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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1914-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 170. 25. Juli 1914. Zirkels in der Familie des Abonnenten selbst ist er aber nicht unter richtet. Gerade weil hier viele Romane zur Auswahl vorliegen, fmoet jedes der Familienmitglieder etwas Passendes für sich, denn was die Hausfrau interessiert, muß nicht den unbedingten Beifall des ältesten Sohnes finden, und die zartbesaitete literarische Neigung des Haustöchterchens wendet sich wieder ganz anderen Romanen zu. Also wird jedes kaum mehr als drei Romane »verschlingen«. Trotz dem werden die anderen Zeitschriften der Illustrationen wegen gern betrachtet werden, und da der Abonnent gute Bilder verlangt und auch der Geschmack der Herren Zeitschriftenverleger nicht schlecht ist, so kann hier wohl von einer Erweiterung gesprochen werden, und zwar von einer Erweiterung des geistigen Horizontes, nicht des »literarischen Magens«. Wie viele Schriftsteller sind gezwungen, täglich 5—6, auch mehr Zeitungen zu lesen! Das macht pro Woche etwa 40 Nationen aus! Ich glaube, die Herren würden sehr laut murren, wenn man sie der »literarischen« Magenerweiterung bezichtigte und behaupten wollte, daß bei ihnen »jede Fähigkeit zu wirklich ersprieß licher Lektüre unvermeidlich zugrunde gehen m ü sse«! Der Lesezirkel bietet seinen Abonnenten in literarischer und illu strativer Hinsicht nur Gutes, ja, er erweckt bei den meisten Lesern die Lust, sich den einen oder andern Roman zu kaufen, um ihn mit Genuß in aller Ruhe lesen zu können. Eine Umfrage an meine Abon nenten wird Herrn W. die Wahrheit meiner Worte bestätigen. Der Lesezirkel ist der (literarischen) Übel größtes nicht, er hat sogar immense Vorteile gegenüber den sogenannten Volksbibliotheken, allwo dem bildungs-, Wissens- und literaturdllrstenden Leser einige Folianten hochgeneigtest mit dem Bedeuten überreicht werden: »Sind binnen dreier Tage wieder abzuliefern«, so daß der Geist des Glück lichen nun mit der Schnelligkeit eines arabischen Nenners aus edel stem Blute den Inhalt dieser Folianten durchsauft, daß es eine Art hat! Aber auch auf die häufig verkannten buchhändlerisch-materiellen Vorteile des Lesezirkels möchte ich noch Hinweisen. Viele Zcitungs- verleger stützen sich direkt auf die Lesezirkel, die allein imstande sind, bei ihnen ausreichende Kontinuationen zu bestellen, da die An schaffungspreise den Privatabonnenten oft zu hoch sind. In einem gut geleiteten, richtig besetzten Journallesczirkel bleiben die Hefte höchstens 16—20 Wochen in Zirkulation, dann werden sie als Stampfe verkauft. Wenn freilich der Preis, den der Makulaturhändler jetzt zahlt, noch tiefer sinkt, so bleibt uns nichts weiter übrig, als die aus gedienten Journale, jahrgangsweise geordnet, je nach dem literarischen Werte a u s z u p f u n d e n. Sollte es Herrn W. gelingen, die Herren Verleger zu bewegen, daß die Romane, Geschichts- und Gedichtswerke, Sammelwerke, Neise- beschreibungen usw. wieder häufiger lieferungsweise erscheinen, so ist das nur mit Freuden zu begrüßen. Mancher kleine Buchhändler und Kolporteur würde sich dabei gut stehen. Ich z. B. würde keinen ein zigen Abonnenten einbiißcn, denn Lieferungswerke und Lesezirkel tun einander keinen Abbruch und können in Deutschland leicht miteinander vereinigt werden. Darum: »Raum für alle hat die Erde, was ver folgst du meine Herde?«. Leipzig. I. Ferda. ferenzen zusammenzuschließen und durch Gründung einer eigenen Blbliothekarschule die Bibliotheksleiter zu schulen. In welchem Sinne wird nun die Arbeit des Borromäus-Vereins von vielen Geistlichen verstanden ? Im Februar 1914 war in zwei katholischen Blättern Freiburgs zu lesen: »Oberried, 22. Febr. 1914. B o r r o m ä u s v e r e i n. Die Volks- bildungsvercine in ihren verschiedenen Schattierungen suchen überall das Volk zu .bilden' und zu heben. Der Wissensdurst und Wissensdrang wächst ja ganz von selbst aus der Mitte des Volles heraus. Um diesem Bedürfnis entgegenzukommen, wurde auch hier der .Borromäusvcrein' zur Verbreitung guter Bücher gegründet, und zwar mit überraschen dem Erfolg. Bis jetzt sind ca. 40 Mitglieder eingetreten mit einem Gesamtbeitrag von über 100 Das ist das beste Zeugnis für die Güte des Vereins. Für alle Zukunft werden die Kolpor teure der Büch er Händler in unserer Pfarrei kein Absatzgebiet mehr finden, da durch den Borromäus- vereiu und die daran sich anschließende Bibliothek, die im kommenden H e r b st e r ö f f n e t wird, für Unter haltung und Belehrung hinreichend gesorgt ist.« Denken wir dann noch an die freundliche »Mittelstandsarbeit«, die die Volksvereinskreise am Buchhandel verübt haben. Während der erste Großherzog von Baden noch das Arbeitsfeld des Berufsbuchhandels durch Schutzgesetze sicherte, weil dieser sonst seine zwiefache Aufgabe als Kaufmann und Kulturpionier nicht erfüllen könne, und der Zentrumssührer Spahn, unter dem Druck eben gewonnener Erkenntnis bei den kontradiktorischen Verhandlungen über den Buchhandel im Jahre 1904 auf die Notwen digkeit der Erstrebung eines »numsrus e1au8us« hinwies, hat der Volksverein allen Kaplänen und allen Vereinen in seiner Kol portagebroschüre ein Rezept gegeben, wie man in fünf Minuten Buch händler werden kann. Mehr als einmal habe ich die Mitteilung er halten: »Volksvereinsbroschüren brauchen Sie nicht hierher zu senden; es ist hier eine Niederlage des V.-V.!« Der Kirchenrechtslehrer H. aber gibt in seinem Kirchenrecht d e m ganzen theologischen Nachwuchs »das Recht auf Bücher handel«, ohne Rücksichtnahme auf den Berufsbuchhandel. Von solchen Gründen der Krisis im katholischen Sortiment, mitten in einer Zeit der Blüte katholischen Literaturlebens, sprechen unsere Blätter nicht! Freiburg i. Br. Jos. Waibel. Wer schützt den katholischen Laienbuchhandel? (Vgl. Nr. 124 u. 166.) Die katholischen Sortimenter verspüren es recht gut, was scho n das bloße Dasein eines Vereins, wie des Borromäus- vereins, für sie bedeutet,.dessen Leistungen bis 1909 auf ca. 23 Millio nen Mark angegeben werden. Im Jahre 1912 zählte der Verein 4432 Volksbüchereien bzw. Vereine mit 237 049 Mitgliedern. Jedes Mitglied erhält entsprechend seinem Beitrag (^ 6.—, 3.—, 1.50) eine Büchergabe nach eigener Wahl; sämtliche Überschüsse werden zum Aus bau der Volksbüchereien verwendet. So lieferte der Verein i. I. 1912 in die Haus-Büchereien 475 303 Bände, in seine Bibliotheken geschenk weise 84 426, auf Bestellung 14 800, als Wanderbibliotheken 8227 Bände. Der Gesamtumsatz belief sich auf 724 820 ./i und 522 756 Bücher. Seine Volksbüchereien verzeichnen im gleichen Jahre einen Bücherbestand von 1 770141 Bänden und 5 070 074 Entleihungen. 284 000 Bücher wurden neu eingestellt, 77 415 ^ und 16 025 Bücher voii privater Seite geschenkt. Die Büchereien haben durchaus öffent lichen Charakter. Sie wurden 1912 von 70 947 Nichtmitgliedern be- nutzt. Tcr Verein hat sich znm Zieie gesetzt, durch durchgreifende Ngi- tatwu an icdcm Ort mit katholischer Benöikerung eine Bibliothek zu gründen, durch Wanderkonfcrcnzen die breite Osscntiichkcit, nament- ltch aber Lehrer, Geistliche, Studenten, für die Bibliothcksfrage zu interessieren, die Bibliotheksleiter größerer Bezirke zu ständigen Kon. Warnung. Ein Reisender, der sich als Wilhelm Hegels, geb. 17. Juli 1887 in Mülheim a. Ruhr, auswies und angab, Braunschweig, Stoben- straße 18 II wohnhaft zu sein, versucht auf Subskriptionslisten für »In Wehr und Waffen« (Union, Stuttgart, ord. ^ 30.—) hin sich Vorschüsse zu erschwindeln. H., der dunkelblond ist, macht den Eindruck eines Akademikers und hat schmißähnliche Narben im Gesicht und am Kopf. Er ist anständig gekleidet, ca. 1.75 m groß und hat angenehme Umgangsformen. H. le gitimiert sich durch braunschweigische Postkarte Nr. 26 mit der Jahres zahl 1914. Er legt außerdem Briefe einer Stuttgarter Firma vor, aus denen hervorgeht, daß H. gute Aufträge ablieferte. Die Unterschriften auf den Subskriptionslisten sind anscheinend echt, so daß bei Annahme der Bestellungen Bedenken nicht aufkommen. Beim Expedieren der Sendungen stellt sich dann heraus, daß deren An nahme zum Teil verweigert wird, da das bestellte Exemplar bereits von einer anderen Firma geliefert worden ist. Wahrschein lich läßt H. sich von den Bestellern außer der Einzeichnung in der Sub skriptionsliste noch einen Bestellschein unterschreiben und gibt diesen Bestellschein einer anderen Firma ab, um sich Provisionsvorschiisse zu erschwindeln. Auf mehreren Stellen hat Hegels sich die vollen Beträge von den Bestellern im voraus zahlen lassen und das Geld in die eigene Tasche gesteckt. Da H. seine betrügerischen Versuche wahrscheinlich fortsetzen wird, sei hierdurch vor ihm gewarnt*). Anzeige bei der Staatsan waltschaft ist erstattet. Etwa bereits geschädigte Firmen wollen sich zwecks gemeinschaft lichen Vorgehens an den Unterzeichneten wenden. Hamburg 19, Lindenallee 78. Fr. Meye N a ch f., N o b e r t G i e s l e r. *) Eine gleichzeitig aus Bremen an uns gelangte Zuschrift be richtet von ähnlichen Manipulationen des Genannten am dortigen Platze. Auch in diesem Falle ist Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet morden. Red. VeranOvortltchcr Redakteur: E m «l Th o m a s. — Verlag: Der B 0 rsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Deutsches Buchs,Sndlerhau». Druck. Ramm LSeemann. Sämtlich in Leipzig. - Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 26 sBuchhändlerhauS».
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