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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1926
- Strukturtyp
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- 1926-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1926
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- Deutsch
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^ 14«, 19, Juni 1926, Redaktioneller Teil, ganze Volk entscheidend sein mutz. Nach allen bisher in beinahe einem Jahrhundert gemachten Erfahrungen darf man sagen, daß sicherlich dreißig Jahre nach dem Tode eines Autors noch weit mehr Aussicht besteht, seine Werke am Leben zu erhalten, als fünfzig Jahre danach; denn in dem Zeitraum zwischen den dreißig und den fünfzig Jahren können viele, die dreißig Jahre nach ihrem Tc!dc in ihren Werten noch lebendig waren, wohl dem Volke fremd werden, sodaß nachher das Recht des Volkes, diese feine großen Männer weiter geistig zu besitzen, nicht mehr voll zur Geltung kommen kann. Ich habe niomals einen triftigen Grund gehört, der dafür spräche, die dreißig Jahre zu verlassen, mit der einzigen Aus nahme, daß vielleicht den Werken der Tonkunst eine längere Schutz- fvitz für die A u ssührung zugebilligt werden kann. Das stört die Belange des Volkes deswegen nicht, weil die Theater und Konzertunternehmungen, soweit ich sehen kann, selten Preis unterschiede machen, je nachdem sie ein geschütztes oder ein un geschütztes Werk aussühren, Ich glaube, daß man wohl, wenn das gewünscht werden sollte, in diesem Punkte nachgeben kann. Was aber den Buchvcrlag betrifft, so halte ich es für ganz un zweifelhaft, daß die dreißigjährige Schutzfrist richtig bemessen ist, und ich würde cs sehr begrüßen, wenn die heutige Hauptversamm lung zu einer Entschließung käme, welche für alle Welt erkennbar dies« ihre Stellung deutlich machte. Es handelt sich, NM es nochmals zu sagen, hier durchaus nicht nur um ein buchhändlerisches Interesse; sondern wir als Buch händler haben meiner Auffassung nach die Pflicht, hier lediglich aus das ganze Volk zu blicken und zu tun, was diesem frommt, (Beifall,) Paul Nitschmann (Berlin), Erster Vorsteher der Deut schen Buchhändlcrgil'de: Meine Damen und Herren, auf Wunsch hat sich gestern auch das Sortiment in der Hauptversammlung der Deutschen Buchhändlergildc mit dieser Frage besaßt, und zwar, wie ich von vornherein sage, nur soweit die Interessen des Buch- absatzcs in Frage kommen; mit der urheberrechtlichen Seite der Angelegenheit, mit den Interessen des Verlages an einer Ver längerung der Schutzfrist und ähnlichem haben wir uns nicht be schäftigt, Ebenso haben wir uns aus die Werke des Schrifttums beschränkt und haben über die Werke der Tonkunst und der bilden den Kunst nicht gesprochen, weil hierfür ja eigene Organisationen dieser Gebiete die Entscheidung zu treffen haben. Wir sind zu einer Überzeugung gekommen, die wir in einer Entschließung niedergelegt haben, die ich dem.Börsenverein über reiche, Sie hat folgenden Wortlaut; »Die Hauptversammlung der Deutschen Buchhändlergilde Ostermesse 1826 hält eine Verlängerung der dreißigjährigen Schutzfrist bei Werken des Schrifttums im Interesse des Buch absatzes für schädlich und gefährlich. In unserer raschlebigen und die Geschmacksrichtung häufig wechselnden Zeit dürfte es nicht allzu viele Schriftsteller geben, die schon dreißig Jahre nach ihrem Ableben noch so im Volke wurzeln, daß die Herausgabe ihrer gemeinfrci gewordenen Werke sich lohnt. Eine fünfzig jährige Schutzfrist, wie sie von einzelnen gewünscht wird, müßte cs dahin bringen, daß die Werke unserer Dichter und Denker schon lange vor Ablauf der Schutzfrist vergessen sind und deshalb auch nach dem Freiwerden nicht wieder zum Leben erweckt wer den können. Die Hauptversammlung der Deutschen Buch- hündlcrgilde empfiehlt den maßgebenden Körperschaften, ins besondere den Vorständen des Börsenvereins und des Deut schen Verlegervercins, mit aller Kraft gegen jede Verlängerung der Schutzfrist cinzuiretcn«, (Beifall,) Generaldirektor I)r, Gustav Kilpper (Stuttgart), Erster Vorsteher des Deutschen Verlegervereins: Meine Damen und Herren, der Deutsche Verlegerverein hat in seiner gestrigen Haupt versammlung zu der Frage der Verlängerung der Schutzfrist Stel lung genommen. Er ist aus den schon von Herrn Robert Voigt länder dargelegtcn Gründen, die ich deshalb nicht wiederholen möchte, einmütig zu der Überzeugung gekommen, daß der deutsche Verlag Ruhendes nicht bewegen will und an der dreißigjährigen Schutzfrist unbedingt festhält, (Beifall,) Vorsitzender, Erster Vorsteher des Börsenvereins Max Röder (Mülheim a, d, Ruhr); Wird sonst zu diesem Punkte noch das Wort gewünscht? — Das geschieht nicht. Meine Damen und Herren, dann schlägt Ihnen der Vorstand des Börsenvereins vor, das, was Sie soeben als Entschließung der Deutschen Buchhändlergilde und als Standpunkt des Deutschen Verlegervereins gehört haben, zusammenzuziehen in folgende Ent schließung: »Angesichts der mannigfachen auf Verlängerung der Schutz frist gerichteten Bestrebungen erklärt die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler am 2, Mai 1926, daß sie die bestehende Schutzfrist von dreißig Jahren nach dem Tods des Urhebers von Schrift-, Kunst- und Tonwerken für bewährt und richtig hält, weil sie geistig und wirtschaftlich am besten dem ganzen deutschen Bolle dient. Die Hauptversammlung beauf tragt den Vorstand, in diesem Sinne bei jeder Gelegenheit zu handeln«, (Beifall,) Wird zu dieser Entschließung das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall, Dann bitte ich diejenigen, die diese Entschließung annehmen wollen, sitzen zu bleiben, — Ich stelle fest, daß die Ent schließung einstimmig angenommen ist. Wir gehen weiter: E i s e nb ah n r e ch t l i ch e u n d po st a - lisch« Angelegenheiten, — Wird dazu das Wort ge wünscht? Dann nehme ich gern die Gelegenheit wahr, unfern besonderen Dank an Reichsbahn und Reichspost, insbesondere aber an die Oberpostdirektion in Leipzig, für das verständnisvolle Eingehen auf die Wünsche der Buchhändler auszusprechen. Es folgt aus der nächsten Seite: Die Zoll- und Han delsvertragsverhandlungen, — Büche rbettel, -- S a tz un g sr e f o r m. Meine Damen und Herren, zu dem Punkte »Satzungsreform« möchte ich Ihnen mitteilen, daß der schon vor zwei oder drei Jahren eingesetzte Reorganisationsausschuß erweitert werden und demnächst tagen soll. Es find zu den bisher im ReoiganlsationS- ausschuß befindlichen Mitgliedern folgende Herren hinzugewählt worden: die Herren vr, Leop, Alfred Baer-Frankfurt; Egon Frh, von Berchem-München; Hugo Bermühler-Berlin; Heinrich Boyscn- Hamburg; Adolf Dähnert-Leipzig; Georg Eggers-Berlin; Wil helm Frick-Wien; Erich Grcifsenhagcn-Berlin; Jacob Haas-Ber- lin; Gerhard Kauffmann-Breslau; vr, Gustav Kilpper-Stuttgarl; I >r, Kurt Koehler-Leipzig; Arnold Kriedte-Graudenz; Earl Lang- Bern; Otto Paetsch-Königsberg; Hans Ravenstein-Frankfurt; Ernst Schmersahl-Berlin; Ernst Schultze-Berlin; vr. Paul Schu mann-Stuttgart; vr. Johannes Sell-Leipzig; Kommerzienrat vr, Hermann Slilke-Berlin; P, I, Tonger-Köln. — Wird dazu das Wort gewünscht? Dann gehen wir weiter und kommen zu III, Organisation, und zwar: Vorstand, — Ausschüsse, — Geschäfts stelle. Meine Damen und Herren, ich benutze gern die Gelegenheit, um auch von diesem Tisch aus unserer Geschäftsstelle den herz lichsten Dank des Vorstandes auszusprechen für die rührige Arbeit, die sie im Lause dieses Jahres geleistet hat, und richte diesen Dank ganz besonders an Herrn Generaldirektor vr, Heß. (Lebhaftes Bravo.) Mitgliederbestand und Mitgliedsbeitrag, - Aufnahme in das Adreßbuch des Deutschen Buchhandels, — Die Deutsche Bücherei, Hierüber haben wir einen besonderen Punkt auf unserer Tagesordnung und kommen dann noch darauf zurück. Die Notgemeinschast der Deutschen Wissen schaft, — Die Deutsche Akademie, — Deutsche Studiengesellschaft für Funk recht, — Der Ver band der Kreis- und Ortsvereine, — Die Ham burger Her bst tagung, — Die Organfachvereine, Vertretung des Buchhandels bei den Behör den und in den Parlamenten, — Vertretung bei den Verbänden, — Buchhandel und Tagespresse, ^ 779
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