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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1926
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- 1926-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1926
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X- 236, 9. Oktober 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Zur Wirtschaftslage. Von Prof. Di. -G. Menz. Die Wirtschaftslage hat sich im Monat September den Berich ten des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe zufolge Wetter gebessert. Wenn auch vorübergehende Umstände, wie der englische Kohlcnstreik, an der Besserung wesentlich teil haben, so lassen doch andere Umstände, wie die allgemeine politische Lage, die fortschreitende Regelung unseres Handelsverkehrs mit dem Auslande, die Stärkung des Kapitalmarktes und vor allem der Abschluß des internationalen Stahlkartells, die Hoffnung berech tigt erscheinen, daß die Besserung nicht nur vorübergehend sein wird. Allerdings ist die Handelsbilanz auch im August noch mit 135> Millionen Mk. passiv gewesen, wobei die verspätete Ernte in Rücksicht zu ziehen ist; auch ist die Lage des Arboitsmarktes bei 1 484 OVO Hauptunterstützungsempfängern trotz allmählicher Besse rung immer noch besorgniserregend. Im Handwerk hat di« Stär kung der Kaufkraft der Arbeiterschaft zu einer Belebung geführt, die jedoch noch uneinheitlich ist. Born Baumar-kt gehen leise An regungen aus. Auch sonst hört man hier und da hoffnungsfreudi- gere Stimmen. Im ganzen aber ist alles, was an Besserungs zeichen unbestreitbar vorhanden ist, doch noch sehr geringfügig. Immerhin läßt das allmählich zunehmende Vertrauen auf einen langsamen Aufstieg für die Wintersaison wenigstens einiges er hoffen. Die Entwicklung in Amerika, 'die, wie wir im letzten Bericht ausführlicher darzutun versucht haben, für die Weitergestal tung der -W e ltw i-r tf chaf tsl a ge überhaupt und damit auch für die unsrer Wirtschaftslage im besonderen von ausschlag gebender Bedeutung ist, hat sich in den letzten Wochen sehr wesent lich in der Richtung weiter vollzogen, die wir vor einem Monat hier andcuteten. Staatssekretär Mellon und die führenden Finan ziers, die im Sommer Europa bereist und hier mit allen maßgeb lichen Stellen Fühlung genommen haben, sind zur Berichterstattung heimgekehrt, und in diesen Tagen soll ein« eingehende Aussprache unter dem Vorsitz des Präsidenten Coolidg« stattfindcn, zu der auch die amerikanischen Gesandten der wichtigsten europäischen Hauptstaaten nach Washington geholt werden, was di« Wichtigkeit dieser -Verhandlungen ohne weiteres dartut. Sie -werden vermut lich das Programm festl-egen, mit -dem die Regierungspartei im November in die Wahlen gehen wird. Die springenden Punkte find natürlich die Schuld-cnfrage und die Reform des Dawesplanes. Noch herrscht keine volle Einigkeit. Der bekannte Bankier James Speyer z. B. hat kürzlich noch in einem Interview nach seiner Rückreise aus Europa erklärt, er halte die Vorschläge zur Kr-iegs- schukdcnannullierung zu dem gegenwärtigen Zeitpunkte für höchst unangebracht. Es ist aber doch wohl zu erwarten, daß sich die amerikanisch« Regierung im Sinne der Revision in den neuen Wahlen ein Mandat des amerikanischen Volkes zu verschaffen suchen wird. Der Industrie und Großsinanz scheint sie bereits sicher zu sein. Es kommt nur noch auf die Farmer an. Gehen die Wahlen in dem gewünschten Sinne aus, so ist für das Frühjahr mit einer großen Konferenz zu rechnen, für die Thomas W. Lamont, einer der Inhaber der Firma I. P. Morgan L Co., folgendes Programm anregt: 1. Festsetzung einer bestimmten Summe und eines bestimmten Termins für die deutschen Barzahlungen aus dem Dawes- Gutachten; 2. Herabsetzung oder Streichung der deutschen Warenlieferun gen an die Alliierten; 3. Einigung über und Unterbringung einer großen internatio nalen Anleihe, gesichert durch das Dawes-Gutachten, an Frankreich, Belgien -und eventuell Italien; 4. Herabsetzung der europäischen Kriegsschulden an die Ver einigten Staaten; und b. Herabsetzung der europäischen Schulden an England. Amerika erwartet von einer solchen Regelung einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung der ganzen Welt und wäre deshalb zur Ausnahme der Anleihe bereit. Voraussetzung ist aber die Aner kennung des Schuldenabkommens Mellon-Berenger durch Frank reich und die Verständigung zwischen Berlin und Paris über di« 1214 politischen und wirtschaftlichen Zugeständnisse, die Frankreich für die deutsche Hilfe zur Stabilisierung des Franken zu machen Hätte. Bria-nd ist bekanntlich in direkten Verhandlungen mit Deutschland dazu bereit. Poincars aber scheint neuerdings durch Preisgabe des bisherigen Widerstandes gegen di« Ratifizierung des Me-llon- Bercngcr-Abkommens offenbar um Zugeständnisse an Deutschland herumkommen zu wollen. Daher propagiert Loucheur ja auch noch eine internationale Konferenz. Deutschland muß bei alle dem nur zusehcn, daß es nicht letzten Endes die ganze Zeche bezahlt, selber aber leer ausgeht. Es steht viel aus dem Spiele. Zunächst sei -nur betont, daß nach dem ganzen bisherigen Verlauf mit irgend welchen greifbaren Entscheidungen Wohl nicht vor dem nächsten Sommer zu rechnen ist. Man wird nach den amerikanischen Wah len sicher etwas -klarer sehen, aber die tatsächlichen Lösungen brau chen noch Zeit. Die Parole bleibt also: warten! Unter -diesen Umständen ist es dringender denn je nötig, daß die deutsche Wirtschaft im Innern von allem entlastet und befreit wird, was ihr das Durchhalten erschweren müßte. Die Notwendig keit des Steuerabbaues soll hier nicht noch einmal dargetan wer den. Das Thema ist schon genug behandelt. Aber zur Frage des ebenso wichtigen Kampfes -gegen den Behörden- und Be ll m t e n h -a n d e l fei eine neue Stimme angeführt. Dazu machte ein süddeutscher -Geistlicher vor einiger Zeit schon -unter beson derer -Bezugnahme auf den klerikalen Warenhandel in -der Augs burger Postzsitung (14. April d. I.) folgende -sehr bemerkenswerte Ausführungen: . . . »Niemand ist so auf das Wohlwollen des Volkes ange wiesen als die Kirche und die Geistlichkeit-. Wenn gar der Versuch gemacht werden wollte, daß z. B. eine Klerusorganisation die Ge währung von Darlehen von dem Bezüge von Waren abhängig macht, so wäre das, gelinde gesagt, eine schwere Entgleisung. Auch erkennen wir nicht an, daß Wohlfahrtseiurtchtungen der Geistlichen durch Ein nahme» aus dem Warenhandel subventioniert werden müssen; Wohl- sahrtsetnrichtungen, die solche Hilssmittel brauchen, lehuen wir strikte ab. Es muß offen und rückhaltlos ausgesprochen werden, daß sehr weite Kreise des Klerus den Warenhandel prtesterltcher Organisa tionen nur mit banger Sorge verfolgen und den Tag begrüßen, wo er vollständig eingestellt wirb. Der Schaden, der aus diesen Ge schäften dem Klerus und der Kirche schon erwachsen ist und bet Fort dauer noch erwachsen wird, ist unvergleichlich größer als der angeb liche Nutzen und Vorteil . . . Warme, besorgte Liebe zu unserm Stand und zu unserer Kirche haben diese Worte niedergeschrteben; ich bin sicher, daß sie ein weitreichendes, zustimmenbes Echo finden werden. Dem Schlußwunsch kan-n sich auch der Buchhandel anschliehen. Er leidet ja ganz besonders unter dieser irrigen Einstellung vieler Kreise. Und was hier zunächst so erfreulich -von klerikaler -Seite anerkannt ist, das sollte vor allem die Einsicht überall werden. Dann wäre dem Einzelhandel im allgemeinen und dem Buchhandel im besonderen viel geholfen. Sehr zu begrüßen waren -denn auch kürzlich auf dem Kölner Parteitag der deutschen Volkspartei die Ausführungen -des Außen ministers Or. Stresemann zur -Frage der Bewertung des Sports. Er warnte mit Recht vor einer Überschätzung des Gioeps, wenn das Volk der Dichter und Denker wirkliche Kulturpolitik treiben wolle. Hoffentlich findet dieser Apcll -an die Wertung geistiger Leistungen offene Ohren. Auch damit wird dein Buchhandel gehol fen; denn die Erinnerung an die -Kulturwerte, die gerade im -Buch liegen, wird nicht nur die -Wertschätzung des Buches erhöhen, son dern auch das Lbnsehcn des Buchhandels fördern. Die körperliche Ertüchtigung unseres -Volkes braucht darunter nicht zu leiden. Man kann -das eine tun, und braucht das andere nicht zu lassen. Auf seiner Düsseldorfer Tagung neulich hat sich auch der Einzelhandel mit der Frage der Rationalisierung be schäftigt. Besonders beachtet wurde dabei ein Vortrag des frühe ren Staatssekretärs im Rcichswirtschaftsministeri-um Prof. Hirsch, der auch vor dem Enquete-Ausschuß kürzlich die selben Fragen behandelt hat. In Düsseldorf sprach Prof. Hirsch über deutsche -und amerikanische Absatzmethoden. Er verwies darauf, daß -die -große Blüte der amerikanischen Wirtschaft mit aus der außerordentlich weiten Ausbreitung des Kaufes auf Kredit und -auf Abzahlung beruhe. Von den Waren, die nicht solche des täglichen Verbrauches seien, würden sehr wahrscheinlich etwa 2»
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