8282 235, 8. Oktober 1926. Künftig erscheinend« Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. V Wege zur deutschen Volksgemeinschaft Ein weg (nicht der alleinige) zur deutschen Volksgemeinschaft ist das „Erlebnis" unserer Geschichte und ursprünglichen Volksdenkens, darum habe ich in Gemeinschaft mit l)r. Paul Zaunert die „Deutsche Volkheit" unternommen, trotzdem die heutige Geistcswissenschaft noch nicht den not wendigen Gegenrhythmus zur intellektualistischen „Orientierung" gefun den hat. Es ist nie ein Geschäft, gegen den Strom zu schwimmen, aber in diesem Falle ist es eine Notwendigkeit, die Führung zu übernehmen, weil wir sonst nicht aus der jetzigen geistigen Jurist, die ebenso hemmen ist wie die wirtschaftliche, herauskommen. — Alles was buchhändlerisch über den praktischen Rampf gegen die drohende Amerikanisterung unse res geistigen Lebens, auch die Buchorganisation „Volkheit" zu sagen ist, habe ich in einem jetzt direkt versandten Zirkular gesagt, das als Über schrift die Goetbesche Forderung trägt: Der Gebildete muß wieder Volk werden. Außerdem brachte kürzlich die „lsleue Freie Presse" im Anschluß an unsere reichsdeutsche Buchhändlerfahrt ein ausführliches Feuilleton von mir „Zukunftsgedanken über deutsche Geistigkeit", das die Volkheit zur Grundlage hat! zooooo Prospekte über die Volkheit liegen Anfang Oktober den wesentlichen Lehrerzeitungen bei. Soeben ge schieht aber eine Umfrage über die Volkheit bei den deutschen Schrift stellern, deren Resultat dann den politischen Führern unseres Volkes und den Kultusministerien der Einzelstaaten unterbreitet wird. Die Deutsche Volkheit steht über der Mode, sie geht über die Unter haltung hinaus zum wesenhaften. Das war das Ziel, dem die Brüder Grimm mit ihrer Märchensammlung, dem -er Freiherr vom Stein mit seiner Sammlung -er deutschen Geschichtsquellen, dem Görres mit seinen deutschen Volksbüchern, Arnim und Brentano mit -es Anaben Wun derhorn nachgingen: — nicht wissenschaftliche oder unterhaltsame Bücher auf den Markt zu werfen, sondern durch Wiedererschließung -er deutschenVolksüberlieferung dem deutschenMenschen von neuem ein Bild seines Wesens, seiner Art, seiner Seele ins Her; zu geben. Die jetzigen Herbstmonate mit dem Erscheinen der ir neuen Bände — so -aß nun 40 vorliegen — sind -er gegebene Zeitpunkt, sie endgültig durchzuseyen. Ich tue das Meinige, das Publikum in -er großzügigsten weise zu beeinflussen. Gelingt es nicht, so wir- die deutsche Volksgemein schaft später kommen. Aber sie kommt. Ich rufe alle, links oder rechts, die Verantwortungsgefühl dafür in sich tragen, daß wir über die jetzt schon halbjährlich wechselnden lite rarischen Modeströmungen hinweg wieder zu dauerhaften Ge schmacksrichtungen kommen — das allein ist Wesens kultur — als Mitverschworene auf. Eugen Dieöerichs Verlag in Jena