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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1879
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- Deutsch
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58 Nichtamtlicher Theil. 5, 8, Januar, Nichtamtlicher Theil. Das „Bcstellhaus für den niederländischen Buchhandel" in Amsterdam. Das Amsterdamer „Bestellhans" ist eine originelle zeitgemäße buchhändlerische Einrichtung, die, meines Wissens, nur im nieder ländischen Buchhandel, sonst bei keiner andern Nation sich findet; das Institut datirt erst ans dem Jahre 1871, hat aber von Beginn an einen so durchschlagenden Ersolg gehabt, daß die Direction in ihrem letzten Jahresbericht vom 8, Juli v. I, mit Recht sagen konnte, der finanzielle Stand des Unternehmens sei ein so blühender, daß man der Zukunft ruhig entgegensehen könne. Ich glaube, daß es die Leser des Börsenblattes wohl interessircn dürfte, Näheres darüber zu erfahren; ähnlich, wie in den Niederlanden, liegen ja auch die buchhändlerischen Verhältnisse bei uns, und eine Betrach tung der Reformbestrebungen in den Niederlanden kann deshalb unter Umständen ganz nützlich sür uns sein. Im niederländischen Buchhandel wird geklagt, wie bei uns: das Rechnungswesen soll umgestaltet werden, der Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter ist ein schwerfälliger in Betreff der Ab rechnung und des langen Kredits; der Sortimenter hat mit den Postanstalten eine scharfe Loncurrenz zu bestehen, da dieselben sich an manchen Orten aus billigen Büchervertricb legen; auch das Rabattgeben sängt an, Mode zu werden, und an Denunciationen seitens angeblich Geschädigter fehlt es in der niederländischen Bnch- händlerzeitung so wenig, wie in unserm Börsenblatt, Gott sei's ge llagt! Namentlich aber lag dort das Commissionsgeschäst bis zum Jahre 1870 sehr im Argen, und gab fortwährend Grund zu Klagen der verschiedensten Art, Amsterdam hat sür den niederländischen Buchhandel die Bedeutung, wie Leipzig sür den deutschen. Bis 1870 hatte jeder niederländische Buchhändler in Amsterdam seinen Commissionär, eine Centralstelle aber, wie die Bestellanstalten sür Scriptnren in Leipzig und Berlin, hatte dieser Mittelpunkt nicht. Da nun Amsterdam eine sehr ausgedehnte Stadt ist, und die Com- missionäre in den verschiedensten Stadttheilen wohnen, so nahm die Besorgung der verschiedenen Pallete und Scripturen viel Zeit und Arbeitskraft in Anspruch, entbehrte auch der nöthigen Sicherheit, und rief deshalb fortwährend Klagen hervor. Seit Jahren war man sich darüber klar geworden: so geht cs nicht länger, es muß etwas geschehe», aber das Was und das Wie schien man schwer zu finden! Es tauchten unter den Amsterdamern Pläne auf, eine Art von Bestellanstalt für Rechnung Einzelner zu errichten, doch zerschlugen sich solche allemal, und erst als die Vsr- unjerm Börjeiiverein ähnliche allgemeine niederländische Buchhändler- Verband) sich der Sache annahm, da kam thatkrästiges Leben in die allgemeinen Bestrebungen, Charakteristisch ist nun das Vorgehen der niederländischen Cor poration, Gegenüber den verschiedenen zu Tage getretenen Mängeln im Buchhandel wurde nicht dem unerreichbaren Ideal nachgestrcbt, gleich mit einem Schlage Alles zu resormiren, sondern man be schränkte sich in bescheidener Weise daraus, den Hebel an einer Stelle anzusetzen. Das Interesse und die Kraft Aller wurde auf den einen wunden Punkt: Reform des Commissionsgeschäs- tes hingelenkt, und diese Concentration hatte glänzenden Ersolg! Von der VoroouiziuA wurde unter dein Titel „Lsstolkuis van ckem nsllerlanllsobeu boslikanllsl" eine Handelsgesellschaft gegrün det, die nicht für Gewinn, sondern nur sür Deckung der Kosten arbeiten soll, also möglichste Billigkeit sür ihre Leistungen zu ge währen vermag. Dies Bestellhaus sollte den gesammten buchhänd lerischen Verkehr in Amsterdam vermitteln. Zur Deckung der Kosten (50,000 Gulden Gründungscapital, wozu später noch eine Anleihe von 32,000 Gulden hinzutrat) wurden Antheilsscheine ä 250 Gulden, sür deren Verzinsung mit 5)6 die Vorsoniginz die Garantie übernahm, ausgegeben, welche einen raschen Absatz im niederländischen Buchhandel fanden. Ein aus Amsterdamer Herren vorläufig zusammengetretener Vorstand ward von der ersten znsammenberusenen General versammlung von Inhabern der Antheilsscheine bestätigt, und ging nun weiter vor. Zunächst wurden die größeren Amsterdamer Kom missionäre dafür entschädigt, daß sie ihren Betrieb zu Gunsten des Bestellhauses einstellten. Es muß hier eingeschaltet werden, daß das Commissionsgeschäst in den Niederlanden nie in der Weise, wie in Leipzig, als ausschließlicher Geschäftszweig betrieben wurde, son dern immer in Verbindung mit Sortiment oder Verlag, wie es bei uns in Berlin zu geschehen Pflegt, Die Amsterdamer Comis- sionäre gefährdeten also durch Abgabe der Commissionen keines wegs ihre geschäftliche Existenz. Ganz glatt ist dieses Uebergangs- stadimn natürlich nicht verlaufen, aber die zwingende Macht der Verhältnisse hat sehr bald einige widerstrebende Elemente in die richtigen Bahnen gelenkt. Alsdann ging die Gesellschaft an die Erwerbung eines Grund stückes. Das erste Haus erwies sich bald als zu klein, das jetzige aber, welches nachdem in der spuistraat erworben wurde, genügt mit seinen sünf, für den Zweck besonders ausgebanten Stockwerken den vorliegenden Bedürfnissen vollständig. In dem Erdgeschosse liegen die Packräumlichkeiten, wo alle Neuigkeiten und Pallete an genommen , und in Fächer vertheilt werde». Diese Fächer sind nach den Orten geordnet, und in den Orten hat soviel als möglich jeder Buchhändler sein eigenes, mit seinem Namen versehenes Fach, Jedes Packet wird bei der Annahme gewogen, und das Gewicht auf den Namen des Einsenders gebucht; dasselbe geschieht bei der Ab findung der verschiedenen zu einem Ballen vereinigten Packete aus den Namen des Empfängers, Auf diese Weise ermittelt die Ver waltung für jede» einzelnen Committenten Gewicht und Umfang der behandelten Güter; das Gesammtgcwicht dieser Güter betrug im Jahre 1876 über 1^ Million Kilogramm. Rechnet man, der Wahr heit ungefähr entsprechend, das Kilogramm Bücher in den Nieder landen zu 8 Gulden (gleich 14 Mark), so hat das Bestellhaus in Amster dam im Jahre 1876 einen literarischen Verkehr von etwa 12 Mil lionen Gulden, oder 21 Millionen Mark Werth vermittelt. (Gegen Brandschaden ist das Institut sür 30,000 Gulden versichert.) Diese hohe Werthziffer der Literatur kann vielleicht manchem niederlän dischen Autor das Peinliche des Gedankens mildern, daß seine geistigen Erzeugnisse gleich nach ihrer Geburt vom Buchhandel auf die materielle Wagschale gelegt werden! Im ersten Stock befindet sich, außer der Wohnung des Kastellans, das Comptoir der Firma Schalekamp, van de Grampel L Bakker, ein bedeutendes Haus, welches schon als Commissions- geschäst früher ein großartiges Auslieferungslager für den niederlän dischen Buchhandel unterhielt, ähnlich dem von Volckmar in Leipzig, doch nicht nur aus eingebundene Bücher beschränkt, und dieses, nachdem das Commissionsgeschäst (sür beiläufig 10,000 Gulden) an das Bestellhaus abgetreten ist, in letzteres verlegt hat und hier (gegen eine Miethsentschädigung von jährlich 1500 Gulden) weiter betreibt, Im ersten Stock ist ferner der ansehnlichen Bibliothek des Amsterdamer Buchhandlungsgehilsen-Vereins ein Gemach gastfrei eingeräumt, und schließlich befindet sich hier das Borstandszimmer der jetzt 60 Jahre bestehenden VoroeniginZ tor bovoräerinx van cks btzlanZeu Ü68 boeübanckölL mit dem Archiv und der Bibliothek derselben. Die drei übrigen Stockwerke sind sämmtlich im Dienste der Firma Schalekamp, van de Grampel L Bakker, aus deren Aus-
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