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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1879
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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LL60 Nichtamtlicher Theil. 281, 17. December. Antiquar, doch auch ein Buchhändler, ihr gegenüber beginnen? Von ihm ist gar keine Rede, und doch hält so manches Sortiment ein antiquarisches Lager, und erzielt durch eine geschickte, sachkundige Gruppirung der älteren Literatur zwischen der neueren in den Katalogen für beide gute Resultate. Haben es sich die Unterzeichner der Adresse wohl klar gemacht, daß sie durch die scharfe, unüberlegte Fassung ihrer Erklärung die ältere Literatur einfach lahm legen? Oder behalten sie sich das Recht vor, jeden Contraventionssall in der hier angedeuteten Rich tung nach eigenem Ermessen zu behandeln? Die Mehrzahl wird wohl dieses Recht für sich in Anspruch nehmen, aber wo bleibt denn da die „unnachsichtliche" Strenge, mit der gegen die Contravenienten vorgegangen werden soll, und zu der sich die Unterzeichner durch ihre Unterschrift verpflichtet haben? Wir werden in Bezug aus diese „eingegangenen Verbindlichkeiten" sehr bald einen ganz heil losen Tanz der Meinungsverschiedenheiten erleben, und wo ist als dann die Executive, der in solchen Fällen die Entscheidung zusteht? Es wird eben zuviel, es wird Unmögliches verlangt, und deshalb wird nichts erreicht werden, wir wiederholen es, und der Verlaus der Sache wird dies lehren. Uebrigens sprechen wir hier nicht nur leere Vermuthungen aus, sondern sehr bedenkliche Thatsachen berechtigen zu dieser Prophezeiung. Thatsache ist, daß Schreiber dieses mit vielen Ver legern, darunter Firmen ersten Ranges, eingehend Rücksprache genommen hat, und daß die Mehrzahl dieser sich geradezu außer Stande erklärte, so schroffe Consequenzen zu ziehen, als der Wort laut der Erklärung sie vorschreibt. Achselzuckeud wird bedauert, man könne sich bei der allgemeinen Betheiligung mit seiner Firma von diesem Hammelsprünge nicht ausschließen, indessen ließen sich ja Mittel und Wege finden, befreundeten und soliden Handlungen gegenüber die Sache zu „umgehen". Ein größerer Verleger sagte uns ganz offen, in mißlichen Fällen würde er seinen Gehilfen unter dessen Namen ausliefern lassen, die Vermittelung der Bestellungen, iä sst Umgehung des vorgeschriebenen Abbruchs der Geschäftsver bindung wird sehr bald zur Zufriedenheit beider Theile bestens organisirt sein, ja, man bespricht dies jetzt schon in der Stadt, wo Schreiber dieses wohnt, in der freundschaftlichsten Weise. Ferner haben glaubwürdige Kollegen, die von den Leipziger Verhältnissen eine sehr eingehende Kenntniß haben, motivirte Befürchtungen aus gesprochen, welche wenig Vertrauen dazu erwecken können, einerseits daß die Unterzeichner der Adresse überall bei der Stange bleiben werden, andererseits daß die Maßregeln nicht durch die Commissions- geschäste umgangen werden möchten. Thatsache ist z. B., daß eine große Verlagsfirma in B., die einer Schleuderfirma seit einiger Zeit schon ihrer billigen Prcisankündigungen wegen dieRechnung gesperrt hat, dieser den ganzen erheblichen Bedarf durch den Leipziger Kommissionär liefert, und zwar mit voller Kenntniß der Sachlage. Das erzählen sich bei uns die Spatzen auf den Dächern, denn der betreffende Kommissionär erzählt den Fall als Anekdote. Sapienti sat. Solchen Zuständen in verstärktem Maße werden wir entgegen getrieben! Sittliche Entrüstung darüber ist schlecht am Platze; es wird Niemanden einsallen, ernstlich dergleichen zu beschönigen. Aber, da ein solcher Zustand jetzt planmäßig geschaffen werden soll, so muß schonungslos darauf hingewiesen werden, und man wolle doch ja nicht vergessen, daß Noth Eisen bricht, und daß in Geldsachen die Gemüthlichkeit aushört, auch die sonst vielgerühmte sächsische Gemüth- lichkeit. Der Bogen ist zu straff gespannt, und muß deshalb springen, aber vielleicht ist es noch an der Zeit, den Fehler zu verbessern; wenn die Unterzeichner der Adresse ihre Forderung etwas beschei dener sormuliren, so kann vielleicht doch noch ein Resultat erzielt ^ werden. Man beschränke sich darauf, daß kein Buch innerhalb des ersten Jahres nach dem Erscheinen unter dem Laden preise angezcigt werden darf. Diese Forderung kann und wird jedes Geschäft, sogar in Berlin und Leipzig, unserm Sodom und Gomorrha, erfüllen, und wer das nicht will, der ist Werth, daß er „unnachsichtlich" ausgeschlossen werde; nicht aber soll man den Versuch machen, soliden Handlungen, die mit Katalogen arbeiten, in denen nothwendig ältere und auch neuere Literatur zu billigem Preise enthalten sein muß, ohne daß solche Handlungen deshalb zu den Schleuderfirmen zu rechnen sind, unnöthigcrweise den Betrieb zu erschweren. Einigen wir uns über dies sehr wohl Erreichbare, so ist der modernen Schleuderei der größte Theil ihres Bodens ent zogen, denn gerade mit den billigen Preisen der Neuigkeiten suchen diese Handlungen das Publicum zu ködern. Bei der Schroff heit, mit der sich die Meinungen augenblicklich gegenüberstehen, ist es geboten, daß ein Entgegenkommen von beiden Seiten stattfindet; nur so ist es möglich, einen Boden für die gütliche Verständigung zu gewinnen. Allzu scharf macht schartig, das mögen die Unterzeichner der Leipziger Adresse bedenken, und sich hüten, einen Zustand des ge schäftlichen Unfriedens zu provociren, der jedenfalls die Interessen Aller schädigen wird, ohne jedoch zu dem gewünschten Ziele zu führen. b'sstina lsnts. Miscellen. Das Verzeichniß der Mitglieder des Unterstützungs vereins kann einer genauen und eingehenden Prüfung nicht ernst genug empfohlen werden. Leider aber scheint dies gar nicht oder doch nur flüchtig zu geschehen, indem sonst Manches besser sein müßte. Schreiber dieses sind dieses Mal zwei Thatsachen im klarsten Lichte erschienen; einmal, daß wir Gehilfen den jetzigen Prinzipalen und früheren edlen Gebern nicht dankbar genug sein können für ihre reichen Beiträge, milden Stiftungen re. Wären diese nicht, so möchten dem Vorstande wohl ernstliche Sorgen erwachsen. Zum andern Theile aber muß mit tiefer Beschämung eingestanden werden, daß wirklich eine empörende Gleichgültigkeit unter uns Gehilfen sür den Verein überhaupt, wie besonders auch sür die Noth und den Jammer ihrer armen unglücklichen Kollegen herrschen mnß; denn es ist gerade zu lächerlich, wenn cs nicht ernst zu beklagen wäre, wie verschwindend wenige Gehilfen als Mitglieder in der Liste verzeichnet sind. Ich persönlich kenne viele Geschäfte mit mehreren Gehilfen, welche jedoch sämmtlich durch Abwesenheit — wahrhaftig nicht glänzen. Wenn jetzt auch viele Gehilfen, die gern geben würden, leider stellenlos sind, auch bei uns Buchhändlern im Vergleich mit den Kaufleuten viel geringer salarirt wird, so ist es wahrlich so schlimm noch nicht, daß nicht jeder angestellte Gehilfe wenigstens drei Mark jährlich für diesen wohlthätigen Zweck zahlen könnte. Die Entbehrung eines einzigen sidelen Abends oder eines Sonntagsvergnügens hätte obigen Beitrag wieder gedeckt und jedenfalls eine reinere Freude und schö neres Bewußtsein hinterlassen. — Noch möchte ich an die Herren Prinzipale die Bitte richten, ihre Gehilfen zum Beitritte aufzufor dern, ebenso auch an die letzteren die dringende Mahnung, solchen Aufforderungen ein williges Ohr schenken, oder wenn selbst schon dabei, Andere dazu veranlassen zu wollen. Hier bieten Festessen, Stiftungsfeste und sonstige frohe Vereinigungen, an denen die Herzen stets zugänglicher sind, die beste Gelegenheit, sür den Verein zu wirken. Schreiber dieses war selbst Zeuge, wie bei einer süddeutschen Gehilfcnversammlung mehr denn SO neue Mitglieder dem Vereine geworben wurden. Also frisch an's Werk, der Erfolg wird nicht aus- bleibcn und aus's neue den Spruch bewahrheiten: „Wohlthun trägt Zinsen". Voritas.
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