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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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/1L 231, 5. Oktober 1914. Redaktioneller Teil. Jeder kleinere Sortimenter, der keine großen Vorräte der gleichen Bücher besitzt, hat gar keine Verpfändungsobjekte; er kann erstens der Darlehnskasse oder ihrem Sachverständigen nicht zu- muten, das einzelne Werk auf seine Vcrkaufswahrschcinlichkeit hin zu prüfen; zweitens würde cs untunlich sein, ein paar ganz große Werke dafiir auszuwählen, denn diese sind um so schwerer ver käuflich und ergeben auch schließlich keine große Beleihungs- summc; drittens scheiden die Konditionsgüter sämtlich aus, denn sie gehören dem Verleger; und viertens und hauptsächlich kann er gerade d i e Werke, die er verpfändet, in der Zeit, in der er sie nicht zur Verfügung hat, brauchen. Fast noch schlimmer ist es um den Antiquar bestellt. Außer den gleichen Gründen, wie wir sie für den Sortimenter finden, steht da noch das besondere Glücksspiel, daß einem besonders wertvollen seltenen Stück — das sich sonst zur Verpfändung eignen würde — sich durch Zufall weitere Exemplare zugesellen können, die irgendwo entdeckt wurden und mit einem Male den bisher angenommenen hohen Preis völlig entkräften. Ist es also mit der Verpfändung von Warenlagerbeständen bei der Darlehnskasse für den Buchhändler im ganzen schlecht be stellt, so bleiben ihm natürlich die allgemein geschäftlichen Ver pfändungsobjekte, wie Wertpapiere n. dgl. Darüber hat Prager in dem Aufsatz in Nr. 216 eingehend gehandelt, und es sei des halb darauf verwiesen. Bis zur Hälfte dieses Wertes beleiht die Darlehnskasse die Waren. Auf drei Monate also wird auch der Buchhändler Sum men erhalten können, wenn er der Darlehnslasse den Wert seiner Waren glaubhaft macht und sie verpfändet. Er kann aber nur einen Teil verpfänden, da er namentlich von den gangbarsten Werken etwas Lager zur Auslieferung braucht, also darüber frei mutz ver fügen können. Nach drei Monaten muß die Summe mit Zinsen zurückgezahlt werden; ausnahmsweise kann auf 6 Monate ge liehen werden, und diese Ausnahme wird man, wie ich vermute, gerade für gangbare Bücher rechtfertigen und erlangen können. Denn erst in friedlichen Zeiten lassen sich Bücher in größerer An zahl wieder absetzen, ja erst dann haben sie wieder den Wert, den sie gegenwärtig vielfach überhaupt nicht haben. Neben den Darlehnskassen, die den Kredit in Form und Art des Realkredits gewähren und daher, wie wir auch für den Buch handel sehen, vielen berechtigten Kreditwünschen nicht entspre chen können, haben sich als privatwirtschaftliche Unternehmungen, meist als Aktiengesellschaften, Kriegskreditbanken anf- getan, die bestimmt sind, kreditwürdigen Handlungen Personal kredit zu gewähren und auf Grund der aus privaten Mitteln und kommunalen Garantiesummen zusammengebrachten Kapitalien Barmittel zu verleihen. Recht klar wurden die Aufgaben dieser Kriegskreditbanken in einem Vortrag des Syndikus der Handels kammer zu Halle, vr. Pfahl, gezeichnet, aus denen hier das Fol gende wiedergegeben sei: »Die Kriegskreditbank soll die bisherigen Hilfsquellen nicht aus- schlietzen, im Gegenteil, bas Hilfsmittel der Kricgskreditbank soll erst dann angewendet werben, wenn alle sonst zu Gebote stehenden Hilfs mittel erschöpft sind. Die Reichsbank hat ein unbeschränktes Noten ausgabsrecht, aber sie braucht dasllr Sicherheit. Durch die Kriegs- kreditbank wird ein Zwischenglied eingeschoben, das ihr neue Sicher heiten bieten kann, und zwar einmal durch das Aktienkapital und zum andern durch die Garantiesummen, die oon öffentlichen Körperschaf ten, Stadtgemeinden, Handelskammern, Handwerkskammern usw. aus Grund ihres Umlagerechts dargeboten werden können. Das Umlage recht, also Erhebung von Steuern und Beiträgen, sichert die Ver teilung des sofortigen Geldbedarfs aus eine lange Zeit von Jahren. Der Gedanke ist berechtigt, unter Umständen Kinder und Kindes kinder die Lasten der Kriegsnot mit tragen zu lassen. Auf diese Weise ist es der Kriegskreditbank möglich, auf breiter Grundlage Perfonal- krebit zu gewähren, ohne daß die von den reichsgesetzlichen Darlehns kasse» vorgeschricbenen oder von sonstigen Bankhäusern erforderten Unterlagen und Sicherheiten zur Verfügung stehen. Immerhin aber soll die Hilfe der Kriegskreditbank erst dann einsetzen, wenn dem Kre- ditbedürstigen die üblichen Hilfsmittel abgeschnitten sind. Die Bewilli gung von Kricgskrcdit ist nur aus Befürwortung der Vertrauensaus- schüssc zulässig, die sich aus Fachmännern der betr. Branche, Vor standsmitgliedern von Innungen usw. zusammensetzen. Die Reichs bank hat zugesagt, der Kriegskreditbank Wechsel in vierfacher Höhe, günstigenfalls in fünffacher Höhe des Aktienkapitals zuzüglich Garantie- summe zu diskontieren.« Alles in allem genommen, gewähren die Kriegsnotgcsctze ge rade dem Buchhändler keine allzu große Hilfe, so daß infolgedessen Sortimenter und Verleger sich gegenseitig helfen müssen, wenn sie über die schwere Zeit hinwegkommen wollen. Wie sich übrigens einige der wichtigsten Rechtsbeziehungen zwischen dem Verlag und dem Sortiment gestalten, das wird der Inhalt des vierten Aufsatzes dieser Reihe sein. kibliatiieca üermanorum kiroticu et Luno8L. Verzeichnis der gesamten deutschen erotischen Literatur mit Einschluß der Übersetzungen nebst Beifügung der Origi nale. Herausgegeben von Hugo Hayn und Alfred N. Gotendorf. Zugleich dritte, ungemein vermehrte Auf lage Von Hugo Hayns »LidliotllscL Ksrwanoimm viotiea«. Band V (ist—0), Band VI (?—k), Band VII (8—1) und Band VIII (v—2). Gr. 8°. 520, 588, 734 und 682 Seiten. München 1913 und 1914. Verlegt bei Georg Müller. Ladenpreis brosch. je «L 15.—; geb. je 18.50. Das große Unternehmen der Uiblivtüsca üermanorum Lrotica st (kurios», dessen Erscheinen im April 1912 an dieser Stelle angezcigt wurde und dessen vier erste Bände nach der Ausgabe eingehend ge würdigt worden sind, hat kaum zwei Jahre gebraucht, um nunmehr in acht stattlichen Bänden in einer Gesamtzahl von 5187 Seiten abgeschlos sen vorzuliegen. Sieht man sich diesen Zehntausenden von Titeln gegenüber, so drängen sich unwillkürlich mancherlei Gedanken allge meiner Natur auf. Die wenigsten Menschen werden sich vollkommen des gewaltigen Einflusses bewußt, den im individuellen und im gesellschaftlichen Dasein das Sexualleben auf Fühlen, Denke» und Han deln gewinnt. »Einstweilen bis den Bau der Welt Philosophie zusam menhält, erhält sie das Getriebe durch Hunger und durch Liebe.« So hatten wir die Bedeutung des Geschlechtslebens zum Ausgangspunkt der ersten Besprechung der Ribliotbsca Lrotic» (Nr. 88 des Börsen blatts 1912) gemacht. Angesichts des abgeschlossenen Werkes sei heute eine andere Frage angeschnitten, die Frage, ob diese erstaunlich große Produktion an erotischer Literatur eine Eigenheit, ein Anssluß deut schen Wesens sei. Denn selbst wenn man die nicht geringe Zahl von Werken, die Übersetzungen und Bearbeitungen aus fremden Sprachen darstellen und solcher, die eher einer Uidliotüeca lkuriosa einzureihen wären (die aber nach dem Plan des ganzen Werkes Aufnahme gefunden haben), abzieht, überwiegt die originale und eigentliche Produktion an erotische» deutschen Werken noch ganz bedeutend. Ist eine solche nun bei andern Völkern, z. B. unser» westlichen Nachbarn, relativ, d. h. im Verhältnis zur literarischen Gesamtproduktion, ober absolut größer? Hält sie die Wage, ist sie geringer? Diese Krage wird nicht eher befriedigend zu beantworten sein, als von anderen Kulturländern gleich breit und zuverlässig angelegte Bibliographien desselben In halts vorliegcn. An solchen fehlt es zurzeit noch. Bibliographische Werke wie Drujon, Oataloqus ckss ouvraqss, serlts st cksssins pour- 31 juillst 1877 sind nur mit äußerster Vorsicht zu solchem Vergleich zu benutzen, denn unter den etwa 2VV9 Autorennamen findet sich eine Menge politischer Streitschriften und Pamphlete, vor allem aber, es handelt sich hier nur um Werke, die dem Zensor verfielen; die sicher ungleich größere Zahl von erotischen und selbst lasziven Berken, die nicht verfolgt wurden, bleibt unberücksichtigt. Von dieser Seite also kommen wir der Krage kaum näher. Versuchen wir es auf anderem Wegel Wer von uns auch nur kürzere Zeit in romanischen Ländern ge lebt hat, dem wird es, als einer der ersten Gegensätze zum Heimatland, alsbald ausgefallen sein, daß sich das geschlechtliche Leben dort viel freier und ungenierter, ich möchte sagen animalischer abspielt, als bei uns; baß Kragen der geschlechtlichen Beziehungen offener und, sagen wir es nur, ehrlicher verhandelt und behandelt werden. Unbefangen heit natürlichen Bedürfnissen gegenüber zeigt sich auf Schritt und Tritt. Es wäre grundfalsch, mit unseren sittlichen Anschauungen darüber zu urteilen. Bei uns unterliegt der geschlechtliche Verkehr allerlei mo ralischen Hemmungen, der erotische Trieb der Krau gegenüber wagt sich seltener »»gescheut hervor, wirb eher verhehlt. Alles bas läuft letzten Endes aus Rassenunterschiede hinaus, Unterschiede, wie sie auch un längst in Belgien zutage traten, wo Grausamkeit und Mordlust mit animalischer Roheit und Ungcbundenheit wüteten, bis sie endlich, man möchte sagen Gott sei Dank, die moralischen Hemmungen auf unserer Seite sprengten. Diesem Unterschied zwischen gehemmtem und unge hemmten! Geschlechtstrieb hat Goethe den bekannten drastischen Aus druck verliehen: 1487
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