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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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119. 23. Mai 1908 Nichtamtlicher Teil. VSrlendlatl I. d. Drschn. Buchhandel. 5773 Sollte man nicht denken, meine Herren, daß dieses Ge dicht aus der allerletzten Zeit, aus der Zeit der Schleuderei kämpfe herrühre? Und doch ist es fast genau 200 Jahre alt, und ich habe es entnommen der schönen Geschichte des deutschen Buchhandels, deren zweiten Band zu ver öffentlichen, wir in diesem Jahre die Freude gehabt haben. Meine Herren, ich meine, das Gedicht zeigt, daß gewisse Kämpfe, gewisse Bestrebungen nie und nimmermehr im deutschen Buchhandel überwunden werden. Aber Kampf ist Leben, und deshalb wollen wir uns freuen des Kampfes, denn er ist ein Zeichen für das Leben im deut schen Buchhandel; nur darf er nicht zu innerer Zer rüttung, sondern muß zu innerer Reinigung und Ge sundung führen. Und da ist es denn der große Vorzug unserer Organisation, daß wir Organe besitzen, die in diesem Sinne auf den Verlauf des Kampfes ständig ein wirken, auch wenn die Glieder des Börsenvereins im weiten Deutschen Reich und weit darüber hinaus verstreut sind. Auch in diesem Jahre haben unsere Organe wieder in diesem Sinne gewirkt, und wir haben ihnen dafür dankbar zu sein. Wir haben in diesem Jahre, das gewissermaßen das erste Jahr ist einer neuen Periode innerer Reformen, auf der heutigen Hauptversammlung einen Schritt, einen kleinen vorsichtigen Schritt vorwärts getan im Sinne dieser Reform. Ich möchte dem Wunsche Ausdruck geben, daß ihm noch viele weitere Schritte in dieser Richtung folgen mögen, immer weitere und energischere Schritte. Und wenn das erfolgt ist, wenn das reiche Matettal, das durch die Umstage des Börsen vereins und des Verlegervereins eingegangen ist, weiter gesichter und verwertet sein wird, und es wird wieder einmal nach Jahren gesungen: ,Und das hat mit seinem Wallen Der Fragebogen getan', dann wollen wir uns alle von ganzem Herzen freuen. Den Vereinen aber, die uns in dieser Tätigkeit unter stützt haben, möchte ich dieses Glas widmen; ich möchte ihnen danken für ihre Tätigkeit und ihnen wünschen: frischen, fröhlichen Kampfesmut, aber auch weitere treue Pflege herzlicher kollegialer Gesinnung. In diesem Sinne erhebe ich mein Glas und bitte Sie, anzustoßen auf das Wohl der Organe des Börsenvereins: der Kreis- und Ortsvereine und ihres Verbands, des Verleger- und Kommissionärvereins. Sie leben hoch!« Das Festmahl hatte inzwischen seinen Höhepunkt erreicht, eine lebhafte gehobene Stimmung hatte alle ergriffen, denn »Kantate-Freuden jedes Jahr -Macht Wttters Pfälzer offenbar». Mit Hingebung und Wohlbehagen wurden die nun schon seit langer Zeit berühmten, jedes Jahr neuen Verse des Herrn Otto Heid mittler in Wismar, die als 14. Heft des »Feuchtfröhlichen Liederkranzes für meßvergnügte Buch händler« auch diesmal zur Stelle waren, gesungen. Wählt der gewandte Dichter auch immer bekannte und beliebte Gesangsweisen, so war bei dem steten Melodienwechsel doch die stramme und taktvolle Begleitung der Musikkapelle Gustav Curth, die auch mit guter Tafelmusik erfreute, sehr von Nutzen. Auch Herr Heidmüller, der älteste der drei bewährten Festdichter, erntete für seine fcherzvollen Dichtungen vielen Beifall. Mancher hatte schon sehnsüchtig nach dem Apostel des hilfsbedürftigen Buchhandels ausgeschaut, der dieses Jahr etwas länger auf sich warten ließ. Endlich erschien Herr Otto Petters-Heidelberg, von lautem Jubel empfangen, und begann seine diesmal mehr auf einen ele gischen Ton gestimmte Ansprache: Börsenblatt skr den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. -In einem Tal bei armen Hirten -Erschien mit jedem jungen Jahr, -Sobald die ersten Lerchen schwirrten, »Ein Mädchen, schön und wunderbar. -Sie war nicht in dem Tal geboren —» Diese Worte, meine Herren, will ich an den Eingang meiner kurzen Ausführungen setzen. Ich will damit nicht sagen, daß diese Verse ganz genau paßten, denn Sie sind keine armen Hirten, und ich bin kein junges Mädchen. Aber das stimmt, daß ich seit langen Jahren immer wieder in Ihrem Buchhändler tal erschienen bin. Es ist heute das zweiundzwanzigste Mal, daß ich an dieser Stelle stehe und Ihnen dasselbe sage, was ich Ihnen seit 22 Jahren immer zu verstehen gegeben habe, daß ich Sie nämlich — entschuldigen Sie das harte Wort — hier mehr oder weniger als Geldgegenstände ansehe. Der verehrte Herr Or. Ehlermann hat vorhin von den ver schiedenen Kategorien von Buchhändlern gesprochen, von idealen und materiellen Buchhändlern. Der eine betreibt sein Geschäft aus Vergnügen, der andere, weil er muß. Ich kenne noch eine Gattung, den materiell-idealen Buchhändler, und das bin ich. Materiell, weil ich Geld von Ihnen will, und ideal, weil ich Ihre Taschen öffnen will zu Gunsten der Wohltätigkeit. Die Wogen des Streites mögen noch so hoch aufrauschen, von dem Sortimenterverein bis zu dem Akademischen Schutzoerein, von Herrn Lehmann bis zu dem großen August Scherl, das ist gleich, alles geht spurlos an dem vorüber, was immer bestehen bleibt, das ist die Menschenliebe und die Wohltätigkeit, die bei uns in einem Maße ausgebildet ist wie vielleicht bei keinem zweiten Stande. Damit könnte ich schließen und abtreten, und Sic wüßten genau, was ich wollte. Aber ich will doch noch einige Worte, sagen und auf den Ernst der Sache kommen. Ich möchte Daten anführen, die vielleicht nicht jedem von Ihnen bekannt sind. Wir geben jährlich zwischen 60 und 70 000 ^ an Unterstützungen aus. Die Zeiten sind teurer geworden, wir möchten den Witwen gern eine Zulage geben. In vielen Fällen können wir sür eine ganze Familie nur 25 bis 30 ^ monatlich geben. Da möchte ich mich dringend an jeden einzelnen von Ihnen wenden und den Wunsch aussprechen: möchte cs keinen Geschäftsinhaber geben, der nicht Mitglied unseres Unterstützungsoereins ist, sei es auch nur mit einem Jahresbeitrag von 5 ^l! Viele machen von der Einrichtung Gebrauch, daß sie sich mit einem Beitrag von 300 als immerwährende Mitglieder einkaufen. Das ist sehr schön, aber noch schöner wäre es, wenn diese dauernden Mitglieder neben dem großen einmaligen Beitrag nun auch noch einen Jahresbeitrag spenden wollten. Ich richte die dringende Bitte an Sie, treten Sie dem Unterstützungsverein bei, wenn auch nur mit einem Beitrage von 5 »F. Wenn diese Bitte uns nur hundert neue Mitglieder mit je 5 Beitrag brächte, so wären das schon 500 ^ im Jahre, und wieviel Gutes damit gestiftet werden könnte, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich kann heute nicht recht humoristisch sein, ich gedenke des großen Verlustes, den wir im verflossenen Jahr erlitten haben. Unser Eiwin Paetel, ein treuer, herzlicher Freund und der Freund der Witwen und Waisen, ist von uns geschieden. Er war der Mittelpunkt unseres Unterstützungsvereins. Er hatte sein ganzes Leben dieser Sache gewidmet und war ein wirk licher Vater der Witwen und Waisen. Er ist dahingeschieden. Wir haben allerdings die große Freude, an seinem Sohn, Herrn vr. Georg Paetel, einen würdigen Nachfolger zu haben, aber doch beschleicht mich Wehmut, daß ich ihn heute nicht mehr sehe. Aber sein Geist wird unter uns fortwirken. Ich habe, wie gesagt, noch nie seit 22 Jahren in Leipzig gefehlt, und so lange mich meine Beine tragen, werde ich auch nicht fehlen und immer wieder an Ihr gutes Herz appellieren. Ich danke Ihnen, daß Sie mich so lange angehört haben, und hoffe, Sie werden das Fazit daraus ziehen und Mitglieder des Unterstützungsvereins werden, soweit Sie es nicht schon sind. Und nun, meine Herren, soll die Linke nicht wissen, was die Rechte tut; jetzt kommt die große Sammlung I Ich fordere Sie auf, stoßen Sie vorher mit mir an, auf daß immerdar be stehen bleibe unsere Wohltätigkeit und das treue deutsche Buch händlerherz I (Bravo,) 751
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