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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1914-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1914
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- Deutsch
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239, 14. Oktober 1914. Redaktioneller Teil. Ausgaben von Pickering in London fehlen nicht. Hingeiviesen sei auf einen Petrarca von Ongania in Venedig, der reizend in Ganzleder gebunden ist, und Ciceros Do Lmicitia, Paris 1749, mit einer feinen, noch lesbaren Type gedruckt. Zu der »kleinen« Literatur gehören auch die Taschen bücher und Almanache, die Herr Verlagsbuchhändler Sor genfrey (Leipzig) aus seiner reichen Sammlung in einem hübschen Zierschrank zur Schau stellt. In ihren verschiedenen, zumeist handlichen Formaten, den wechselnden Einbänden aus Leder, Seide, Perlen, bedruckten oder farbigen Stoffen, ihren reizvollen, häufig kolorierten Kupfern und Kostllmbildern sind sie ein über aus gefälliges Ausstellungsobjekt. Früher vielleicht in ihrer Be deutung ein wenig unterschätzt, sind diese Almanache jetzt von Jahr zu Jahr im Werte gestiegen, seit man eingesehen hat, welche Schätze besonders an lyrischer und epischer Poesie der Zeit etwa von 1750—1850 in ihnen niedergelegt sind. Es braucht nur an den Göttinger, Leipziger, an Schillers Musenalmanach erinnert zu werden. Vom »Taschenbuch für 1798« mit Goethes Hermann und Dorothea sind beide Ausgaben vorhanden. Genannt seien noch: der »Karfunkel- oder Klingklingel-Almanach« für 1810, mit dem Votz die Romantiker verspottete; der seltene »Mücken-Almanach« für das Jahr 1797; Nicolais »fehner kleyner Almanach«; das pikante Wiener »Taschenbuch für Grabennymphen auf d.J. 1787«; schließlich der »Karten-Almanach vom I. 1816«, der Spielkarten mit nahezu unbekannten Darstellungen zur Faust-Sage enthält. In der großen Vitrine inmitten des Raumes fallen dem Be trachter sogleich die steilen, kräftigen Schriftzüge ins Auge, mit denen Bismarck seine Korrekturen in dem Buche von Busch: Graf Bismarck und seine Leute auf extra dafür eingerichtetem breiten Rande angebracht hat. Auf einer der aufgeschlagenen Sei ten sind die Worte: »Ich habe gleich nicht gewollt, daß man Paris einschlietze« durchgestrichen, und am Rande steht von Bismarcks Hand: »Nur nicht Kritik gegen Moltke!« Als Besitzer dieses welt historischen Korrektur-Manuskripts ist ein Herr Dobernecker be zeichnet. Daneben hat Herr Professor Schüddekopf, der Sekretär der Gesellschaft der Bibliophilen in Weimar, einige Seltenheiten ausgelegt: Heines Doktor-Dissertation, Heinrich v. Kleists Gedicht »Germania an ihre Kinder« im Einzeldruck, Pri vatdrucke des Goethekreises. Ein kleines Heftchen liegt dabei mit dem Titel: Oer rcxicrcnäeu Herroxiim von Vcimar ?.um XXX äa- mmr UDOODXXXIV. Ln Deinem Tage reßet sieb Das ganM Firmament Duck was am Himmel »ebener brennt Das kommt unä ß'rüsset Dieb. Darunter von Frau von Steins Hand mit Tinte: »Von Goethe gemacht«. Die Gesellschaft der Bibliophilen, am 1. Januar 1899 von Fe- dor V.Zobeltitz gegründet, hat unzweifelhaft viel dazu beigetragen, die Freude am schönen Buch bei uns zu beleben. Siebzehn Jahr gänge der »Zeitschrift für Bücherfreunde« sind ein sprechender Be leg dafür. Unter den lokalen Vereinigungen, die aus der großen Gesellschaft hervorgegangen sind, nimmt der »Leipziger B i - bliophilen-Abend« einen ersten Platz ein, obwohl er sein Wesen mehr im stillen treibt und die Zahl seiner Mitglieder be schränkt ist. Er hat von Anfang an den Vorzug der sachkundigen Leitung Professor Georg Witkowskis genossen und ist infolgedessen der Gefahr einer übermäßigen Wertschätzung des Äußerlichen glücklich entgangen. Ein guter Teil der Publikationen des Abends hat daher nicht nur bibliophilen, sondern auch literari schen Wert. Dies gilt besonders von der zweibändigen, im eigent lichen Sinne »ersten« Ausgabe der Lustspiele der Gottschedin, die A. Köster und R. Buchwald besorgten. Sie ist um so wertvoller, als die alten Einzeldrucke nur noch auf wenigen Bibliotheken ver streut zu finden sind. Glänzend ist die Nachbildung der »Singen den Muse an der Pleiße« von Sperontes (1736). An dem Neu druck des nur in drei Exemplaren bekannten »Grafen Ehrenfried« von Christian Reuter ist die wunderlich verschnörkelte alte Fraktur von Enschedö en Zonen auffallend, an Otto Ludwigs »Märchen von den drei Wünschen« die ausgezeichnete typographische Lei stung der König!. Akademie für graphische Künste und Buchge werbe in Leipzig zu rühmen. Der Prachtdruck von zwölf (mäßi gen) Gedichten Dehmels mit drei (unschönen) Holzschnitten Klin- gers ist eine Hausse-Spekulation und soll als solche nicht gelobt werden. Daß im übrigen all diese Veröffentlichungen in bezug auf die Ausstattung, Papier, Satz, Druck, Einband, Illustration mustergültig sind, versteht sich bei einer Vereinigung, die von Männern wie Walter Tiemann, Carl Emst Poeschel, W. Baensch- Drugulin beraten wird, von selbst. Vom Zimmer der Bibliophilen gelangt man mit wenigen Schritten zur Sonder-Ausstellung Sr. Majestät des Kaisers. Es ist eine des hohen Besitzers durchaus würdige Veranstaltung. Mit dem sich hier ohne weiteres einstellendenGefühl des Dankes für die Beteiligung an der Ausstellung verbindet sich die Hochachtung vor der gediegenen Arbeit, die der königl. Haus« bibliothekar Dr. Bogdan Krieger geleistet hat. Der von ihm be arbeitete Katalog*) ist Wohl bis jetzt die wertvollste literarische Gabe, die dem Besucher der Bugra geboten wird. Mit seinen historischen und bibliographischen Erläuterungen und zahlreichen Illustrationen behält er auch für künftige Zeiten seinen Wert. In dem stattlichen Raum nehmen die Bücher Friedrichs des Gro- ßen das Haupt-Interesse des Bibliophilen in Anspruch. Neben der (anonymen) Schrift des Königs De In tittörature allemamle 1780, die ihrer prophetischen Ausblicke wegen stets ein Mark stein in unserer Literaturgeschichte bleiben wird, und kleineren Sonderdrucken Friedrichs (Dettres au public I—m, 1753; Dettres »UI I'amour cle la xatrie, 1770; lettre ä'uu aeacköraicieu äe Lerliu a Ull acackemieien cke Daris, 1753) liegen hier die prachtvollen Ausgaben seiner Werke, die erste in Quart vom Jahre 1750 mit dem Titel: Oeuvres äu Dlülosopke äe Saus 8vue> I—III. Lu äou- jvll äu ckLteau. Lvec privileZe ä'Lpollvu. Sodann der erste Band der Oeuvres von 1752, für die Reisebibliothek des Königs auf leichterem Papier und in kleinerem Format hergestellt und in Silberpappe gebunden; die kostbaren, 1846—57 von der Akademie der Wissenschaften herausgegebenen und von Menzel illustrierten Oeuvres äe Dreäeric le Orauä in Folio; schließlich die schöne neue Ausgabe, die in 10 Bänden jetzt bei Reimar Hobbing in Ber lin erscheint. Daß der König nur französische Bücher las, ist be kannt, auch die griechischen und römischen Klassiker stehen in seinen Bücherschränken nur in französischen Übersetzungen. Die Einbände sind durchaus Ganzlederbände, die meisten aus rotem Zregenleder^ Vorder- und Rückendeckel mit einer gewundenen Randleiste ver ziert. Nur bei wenigen besteht die Umrandung aus schmalen, ge raden Goldlinien. Vor dem Siebenjährigen Krieg zahlte der König für das Binden eines Oktavbandes 1 Taler bis 1 Taler 8 Groschen, für einen Quartband 3 Taler, für einen Folioband 8—10 Taler. Ein Exlibris führte er nicht, der Standort in den verschiedenen Büchereien wurde durch einen auf dem Vorderdecke! aufgedruckten Buchstaben kenntlich gemacht, ein D bezeichnet das Stadtschlotz Potsdam, ein V Sanssouci (Vi^ne — Weinberg), ein 8 das Neue Palais, ein L oder 8r. Breslau. Der Berliner Buch binder Krafft, bei dem Friedrich binden ließ, nahm für einen sol chen Aufdruck 2 Groschen, der Buchbinder Rochs in Potsdam nur 6 Pfennige. Eine reichere Vergoldung zeigen die Einbände, die der König geschenkt erhielt. — Friedrich Wilhelm IV., unter den preußischen Königen vielleicht der geistvollste, wenn auch in der Regierung unglücklich, besaß eine Bibliothek von 20 000 Bänden. Die kleine Auswahl, die hier in dem reich geschnitzten Schrank Platz gefunden hat, weist alle bedeutenden Namen jener Zeit auf, neben A. und Will), von Humboldt, Bunsen, Gervinus, Ritter, Rllckert auch Alexis, Gaudy und die Gräfin Hahn-Hahn. Es war eine reine Gebrauchs-Bibliothek, bibliophile Neigungen des Be sitzers sind an ihr nicht zu bemerken. Daß der König doch von ihnen nicht frei war, zeigen folgende von ihm erworbenen Ci- melien: ein Psalterium in lateinischer Sprache, französische Hand schrift des 13. Jahrhunderts auf Pergament mit einer blattgroßen und zwölf kleineren Miniaturen; ein Divrc ä'beures, von Pigouchet gedruckt, 1494, »von meinem Freunde, dem General v. d. Knesebeck, eingetauscht für neun Büsten von Rauch«, Pergamentexemplar mit blattgrotzen Metallschnitten; der Theuerdank von Schöns- perger, Nürnberg 1517. — Aus der reichhaltigen Büchersammlung *) Beschreibender Katalog der Sonderausftellung der Hausbiblio- thek Seiner Majestät des Kaisers und Königs auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1S14. Mit 4S Ab bildungen. 1S14. Berlin, Kaiser Wilhelm-Dank. N. (IM S.) 1527
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