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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1914
- Strukturtyp
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- Band
- 1914-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1914
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- Deutsch
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- Saxonica
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Nr. 228. ! »ist der Bezugspreis im Mitgldedsbeitrog einaelchlojjen. » weitere Exemplare zttm eigenen Gebrauch kosten .e AS Mark i -- ab. i »jährlich freiGejchästspelle oder AH Mark beiDostvöerweijung I» innerhalb des Deutschen Reiches. Mchtmitglieder im kr Deutschen Deiche zahlen für jedes Exemplar 30 Mark bez. Mark jährlich. Nach dem Ausland erfolgt Lieferung ^llber Leipzig oder durch Kreuzband, an Mchtmitalieder in Z diesem -alle gegen 5 Mark Anschlag für jedes Exemplar. ^ V,°S^50 M,° >0» Mchl" - MAMura'd^sBö^'stM^rL^s'öerSM1ch^nDWNM Leipzig, Donnerstag den I, Oktober 1914, 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Die nationale Pflicht des Sortimenters. Die Plötzlichkeit des Kriegsausbruchs legte den Welthandel mit einem Schlage lahm. Ungeheure Opfer an Gut und Blut fordert die Verteidigung unseres Vaterlandes, Jener denk würdige 4, August, da sich Deutschland zur Einheit schmiedete, gibt uns die Siegesgewißheit, Der Erfolg der Waffen hat be reits ein reiches Belgien vollständig in Fesseln geschlagen. Die Truppen stürmen unermüdlich vorwärts, und die klassischen Telegramme des Generalquartiermeisters erfüllen das deutsche Herz mit hohem Stolz, Doch auch daran zweifelt niemand: das gewaltige Völker ringen steht noch im Anfang, Schon weiß Englands prophe tische Sehergabe von einem »zwanzigjährigen Krieg« zu be richten, Frankreich proklamiert den Krieg der Greise, und Rußland scheut sich nicht, seinen Feldzug mit Greueliaten des 30jährigen Krieges zu beginnen. Überallhin schleudert die Kriegsfurie ihre furchtbare Fackel, In dem feinen Mechanismus der buchhändlerischen Orga nisation hätte der Ausbruch des Weltkrieges verheerend wirken können. Das zu erklären genügt es, sich der eigentümlichen Wareneigenschaft des Buches zu erinnern. Was aber geschah? Kaum daß die Organisation erschüttert wurde! Die Unruhe im Einzelnen ist durch die Vibration des Gesamten erklärlich — wenn auch bedauerlich. Aber wir können hoffen und heute schon sagen, daß der Buchhandel das wirtschaftliche Kampsschwert in dieselbe starke Faust nehmen wird, mit der Tausende seiner Berufsgenossen zu den Waffen des Krieges griffen, der über Beruf und Vater land entscheidet. Wir sind mobil. Und ging es auch nicht so glatt, wie wir es staunenden Auges als Wunder der Selbstverständlich keit im militärischen Aufmarsch wahrnehmen konnten, so er kennen wir doch, daß in unserem Berufe die Lebenskraft des Verteidigers liegt, daß wir standhalten, ja, erstarken wollen! Wilhelm Junks Artikel (Die Zukunft des deutschen Buch handels) war nicht jedermanns Geschmack, aber er zeigte die Hoffnung der Ernte uns allen. Noch heißt es nicht: ernten, noch heißt es auch nicht säen. Heute stehen wir wieder an der Ackerscholle, wie in den sieb ziger Jahren, In harter Arbeit müssen wir die Pflugschar durch ein aufgewühltes Geistesleben führen, damit wir einst, wenn die Friedensglocken den Segen der blutdurchtränkten Schlachtfelder einläuten, wissen, nach welcher' Literatur ein Volk, das eisern geworden ist, verlangt, Brücken werden hinter uns abbrechen. Die Literatur der Dekadenz, des französischen, russischen und englischen Einflusses wird am Ufer jenseits des Krieges bleiben. Sie braucht die Humusschicht eines langen Friedens, Der Boden, auf dem wir stehen werden, wird nur Literatur tragen können, deren Wurzeln in der deutschen Volksseele ankern, Arbeiten! — und notwendigerweise stellt sich dazu Carlyles Ergänzung ein: , , . , und nicht verzweifeln! Wir können nicht verzweifeln, wenn wir arbeiten, wenn wir sehen, daß das Tun unserer Hände Nützliches schafft. In Zeilen der Berussnot stand das Wort so manches Mal vor uns. Es wurde gehört, wie »Guten Tag«. Jetzt aber ist es, woran wir uns alle klammern, ein Wunsch, ein Wollen, Etwas Herrliches reckt sich mit ihm, da wir wissen, daß es über den ersprießlichen Selbstzweck der Arbeit hinaus die Behauptung des nationalen Wirtschaftslebens gilt. Es ist Pflicht, heilige Pflicht, auf der ganzen Linie der kaufmännischen Berufe durchzuhalten. Und auch von uns, dem Deutschen Buchhandel, soll es einmal heißen: Wir waren uns dieser Zeit des Blutes und Eisens be wußt, der Opfer, die sechs Millionen mit ihrem Herzblut zu geben freudig bereit standen, der Gaben, die aus allen Händen des deutschen Volkes flössen — wir kämpften siegend durch diese ungeheuerliche Gegenwart! Der Verlag steht an der Pflugschar, Seine Arbeit ist es, die Quellen der kommenden Literaturströmung aufzu spüren und zu leiten. Dazu bedarf es auch der Mittel, die in dem Material der Neuerscheinungen festliegen, die für das Weihnachtsgeschäft vorbereitet waren. Die Abschlüsse mit Drucker und Buchbinder wurden durch den Kriegsausbruch nicht umgestoßen; Hunderte von neuen Werken liegen bereits fertig in den Stapelräumen der Verlage. Die nationale Pflicht des Sortimenters ist es nun, diese Werte des Geldes und des Geistes dem Bannkreis der Acht losigkeit zu entziehen. Neben den großen materiellen Mitteln, die so flüssig gemacht werden, läge in dieser Pflichterfüllung eine wesentliche moralische Stärkung der Verlagstätigkeit für Werke, die nach dem Kriege den eisernen Bestand des Buch handels ausmachen werden: Werke, die aus dem Geiste dieser Zeit geboren sind. Der deutsche Verlagsbuchhandel steht auf der höchsten Kulturstufe, Er ist in ungezählten Fällen als kühner Pionier Idealen gefolgt, die ihm nichts, als die Sache selbst brachten. Der Mangel an flüssigen Mitteln könnte aber seine Be weglichkeit jetzt so wett hemmen, daß kaufmännischer Geist eine Lücke erkennt und Verlage gründet, die nichts von Tradition, Ausgabe und Idealismus unseres Berufes wissen. Das nach Kräften zu verhindern, ist ebenso National- wie Bruderpflicht des Sortiments. Und überdenken wir, daß hinter dem toten Material, das heute in den Verlagen der ersten Auferstehung harrt, Tau sende und Abertausende deutscher Stammesbrüder stehen — mögen sie nun Autoren, Verleger, Buchdrucker, Buchbinder oder Gehilfen heißen —, denen eine Mutlosigkeit des Sorti ments das eigene und der Familie Brot nehmen oder doch bedrohen würde! Worin wäre aber nach dem glänzenden Waffengange unserer Truppen und nach dem beispiellosen Siege des deut schen Kapitals in der Kriegsanleihe solche Mutlosigkeit noch begründet? In nichts , , , als in dem Mangel nationalen Pflichtgefühls! Ja, es hieße den »Kulturberuf» in uns verleugnen, sich seines Namens unwürdig zeigen, wollten wir nicht zu er kennen suchen, daß das deutsche Volk auch in der Zeit, da Europas Schicksal mit eisernem Würfel entschieden wird, das Bedürfnis nach ernster Unterhaltung — nach Literatur hat. 146S
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