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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktionelle!. Teil. ^ 278, 1. Dezember 1914. kommen ist, und gerät darüber in eine begreifliche Aufregung, die wiederum die Ursache seines Verlangens an den Verlag ist, ihm die Abonnenten zu überlassen. Ich stehe nicht an, zu erklären, daß ich dies Verlangen für unbegründet halte. Es würde Herrn Rother besser gekleidet haben, wenn er seinen Arger unterdrückt und die Faust in der Tasche geballt hätte, oder wenn er Sinn für Humor hat, hätte er zu seinem Stammtisch gehen und mit einem Glase Bier ein Hoch auf die Eintracht zwischen Verlag und Sortiment ausbringen sollen. Die Firma Levy L Müller schreibt in ihrer Erwiderung u. a.: »Unsere wiederholten Aufforderungen an den Buchhandel durch Rund schreiben im Börsenblatt, sich für das Werk zu verwenden, verhallten — wie vorauszusehcn war — ganz wirkungslos.« Ergo ist der Buch handel selbst daran schuld, wenn er — neue Kollegen in Gestalt von Gemeindedienern, Nachtwächtern usw. erhält. Besonders kenn zeichnend ist der Zwischensatz »wie vorauszusehen war«. So scheint der märchenhafte versagende Sortimenter bei manchen Verlegern schon feste Formen angenommen zu haben. Armer Sortimenter, es mutz schon weit mit dir gekommen sein, wenn man dich so gering einschätzt, daß man dir nicht einmal zutraut, deinen eigenen Vorteil zu er kennen! Was ist nun Wahres an der »Indolenz« der Sortimenter? Es verlohnt sich einmal, der Sache etwas tiefer auf den Grund zu, gehen! Schätzungsweise sind mindestens 20 Kriegschroniken bis jetzt! herausgekommen. Meistens wird der Sortimenter nach Empfang der I Ankündigung sich für das eine oder andere eifriger verwenden. ' Lehnt er also den Vertrieb der übrigen Chroniken ab, so »versagt« er nach Ansicht ihrer Verleger. Es ist daher ganz zweifellos, daß nicht die Sortimenter schuld sind, wenn ein Verleger den erwarteten Ab satz nicht hat, sondern lediglich die Verleger-Konkurrenz. Und das ist so klar und selbstverständlich, daß cs mir geradezu unfaßbar ist, wie sich eine andere Auffassung hat festsetzcn können, obwohl zuge geben sein mag, daß hier und da ein Sortimenter rühriger hätte sein können. Der Vertreter einer unserer angesehensten Familienzeitschriften kam vor einigen Jahren zu mir, um vollständig provisionsfrei für mich neue Abonnenten für seine Zeitschrift zu werben, weil in meinem Orte der Bestand zurückgegangen sei. Ich warnte den Herrn, seine Zeit und sein Geld zu opfern, da es doch zwecklos sein würde. Er wußte es natürlich besser und brachte mir nach drei Tagen 6 (sechs) Abonnenten. Davon waren außer zwei Bestellern, die bereits nach einigen Wochen wieder absprangen, vier alte Kunden, die nun infolge des neuen Abonnements die bis dahin gelesene Zeitschrift aufgaben. Das Ergebnis für den Gesamtbuchhandel war also gleich null, da der Abonncntcnzuwachs nur auf Kosten einer anderen Zeitschrift er folgte. Ähnlich geht es jetzt mit den Kriegszeitungen. Auch ich hatte ver sprochen, mich für eine leider etwas spät herausgekommene Chronik energisch zu verwenden, und dazu drei stellenlose Kausleute gegen hohe Provision engagiert. Nach einigen Tagen waren sie wieder auf und davon, weil der ganze Bezirk mit einer anderen, drei Wochen früher erschienenen Chronik förmlich überschwemmt und daher ein lohnender Vertrieb gänzlich ausgeschlossen war. Schließlich mußte ich noch fest stellen, daß auch ein Papier-, Puppen- und Schmuckwarengeschäft die betreffende Chronik in seinem Schaufenster aushängen hatte. Auf meine Beschwerde beim Verlag erhielt ich die Antwort, daß diesem Ge schäft die Hefte von einer Großhandlung zugesandt: worden sein müßten, und dabei ist es dann geblieben. Inzwischen habe ich nun die Rund schreiben über die später herausgekommcnen Chroniken erhalten und sie natürlich fast sämtlich unbeachtet gelassen, weil ich keine Lust habe, meine Zeit mit leerem Strohdreschen zu verbringen. Ich beschränke mich daher nur auf Anpreisung in meinem Laden, selbst auf die Gefahr hin, von den Herren Verlegern als »indolent« angesehen zu werden. Statt also uns Sortimentern Vorwürfe zu machen, wäre es richtiger, wenn die Herren Verleger, die es angeht, an sich reformieren würden, um die unsinnige Überproduktion aus der Welt zu schaffen. Jedenfalls ist es höchste Zeit, daß dem Gespenst des versagenden Sor timenters gründlich und für alle Zeiten der Garaus gemacht wird. Doch zurück zu den Herren Levy L Müller. Die Redaktion schreibt: »Wenn sich alle Bemühungen des Verlegers, ausreichende Unterstützung im Sortiment für seine Unternehmen zu finden, als erfolglos erwiesen haben, so wird man dem betreffenden Verleger nicht zumuten können, auf seinen Vorräten sitzen zu bleiben, .... und man wird es ihm auch nicht verargen dürfen, wenn er gezwungener weise einen Vertrieb abseits vom regulären Buchhandel begünstigt«. Auch ich stehe auf diesem Standpunkte. Nur möchte ich die Schluß folgerung etwas deutlicher ausdrücken: Wenn ein Verleger aber unter diesen Umständen zum direkten Vertrieb übergeht, und damit dem Sor timent neue Konkurrenten schafft, dann mag er auch versuchen, seine übrigen Verlagsartikel durch seine neuen Agenten abzusetzcn. Dentt es ist nicht cinzuschen, was dem Sortimenter die so viel gerühmte Einigkeit zwischen Verlag und Sortiment nützt, wenn sie vom Verlag stets dann gebrochen wird, wenn es ihm paßt. Daß dieser Zustand dann allerdings die Gefahr in sich birgt, zur Anarchie auszuarten, ist nicht zu bestreiten, andererseits aber besteht auch die Hoffnung, daß neues Leben aus den Ruinen blühen und erfreulicheren Verhält nissen im Buchhandel Platz machen wird. Ob nun in diesem Falle die Firma Levy K Müller mit ihren Jugendschriften beim direkten Ver trieb viel Glück haben wird, muß doch stark bezweifelt werden. Jeden falls wird das Sortiment leichter ohne die Herren Levy L Müller auskommeu, als umgekehrt. Nun kann ich mir aber gar nicht denken, daß die in dem vorhin zitierten Satze der Redaktion ausgesprochene Vorbedingung in diesem Falle zutrifst. Denn ich halte es für ausgeschlossen, daß sich die be treffende Firma in der kurzen Zeit, die zwischen Ausgabe der ersten Lieferung und der direkten Offerte liegt (Herr Rother hat seinen ersten Brief an LevyLMüller bereits am 17. Leptember geschrieben!), von dem Versagen des Sortiments überzeugen konnte. Ich glaube viel mehr, daß der Vertrieb von vornherein auf Vermittlung durch andere Leuten zugeschnitten war. Diese Ansicht wird unterstützt durch den folgenden Artikel, den ich in Nr. 77 der »Deutsch-völkischen Blätter« vom 26. September fand: Geschäfte mit behördlicher Unterstützung. Schon einmal haben wir einen Fall in unseren Blättern gekenn zeichnet, in dcni der Jnhckber eines Dresdner Warenhauses Rund schreiben an Behörden versandt hatte, um diese zur Stimmungsmache für das Warenhaus zu veranlassen. Damals kam sofort eine Ver fügung an die Ortsbehörden, durch die jede Tätigkeit für das Waren haus untersagt wurde. Jetzt liegt ein ähnlicher Fall vor, bei dem man sich, wenn wir auch die Zahl vorläufig nicht feststellen können, doch an Behörden gewandt hat. Von dem Gemeindevorsteher eines Ortes in der Provinz Hannover erhalten wir darüber Nachricht. Folgendes gedruckte Rundschreiben ist versandt worden: Euer Hochwohlgeboren! Die ergebenst Unterzeichnete Verlagsbuchhandlung erlaubt sich. Ihnen die Bitte zu unterbreiten, beifolgenden Prospekt mit Unter zeichnungsliste über ein bei ihr erscheinendes patriotisches Liefe rungswerk »Der Weltkrieg 1914« einer geeigneten, ortsbekannten Persönlichkeit, etwa einem Amts- oder Polizeidiener oder sonst einem zuverlässigen Gemeindeangehörigen, übergeben zu wollen. Der Betreffende, der die Unterzeichnungsliste in Ihrer Gemeinde von Haus zu Haus zirkulieren läßt und die Abgabe der bestellten Hefte besorgt, erhält für seine Bemühungen eine Vergütung von 10 Pfg. für jedes von ihm abgelieferte Heft. Gerade in jetziger schwerer Zeit dürfte dieser schöne Nebenverdienst manch wackerem Manne willkommen sein. Im Hinblick auf den guten Zweck un seres Unternehmens hoffen wir keine Fehlbitte zu tun. Wir danken Ihnen zum voraus für Ihre freundliche Bemühung und zeichnen Hochachtungsvoll Levy L Müller, Stuttgart, Adlerstr. 43. Verlagsbuchhandlung. Als Anlage sind dem Schreiben dann noch mehrere Drucksachen über das Werk, das von vr. Otto Brandstädter bearbeitet und heraus gegeben wird, beigefllgt. Die eine Anlage enthält eine Anweisung für die Unterschriftensammler, worin gebeten wird, jedem Ge- mcindeangehörigen die Liste vorzulegen. Bei Absatz von 50 Stück des in 20 Lieferungen erscheinenden Werkes, die der Sammler aber auch in der Gemeinde verteilen muß, wofür er das Geld einzuziehen hat, das von ihm im voraus durch Nachnahme erhoben wird, wenn er es nicht vorher einsendet, erhält er 100 Mark. Uber den »guten Zweck« kann man ja verschiedener Meinung sein. Verleger und Herausgeber würden, wenn diese Vertriebsari einschlagen sollte, jedenfalls ganz gut dabei fahren. Eigenartig berührt auch eine Stelle in den beigefügten Drucksachen: »Erscheint in vorläufig 20 illustrierten Lieferungen in Umschlag geheftet zu 25 Pfg.« Nur in einem Punkte kann ich den Herren Levy L Müller recht geben, wenn sie schreiben: »Sie glauben wahrscheinlich, die Mitteilung dieser Sache erweckt einen Sturm der Entrüstung im Buchhandel. Da irren Sie sich aber gewaltig.« Auch ich glaube nicht, daß die Sortimenter sich groß darüber anfregen werden, denn dazu hätten sie wohl alle besonders in letzter Zeit oft genug Gelegenheit gehabt, so daß sie sich längst daran gewöhnt haben, »zu leiden, ohne zu W o l f e n b ü t t e!. H. Schumacher. 1716
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