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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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vvrsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. pH 284, 8. Dezember 1914. vollem Maße gewürdigt worden ist, interessiert hier weil weniger als die Frage, welche Aufgaben dem deutschen Buchhandel in Zukunft erwachsen, wenn er in stärkerem Maße als bisher zur Verbreitung deutscher Kultur und zn tieferer Erkenntnis des Wesens und der Art deutscher Bildung im Auslande beitragen will, und zwar sowohl im Hinblick auf die dort ansässigen Deutschen als auch auf diejenigen, die sich mit deutscher Sprache und Literatur beschäftigen und Wohl schon hie und da geneigt sind, sich von den als »Barbaren« und »Hunnen« verschrieenen Deutschen zu ihrem eigenen Schaden abzuwenden. Wenn bisher von deutscher Kulturmission im Auslande die Rede gewesen ist, so beschränkten sich alle Maßnahmen fast ausschließlich auf die Errichtung deutscher Schulen und Lehranstalten. So wenig nun diese Tätigkeit, als eine Voraussetzung für die Verbreitung des deutschen Buches im Auslande überhaupt, unterschätzt werden soll, so ist es doch nicht minder von Wichtigkeit, daß auch der Handel, insonderheit der deutsche Buchhandel, im Auslande festen Fuß faßt und von dort aus für die Verbreitung des deutschen Gedankens im kulturpolitischen Sinne tätig ist. Denn nicht minder wie unser Land und Volk zeugt unsere Literatur — und zwar das Buch, nicht die vielfach vom Großkapital ab- hängige und »international« orientierte Tagespresse — von dem Wesen des deutschen Geistes. Sie kann und wird daher, wenn sie Beachtung findet, dazu bettragen, die Völker über unsere wahren politischen Absichten und Ziele, den Geist unseres Volkes, seine staatlichen Einrichtungen und wirtschaft lichen Zwecke zu unterrichten. Denn nicht um kriegerische Eroberungen handelt es sich für Deutschland, sondern darum, kraft seiner alten, sich immer neu verjüngenden Kultur, deren Wurzeln tiefer in die Jahrhunderte hineinreichen, während seine Wipfel höher emporragen, an seinem Teile zur Besse rung und Vervollkommnung der Welt bcizutragen. Zweimal hat in den letzten Jahren der Börsenveretn sich bemüht, feste Stützpunkte im Auslände zu schaffen, von denen aus eine Verbreitung deutscher Kultur in die Wege geleitet werden sollte. In dem einen Falle handelte es sich um die Errichtung einer Zentralstelle des deutschen Buch handels in Amerika, im anderen um die Förderung der Einfuhr von Lehr- und Lernmitteln in China. Da die Natur des Börsenvereins eine geschäftliche Betätigung spekula tiver Art ausschließt, so daß er sich auf Anregungen beschränken muß, hat von einer weiteren Verfolgung dieser Pläne Abstand genommen werden müssen, als es sich ergab, daß das Interesse der deutschen Verleger nicht in dem Matze vorhanden war, wie es für die Durchführung dieser Unternehmungen erforder lich gewesen wäre. Für ihre Notwendigkeit und Nützlichkeit zeugen aber nicht nur die Erörterungen, die sich im Börsen blatt an diese Anregungen knüpften, sondern auch das Inter esse, das die deutsche Regierung namentlich dem Plane der Förderung deutscher Lehr- und Lernmittel in China zugewandt hat. Daß das Scheitern der damals geplanten Gründung einer Zentralstelle des deutschen Buchhandels in den Ver einigten Staaten heute lebhafter denn je zu bedauern ist, er gibt sich aus der jetzigen Lage des deutschen Buchhandels im Auslande, speziell in den Vereinigten Staaten. Hier liegt das Importgeschäft, vornehmlich aller Zeitschriften, fast aus schließlich in den Händen einer Gesellschaft, der International dlervs Oompan^, die, obwohl ihre Mitglieder Stockamerikaner sind, es doch verstanden hat, das Monopol der Einführung von Zeitschristen und gangbaren Lagerartikeln infolge ihrer mehr als fünfzig Generalagenturcn in die Hände zu be kommen. Nebenbei bemerkt, ist der Inhaber der Leipziger Filiale dieser Gesellschaft laut Adreßbuch ein Engländer: CH. K. Rogers in London. Inwieweit dieser Umstand auf die jetzige Lage des deutschen Buchhandels in den Vereinigten Staaten von Einfluß ist, soll hier unerörtert bleiben. Es ist sogar anzunehmen, daß die Besitzerangabe bei dem Leipziger Hause mehr formale als praktische Bedeutung hat. Tatsache ist jedenfalls, daß auf Anweisung des New Uorker Hauses in der ersten Augustwoche, unmittelbar nach der Kriegserklärung Englands an Deutschland, 1738 sämtliche deutschen Familienzcitschriften abbestellt wurden. Erst Ende September, also 8 Wochen später, wurden die Bestel lungen wieder aufgegcben, so daß die ersten Sendungen der Zeitschriften erst Anfang November in Amerika etngetrofsen sind. Auf diese Weise ist der Verkehr mit Amerika, soweit er durch deutsche Zeitschriften vermittelt wird, während der Dauer von acht Wochen unterbrochen gewesen, ungerechnet der durch die Schwierigkeiten des gegenwärtigen Verkehrs mii Amerika her- beigeführten naturgemäßen Verzögerungen. Es läßt sich von hier aus nicht beurteilen, welche Gründe für die zeitweilige Abbestellung der Zeitschriften maßgebend gewesen sind. Auf fallend ist jedenfalls, daß es nicht nur großen amerikanischen Jmporthäusern möglich war, seil Ausbruch des Krieges viele Hunderte von Kisten deutscher Waren einzuführen, sondern daß selbst kleine und kleinste Buchgeschäfte ihren Bedarf an Literatur decken konnten. Betrachten wir kurz die Folgen der erwähnten Handlungs weise der amerikanischen Monopolfirma, so liegt es aus der Hand, daß sie von unberechenbarem Schaden für den deutschen Buch handel in Amerika sein können. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß gegenwärtig der Vertrieb deutscher Zeitschriften wieder ausgenommen worden ist, ja daß nach uns gewordenen Mitteilungen deutscher Verleger von einzelnen Zeitschriften sogar größere Posten bezogen werden. Denn abgesehen davon, daß viele kleine Existenzen von der Art der deutschen Kolporteure, die in Amerika den eigentlichen Sortimentsbuchhandel bedeutend überwiegen, durch die dreimonatige Geschäftsunterbindung in einer Zeit, die sonst für sie eine Zeit der Ernte be deutet, großen Schaden gehabt haben, sind der deutschen Literatur dadurch zahlreiche Interessenten verloren gegangen, die sich auch durch die größten Anstrengungen nicht werden zurückgewinnen lassen. Ist es schon an und für sich in Amerika schwer, geeignete Arbeitskräfte zur Verbreitung deut scher Bücher und Zeitschriften zu gewinnen, so trägt natürlich ein solches Vorkommnis, wie es das wochenlange Ausbleiben der deutschen Zeitschriften war, nicht dazu bet, sie dem deutschen Buchhandel geneigter zu machen, da sie ja gerade zu einer Zeit nicht auf Lieferung rechnen konnten, wo sich vielleicht für sie ein besonders aussichtsreiches Geschäft ergeben hätte. So werden sich viele Kolporteure, die bisher deutsche Literatur gesllhrt haben, nunmehr der englischen zuwenden, mit der sie sich notgedrungen während des monatelangen Fehlens der deutschen Zeitschriften beschäftigen mußten. Man kann daher die Abbestellung der deutschen Zeitschriften, mögen die Gründe dafür auf welchem Gebiete es auch sein mag liegen, nur als einen empfindlichen Schlag gegen das Deutsch tum in Amerika überhaupt betrachten. Empfindlich besonders auch deswegen, weil die Stellungnahme der amerikanischen Presse, mit Ausnahme der dort erscheinenden deutschen Zei tungen, eine derartige ist, daß ihre Auslassungen in den »Dokumenten des Hasses« einen Ehrenplatz verdienen. Als einziges Gegengewicht konnte in einer solchen Zeit nur die regelmäßige und möglichst erhöhte Verbreitung aller deutschen Publikationen in Betracht kommen. Bestände in den Vereinigten Staaten eine Zentralstelle, betraut mit den Aufgaben, wie sie seinerzeit der Börsenverein ihr zuzuweiscn beabsichtigte, Auf gaben, die sich nicht mit der Verbreitung der deutschen Lite ratur erschöpfen, sondern im weitesten Sinne die Wahrung der gesamten deutschen Kultur-Jnteressen einschließen, so wäre es nicht möglich gewesen, daß wochenlang fünfzehn Millionen Deutschamerikaner sich in Angst und Sorge um ihr Vaterland befunden hätten, ohne in der Lage zu sein, zuverlässige Nach richten über den Stand der Dinge zu erhalten. Dazu kommt noch, daß in demselben Maße, in dem die deutsche Literatur zurückgedrängt wurde, die englische in ungeheuren Mengen Verbreitung während dieser Zeit gefunden hat. Es muß bezweifelt werden, daß der deutsche Buchhandel während der Dauer der jetzigen Verhältnisse in der Lage ist, seine Interessen an bedrohter und schon jetzt schwer geschädigter Stelle zu wahren. Aber der Fall zeigt wieder, wie un- gemein wichtig es wäre, wenn die Verbreitung deutscher Literatur im Auslände von Stellen ausgehen würde, die über
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