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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1876
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. 187, 14, Äugust, S8stS ich war z» schüchtern, in diser Hinsicht etwas zu erwähnen, weil ich! für Alles in der Welt nicht walte, daß mein Bcnemen gegen G. da durch den Schein von Eigennutz bekäme, da mich diser nie leitete, sondern ich den Mann, den ich hochachtete und verehrte, ehren wolle, „Nur einmal äusserte ich den Wunsch, auch in literarische Ver bindung mit ihm tretten zu können, und er schien nicht ganz abgeneigt zu sehn, - Wenn Sie die vielen Beweise Ihres Wolwollens noch dadurch vermehren wollen, daß Sie den Mittelmann hiebei machen würden, so würden Sie mich sehr verbinde». Ich hege freilich immer den stolzen Wunsch, daß ein angesangcnes Bcrhäüniß der Art nie getrennt werden möchte, und ich werde daher auch immerhin das Möglichste thun, es zu erhalten und diejenigen, die es begonnen, cs nie bereuen zu machen, „Wenn Sie daher bei G. sich verwenden wollen, so würde ich gerne jede Bedingung eingehen und mich dabei wo es möglich wäre, so bezeugen, daß er finden solle, daß ich ausser dem Handlnngsinteresse noch ein anderes kenne, „Daß ich Ihnen neben dem vielen Guten auch disc Bekannt schaft zu danken habe, kan und werde ich nie vergessen, und bei jedem Anlas mit Erkentlichkeit zu bezeugen suchen," Allerdings sollte Cotta noch oft genug empfinden, daß guter Wille und opferfreudiges Entgegenkommen den großen Dichter nicht immer zu rühren vermochten und daß die ihm eigene Geringschätzung des Handelsstandes auch dem vielbewährten und stets nobeln Ver leger Kränkungen bereiten könne. Am bittersten aber sollte der alte Cotta das im Jahre 1827 empfinden, als Goethe zugleich im Austrage Charlotte von Schiller's den zwischen ihm und Schiller gepflogenenBriefwechsel herauszugeben beabsichtigte und sich wegen der Berlagsübernahme an Cotta gewandt und für denselben ein Honorar von Rthlr, 8000 verlangt halte. Damals hatte Goethe an Cotta die Abfindung des Manuskriptes von dem Empfang einer Anweisung aus diese achttausend Thaler ab hängig gemacht und dann hinzugefügt: „Daß ich ohne vorgängigen Abschluß des Geschäftes das Manuscriptnicht ausliefere, werden Die selben in der Betrachtung billigen, daß ich den Schiller'schen Erben, worunter sich zwey srauenzimmer befinden, responsable bin und ich mich daher aus alle Fälle vorzusehen habe," Eine solche kühle, ja geradezu beleidigende Anschauungsweise mußte den allen ehrenwerthen Cotta aufs tiefste kränken, sie mußte ihm sagen, daß diesem strengen, stolzen Manne gegenüber eine dreißig jährige Thätigkeit, unendliche Opfer, unsägliche Geduld und stets be währte Treue nichts gellen und daß Goethes kühle Berechnung nichts von jenem rührenden Vertrauen wisse, das ihm der unvergeßliche Schiller so oft und in so reichem Maße bewiesen. Da bäumt sich sei» Stolz und mit dem Muthe edlen Selbst- Gefühls schreibt er dem unnahbaren Dichterfürsten jenen Brief, in welchem er die Summe seiner Thätigkeit zieht: „E. E, geehrtes Schreiben vom 17, Dec, dars ich nicht länger unbeantwortet lassen. De» Eindruck, den dasselbe aufmein durchsehr bittere Erfahrungen ohnehin sehr schwer gestimmtes Gemüth machte, will ich nicht zu beschreiben suchen, genug, daß es der Schlußstein eines sehr kummervollen Jahres war, „Ich betrachte zunächst die Thatsache, so wie sie durch gedachtes Schreiben sich mir darstellt: ein Manuscript von de» ersten Schrift stellern ist mir für Rthlr, 8000 angeboten — die Einsicht des selben wird mir nicht zugestandcn, denn nur wenn ich die verlangte Summe überwache, soll dieß Manuscript abgehen. „Ich gebe gerne zu, daß ein Werk von solchen Meistern, durch Ihre Redaction sanctionirt, eine Ausnahme von der gewöhnlichen Regel — eine Waarc vorher zu beschauen, ehe man sic kaust und be zahlt — rechtfertige, und, daß die in dem Schreiben angegebenen Daten zur Berechnung der Ausdehnung des Werkes genügen konnten und Würden, wenn Vertrauen gegen Vertrauen gesetzt wäre, — Wie aber wenn von der einen Seite Vertrauen vorausgesetzt wird, von der andern Seite ein Mißtrauen gezeigt wird, das zu den ungewöhn lichen gehört? Sollte, vorausgesetzt es wäre ein ganz fremder, unbe kannter Verleger, diesem cs verdacht werden können, wenn er, ehe er die Rthlr. 8000 zahlte, den Wunsch ausspräche, das Manuscript cinzusehe», um nach seinen buchhändlerischen Erfahrungen seinen Calcul darnach zu machen, da ein Honorar von solcher Bedeutung (der Factor der Druckerei schätzt das Ganze nach den gegebenen Daten aus 4 mäßige ctwas weitläufig gedruckte Bände) — doch gewiß einiges Bedenken rechtfertigt. „Wenn aber ein solches Mißtrauen nicht einem fremden unbe kannten Verleger gezeigt wird, sondern einem Mann, der mehr als drehssig Jahre in Verbindung steht und der nie, nur einen Tag seine Geldobliegenheiten unersüllt ließ, wie unerwartet muß diesem ein solches Mißtrauen erscheinen? „Aber mir bey meinem reinen Bewußtsehn, Key meinem recht lichen Gefühl mußte es mehr denn unerwartet, es mußte mir die schmerzhafteste Erfahrung sehn, „Denn ich dars und muß mir das Zeugniß geben, daß ich auch nicht den entferntesten Anlaß auch nur zum leisesten Verdacht oder Mißtrauen Ihnen gegeben, ja, daß ich mein Benehmen der ganzen Welt vorlegen dars, und daß mir das Zeugniß nicht entstehen kann, mit Rechtlichkeit, Edelmuth und Aufopferung die Verhältnisse des Verlegers gegen Verfasser beachtet und behandelt zu haben, „Denn während der mehr als dreyssigjährigen Verbindung wurde mit der größten Gewissenhaftigkeit jede Verbindlichkeit erfüllt, jedem Wunsch entgegengekommen; galt es wirklich vorausgesehcne Opfer, ich brachte sie gerne, denn ich schätzte das Verhältniß höher als bloße Finanzspeculanten es betrachten würden. Bewciß nur der Verlag von Morphologie, und Kunst und Alterthum, von welchen ich einen Verlust von fl, 9000 Nachweisen kann — und welches Opfer brckk^ke ich damals, als ich im Jahr 1811 noch 2 Jahre das Ver lagsrecht hatte und dasselbe zur Herausgabe einer Taschenausgabe benuzen wollte? Aus Ihren Wunsch verzichtete ich auf diese Specu- lation, — Weigerte ich mich im Jahre 1812, zu den vertragsmäßigen Rthlr, 1500 für den Band des biographischen Werkes noch Rthlr, 500 nachzutragen?" Dann weist er im Ferneren Goethe sein stets bereitwilliges Ent gegenkommen nach und ruft ihm ins Gedächtniß zurück, daß er, als der Dichter seine sämmtlichcn Werke habe herausgeben wollen, ihm Rthlr, 10,000 über das höchste Honorarangebot anderer Verleger osferirt habe. Er thut dar, wie er, wenn Goethe meine, der Schiller'schen Erben halber die größte Vorsicht beobachten zu müssen, auch diesen letzteren gegenüber stets billig denkend gewesen sei und daß er auf ihren Honorarantheil von Rthlr, 4000 bereits Rthlr, 5126 (an den Vormund, Karl und Ernst Schiller und deren Schwester») ge zahlt habe. Endlich führt Cotta noch an, ob er, der an Goethe bereits mehr als fl. 160,000 Honorar bezahlt hat und nie im Rückstand geblieben ist, solches Mißtrauen verdient habe, und schließt dann: „So will ich nur bemerken, daß ich mir das Zurückrufen aller dieser Thatsachen, das Durchlesen und Berühren der daraus Bezug habenden Briese erlauben mußte, weil der Mensch, wenn er sich durch ein Erejgniß tief ergriffen und unschuldig sühlt, sich — je schuldloser und unbe fleckter er sein Leben wünscht — an seinen inneren Richter wendet, sich fragend und prüfend: womit hast du dieß verdient? und findet er im Ganzen und Besonderen nichts, was auf ihm schuldet, die Tropfen dieses stillen aber wichtigsten Trostes gerne in den Kelch fallen lässt, dessen bitteren Trank er nicht an sich vorbeygehen lassen konnte, weil er unbewußt und unabwendbar eingegebcn wurde, „Ich habe diesen Trost, aber die bittere Erfahrung wird mich in's Grab geleiten.
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