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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1908
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- 1908-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1908
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- Deutsch
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133, 11. Juni 1908. Nichtamtlicher Teil. VSr<eadlLtt >. d. Lychn. vuqhandel. 6455 darstellungen und Einzeluntersuchungen zur Geschichte der Typographie wird die Tätigkeit der Klosteroffizinen nicht besonders hervorgehoben und ihr Verhältnis zu den gleichzeitig tätigen weltlichen Buchdruckereien au den selben Orten oder umliegenden Gebieten eingehender behandelt, ihr Einfluß auf die Zeitgenossen gewürdigt. Ge legentlich ist wohl da und dort eine zusammenfassende Dar stellung der Tätigkeit aller dieser Offizinen in Ver bindung mit einer Bibliographie der aus ihnen hervor gegangenen Drucke in Anregung gebracht worden, aber noch nicht zur Ausführung gelangt. Nur einige wenige aus der großen Zahl dieser Druckstätten haben bisher eine mono graphische Würdigung erfahren. Den Vorarbeiten zu einer solchen Gesamtdarstellung, die der Bibliothekar des öster reichischen Patentamtes, Grolig, zur Veröffentlichung vorbe reitet, ist eine eben erschienene Monographie entnommen, die eine heute fast in Vergessenheit geratene Offizin be handelt: Die Klosterdruckerei im Prämonstratenserstifte Bruck a. d. Thaya (Mähren). Wien, A. Hölder. 8«. i24 S.) Die Bedeutung dieser Druckstätte mag, was den Umfang ihrer Tätigkeit nach der Länge der Zeit und nach der Zahl der aus ihr hervorgegangenen Druckwerke anlangt, nicht an die mancher anderen Klosteroffizin heranreichen. Ihr lokaler Einfluß auf die Zeitgenossen als nicht un wichtiger Faktor in der religiösen Bewegung Mährens am Ausgange des sechzehnten Jahrhunderts im Kampfe der katholischen Kirche gegen die Wiedertäufer war jedoch nicht zu unterschätzen. Und heute, da ihre Erzeugnisse sehr selten geworden sind, teilen das Interesse an ihr die Spezial historiker, die sich mit mährischer Geschichte beschäftigen und die im steten Wachsen begriffene Gemeinde der Bibliophilen. Seit zwei Menschenaltern sind auf dem Antiquariatsmarkte nur ganz vereinzelte Stücke in den Handel gekommen, für die dann außerordentlich hohe Preise gefordert wurden. Durch Umfrage bei einer Reihe von Bibliotheken, die durch örtliche und sonstige Be ziehungen in erster Linie hierfür in Betracht kamen, hat Grolig ein Bild der relativen Seltenheit der einzelnen Drucke geboten. Einzelne sind solange als nur in einem einzigen Exemplar vorhanden oder überhaupt als verschollen zu be zeichnen, als nicht ein günstiges Geschick diese Stücke aus der Verborgenheit irgend einer noch undurchforschten Bücher sammlung oder dem Bücherlager eines Antiquars ans Tages licht bringt. Die bisherigen Nachrichten über Kloster Bruck sind teils unzureichend, teils irrig, da selbst die bodenständigen Be richterstatter weder auf Grund archivalischer Studien, noch auf Grund der Autopsie der Drucke arbeiteten. Die land läufigen Bibliographien und Bücherlexika kennen die Drucke von Bruck überhaupt nicht, vereinzelte Anführungen beruhen nicht auf eigener Anschauung der Verfasser. Ein besonderes bibliographisches Kuriosum ist die absonderliche Notiz von Deschamps in seinem Distiomnürs äs AsoZrapbis L 1'usuAs äu libi-Äirs (Paris 1870), die Kloster Bruck nach — Frankreich verlegt: »Duos. sck üuviuw Dia, Dueus tluAusti, »ne. vills äes Voueouoss, uuj. One-sn-Divis, bourA än Daupbius, äaus 1s äioodss äs Dis (Drüms>«. Deschamps, der nicht wußte, daß der lateinische Name für Bruck »Luca« nach der tschechischen Ortsbezeichnung »Louka« gebildet ist, wurde wahrscheinlich zu dieser Annahme dadurch verführt, daß er in Le Longs Bibliographie der französischen Geschichte Kohels Prämon- stratenser-Biographien angeführt fand. Den Anstoß zur Errichtung einer Druckerei im Kloster Bruck gab, wie schon im Eingänge erwähnt wurde, die stets wachsende akatholische Bewegung in Südmähren am Ende des 16. Jahrhunderts. Der 1585 zum Abte erwählte Sebastian II. Fuchs aus Baden bei Wien hatte schwer gegen die sich immer mehr ausbreitenden Wiedertäufer anzu kämpfen. Dies ließ in ihm den Plan reifen, den im Rück gänge begriffenen Katholizismus durch die Mittel einer eigenen Druckerei wieder zur Erstarkung zu bringen. Schon im Jahre 1589 hatte er dazu durch Unterhandlungen mit dem Buchdrucker Ulrich Sulzer und dessen Schwager Johann »Maer« in Dillingen die ersten Schritte dazu unternommen. Die von den bisherigen Historiographen Brucks un- erörtert gebliebene Frage nach den Gründen, die Sebastian bewogen haben, gerade diese beiden Männer mit der Ein richtung seiner Druckerei zu betrauen, wo es doch näher liegend gewesen wäre, einen der zahlreichen in Wien oder Brünn ansässigen Drucker zu berufen, beantwortet Grolig auf Grund archivalischer und sonstiger Belege in über raschender Weise dadurch, daß er die Identität des oben genannten »Jhs. Maer« mit dem Dillinger Drucker Johannes Mayer feststellt. Als Nachfolger seines Vaters Sebald war Johannes Mayer seit 1576 Pächter der Druckerei, die der Kardinal Otto von Truchseß 1568 der Universität und dem Kolleg 8.1. zu Dillingen geschenkt hatte. Diese von Sebald Mayer um 1540 gegründete Offizin gehörte zu den größten ihrer Zeit und erfreute sich eines hohen Ansehens bei den Zeitgenossen. Die bedeutende Anzahl der aus ihr hervorgegangenen Drucke, die zum Teil in prächtiger typographischer Ausstattung erschienen, bezeugen ihre Beliebtheit im Kreise der katholischen Schriftsteller, ins besondere der Universität Dillingen. Durch den Kardinal von Truchseß wurde die Druckerei insbesondere dadurch ge fördert, daß er hier sowohl eine Reihe von Büchern auf seinen Befehl drucken ließ, als auch dadurch, daß er Schrift steller und Gelehrte, mit denen er in Verbindung stand, zur Benutzung dieser Offizin anregte. Eine direkte Einflußnahme dieser Art auf den Abt Fuchs läßt sich an der Hand noch erhaltener Briefe nicht erweisen; es liegt vielmehr die Annahme näher, daß Fuchs durch die von seinem Vorgänger nach Znaim (in dessen Nähe Bruck liegt) berufenen Jesuiten auf deren Druckerei in Dillingen aufmerksam gemacht wurde. In Sulzer ist der Vermittler und Geschäftsträger seines Schwagers Mayer zu sehen, der selbst nicht leicht aus dem von ihm geleiteten Betriebe abkommen konnte, um die schwierige und zeit raubende Reise von Dillingen nach Bruck zu unternehmen und in persönliche Unterhandlungen mit Fuchs zu treten. Das umfangreiche Druckmaterial, über das die Dillinger Jesuitendruckerei verfügte, ermöglichte es dann unschwer, das Ansuchen Sebastians um dessen teilweise Entlehnung zu erfüllen. Dazu kam noch das Moment, daß die Bestrebungen beider Offizinen dieselben waren. Nun wurde dies auch äußerlich durch die Verwendung desselben Druckmaterials zum Ausdruck gebracht. Es dauerte jedoch mehr als ein halbes Jahrzehnt, bevor das erste Druckwerk die Presse verließ. Aber dann konnte Fuchs nicht ohne Stolz sagen: »Lraslum st t^pvArapbium, quam iuAsutibus von ita priäsm impsuäiis boo in Dussusi oosvobio U0VS.M as sslsotioribus slsgautissimisqus t^pis aäor- uatam iustitui«. Auf den Drucken selbst ist der Name des Druckereileiters Sulzer nirgends ersichtlich gemacht; sie tragen nur den Vermerk: »l^xis Duesusibus«, »gedruckt im Kloster Bruck an der Teya«, einzelne überhaupt keinen Druckoermerk. Aus archivalischen Quellen kennen wir jedoch den Namen eines Mitarbeiters, des Bartholomäus Albertus Forman, der 1601 bis 1611 in Brünn arbeitete. Über die Kosten der Einrichtung und des Betriebes der Druckerei besitzen wir ebensowenig Nachrichten wie über den Preis der aus ihr hervorgegangenen Bücher und die Höhe der Auflage, die nicht hoch anzunehmen ist. Wir wissen bloß, 839*
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