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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1908
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- Deutsch
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120, 25. Mai 1V08. Nichtamtlicher Teil. vsy-ndlatt >. d. Dlschn. vuchhandc». 5827 Literaturfreund wird sich des Interesses für die .Universal- B.bltothek' nicht erwehren können; denn dieselbe zeichnet sich auch dadurch aus, daß sie jenen Literaturerscheinungen, die durch den Mangel eines interessierten größeren Publikums allmählich aus dem Buchhandel verschwunden sind, wieder zu einer fröhlichen Auferstehung oerhilft, und hier feiert sie wirklich ideale Triumphe und macht sich die Manen vieler bedeutenden Autoren verbindlich.- Und wiederum ein Jahrzehnt später, beim Erscheinen der 2000. Nummer, schrieb die »Deutsche Zeitung« in Wien: »Ein Blick in diese Sternenwelt der Untversal-Bibliothek ist eine Ausschau in die Unendlichkeit, in die Grenzenlosigkeit des menschlichen Geistes.... Das zweitausendste Hest der Unioersai- Bibliothek ist ein Triumph nicht nur der deutschen Buchmacherei, sondern noch viel mehr des deutschen Geistes und seiner Uni versalität — jedes Heft aber, das davon ins Volk geht, ein be fruchtender Tropfen, das ganze Unternehmen ein segenspendender Regen, der auf das Geistesleben des deutschen Volkes hernieder- rieselt.» So haben sich die anerkennenden Stimmen allmählich gemehrt, und die eingehenden Besprechungen der neuen Bändchen bilden heute in vielen Tageszeitungen und Zeit schriften eine ständig wiederkehrende Rubrik. Nirgends jedoch hat die Universal-Bibliothek begeistertere Bewunderer und Lobredner gefunden als im Ausland. »Wie oft haben wir Franzosen bedauert«, sagt Elisee Reclus in »I/Hnm-mits Uonvslle«, »daß wir nichts haben, was der Universal- Bibliothek an die Seite gestellt werden kann!« Und vielleicht noch ehrender für den Verlag ist ein Wort in dem von »Düs Moriä«-Newyork im Januar 1896 über den Be- gründec der Universal-Bibliothek gebrachten Nekrolog, wo es heißt: »Der Erfolg eines Mannes wie Reclam erklärt besser als irgend sonst etwas die zunehmende Größe des Deutschen Reiches!«. Des Umstandes, daß der Sortiments- und Kolportage buchhandel seinen passiven Widerstand nach und nach aufgab, ist schon gedacht worden. Die Gerechtigkeit verlangt jedoch, ausdrücklich hervorzuheben, daß er mit der Zeit Reclams treuester Bundesgenosse wurde und an dem stetig wachsenden Erfolge des Unternehmens einen sehr bedeutenden Anteil hat. Ein Wunder ist das freilich nicht, denn die Käufer der gelb roten Bändchen sind in der Regel die besten Kunden, sie wirken für die Verbreitung geistiger Interessen im Kreise ihrer Bekannten und beschränken auch den eigenen Wissens durst und die eigene Kauflust keineswegs auf die Nummern der Universal-Bibliothek. So sind denn die Reclam-Bändchen für viele Sortimenter längst ein Brotartikel, für manche namentlich für solche in kleinen Städten, geradezu der Brot artikel geworden, der ihnen recht eigentlich erst eine gesicherte geschäftliche Existenz ermöglicht. Eine Berechnung des Reingewinnes, der jetzt dem Sortiment jährlich aus dem Absatz der Universal-Bibliothek zufließt, ei gibt die doch gewiß ansehnliche Summe von etwa einer Million Mark Und dabei erfordert der Vertrieb so gut wie keine beson deren Anstrengungen. Die Bändchen sprechen für sich selbst, ihr Preis ist so gering, daß sich um seinetwillen auch der Ärmste die Anschaffung nicht zu versagen braucht. Eins freilich setzt die Kollektion, wenn sie für den Sortimentsbuchhändler ein wirtschaftlicher Faktor im besten Sinne sein soll, voraus einen Verkäufer, der jedes abgesetzte Bändchen sofort gewissenhaft nachbestellt und das Exemplar auf seinem Lager komplett erhält Denn weil der Bücherfreund mit Recht voraussetzt, die Reclam-Bändchen, die er gerade braucht, überall bekommen zu können, läßt er sich auf Vertröstungen gewöhnlich nicht ein, sondern geht dahin, wo er gewiß ist, das Gesuchte vor rätig zu finden. Wie der Sortimentsbuchhandel, so hat auch der Ver lagsbuchhandel sein anfänglich so hartes Urteil über das Reclamsche Unternehmen längst gründlich revidiert und die Verdienste des billigen Kollegen um die Hebung der Bildung des deutschen Volkes und um die Erweiterung des Leserkreises dankbar anerkannt. Sogar als einen Bahnbrecher, als leuchtendes Vorbild hat man die Firma Reclam wenn auch nicht laut gepriesen, so doch im stillen desto sorgfältiger tudiert, das beweisen die zahlreichen Nachahmungen, die im Laufe der Zeit im Inland wie im Ausland aufgetaucht änd. Nicht alle Verleger waren dabei so ehrlich wie der Engländer Howard Wilford Bell, der in einem an Reclam gerichteten Schreiben offen seine Anlehnung an die Universal- Bibliothek zugestand. »Separat sende ich Ihnen«, heißt es da, »einen Prospekt über unser Unit Library-Unternehmen, mit welchem wir englischen Lesern den gleichen Dienst zu leisten beabsichtigen, wie Sie ihn Ihren Landsleuten schon viele Jahre hindurch gewährt haben. Vielleicht kennen Sie Mr. Clowes' Artikel über Ihre Universal-Bibliothek in der .Fortnightly Review' vom Juli d. I. Mit dieser Bibliothek von Neuausgaben zielen wir danach, Mr. Clowes' Vorschläge ins Praktische umzusetzen. Wir betrachten Sie als den Pionier auf diesem Gebiete, und es dürfte Sie daher wohl interessieren, zu erfahren, daß der Verleger der Unit Library auch der .Englische Reclam' genannt wird.« Es ist bezeichnend für die solide Basis des Reclamschen Unternehmens, daß weder der Begründer noch die heutigen Inhaber der Firma solche Nachahmungen gescheut, sondern darin immer nur ehrende Anerkennungen ihrer eigenen Prin zipien und Bestrebungen gesehen haben. Allerdings hatte die Universal-Bibliothek, als sie das Interesse des Verlags buchhandels zu erregen begann, schon einen bedeutenden Vorsprung gewonnen, der von der Konkurrenz nicht mehr eingeholt werden konnte. Ja, diese gab den Wettlauf mit Reclam in der Regel früher oder später auf und beschränkte sich auf die Herausgabe von Werken, bei denen die »Gang barkeit« längst erwiesen war, während Reclam immer darauf hielt, die höchste Mannigfaltigkeit zu erreichen, und deshalb häufig literarische Perlen und Kuriosa brachte, die dem kleinen Kreise der Kenner zwar hochwillkommen waren, auf einen Massenabsatz jedoch von vornherein nicht rechnen konnten. Es wäre töricht, behaupten zu wollen, daß die Firma Reclam solche Liebhaberbücher aus purem Idealismus ge bracht hätte. Idealismus ist eine schöne Sache, aber in einem Betriebe von der Ausdehnung des Reclamschen ist er gefähr lich, wenn er nicht mit der wirtschaftlichen Seite des Unter nehmens in Einklang gebracht, dem rein geschäftlich praktischen Moment untergeordnet wird. Und gerade das hat der Verlag in glänzender Weise verstanden. Daß Männer von so eminenten Literaturkenntnissen und einem so feinen individuellen Geschmack wie Philipp und Hans Heinrich Reclam ihren persönlichen Neigungen oft Halt gebieten und bei der Auswahl des Stoffes immer wieder die für die wirtschaftliche Seite maßgebenden Grundsätze in den Vordergrund stellen mußten und müssen, liegt auf der Hand. Wenn sie trotzdem Nummern mit kleinem Interessentenkreise gebracht haben, so geschah es, weil sie mit solchen Publikationen der Universal-Bibliothek neue Freunde und Förderer gewinnen wollten, Leute, die als Leser und Käufer weniger in Betracht kamen denn als Apostel und Berater. Es gibt wohl kaum ein buchhändlerisches Unternehmen, das in so enger Fühlung mit dem Publikum steht, aus seinem Leserkreis so viel Anregungen erhält wie die Universal-Bibliothek. Ist das tägliche Angebot von Bei trägen schon sehr bedeutend, so ist es der Einlauf von mehr oder minder uneigennützigen Vorschlägen, Nachweisen und Anfragen kaum minder. An dieser Bibliothek für das deutsche i Volk arbeitet das deutsche Volk selbst mit. Der Stoff, der 757*
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