert wird, ob nicht die Zuerkennung der Eigenschaft als Buchhändler mit dem Anspruch auf den üblichen Buchhändlerrabatt einer Einschränkung bedarf.« (Jahresbericht des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, Hauptversammlung 28. Januar 1902.) Noch vor Erscheinen der Bücherschen Denkschrift ge schrieben, aber als mit dieser inhaltlich in direktestem Zu sammenhang befindlich erweisen sich die in der »National zeitung« (1903. Nr. 280 u. ff.) veröffentlichten Äußerungen zur Reform des Buchhandels aus der Feder des Professors Or. Paulsen-Berlin und unsers Kollegen vr. Ruprecht- Göttingen. Ich entnehme deren Ausführungen folgendes: »Sofern die Bestrebungen, den Kundenrabatt über haupt aus der Welt zu schaffen, auf die Erhaltung eines wirklich leistungsfähigen Sortimentsbuch handels gerichtet sind, wird man sie für unberechtigt nicht ansehen können; an seinem Dasein sind in der Tat sowohl die Käufer, als die Autoren und Verleger inter essiert .... Der Zwischenhandel zeigt auch hier die Tendenz zur Wucherung. Die Zunahme der Buchhand lungen, die in dem letzten halben Jahrhundert in Deutsch land stattgefunden hat, wird man doch wohl nicht allein als ein Anzeichen steigender literarischer Kultur deuten dürfen; vielmehr wird sie zu einem nicht kleinen Teil derselben Ursache ihre Entstehung verdanken, der auch die Grünkram- und Zigarrenläden ihre wuchernde Entwicklung verdanken: der Neigung, durch Kleinhandel sich einen leichten, weder Kenntnisse noch Kapital voraus setzenden Erwerb zu verschaffen Im Jahre 1839 gab es 874 Buchhandlungen in Deutschland; die Zahl stieg .... 1901 auf 5520, also alle zwanzig Jahre etwa eine Verdoppelung. War diese Vermehrung durch das Bedürfnis der Bücherkäufer gefordert? Ich glaube nicht, daß dies jemand wird behaupten wollen: es ist doch wohl nicht notwendig, daß in jedem Städtchen von 5—10 000 Einwohnern vier oder sechs Buchhandlungen vorhanden sind; dem Bedürfnis wäre am Ende mit einer, oder, der Konkurrenz halber, mit zweien genügt. Sieht man näher zu, so zeigt sich freilich alsbald, daß ein guter Teil dieser »Buchhandlungen« in Wirklichkeit nicht viel mehr sind als Papierhändler oder Buchbindereien. Zugleich aber er bieten sich die Inhaber auch zur Besorgung von Büchern, Schulbüchern vor allem, aber gelegentlich auch anderen Büchern. Und so sind sie zwar nicht Buchhandlungen, aber doch Konkurrenzanstalten der eigentlichen Buchhandlungen und ziehen diesen das Blut aus. Mir ist von einem Berliner Buchhändler, einem der besten Kenner dieser Verhältnisse gesagt worden: »Durch die „Bücherbesorger" wird der Buchhandel ruiniert." Von dem bloßen Bücherbesorger kann man kaum dasselbe (wie vom »alten Sortimentsbuchhändler«. Anm. d. Verf.) sagen; wenn er durch seine Massenhaftigkeit jenem die Existenz möglichkeit nimmt und anderseits die Bücherteuerung steigert, so wirkt er schädlich, und das Bestreben zur Ausschaltung des Zwischenhandels tritt in sein Recht.« (Prof. Vv. Friedrich Paulsen.) Mit treffenderen Worten sind seiten eines Akademikers wohl noch nie die Konkurrenzverhältnisse im deutschen Buch handel gekennzeichnet worden. Als Illustration dazu möchte ich erwähnen, daß gelegentlich einer im Jahre 1901 behufs Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahroan». Festsetzung der Stammrolle für das Königreich Sachsen ver anstalteten Enquete über die im Buchhändler-Adreßbuch auf genommenen Nichtmitglieder des Sächsischen Verbandes sich die interessante Tatsache ergab, daß von 295 im Adreßbuch verzeichneten Sortiments-Firmen nur 69 als wirkliche Buch handlungen angesehen werden konnten, — der gesamte »Rest« aber aus den von Paulsen so treffend gekennzeich neten »Konkurrenzanstalten« bestand. Ich gestatte mir noch eine Einschaltung. Nach dem Adreßbuch der Stadt Dresden existierten in Dresden 38 Sortimentsbuchhandlungen im Jahre 1886; der Jahrgang 1903 desselben Buches aber führt an der gleichen Stelle nicht weniger als 146 Firmen auf, zu denen noch 14 Antiquariatsgeschäfte hinzutreten. Wenn ich mich nun auch der Anschauung des Kollegen Prager an schließe, wonach vielfach nur eine »Verschiebung« infolge ver änderter Registrierung der in Frage stehenden Betriebe statt gefunden hat, sodaß ein großer Teil der Firmen unter der Rubrik »Buchhandel« in Wirklichkeit eigentlich nichts zu schaffen hat, so bleibt doch trotz alledem die Tatsache bestehen, daß die Konkurrenz sich in zweifellos durchaus ungesunder Weise vermehrt hat. Und dies nicht nur hinsichtlich des Verkaufs der Brotartikel (obwohl das wahrlich für viele Sortimenter empfindlich genug ist!), sondern in fast gleichem Maße be züglich des Vertriebs aller Arten vornehmer Geschenk literatur und wissenschaftlicher Literatur. Ich kann daher auch nicht zustimmen, wenn neuerdings die Behauptung aufgestellt worden ist, daß die Zahl der Sortimentsbuchhandlungen, die wissenschaftliche Literatur vertreiben, durchaus nicht unverhältnismäßig gewach sen sei. Soweit Dresdner Verhältnisse in Frage kommen ist das jedenfalls nicht zutreffend. Denn tatsächlich kam unter den 38 im Jahre 1886 in Dresden bestehenden Firmen kaum die Hälfte für den Vertrieb wissenschaftlicher Literatur überhaupt in Betracht, — seit diesem Jahr sind bis heute aber nicht weniger als ein volles Dutzend neuer Firmen in Dresden entstanden, die für den Absatz wissenschaftlicher Literatur notorisch, und zwar teilweise in hervorragendem Maße, in Frage kommen und den ältern Firmen die schwerste Konkurrenz bereiten. Ob zu ihrem eignen oder auch nur zu der Verleger wirklichem Vorteil, bleibe dahingestellt. Eine solche Vermehrung steht aber unter allen Umständen in gar keinem Verhältnis zum Anwachsen insbesondre jener Kreise der Bevölkerung, die für den Bedarf wissenschaft licher Literatur überhaupt in Betracht zu ziehen sind; beispielsweise dürsten doch die etwa 100 000 Arbeiter, die durch die Einverleibung der Vororte in die Stadt Dresden im Laufe der letzten Jahre die Bevölkerung Dresdens haben vermehren helfen (und in allen anderen Großstädten dürften die Verhältnisse ganz ähnlich liegen!), kaum zu den Käufern wissenschaftlicher Literatur zu zählen sein! Und wenn Kollege E. Wellmann-Breslau in seinem im allgemeinen so vortreff lichen und überzeugenden Börsenblatt-Artikel vom 6. No vember u. a. behauptet, daß »in allen Großstädten die absolute Vermehrung (der Sortimentsbetriebe) zum Still stand gekommen sei«, so trifft diese Behauptung für die Großstadt Dresden, wie ich nachgewiesen habe, jedenfalls nicht zu. Es will mir übrigens scheinen, daß der Boden, auf dem allein die Diskussion über die Notwendigkeit einer Beschränkung der Sortimentsgeschäfte sich allenthalben bewegen sollte, in verschiedenen der bisher vorliegenden öffentlichen Meinungs äußerungen — aus buchhändlerischen wie aus nichtbuchhändleri schen Kreisen — des öftern verlassen und im wesentlichen nur die Frage der Erhaltung des für den Absatz wissen schaftlicher Literatur wichtigen Teils der großen Sorti mentsgeschäfte in Behandlung gezogen worden sei. Ich erblicke hierin eine mir zwar erklärliche, aber höchst bedauer- 1282
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