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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1926
- Strukturtyp
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- 1926-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1926
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Der Buchhandel auf dem Balkan. Griechenland. Von vr. Friedrich Wallisch. Vor ungefähr Jahresfrist habe ich den Lesern des Börsen blattes in einer Serie von Aufsätzen über den Buchhandel in Serbien, Bulgarien, der Türkei und Albanien berichtet und bin zu dem Schluffe gekommen, daß das Interesse für das deutsche Buch in den meisten Gebieten erfreulich rege ist, daß aber aus technischen Gründen — Ausstattung, Preis, Vcrsandmcthodcn usw. — das französische Buch in der Regel bevorzugt wird. Nicht viel anders liegen die Verhältnisse von diesem Stand punkt aus in dem südlichsten und in vieler Hinsicht für uns wichtig sten Balkanstaate, in Griechenland. Von anderen Gesichtswinkeln betrachtet, unterscheidet sich der griechische Buchhandel allerdings völlig von dem seiner Nachbarländer. Ist auch 'Althellas, die große Mutter unserer Kultur, mit dem neuen Griechenland nur sehr entfernt verwandt, so hat doch das Abendland von den griechischen Städten viel deutlicher Besitz genommen als von den kulturell noch überaus jungen Städten der übrigen Balkanländer. Es ist nicht zuletzt der Einfluß der europäischen und vor allem der deutschen archäologischen Wissen schaft, der hier in der geistigen Oberschicht der Bevölkerung die Voraussetzungen für ein westlich orientiertes Europäertum schuf. Während sich also in den meisten anderen Kulturzentren des Balkan die Angelegenheiten des Buchhandels im großen und ganzen in dem Schlachtruf »Hie Deutschland — hie Frankreich- erschöpfen, tritt hier als drittes wesentliches Element der selbst bewußt um seine Geltung ringende griechische Verlags- b uchhandel hinzu. Das Land besitzt heute bereits eine erhebliche Zahl von Ver- lagsanstalten. Die Herstellungskosten sind durchschnitt lich halb so hoch wie in Deutschland, obwohl das Papier fast aus nahmslos aus Deutschland bezogen wird. Die billige Arbeits kraft gibt den Ausschlag. Und es fehlt nicht an Stimmen, die in dem Gegensatz zwischen dem aus sozialen Gründen teuer produ zierenden Norden und dem billig arbeitenden Süden ein Symptom von weltwirtschaftlich weittragender Bedeutung sehen. Tatsächlich zeigt der griechische Verlag den ernsten Willem, im friedlichen Wettstreit der Leistungsfähigkeit den Kampf gegen das eingeführte Buch auf allen Fronten auszunehmen. Bisher entsprechen di« griechischen Erzeugnisse in b u ch te chnis cher Hinsicht aller dings noch keineswegs den Ansprüchen, die wir auch im bescheiden sten Umfang zu stellen gewohnt sind. Satz, Druck und Einband wirken vielfach höchst primitiv. Aber man wagt sich dessen ungeachtet an große Aufgaben heran. Augenblicklich befindet sich ein zwölf- bändiges Konversationslexikon im Erscheinen, dessen äußere Aus machung an Prunk nichts zu wünschen übrig läßt. Den über wiegenden Teil der Produktion nimmt die schöne Literatur ein. Das griechische Publikum liebt leichte Belletristik, moderne psychologisierende Romane, mystisch angehauchte Erzählungen, weit weniger aber die klassische Literatur. Neben der Pflege der einheimischen Dichter stehen Übersetzungen der beliebtesten und erfolgreichsten europäischen Modeautoren im Vordergrund, fran zösischer, italienischer, deutscher, skandinavischer und russischer Schriftsteller. Da der griechische Leserkreis eng begrenzt ist und überdies Griechenland ja nur sechseinhalb Millionen Einwohner zählt, muß di« übliche Höchstauflage von 5000 Exemplaren als verhältnismäßig groß bezeichnet «werden. Eine feststehende gün stige Einnahmequelle bieten die Schulbücher. Ab 1. Juli ist die Kalkulation der Verleger durch eine wesentliche Erhöhung des Papierzolls erschwert worden. Ein Grundsatz der griechischen Verleger ist es, bei möglichst niedrig gehaltenen Ladenpreisen geringen R a b a t t zu gewähren. Aufs knappste kalkulierter Preis und bescheidenster Zwischengewinn — das entspricht durchaus dem im Orient so sehr verbreiteten Ge- schästsprinzip: Kleiner Nutzen, großer Umsatz. Die Verleger geben 20, höchstens 25»/, Rabatt. Aber sie überlassen dem Sortimenter allesinKommission aufm in de stens dreimonat liche Rechnung. Die Sortimenter sind mit den Lieferungsbedingungen der Verleger trotz des sehr geringen Zwischcngewinns sichtlich zu frieden. In Athen gibt es heute ungefähr zehn Buchhändler und Antiquare, ferner einige Papierhändler und zahlreiche Zeitungs- uud Tabalkioskc, welche im Nebenberuf kleine minderwertige Broschüren historischen, humoristischen, erotischen Inhalts usw. in Menge verschleißen. In Saloniki sind je eine größere griechische und internationale Buchhandlung vorhanden, ferner drei kleine Geschäfte, Papierhandlungen, welche auch Bücher, insbesondere Schulbücher auf Lager führen, und ungefähr zehn -kleine Bro schürenhändler und Antiquare ärmlichster Prägung. In der Pro vinz führen jeweils einige Papierhandlungen auch Bücher. Außerdem findet man in Griechenland und vor allem in Athen eine erstaunlich große Zahl von Buch-Hausierern. Das Land ist mit Flüchtlingen aus der Türkei überfüllt. Viele von ihnen müssen ihren Erwerb im Straßenhandel suchen. Die Buchhausierer tragen vor dem Leib ein kleines Holztablett, das an einem um die Schulter gehängten Riemen befestigt ist. Auf dem Tablett liegt ein hoher Stoß meist antiquarischer Bücher. Die Kolporteure ziehen durch die Straßen und Kaffeehäuser denselben Weg wie ihre Kollegen von der anderen Fakultät: die Hausierer mit Hosenträgern, Kämmen, Spiegeln und Zigaretten. Dem regulären Buchhandel machen diese zahlreichen Kolporteure ebensowenig Konkurrenz, wie bei uns zulande Hau sierer mit Krawatten den Herrenmodcgcschäften Konkurrenz machen können. Im allgemeinen ist die Lage des griechischen Buchhandels nicht ungünstig. Allerdings ist das Geschäft mit griechischen wie mit fremdsprachigen Büchern aus ungleichen Ur sachen in gleichem Maße erschwert. Das griechische Buch findet beschränkten Absatz, weil die Kaufkraft der Bevölkerung außerordentlich geschwächt ist. Das Land steht heute in jener krisenhaften Nachkriegszeit, die Mittel europa in gewissem Sinne bereits hinter sich hat. Es sind noch nicht vier Jahre her, seit der für Griechenland so verhängnisvolle Krieg gegen die Türkei sein Ende genommen hat. Und bis zum Augenblick hat das bedauernswerte Land seinen inneren Frieden nicht wiedergefunden. Venizelos, König Georg II-, Plasticrs, Konduriotis, Pangalos, Kondylis — ich erinnere nur an diese 1241
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