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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1879
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BSrseMatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigeuthum de« Börsenderem» der Deutschen Buchhändler. 41. Leipzig, Mittwoch den 19. Februar. 1879. Nichtamtlicher Theil. Der Generalsecretär oder Ideal und Wirklichkeit. Eine Scene aus dem deutschen Buchhandel. (Ort der Handlung: Daheim im Comptoir. Zeit: Letztes Viertel des 19. Jahrhunderts.) Ä. (an seinem Pult; es klopft). Herein! (Die Thür öffnet sich, ein Herr schiebt sich vorsichtig herein, unter sucht sorgsältig Schloß und Riegel an der Thüre, dann die Schwelle und den Fußboden.) Ä. Aber bitte, mein Herr! Fremder. Entschuldigen Sie noch einen Augenblick! , (E" mißt von der Thür aus die Distanzen nach den Pulten, dann besprich! er sich durch die Thüre mit einem draußen sichenden Dienstmann.) Ä. Nun muß ich aber doch .... Fremder (in Position). „Vater, der Du gezeuget hast, mich den göttlichen .. ." A. Herr! sind Sie verrückt?! Fremder. Nein, lieber Herr, noch nicht! Ich bin der „Allgemeine Deutsche Buchhändler-Börsenvereins-, initiative, ver mittelnde und nach allen Seiten hin fördernde Generalsecretär" Biedermann aus Stötteritz bei Leipzig, übrigens ganz gesund, nur zufällig dort geboren. Ä. Ah so! das freut mich ungemein, also ist meine Idee doch trotz alledem in Fleisch und Blut übergegangen. Bitte nehmen Sie Platz und machen Sie sich's bequem; (ruft zur Thür hinaus) Pumpernickel, Schinken und eine Flasche Wein, (leiser) Autoren wein Nr. 2! L. Bitte, lieber Herr, machen Sie sich keine Umstände; ich bin das gar nicht gewohnt. Ä. Es macht mir ja nur Vergnügen, meinem zweiten Ich eine Artigkeit zu erweisen. Doch nun erzählen Sie mir aus Ihrer „Fülle von Erfahrungen, Anschauungen und Fühlungen". Ä. Fühlungen, jawohl, lieber Herr, das ist das rechte Wort! Eben um diesen Fühlungen, wie Sie so gut sagen, etwas auszuweichen, traf ich bei meinem Eintritt meine Vorbereitungen. Ä. Ja, es war mir ausfallend, bitte, erklären Sie mir .... A. Geduld, Geduld, lieber Herr, Sie werden im Verlaus meiner Erzählung klar genug sehen. (Ein Lehrling bringt das Frühstück und mustert mit scheuem Blick den Generalsecretär; die Kunde von dessen Erscheinen hat schon das ganze Geschäft mit Schrecken durchlaufen.) Und sie erheben die Hände zum lecker bereiteten Mahle Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war. Ä. So, verehrter Herr, nun eine Cigarre und dann erzählen Sie, jetzt wird's besser, jetzt kommt die Reform zum Leben. G. Zum Leben, ja, ja, aber wie! Ich danke, das Rauchen habe ich mir abgewöhnt, da ich in meinem neuen Amt doch nie eine Cigarre zu Ende rauchen kann. Ä. Wie? So sind Sie in Anspruch genommen? Ü. Ach nein, lieber Herr, das nicht, aber meine Besuche dauern gewöhnlich nicht so lange. A. Sie müssen doch öfter ausführliche Auseinandersetzungen mit den Herren haben. Ä. Ja, lieber Herr, das ist das rechte Wort, Auseinander setzungen, aber gewöhnlich dann auch so weit und schnell aus einander, daß von Verstehen keine Rede mehr ist. Ä. Sie haben doch „Pressionsmittel" an der Hand! Ä. Ach, mein lieber Herr, sehen Sie meinen Cylinder an, der kann Ihnen von Pressionsmitteln erzählen. Doch hören Sie meine^bisherige Laufbahn und dann geben Sie mir Ihren väter lichen Nath. Ä. Ich „weise Sie nicht an der Schwelle ab", mein Herr, und bin ganz Ohr. Ä. Nach dem Grundsatz „Jeder kehre zuerst vor seiner Thüre" dachte ich, cs ist am besten, da Du ein Landeskind bist, Du fängst in Leipzig an mit Deinem „triebkräftigcn Amt". Und da das Commissionsgeschäst die Basis ist, auf welcher sich die andern Zweige unseres Berufes bewegen, ich auch die meisten Anklagen gegen dieses erhalten hatte, so begann ich dort meinen Hebel anzusetzen. Ich nahm meinen Apparat unter den Arm, nämlich Schürmann's Usancenbuch und Schulz' Adreßbuch, mein Diplom vom Börsenvorstand unterzeichnet und von sämmtlichen 32 Provinzial vorständen gegengezeichnet in die Tasche. So trat ich mit „der vollen Zeit und Kraft eines Mannes zu berufsmäßiger Hingebung" entschlossen beim ersten Commissionär ein. Ich tras den Herrn Chef am Pult, stellte mich mit der Ihnen vorhin gezeigten Zungenfertigkeit vor und wurde aufs artigste empfangen, sodaß ich im Stillen mein neues Amt segnete. Wir sprachen über allerlei Schäden im Buchhandel, über nöthige Reformen und waren stets einer Ansicht. Da nahm ich eine günstige Wendung des Gesprächs wahr und ging aus das Commissionsgeschäft im Be sonder» ein. Ich erwähnte, da müsse auch Manches resormirt werden, ich habe vielerlei Beschwerden und Klagen erhalten. Doch da hätten Sie sehen sollen, wie sich mein Gegenüber ver änderte, er wurde unruhig, räusperte sich, wechselte die Farbe. Ich glaubte, das Bewußtsein seiner Schuld drücke ihn, und wurde kühner, kam speciell aus Emballage-Berechnung, bewies ihm, daß er die Pappdeckel weit billiger beziehe, wenigstens beziehen könne. Da sprang er wüthend auf, „mein Herrr!" donnerte er mich an, „was verstehen Sie von Verdienen und von Pappdeckeln!" Ich stotterte etwas von dem Amt, das mir verliehen, von meiner Autori tät rc., doch er schrie, „ach was Amt und Autorität, ich habe keine Zeit, Ihre Redensarten anzuhören und weiß selbst am besten, was ich zu thun habe, außerdem ist heute Expeditionstag, machen 93
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