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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1899
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- Deutsch
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7156 Nichtamtlicher Teil. HS 230, 3. Oktober 1899. Worten möchte ich Sie bitten, in die Diskussion dieser Sache einzutreten. (Lebhafter Beifall.) Vorsitzender: Ich möchte nur, ich thue das in dem vollen Gefühl der Ueberzeugung, konstatieren, daß diese Resolution, die Ihnen zu Punkt 7 schriftlich vorgelegt ist, durchaus das wiedergiebt, was wir gestern in der Beratung darüber vorbesprochen und vorberaten haben. Der Vorstand ist durchaus überzeugt, daß auf solcher Grundlage eine Be handlung der Sache vorgenommen werden könnte. Ich stelle nunmehr das, was Sie eben gehört haben, zur Diskussion. Es wäre möglich, daß von der einen oder anderen Seite noch neue Gesichtspunkte hinzukämen oder Bedenken gegen einzelne Punkte sich ergäben. Ich bitte, sich zum Worte zu melden. Herr Justus Pape-Hamburg: Ich habe mit großer Freude die Punktation gehört, die der verehrte Verbands vorstand auf Grund der gestern stattgefundenen Besprechung wohl in recht mühsamer Arbeit heute morgen fertiggestellt hat. Ich glaube, damit ist eine Basis gewonnen, auf der sich allerdings die Verhandlungen führen und hoffentlich auch zu einem wirklich guten Ende führen lassen. Wenn der Verbandsvorstand sich dieser nicht ganz leichten Arbeit unter ziehen will, wenn er dieses große Opfer an Zeit bringen will, das dazu gehört, um zunächst persönliche Verhandlungen mit einflußreichen Männern in Berlin und Leipzig zu pflegen, dann, glaube ich, haben wir alle Ursache, dem Verbandsvorstande zu danken für sein schnelles Handeln, daß hier im Schoße des Kreises Norden in Lübeck diese Resolution zum crstenmale einem Kreis- und Ortsverein vorgelegt, also gewissermaßen hier geboren ist, denn soweit ich die Herrn gestern abend verstanden habe, ist beabsichtigt, sie sämtlichen Kreis- und Ortsvereinen vorzulegen und ihre Unterstützung dafür zu erbitten, damit sie namens des gesamten Buch handels, soweit er in den Kreis- und Ortsvereinen verkörpert ist, zur Sprache komme. Ich möchte nunmehr die Frage aufwerfen: Ist es wirk lich so schlimm, daß außerordentliche Maßregeln ge troffen werden müssen, um eine Besserung der Zu stände herbeizuführen? Ich beantworte diese aufgeworfene Frage damit, daß ich sage: so kann es nicht weiter gehen. Wir befinden uns nach meinem Dafürhalten jetzt noch auf der Ebene, wir haben noch festen Fuß; aber geht es noch lange so weiter, kommen wir auf die schiefe Ebene und rutschen und purzeln, und wer weiß, ob wir je wieder auf stehen können. Wenn man mit Leipziger Kollegen zu sammentrifft und ihnen von der Not des Provinzialsortiments erzählt, so kann man von Ihnen auch Klagen genug hören, von denen ich hier einige Mitteilen möchte. In Leipzig ist es z. B. einem Lehrer gelungen für 1200 ^ Bücher zu den Nettopreisen zu beziehen, indem der Betreffende sich Verlang- zettel hatte drucken lassen. Ich glaube aussprechen zu dürfen, daß in Leipzig immer noch viel Unfug mit Verlangzetteln getrieben wird; sonst könnte derartiges nicht Vorkommen. Mir wurde ferner mitgeteilt, daß große Buchdruckereien in Leipzig, zugleich Verlagsbuchhandlungen, für ihr sehr bedeutendes Personal die Gefälligkeit übten, deren Bedarf nicht nur an Fachzeitschriften, sondern an illustrierten Zeitschriften, Büchern, Atlanten u. s. w. ganz netto zu liefern, und wieviel davon an gute Freunde weiter gegeben würde, entzöge sich jeglicher Kontrolle. Ueber- haupt sagte man mir, Sie glauben nicht, welchen Unfug sogenannte Verleger treiben, nämlich Buchdrucker, die an kündigen, sie beabsichtigten, ihre Thätigkeit dem Verlage zuzuwenden, und würden demnächst von ihren großen Unternehmungen Kenntnis geben. Sie bitten dann einst weilen um Zusendung aller Ankündigungen, drucken sich Verlangzettel und beziehen für sich und ihre guten Freunde ganz ruhig alles, was sie haben wollen. Von Verlags- thätigkeit bei ihnen hört man selten etwas. Mir sind auch Fälle genannt, wonach für das Haus- und Küchenpersonal Bücher zum Nettopreise bezogen wurden; ich will Sie aber mit deren Aufzählung nicht aufhalten. Wenn das typische Fälle sind — und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln —, dann müssen wir sagen, in Leipzig wird ein illegales Geschäft betrieben. Wir müssen die Frage aufwerfen, ob Leipzig dazu da ist, die Vorteile, die es als Cen ttalpunkt des deutschen Buchhandels genießt, und die wir zu einem guten Teil mit unserem Gelde bezahlen müssen, ob Leipzig dazu da ist, derartige illegale Ge schäfte zu betreiben. Ich will nicht hart darüber urteilen. Man hat zunächst in kleinem Maßstabe be gonnen, und es ist immer weiter damit gekommen. — Mir wurde ferner gesagt, daß jener Doktor in Dresden, der 13/12 Exeinplare Bismarck für einen Freund bezogen hatte, nicht nur diese 13/12 Bismarck gekauft, sondern auch anderweitige Bezüge gemacht hätte, aus denen ge schlossen werden mußte, daß sie nicht für den eigenen Bedarf bestimmt waren. Dieser Fall ist ein besonders prägnanter. Herr Edmund Schmersahl-Lübeck: Herr Pape fragte soeben bei Beginn seiner Ausführungen, ob die Verhältnisse wirklich so schlimm seien, daß Abhilfe nötig sei. Ich glaube kaum, daß darüber Meinungsverschiedenheiten bestehen. Sollten aber bei dem einen oder anderen noch Zweifel vor handen sein, so wird es Sie vielleicht interessieren, zu hören, welche Erfahrungen wir hier in dieser Beziehung gemacht haben. Als damals in Frankfurt die Beschlüsse über den 80/o-Rabatt gefaßt wurden, haben wir, wie überall, in einem gemeinsamen Cirkulare dem Publikum, den Be hörden u. s. w. Kenntnis von diesem Beschlüsse gegeben. Die Behörden haben uns zwar keine zustimmende Antwort gegeben, haben sich jedoch stillschweigend gefügt, und wir freuten uns, daß die Sache so glatt und schön verlief. Aber leider war die Freude nur eine kurze. Es dauerte zwei Jahre, da bekam ich plötzlich kurz vor Jahresschluss eine recht unangenehme Ueberraschung. Ich erhielt zu gleicher Zeit ein halbes Dutzend gleichlautender Briefe von Behörden, in denen mir milgeteilt wurde, daß von mir beansprucht würde, vom 1. Januar ab wie bisher 10"^ Rabatt zu ge währen. Im Weigerungsfälle möchte ich von diesem Augen blick an sämtliche Lieferungen niederlegen; sie kündigten auch alle Zeitschriften und Fortsetzungen vollständig. Ich sollte mich bündig erklären, ob ich 10"/^ geben wollte. Das war eine recht unangenehme Ueberraschung. Es handelte sich um Lieferung von etlichen tausend Mark Büchern jährlich. Ich habe schriftlich und mündlich versucht, einzuwirken; aber einen Erfolg habe ich nicht erzielt. Ich bekam wiederum eine Anzahl gleichlautender Antworten, in denen mir mitgeteilt wurde, daß unsere Bestrebungen zwar lobenswert seien und ihnen bester Erfolg zu wünschen wäre, daß sie aber leider vom Senat angewiesen seien, dort zu kaufen, wo es am billigsten sei. So lange noch eine einzige Firma existierte, die ihnen Offerten von 10O/o machte, wären sie verpflichtet, dort zu kaufen. Diese Offerten lagen thatsächlich vor von Berlin und Leipzig. Wir machten dann von dem einzigen Mittel, das uns noch blieb, Gebrauch, indem wir eine Eingabe an den Senat richteten; aber auch dort wurden wir abschläglich beschieden. So liegt die Sache heute noch. Wir haben wiederholt wieder einzuwirken gesucht; aber die Be hörden und Bibliotheken fordern 10"/^ und beziehen im Weigerungsfälle ihre Bücher aus Berlin und Leipzig. Herr Lübcke-Lübeck: Ich möchte zur Ergänzung von Herrn Schmersahls Ausführungen noch bemerken, daß ich glaube, es werden nicht nur 10»/g von außerhalb gegeben, sondern selbst 150/^. Es werden zum Teil diese Lieferungen in der Weise ausgeführt, daß in der Abrechnung vor die
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