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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1926
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- 1926-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1926
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X- 152,-3. Jul-i 1926. Redaktioneller Teil. Mode werden? Mir liegt "das schöne G a va r n i-Album, das Eduard Fuchs (mit 19 Holzschnitt-Textbildern und 80 in Ori ginalgröße wiedergegebenen Lithographien imAlbertLangen Berlage, München, 1925) veröffentlichte, gerade zur Hand. Aber ich könnte die Liste empfehlenswerter Alben allein schon aus den Publikationen des gleichen Verlages erheblich ver mehren, mit denen sich ein »Prachtwerktisch- arrangieren ließe, ähnlich wie man Konkurrenzen »kunstgewerblich« gedeckter Let tische veranstaltet. Bilderbücher für Erwachsene? Gewiß, jedoch sehr viel kultiviertere, sehr viel noblere Bilderbücher als diejenigen, aus denen die »Lektüre« sehr vieler Leute besteht. Und Stim- mungsträger! Es ist gewiß nicht zu verachten, wenn das Buch in der Bücherei die Verkörperung der von ihm vertretenen Bil dung ist. Aber es ist auch nicht zu verachten, wenn das Buch als Hausgerät, als Raumschmuckträger in seinen Vereinzelungen wie der mehr zur Geltung kommen könnte. Hier kommt noch hinzu, daß mancherlei in anmutender Bandform billig und gut dank den modernen Reproduktionstechniken sich jetzt als Buch zeigt, was man früher in Einzclblättern wie etwa die Erzeugnisse der Grif felkunst in Mappen, aufhob oder sich sonstwie verwahrte oder zu sammenstellte. Das Bibelot, die bibliographische Nippsachc, wird derart zu einer Kleinkunstvitrine, deren Deckel man nur zu heben braucht, um in eine abgerundete kleine Sammlung von Sonder- gcltung hincinzuschcn. Wir haben aus der Verlasscnschaft früherer Jahrhunderte mancherlei mehr ikonographisch und weniger litera risch angelegte Bücher, oft handschriftliche Unica in vortrefflichen Wiedergaben, die anzuschauen und zu durchblättern, nicht zu durch- lcsen sind, weil sic nicht ein einheitliches Werk sind, sondern ihre Einheitlichkeit aus den Beziehungen ihres ursprünglichen Vor- beslitzcrs, der sie sich anlegte, gewinnen. Dahin gehören z. B. die Stammbücher, mit deren kostbaren Vervielfältigungen sich vor allem der Insel-Verlag auszeichnete; dahin gehören auch die Serien geschnittener oder getuschter Originalsilhouetten des 18. Jahrhunderts, die, aus berühmtem Nachlaß stammend, neuerdings des öfteren in Bandform hcrausgegeben worden sind, leider nicht immer in ausreichender Weise. Denn so einfach cs scheinen mag, das kleine Schwarzbildchen im Druck mechanisch nachzubilden, so schwierig ist es, wenn das sorgfältig geschehen soll. Auf der haar scharfen Linienführung beruht der historische Wert, die ästhetische Wirkung einer Silhouettcnrcprvduktion. Es ist darum nur recht und billig, daß,an erster Stelle diese durchaus nicht überall vor handenen technischen Vorzüge einer neuen Erstdruckverösfcntlichung einst geliebter Schattenbilder gerühmt werden. Die Bestimmung des »Erstdruckes« einer Silhouette ist aus dem eben erwähnten Grunde nicht ganz gleichgültig, auch nicht für wissenschaftliche Zwecke. Denn ein Erstdruck, selbstverständlich ein guter, ist un mittelbar nach dem alten Original gemacht, auf dessen Wiedergabe meist spätere Wiederholungen zurückgehen. Dabei verwischen sich die feinen Umrißlinicu. Und da die Druckplatten ganz scharf drucken müssen, ist es letzten Endes nicht einmal gleichgültig, ob eine der artige Erstdruckveröffentlichung in größerer oder kleinerer Auflage hergestellt worden ist. Die Silhouetten aus der Wer th e r z e i t. Aus dem Nachlaß von Johann Heinrich Voß und Carl Schuberts Silhouetten buch. Herausgegeben von Hermann Bräuning-Ok- tavio (Darmstadt, L. C. Witt ich, 1 926) enthalten manchen noch unbekannten (oder doch in dieser Variante noch nicht gekannten) Schattenriß einstmals hervorragender Persönlich keiten, neben ihnen dazu Damen- und Herrenköpfe von weniger prominentem Rang. Wer Silhouettenstudien treibt, wird nicht acht los an den weniger namhaften Bildern vorübergehen oder sie nur als gelegentlich erwünschtes seltenes Porträt Werten. Denn der Jndividualcharaktcr einer Silhouette läßt sich am deutlichsten erkennen, wenn man ihn mit dem Sozialcharakter vergleicht, den die Bildnisse ihrer näheren Umgebung und Zeit trugen. Der Frauenkopfputz und sonstige Änderungen der Mode bestimmen sehr erheblich die Gesichtszüge Mit, und das gilt (wie hier z. B. die Bildnisreihe Göttinger Professoren erläutert) auch für die Män ner der Zopfzeit. Hinzu kommt eine traditionelle Gebundenheit der Silhouettentechnik selbst. Kurz und gut, man lernt das richtige Sehen der Silhouetten erst aus eingehenden Vergleichungen, und das macht die intime Beschäftigung mit ihnen besonders reizvoll. An dem typographisch geschmackvollen Buche ist auch seine liebe volle und sachkundige biographisch-ikonographische Kommentierung zu loben, in der unter andcrm der Anteil I. H. Mercks an Lavatcrs physiognomischen Arbeiten hervorgehobcn und wesentliche Berich tigungen und Ergänzungen zu der Grünsteinfchen Veröffentlichung der aus Mercks Nachlaß stammenden Silhouetten gegeben werden. Für die Buchkunst ist es vorteilhast, daß die Massenerzeugung von Liebhaberausgaben monumentalen Stiles von den Zeitverhält nissen zurückgedrängt worden ist, sodaß die genialisch und gigan tisch aufgeblasenen Mitläufer dieser Mode die graphisch-typogra phischen Kleinkunstarbcitcn nicht erdrücken, die bescheideneren Büch lein in edler Gewandung und von vornehmer Haltung, in denen sehr viel ernster Kunstwille stecken kann und die ihrer uichtmonu- mentalen Preise tvegen auch dem nichtbegüterten Buchkunstsamm ler erreichbar sind: Ähnlich wie einst das Sammeln der Silhouet ten ein billiges und kultiviertes Vergnügen gewesen ist, könnte der Büchertisch -mit dünnen erlesenen Kleindrucken eine Büchersamm lung SN miniature zeigen, die mit allen Sammlcrfreuden ergötzt. Von diesen Büchlein soll später noch ausführlicher die Rede sein, weil die Ermutigung der Buchkleinkunst und des Buchkleinkunst sammelns auch buchhändlerisch sich geldknappen Tagen anpaßt. Aber um ivenigstens Beispiele dafür zu geben, was hier gemeint wird, seien zwei derartige Drucke angeführt: König Sindi- bad und sein Falke. Ein Märchen aus 1001 Nacht >(W i l h e l m G e r st u ng, Ofsenbacha. M., 1 92 5), ein köstliches Heft, das in der Wüttenausgabe mit den sorgsam ausgemaltcn Holzschnitten Walter Klemms und mit dem von Rudolf Koch kalligraphiertcn, von Gustav Eiche- naucr xylographierten Text in einer Art, die buchgewerblich nichts zu wünschen übrig läßt, eine Ausnahme, leinen Ersatz des kalligraphierten, miniaturierten modernen Manuskripts in das Buchdruckwerk unserer Gegenwart mustergültig zeigt. Und Erik Richter, Sinngedichte mit 15 Vignetten vom Verfasser (Berlin, Euphorion Verlag, 1 926), ein geistreich heiteres Heft, in dem die beschauliche Gemütlichkeit, die wir am Buchschmuck der deutschen Bücher aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lieben, wieder auflebt. Daß derartige Klein drucke zwar nicht Kostproben, aber nur ihrem Umfange mögliche kurze Stücke bieten, ist kein Nachteil. Denn auch auf engem Raum können sie klar und voll eine künstlerische Buchidee zum vollen Ausdruck bringen, und da sie meist preiswert sein werden, läßt sich auch in einem beschränkten Sammlungsbereichc die Reich haltigkeit der Auswahl eher steigern als in einer Kollektion »großer« kostspieliger Liebhaberausgaben. Als »Bilderbücher- werden die illustrierten kulturhistorischen Werke im allgemeinen, die kunsthistorischen im besonderen gelegent lich gern angegriffen, wobei man meint, es vertrage sich nicht recht mit dem wissenschaftlichen Ernst, ein mehr oder minder gelehrtes Werk Mit bildlichen Zugaben auszustatten, während doch gerade bei diesen Büchern alles darauf ankommt, daß sie dem Leser eine unmittelbare Anschauung gar nicht oder nur schwer zu beschreiben der, ihm sonst wesenlos erscheinender Dinge geben. Im Gegen teil, man muß sagen, Illustrationen gehören heutzutage zu den integrierenden Bestandteilen derartiger Werke. (Und es ist im übrigen auch keineswegs einfach und leicht, dokumentierend ein Buch gut zu illustrieren.) Hans Mützel hätte seine dankens werten Untersuchungen, denen er den etwas gesuchten Titel: V o m Lendenschurz zur Modetracht. Aus der Ge schichte des Kostüms (Berlin, Widder-Verlag, 1 9 2 6) gab, einem weiteren Leserkreise überhaupt nicht verständ lich machen können, wenn er nicht im weitesten Ausmaße die bild liche Darstellung sprechen ließe, nötigenfalls selbst zu Pinsel und Zeichenfeder greifend, um das Aussehen einer Kleidertracht nicht bloß durch einzelne alte leere Gswandstücke erläutern zu müssen. Das Buch ist leicht geschrieben, aber mit Beherrschung des schwie rigen Stoffes und tiefgründig durch die originale Auffassung des Problems. Der Verfasser will die elementaren Bekleidungsgc- danken aller Völker und Zeiten in ihrem inneren Zusammenhänge aufdecken, beweisen, wie es im Orient und Okzident nur einige wenige Urformen des Bekleidungs-Verfahrens gegeben hat, die auch S3S
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