Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1914
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- 1914-11-05
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- 05.11.1914
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.tz 257, 5. November 1914. Redaktioneller Teil. gematztes Recht auf der anderen wird, so kann das leicht zu Differenzen und zur schließlichen Lösung der ursprünglich guten Beziehungen zwischen Inserent und Verlag führen. Es wäre daher empfehlenswert, wenn sich die Zettschristenverlegec durch ihre Verbände über diesen Punkt verständigen, d. h. gewisse Grund lagen bzw. Vorbehalte für die Beleg-Lieferung schaffen würden, die gegebenenfalls eine Handhabe gegenüber zu hoch gespannten Ansprüchen gewisser »routinierter« Inserenten bieten. Besonders deutlich tritt seit Ausbruch des gegenwärtigen Krieges die in Rede stehende Auffassung zutage. Gleichzeitig mit dem Mobilifierungsbefehl setzte auch der allgemeine An sturm der Inserenten zwecks Unterbrechung der erteilten laufen den Anzeigenauflräge ein — ein Thema, das in diesem Blatte schon wiederholt erörtert wurde. Im großen und ganzen dürste die Fachpresse diesen zumeist ziemlich kategorisch geäutzerten -Wünschen« mit Rücksicht auf eine spätere Zukunft entsprochen haben, um so unter zumeist eigenen schweren Opfern ihr Teil zur Ermöglichung der Betriebskostenetnschränkung ihrer Geschäftsfreunde beizutragen. Nun sollte man meinen, daß damit die Inserenten sich zufrieden gegeben und auch Verständnis dafür empfunden hätten, daß der Verleger seiner seits Vorkehrungen treffen mußte, um nun mangels der wesent lichsten Subsistenzmittel — was nun einmal die Inserate für die Zeitschriften sind — seine eigenen Ausgaben nach Möglichkeit einzuschränken, den Einnahmen anzupassen und dadurch den Fortbestand der Zeitungen ficherzu- stellen. Um das zu erreichen, war es in erster Linie nötig, die Herstellungskosten auf das niedrigste Maß zu bringen, wozu nicht nur die Einschränkung des textlichen Teiles, sondern auch die der Auflage gehörte, was die Aus schaltung aller überflüssigen Frei-, also auch der Beleg exemplare erforderte. Hat der Verleger, wie eingangs dar gelegt, an sich schon keine Verpflichtung zur Beleglieferung, so entfällt, wie man meinen sollte, diese bei Aushören einer Insertion um so mehr. Die Herren Inserenten sind aber anderer Ansicht; ihnen genügt das vom Verleger durch Sistie rung der Inserate erwiesene Entgegenkommen vielfach nicht, sondern das jetzige Ausbleiben der Zeitschriften veranlaßt sie zu Reklamationen, meistens mit der Begründung, daß die Jahrgänge der betreffenden Zeitschriften doch gebunden würden, also vollständig geliefert werden müßten, und dergleichen mehr. Daß man eine Zeitschrift abonnieren und dadurch den Verleger für den Ausfall der Inserate in etwas entschädigen könne, kommt diesen Herren gar nicht in den Sinn. Man ersteht daraus, wie tief sich bei den Inse renten schon die Ansicht über den Anspruch von Zeitschriften- Freiexemplaren festgesetzt hat. Nach dem Krieg mag dieser durch die Macht der Ge wohnheit eingerissenen Unsitte gesteuert werden, wie so mancher anderen im Jnseratengeschäft, wodurch diesem nahezu der Stempel der »Inferiorität« aufgedrückt wird. Der Mahnruf «Mehr Rückgrat!« möge bei vielen Verlegern im Interesse der Hebung und Stärkung des Anzeigengeschäfts nicht un- gehört Verhallen! Berlin, im November 1914. Otto Galler. Das Zeichnen schmückender Berufe in der Fort- bildungsschule aus methodischer Grundlage. Herausge geben von Max Schramm, Direktor, und Hugo Jäckel, Fach lehrer der Gewerblichen Fortbildungsschule Gelsenkirchen. O: Lehrgang sür Schriftsetzer und Drucker. 4". (155 S. Text und 82 Jllustrationstafeln mit Beilagen.) In Leinen geb. 15.— ord. Wie sehr die fachlichen Fortbildungsschulen bemüht sind, den strebsamen Elementen unter ihren Schülern Gelegenheit zur Weiter bildung und damit dem Tüchtigen die Möglichkeit zu rascherem Vor- wärtskommen im Leben zu bieten, dafür ist dieser Lehrgang des Zeich nens ein vortreffliches Zeugnis. Wenn er auch in erster Linie dazu bestimmt ist, dem Lehrer in der Fach- und Fortbildungsschule als ein Hand- und Wegweiser für die Ausbildung im Zeichnen und für die Geschmacksbildung der Drucker- und Setzcrlehrlinge zu dienen, so werden in ihm doch gerade auch diejenigen Elemente des schmückenden Zeichnens behandelt, die in der Praxis des bnchhändlerischcn Propa gandisten eine nicht unwesentliche Nolle spielen. Tenn wenn er Bil der des Akzidenzsatzcs zu beurteilen hat, dann muh ihm mindestens eine zeichnerische und geschmacksbildende Schulung zur Verfügung ste hen, die auf der gleichen Stufe wie die des Setzers und Druckers steht. Auf das Gefühl sich zu verlassen, wird sich nur iu den sel tensten Fällen empfehlen. Deshalb soll an dieser Stelle nicht versäumt werden, namentlich die jüngeren Berufsgeuossen, die iu der Betäti gung auf oem Gebiete der Propaganda nicht mit Unrecht ein erstrebens wertes Ziel sehen, auf das Buch aufmerksam zu machen. Sein we sentlicher Vorteil dürfte darin bestehen, das; cs auch dem Autodidakten ermöglicht, die stufenweise fortschreitenden praktischen Übungen im Schrift- und Ornamentzeichncn sowie in der Farbenlehre und Zusam menstellung geschmackvoller und wirksamer Satzbilder durchzuarbeiten bzw. zu verfolgen. Dem praktischen Teile sind einige theoretische Ar tikel über die fachliche Gestaltung des Zeichenunterrichts in den Fach klassen für Schriftsetzer und Buchdrucker der gewerblichen Fortbil dungsschule, über Schrift und Ornament, über die Farbe und über das gegenständliche Zeichnen in der Bnchdrucker- fachklasse der Fortbildungsschule vorangestellt. Der praktische, von einem reichen Anschauungsmaterial ans 82 Tafeln un terstützte Teil umfaßt die vorbereitenden und die fachlichen Übungen. Dis vorbereitenden Übungen, die einen breiten Raum eiunehmeu, glie dern sich in drei Teile, deren erster den ornamentalen Charakter der Schrift (Blockschrist, Federschrift — Versalien und Gemeine — Lino- lenmschnitt, Grundlegende Farbstimmungsübungcn), während der zweite das typographische Maßsystem (Drnckmaterial, Blindmaterial) und der dritte die Schriftcharaktere behandelt. Die fachlichen Übungen erstrecken sich ans die Herstellung und Beurteilung ansgeführter Satz bilder und Drucksachen. Beigefttgt sind noch einige Stoffvcrteilnngs- pläne. Die Ausstattung des Buches ist zweckentsprechend und typo graphisch mustergültig. I. Meine MitteiliiMN. Zum 125jährigen Gcschästsjubiläum der Firma Gerhard Stalling. — In Nr. 247 veröffentlichten wir einen längeren Aufsatz über die Ge schichte und Entwicklung des alten Druck- und Verlagshauses Ger hard Stalling in Oldenburg, dem wir heute einige Worte über den Jubiläumstag selbst folgen lassen. In Anbetracht der ernsten Zeitlage glaubten die Inhaber von jeder besonderen Feier an diesem für sie gewiß bedeutungsvollen Gedenktage absehen zu sollen und hatten demzufolge, um allen festlichen Veranstaltungen usw. aus dem Wege zu gehen — auch Deputationen, Abordnungen von auswärts, aus Hannover, Berlin, Leipzig, Bremen usw., waren bereits ange kündigt —, an diesem Tage eine Reise angetreten. Dennoch trafen Telegramme und Glückwunschschreiben aus fast allen Teilen Deutsch lands in großer Anzahl ein, auch Blumenspenden und andere Auf merksamkeiten fehlten nicht. Oldenburger und auswärtige Behörden, Vereine und Korporationen befanden sich unter den Glückwünschenden. Der Großherzog von Oldenburg hatte das Großh. Ministerium des Innern beauftragt, dem Hanse Stalling seine besten Glückwünsche zum festlichen Tage auszusprechen: in dem Schreiben des Ministeriums wird darauf hingewiescn, daß die Firma seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung in Geschäftsverbindung mit dem Oldenburger Staate gestanden habe und daß der Großherzog regen Anteil nähme an der Entwicklung, besonders des Verlags. Gleichzeitig gratulierte im Namen des Großh. StaatSministeriums Se. Exz. Minister Scheer. In einem längeren Glückwunschschreiben sprach der Oberbürgermeister der Residenzstadt Oldenburg gleichzeitig seinen Dank ans für eine Stiftung im Betrage von 10 000 .//, die die Inhaber der Firma zur Linderung der Kriegsnot, zu Verschönerungszweckcn der Stadt oder ähnlicher Verwendung den, Magistrat zur freien Verfügung ge stellt hatten, um dadurch, wie es in dem Schreiben heißt, an diesem Erinnerungstage die innige Zusammengehörigkeit der Firma und ihrer beiden Inhaber mit dem Gemeinwesen ihrer Vaterstadt zu betonen. Es würde zu weit führen, alle die zahlreichen Gratulanten aus allen Kreisen hier namhaft zu machen; selbst einige bekannte einheimische Dichter halten es sich nicht nehmen lassen, die Jubilare durch Wid mung poetischer Gaben zu erfreuen. Von dem Gesamtpersonal der Firma wurde den Inhabern eine von einem Hamburger Künstler ent worfene und auf Pergament gezeichnete prachtvolle Adresse mit Mappe gewidmet und von einer größeren Abordnung des Personals mit einer gleichzeitigen Ansprache überreicht, worauf einer der Herren Chefs un ter dem Ausdruck des Tankes erwiderte. Sämtliche Angestellte des Betriebes erhielten als Jubiläumsspcnde einen vollen Wochenlohn ansbezahlt, während die länger als 25 Jahre in dem Dienste der Firma tätigen Jubilare noch besonders bedacht wurden: auch das ge- 1619
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