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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Nr. 267 ^M?ev" i?h«Uch?Ä«^^ «aumM.°>ürNich°t" ^ MAeMin'd^MrstM^^UÄNMUsth^nD^NMlLr)ü.''ALpsiA Leipzig, Dienstag den 17. November 19i4. 81. Jahrgang. Des Bußtages wegen erscheint die nächste Nummer Donnerstag den 19. November. Redaktioneller Teil. Kunst und Kunsthandel. VI. <v siche Nr. 235.) Antwerpen und sein Kunstbesitz. — Noch einmal Hobler. — Künst lerische Erzeugnisse des Krieges. — Die Museen und der Krieg. — Eine beachtenswerte Kunstausstellung in, Leipziger Museum. Als unser letzter Bericht über Kunst und Kunsthandel im Börsenblatt zum Abdruck kam, war gerade ein kritischer Tag erster Ordnung in diesem Kriege, nämlich der 9. Oktober, der Tag, an dem die Festung Antwerpen fiel. Glockenläuten und Fah nenschmuck verkündeten in allen deutschen Städten die Freude über den herrlichen Erfolg unserer Waffen, und am folgenden Tage, einem Sonntag, waren die Kirchen wieder bis auf den letzten Platz gefüllt, und aus gehobenen Herzen stieg das alte, schon im 39jährigen Kriege gesungene Lied, der Choral von Leuthen und Sedan, zum höchsten Schlachtenlenler empor: Nun danket alle Golt. Um so reiner war die Freude über den Sieg, als er schon nach lliägiger Belagerung errungen wurde und wir nicht gezwungen waren, unersetzliche Werte in dieser an Kunst schätzen so reichen Stadt zu zerstören und dadurch den Vorwurf der Barbarei zu vermehren. Am I. Oktober hatten die »Times« einen haßgeschwollenen Artikel gebracht, den der Kunstwart in seiner Nummer vom 1. November unter der Überschrift »Tiefer hängen« abgedruckt hat: »Zweifellos läßt der zierlich durchbro chene Turm der Antwerpener Kathedrale und die schöne St. Ja- kobskirche den Hunnen das Wasser im Munde zusammenlausen. Die Stadt Antwerpen bietet ja so unvergleichliche Möglich keiten für die Deutschen, die mehr zerstörende Sette ihrer so genannten Kultur zu zeigen«. — Dann folgte eine Reihe plumper und gehässiger Unterstellungen, die ich hier nicht abzudruckcn wage, und am Schlüsse heisst es: »Glücklicherweise ist der Aus- wurs der Krieger von heute nicht imstande, näher an Antwerpen hcranzukommcn, als er heute schon hcrangekommen ist«. Am 9. Ok tober fiel Antwerpen, und damit kamen die herrlichen Bauwerke und ihr Inhalt unter den Schutz der deutschen Verwaltung. Jeder Kunstfreund weiß, welche Verantwortung uns Deutschen damit zngefallen ist, denn man braucht nur neben der bereits erwähnten Kathedrale an das Rathaus, den Steen, sowie das Plantin- Moretus-Mufeum, das Heim und die Werkstätte des berühmten Buchdruckers Christoph Plantin <1514—1589) und das König liche Museum mit seinem kostbaren Rubens-Besitz zu erinnern.*) Man kann aus der Stelle der »Times«, die ich zitierte, und noch mehr aus dem, was ich fortlieb, ersehen, mit wel chen Hilfsmitteln der Lüge und Gehässigkeit gegen uns gekämpft wird, Hilfsmitteln, gegen die unsere großen Mörser ein wahres Kinderspielzeug sind. Brachte doch eine französische große Zei tung es fertig, in besonders auffälligem Druck und unter der Überschrift: »Eine saftige Birne gegen den Durst« ihren Lesern *> Eine gute zeitgemäße Einführung erschien In Vclhagcn L Kin sings Volksbüchern Nr. 12V (Preis —.SV ord.) aus der sachkundigen Feder Viktor Ottmanns. mitznteilen, daß unser Kaiser in Kanada große Landstriche er worben habe, die ihm ein jährliches Einkommen von 15 Millionen brächten, um sich nach dem unglücklichen Ausgange des Krieges dorthin als Privatmann zurllckzuziehen. Wenn uns, die wir in treuer Verehrung zu nnserm Kaiser aufblicken, jemand das zu erzählen wagte, so würden wir ihn teilnahmsvoll fragen: Sind Sie etwa geisteskrank? Aber der fortgesetzte Lllgenseld- zug ist doch schließlich imstande, auch uns zur Empörung zu bringen, denn nichts ist für den ehrlichen Mann so kränkend und erbitternd wie der Versuch, jede seiner Handlungen durch Verdrehung der Tatsachen zu einem Akt der Barbarei zu stem peln. So ist es zu erklären, daß durch den in französischer Sprache erschienenen Genfer Protest gegen die Zerstörung der Kathedrale von Reims bei uns eine Erbitterung verursacht wurde, die in unserer Tagcspresse durch Wochen hindurch einen be redten Niederschlag fand. Wenn ich jetzt, da die Erregung sich etwas gelegt hat, noch einmal das Wort hierzu ergreife, so geschieht es in der Hoffnung, durch dieses Schlußwort der Sache eine neue Seite abzugewinnen. Von allen Namen, die unter dem Protest prangten, hat keiner so sehr verletzt, wie der des Schweizer Malers Ferdinand Hodler. Ich gestehe auch, daß mich diese Unterschrift am schmerzlichsten berührte. »Es tut mir (in der Seele) weh, daß ich dich in der Gesellschaft seh'.« Gerade von Hodler hatte ich gehofft, daß er den Geist der kriegerischen Zeit am tiefsten und eigenartigsten erfassen würde. Diese Hoff nung ist freilich für uns Deutsche durch seinen Protest zerstört, denn man kann es seinem Landsmann Hermann Hirzel, dem aus Winterthur stammenden und i» Berlin wirkenden Radierer, nach- fllhlen, wenn er schreibt: »Ich bin Schweizer und empfinde diese schamlose Undankbarkeit einem Lande gegenüber, dem meine Landsleute ebenso wie ich so viel verdanken, das ich als meine zweite Heimat betrachte, unendlich schmerzlich. Solche Cha rakterlosigkeit ist noch nicht dagcwescn. Pfui Teufel!« Das ist ja nun sehr temperamentvoll ausgcdrückt, aber vollkommen richtig und trifft die eine Seite der Schuld. Schnödester Undank ist uns von vielen Künstlern zuteil geworden, die gerade bei uns in Deutschland das erste Verständnis und die beste Förderung für ihre Kunst erfahren haben. Aber hüten wir uns, in Extreme zu verfallen! Was uns vorher wert und teuer schien, die Kunst, die uns diese Männer geboten haben, darf nicht darunter leiden. Wie oft aber mußten wir im Zusammenhang mit der Hodler- Frage Urteile in den Blättern lesen, die uns in Erstaunen setzten! Ludwig Thoma, der Peter Schlemihl des Simplizissimus, dessen geistreiche Verse und Lausbubcngeschichten uns oft entzückt hat ten, hielt mit seiner Meinung über Hoblers Kunst nicht hinter dem Berge, konnte aber dadurch nur ein allgemeines Schütteln des Kopfes erregen. Hacckel, der Verfasser der Kunstformen der Natur, drohte eine Broschüre an über den Niedergang der mo dernen Kunst und stellte den Antrag, daß das große Aulabild der Jenenser Universität »Auszug der Studenten zum Freiheits krieg 1813« für das Rote Kreuz meistbietend versteigert werde. Als ich das zuerst las, vermutete ich, daß es nur den Wert einer Gegenbcleidigung haben sollte, wurde jedoch durch einen zweiten Artikel Hacckels im Jenaer Volksblatt (abgedruckt im Berliner 1881
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