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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1876
- Strukturtyp
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- Band
- 1876-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1876
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- Deutsch
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187, 14. August. Nichtamtlicher Thdil. 2891 vorletzten Stück der Thalia etwas eingerückt ist, unter der Feder. Ders erste Theil, der etwa 12 Bogen betragen wird, wird in einigen Mo- naten fertig. Es wäre mir gar lieb, wenn Sie ihn in Verlag nehmen wollten. Er hat recht viel genialisches, und ich hoffe auch noch einigen Einfluss daraus zu haben. Ich rechne überhaupt auf Hölderlin für die Horen in Zukunft, denn er ist sehr fleißig und an Talent fehlt es ihm gar nicht, einmal in der literarischen Welt etwas rechtes zu werden/' Ueberaus anziehend sind in dieser Beziehung die Bemühungen wegen Goethe's, der aber, wie männiglich bekannt, schwierig zu be handeln und besonders in Geldfragen äußerst heikel und anspruchs voll war. Die Verbindung mit dem Dichterfürsten datirte schon von den Horen her, zu welchen er Beiträge lieferte, über die Schiller dem Tü binger Freunde schreibt, „es würde eine sehr gute Wirkung thun, wenn Cotta ihm (Goethe) beim Abschluß der Rechnung nach der Oster messe von freien Stücken etwas zu dem ausgemachten Honorar zu legen möchte". Und bald darauf motivirt er diese seine Bitte um ein besonderes Entgegenkommen: „Ein Mann, wie Goethe, der in Jahrhunderten kaum einmal lebte, ist eine zu kostbare Acquisition, als daß man ihn nicht, um welchen Preis es auch sey, erkausen sollte." Cotta war indessen nicht der Mann, der bei einem so berühmten Manne um ein hohes Honorar besorgt worden wäre, er kannte die Bedeutung Goethe's für Mit- und Nachwelt zu gut, als daß er nicht hätte wissen sollen, ein aus diesen Namen angelegtes Capital werde sich, wenn auch spät, reichlich verzinsen. So lag er Schiller oft genug an, er möge den Weimarer Dichterfrcund bestimmen, daß er ihm alle seine Werke in Verlag gebe und Schiller, sich wohl bewußt, daß der artige Unterhandlungen nicht gerade leicht zu führen seien, beredete dann, da er Cotta gern gefällig sein wollte, mit Goethe das Nöthiae und so kann er im Mai 1802 an den sich zur Messe in Leipzl^äuf- haltenden Cotta schreiben: „Ich habe mit Goethe» Ihretwegen ge sprochen und kann Ihnen nun seine bestimmte Meinung wegen der zu verlegenden Werke geben. Es ist durchaus nöthig, dass Sie mit einem bestimmten Entschluß hieher kommen, wie weit Sie mit ihm gehen wollen und Ihnen diesen Entschluß zu erleichtern ist die Ab sicht meines heutigen Schreibens. Goethe will auss nächste Jahr einen Almanach von Liedern, welche zu bekannten volksmäßigen Melodien von ihm gemacht sind, herausgeben. Ich habe einen Theildieser Lie der gehört, sie sind vortrefflich und man kann sagen, daß sie die Melo dien selbst mit sich erheben und diesen besser sogar anpassen als die ursprünglichen Lieder, zu denen man sie erfunden hatte. Der innere Werth dieses Liederalmanachs, der Name Goethe's und der Umstand, daß jedermann die Lieder sogleich singen kann, weil die Melodien dazu schon alt und im Gange sind, lässt einen großen Absatz dieses Almanachs sicher erwarten. Es wäre also keine Frage, daß Sie ihm die 1000 Thlr., die er dafür habe» will, geben könnten, obgleich viele Exemplare verkauft sehn müssen, ehe die Kosten heraus kämen. „Hiebei ist nun aber eine Bedingung, welche mir bedenklich scheint. Goethe will nchmlich, dass Sie auch zwcy andere Werke, viel leicht noch mehrere, binnen der nächsten Jahre verlegen, welche bei weitem diesen Cours nicht haben können, und die das Schicksal der Propyläen haben dürsten. Das eine davon ist eine Geschichte der Kunst im verflossenen Jahrhundert, welche Meier aufgesetzt hat und begleitet von eigenen Aufsätzen Goethes. Es lässt sich von diesem Werk etwas wahrhaft vortreffliches dem inneren Gehalt nach erwarten, aber die große Frage ist, ob der höchste innere Werth, den doch gewiß die Propyläen haben, auch ein sicheres Unterpfand für den Absatz ist. Die Aussätze in den Propyläen über die alten Mahler u. dgl. zeigen den Geist, in welchem jene Geschichte der Kunst geschrie ben sehn wird. Goethe wird zwar diese Schrift noch mit einem sehr merkwürdigen Beitrag begleiten, aus dem er jetzt noch ein Geheimniß macht, das ich Ihnen aber, damit Sie alles wissen, im Vertrauen er- öfncn will, sobald Sie hier sind. Er verlangt ferner nur ein verhält- nißmäßigcs Honorar für diese Schrift, wird sich aber, wie ich ihn kenne, mit 100 Carolin kaum begnügen. „Nun glaube ich zwar nicht, daß Sie bei diesem Werk in Verlust kommen würden, obgleich ich keinen großenGewinn voraussche; be sonders auch darum nicht, weil in den nächsten K bis 8 Jahren gewiß seine sämmtlichen Werke gesammelt hcrauskommen, worin alle jene Schriften wieder erscheinen; aber von einem andern Werke, da? er gleichfalls von Ihnen verlegt haben will, wenn er Ihne» irgend etwas poetisches zum Verlag geben soll, ist weit mehr zu besürchten. Diess Werk ist der Cellini, den er, NU» vollständig und mit Noten begleitet, herausgcben will. Er erkennt zwar, dass er dafür beträchtlich weniger als für ein Originalwerk fordern kann und nimmt auch darauf Rück sicht, daß Sie ihm für einen Theil desselben in den Horen schon ein gutes Honorar bezahlt haben. Dieses Werk, das etwa 1 Alphabcth betragen wird, überließ er Ihnen vielleicht um SO Carolin; aber mit Druck und Papier würde es Ihnen doch auf mehr als 100 Carolin zu stehen kommen, und diese möchten schwer dabei zu verdienen seyn, da selbst die Horen, zum Theil dieser Cellinischcn Aufsätze wegen, von ihrem Absatz verloren haben. Sie ivürden also den Verlust, welchen Sie bei diesem Werke erleiden können, in den Liederalmanach ein rechnen müssen, und sich folglich wohl fragen, ob jener Almanach unter besagten Umständen eine gute Speculation ist. „Vielleicht könnten Sie aber alle diese Risicos nicht achten, in der Hosnung, sich aus einmal an dem Goethischen Faust für alle Verluste zu entschädigen. Aber außerdem, daß es zweifelhaft ist, ob er dieses Gedicht je vollendet, so können Sie sich daraus verlassen, daß er es Ihnen, der vorhergehenden Verhältnisse und von Ihnen ausgeopserten Summen ungeachtet, nicht wohlfeiler verkaufen wird, als irgend einem andern Verleger, und seine Forderungen werben groß seyn. Es ist, um es gerade herauszusagen, kein guter Handel mit G. zu treffen, weil er seinen Werth ganz kennt und sich selbst hoch taxiert, und auf das Glück des Buchhandels, davon er überhaupt nur eine vage Idee hat, keine Rücksicht nimmt. „Es ist noch kein Buchhändler in Verbindung mit ihm geblie ben. Er war noch mit keinem zufrieden und mancher mochte auch mit ihm nicht zufrieden seyn. Liberalität gegen seine Verleger ist seine Sache nicht. „So stehen nun die Dinge, und ich war es unserm Verhältnisse schuldig, Ihnen die schwürige Seite dieses Handels vorzustellen, selbst wider meine eigene Wünsche, indem ich gerade diese Schriften, von deren Verlag ich Ihnen abruthe, gedruckt wünsche, weil sie die gute Sache fördern müssen. Aber einen Verleger werden sie ja wohl fin den, der sich daran verkauft; nur mein Freund soll nicht darunter leiden." Dieser Brief aus dem Jahre 1802 contrastirt allerdings eigcn- thümlich mit jenem Schreiben Cotta's an Schiller aus dem Jahre 1797, das sich an einen Besuch Goethe's in Tübingen anschließt, wo dieser den vortheilhaftesten Eindruck von Cotta gewonnen hatte. Schiller hatte dies dem Freunde mitgetheilt und dieser antwortet nun: „Sie haben mir durch Ihr Schreiben vom 21. b. eine unbeschreibliche Freude gemacht, da ich mir nie träumen lassen konnte, bei Göthe so wol angeschricben zu seyn. Bei einem so seltenen Manne wie discr ist, mus diß doppeltes Vergnügen verursachen und ich wünsche nur, sein günstiges Urthcil verdienen zu können. Ich werde die Stunden nie vergessen, die ich mit ihm zubrachtc und nichts bedauern, als daß ich mit Ihnen und ihm nicht mein Leben zubringen kau; man wird in solchem Umgang ein ganz andrer Mensch und nie sült mau den Werth und Uuwerth des Menschen mehr, als wenn man aus solchen Beispielen sieht, was er werden kann, und aus seinem eigenen, was er nicht ist. Was Sie von den Bortheilen schreiben, wozu dises nähere Verhältniß mit G. mich führe» könnte, erkenne ich vollkommen, allein 394*
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