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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080523
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119, 23. Mai 1908. Nichtamtlicher Leit. «SrsElt I. d. »tlchn. «uchhautel 5771 uns fernzuhalten. Und doch haben wir alle Ursache, uns dankbar des Tages zu erinnern, an dem der Börsen verein sein neues Grundgesetz beschlossen hat und mit Dankbarkeit von Adolf Kröucr bis Albert Brockhaus der Männer zu gedenken, die es geschaffen und durch die Stürme der vergangenen zwanzig Jahre zur Geltung gebracht haben. Um diese dankbare Empfindung heute auch in Ihren Herzen zu wecken, brauche ich Ihnen nur die Frage vorzulegen: Was wäre aus dem deutschen Buch handel und insbesondere aus dem Sortimentsbuch handel geworden ohne diese unsere Verfassung, die in dem freien Spiel der Kräfte der Willkür des einzelnen Schranken gesetzt und auch dem Schwachen die Bahn zum Wettbewerb offen gehalten hat. In unserer raschlebenden Zeit ist dauernd allein der Wechsel. Ganz neue Verhältnisse sind auch im Buch handel in die Erscheinung getreten, an die vor zwanzig Jahren noch gar nicht gedacht wurde, und ihrer Herr zu werden, soweit dies in unserer Macht steht, ist die Aufgabe, die uns das Leben alle Tage von neuem stellt. Der ernste Wille, die schwachen Schultern zu stützen, hat uns in unserer Arbeit stets geleitet, und er wird es auch in der Zukunft tun. Aber lassen Sie uns doch nicht alles Heil allein vom Börsenverein erwarten. Auch seinem Einfluß sind Grenzen gezogen, und schließlich heißt es doch auch bei uns wie überall im Leben: Selbst ist der Mann! Aber über den Sorgen und Mühen des Alltags steht uns die Liebe zu unserm schönen Beruf, der uns mitten hineinstellt in die tausendfachen Bewegungen des geistigen und öffentlichen Lebens und uns zu Mitarbeitern aller derer macht, die mit den Gaben ihres Geistes unserem Volke einen unverlierbaren Schatz idealer Güter darbieten, dessen Pflege die große und verantwortungsvolle Aufgabe unseres Berufes ist. Hier in Leipzig hat der Buchhandel seinen Mittel punkt und der Börsenverein seit bald hundert Jahren seine Heimat. Fester als anderswo ist er hier mit dem öffentlichen Leben verwachsen, dessen Vertreter uns auch in diesem Jahre die Ehre ihres Besuches bei unserem Kantatefest erwiesen haben, und die wir freudig als werte Gäste willkommen heißen. Ihr Erscheinen, meine hoch geehrten Herren, ist. uns ein Beweis, daß Sie die Be deutung des Buchhandels im öffentlichen Leben aner kennen, und daß Sie seinen Bestrebungen Ihr förderndes Wohlwollen entgegenbringen, und dafür sind wir Ihnen aufrichtig dankbar. So begrüße ich denn im Namen des Börsenvereins die Herren Vertreter hoher Reichs- und Staatsbehörden, Ihre Exzellenzen den Herrn Korpskommandeur und den Herrn Stadtkommandanten, die beiden Herren Bürger meister der Stadt Leipzig, den Herrn Präsidenten der Handelskammer und alle verehrten Freunde und Gönner des Börsenvereins, die unserer Einladung freundlich Folge geleistet haben. Wie der Buchhandel dem Leben in all seinen Betätigungen dienen soll, so hat er auch zu jedem von Ihnen, meine hochgeehrten Herren, Beziehungen mannigfacher Art; und wie ich hoffe, daß diese stets er freulich sein mögen, so wünsche ich auch von Herzen, daß Ihre persönlichen Beziehungen zum Börsenverein Ihnen ein wenig wert geworden sind, und daß Sie auch diesmal mit freundlichen Erinnerungen von uns und unserm Feste scheiden. Sie aber, meine Herren Kollegen, bitte ich, unfern verehrten Gästen den Dank für ihr Erscheinen dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß Sie mit mir ausrufen: Unsere Herren Ehrengäste, sie leben hoch!« Den Dank der Gäste kleidete der Herr Kreishauptmann Freiherr von Welck in zwei Wünsche: »Meine hochgeehrten Herren! Zu dem hochangesehenen Kantateessen zugezogen zu werden, ist uns Gästen eine Ehre, hier Ihrer freundlichen Begrüßung zu begegnen, eine Freude. Gestatten Sie mir, im Namen der Gäste unseren Dank für den Börsenverein in einem doppelten Wunsche zum Ausdruck zu bringen: in dem Wunsche nach einem stetigen Aufblühen des Buch gewerbes, dieses wertvollen Besitzes unserer Stadt Leipzig, und in dem Wunsche nach einem Fortbestand Ihres guten Zutrauens, indem Sie in Ihren Gästen Freunde Ihrer Bestrebungen und Ihrer Erfolge erblicken. (Bravo!) Der deutsche Buchhandel und das ganze deutsche Buchgewerbe, seine Vertreter und Förderer, sie leben hoch!« Als erster Festkantus wurde darauf das »Fragebogen- Lied« gesungen, das in humoristischer Weise die vom Börsen verein und Deutschen Verlegerverein veranstaltete Rundfrage über die gewünschte Erhöhung des Verlegerrabatts behandelte. Wie wir hören, war es die Gabe eines unserer bewährtesten Festdichter, der schon oft die Meßbesucher mit seinen launigen und scherzhaften Poesien erfreut hat, des Herrn Max Weg-Leipzig. Das vom Buchhandel hochverehrte Oberhaupt der Bücher stadt Leipzig, Herr Oberbürgermeister Justizrat vr.Tröndlin, betrat darauf die Rednertribüne, von der Festversammlung lebhaft begrüßt, und richtete folgende herzliche Worte an die Buchhändlergemeinde: »Meine hochgeehrten Herren! Erschrecken Sie nicht, wenn ich, obwohl der Herr Kreishauptmann schon die Güte gehabt hat, für uns Gäste zu danken, noch besonders mir die Ehre nehme, zu Ihnen zu sprechen, weil es mir Bedürfnis ist, Ihnen einen Gruß der Stadt Leipzig für das freundliche Willkommen, das sie uns geboten haben, darzubringen. Meine hochgeehrten Herren, ich darf sagen, daß mir heute morgen, als wir die Einweihung des Bachdenkmals vollzogen, lebhaft der Gedanke gekommen ist, wie sehr sich doch auch das Verhältnis der Kunst und der Wissen schaft zum Buchhandel geändert hat. Es ist Ihnen allen ja bekannt, daß Johann Sebastian Bach mehr als hundert Jahre fast ganz vergessen war in der Welt, obgleich er doch hier großartige Erfolge gehabt hat, mehrere Kunst reisen gemacht, darunter die bekannte zu Friedrich dem Großen. Er ist geschätzt worden als Virtuos und Komponist, und doch sind beinahe hundert Jahre nach seinem Tode vergangen, in denen fast niemand etwas von ihm gewußt hat. Es lag das mit daran, daß er selbst kein Bedürfnis gehabt hat, seine wundervollen Werke drucken zu lassen. Viele davon sind infolgedessen voll ständig verloren gegangen; einzelne sind wider Erwarten später noch aufgefunden worden, aber eine große Zahl, deren frühere Existenz feststeht, ist spurlos verschwunden. Be denken wir dagegen, wie aufmerksam heute der Buch- und Musikalienverlag nach den Werken auch nur kleiner Meister ausspäht, die sich nicht mit Johann Sebastian Bach ver gleichen können, wie in vielen Fällen, ehe die Meister schaft wirklich festgestellt ist, doch der Buch- und Musikalien verlag bereitwillig die Mittel bietet, um zunächst einmal zu versuchen, ob ein Autor vielleicht eine wirkliche (nur bisher unbekannte) Größe ist, und wie ihm so die Wege geebnet werden! Allerdings wird ja unendlich viel ge schrieben und unendlich viel gedruckt, und die Autoren, stets in der Überzeugung, daß sie etwas Außerordentliches ge liefert haben, sind nicht immer mit dem Erfolg, den sie erreichen, zufrieden. Auch hat die Welt wohl sehr oft recht, wenn sie ihnen den ersehnten Erfolg nicht gewährt. 750'
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