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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1926
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- 1926-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1926
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- Deutsch
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X- 242, 1k, Oktober 1926, Rodaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Namen, um dem Leser ins Gedächtnis zu rufen, wie schwer Griechenland unter den unruhigen Verhältnissen der Nachkriegs jahre zu leiden hat. Es herrscht hier «ine furchtbare Geldknapp heit, In der Folge des verlorenen türkischen Krieges ist das Land mit seiner damals kaum fünf Millionen zählenden Be völkerung gezwungen gewesen, nicht weniger als eineinhalb Mil lionen Flüchtlinge aufzunehmen und seinem Volkskörper einzu fügen, Athen hatte vor drei bis vier Jahren 300 000, der Piräus 180 000 Einwohner. Heute bildet Athen mit dem Piräus eine Riesenstadt von — einer Million Einwohnern! Saloniki hatte 150 000 Einwohner. Trotz des Abzugs der türkischen Bevölkerung beherbergt die Stadt heute — eine halbe Million Menschen! Das ist jedoch kein organisches, kein -amerikanisches- Wachstum, son dern nichts andres als eine der Folgen des verlorenen Krieges, Nach dem Friedensschluß setzte eine Gründerpcriode ein, deren Ende der Finanzkrach und die Geldnot waren. Nur unter diesem Gesichtswinkel können die Verhältnisse in Griechenland heute be urteilt und verstanden werden. Der Absatz des Buches leidet naturgemäß unter derart krisenhaften Zuständen, Man kann fest stellen, daß der griechische Leser heute im Durchschnitt für ein Buch, das er nicht zu beruflichen Zwecken braucht, in der Regel nicht mehr als 20 bis 30 Drachmen ausgeben mag, das sind 1.— bis 1,50 Mark. lind damit ist begreiflicherweise der Absatz des fremd sprachigen Buches an und für sich überaus eng begrenzt. Nicht nur Leder-, sondern auch Leineubändesind zollpflichtig, Papp bände sind zollfrei. Das Zollgewicht wird samt Papier berechnet. Die wiederholten diesbezüglichen Beschwerden der Buchhändler sind vollkommen erfolglos geblieben, da es ja naturgemäß eine technische Schwierigkeit bietet, das Gewicht des zollpflichtigen Ein bands etwa durch eine prozentuale Berechnung von dem so sehr verschiedenen jeweiligen Papiergewicht zu trennen. Der Zoll macht pro Kilogramm ungefähr zwei englische Schilling aus. Die gesamte Preisdifferenz zwischen dem in Leinen gebundenen Buch und demselben Buch als Broschüre beträgt beim Ladenverkauf einschließlich des Einbandzolls, ungefähr im Durchschnitt berech net, 12 Drachmen, also 60 Pfennig. Berücksichtigt man die ge ringe Kaufkraft und den eben genannten beiläufigen Grenzbetrag von 1,— bis 1,50 Mark, so ist der Preisunterschied ein durchaus bedeutungsvoller. Das Publikum bevorzugt in Griechenland sicht lich das gebundene Buch, Aus dem erwähnten Grunde aber werden die Bücher mit Vorliebe broschiert gekauft und Privat ge bunden, Die griechischen Buchbinder arbeiten so billig, daß der Buchkäufer bei diesem Vorgang in der Regel gut fährt. Der Abnehmer für fremdsprachige Bücher ist neben dem Griechen der Ausländer, Auch in dieser Hinsicht ist das Ge schäft des Sortimenters gewiß nicht schlecht und doch keineswegs restlos befriedigend. Die revolutionären Ereignisse haben, zumeist zu Unrecht, manche ängstliche Touristen gehindert, Griechenland zum Reiseziel zu wählen. Die einzig dastehenden Schönheiten des antiken Hellas wären dem Fremdenverkehr besser dienstbar zu machen, wenn das Reisen im Lande größere Annehmlichkeiten bieten würde. Der Ausländer wird an manchen Orten arg aus- genützt, die Autostraßen sind vielfach in -erbärmlichem Zustand, die Unterkünfte, von den Großstadthotels abgesehen, meist durch aus unzulänglich, Engländer, Amerikaner, Deutsche, Franzosen und Holländer sind die häufigsten Besucher des Landes. Das deutsche Buch hat durch fünfundzwanzig Jahre hier stetig an Verbreitung Angenommen, Der Einfluß der deutschen Wissenschaft war unbedingt vorherrschend, die Hochschulen waren in mancher Hinsicht geradezu Vorposten der «deutschen Wissen schaft, Die Museen des Landes waren zumeist deutsche und österreichische Schöpfungen, die Zahl der deutschen Mittel- und Elementarschulen war beträchtlich. Seit dem Kriege ist hier die aussteigende Entwicklung des deutschen Einflusses abgeschnitten. Die deutsche Wissenschaft muß ihren Rang mit der französischen und englisch-amerikanischen teilen, di« Zahl der deutschen Schulen hat erschreckend abgenommen. Seit der Einführung der Gold markpreise — die leider, wohin immer man ins Ausland kommt, das rot« Tuch für den Buchhändler sind! — ist der Absatz des deutschen Buches stark zurückgegangen. Der Gegensatz zu den letz- 1242 ten Jahren vor der Markstabilisierung ist ja leicht erklärlich: damals war das deutsche Buch eben mehr oder weniger umsonst zu haben. Das Verhältnis zum deutschen Verlag ist aber im all gemeinen ein ganz vorzügliches. Die Organisation der deutschen Buchhändler bildet für den griechischen Kollegen ein angestauntes Ideal. Sind doch die griechischen Buchhändler überhaupt nicht organisiert. Nur als Papierhändler — und jeder Buchhändler verkauft hier auch Papierwaren — gehören sie einer Organisation an. Natürlich empfindet es der Sortimenter, der vom einheimi schen Verlag, wie erwähnt, alles in Kommission bekommt, recht unangenehm, daß der deutsche Verlag nicht ebenso liefert. Der Wunsch des Sortimenters wäre es, alle deutschen Bücher auf lausende Rechnung bei vollem Renrissionsrecht zu erhalten. Die aus für uns ganz erklärlichen Gründen vom deutschen Exporteur nicht selten geforderte Vorauszahlung wirkt aus den Sortimenter besonders unerfreulich. Und jenen größeren Buchhandelsfirmen, die sich seit langem Mit ehrlichem Eifer für das deutsche Buch einsetzcn, sollte — zum Unterschied von anderen, weniger ver trauenerweckenden! — die Forderung einer Vorauszahlung Wohl erspart bleiben. Das deutsche Auslandsporto verschlingt überdies einen beträchtlichen Teil des Zwischengewinns, Gerade in diesem Punkte wäre gewiß bei gutem Willen aller Beteiligten «ine Besse rung der Verhältnisse zu erreichen. Man darf die Absatzmöglich keiten für das deutsche Buch in diesem entwicklungssähigen Lande nicht gering achten. Hier sind durch all die vergangenen Jahre die Sympathien für Deutschland in erfreulichstem Maße rege ge blieben. Die Universitätslehrer sind vorwiegend germanophil. Überdies glaube ich nicht, daß es auch nur einen einzigen griechi schen Gelehrten gibt, der nicht deutsch könnte. In der juri dischen Literatur werden Quellenwerke, römisches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch in deutscher Sprache allen anderen vorgezogen, betreffs der Prozeßordnung überwicgt allerdings das Interesse für französische Werke, denn di« griechische Prozeßord nung ist der französischen nachgcbildet. In der Medizin ist das Interesse zwischen deutschen und französischen Werken geteilt, in der technischen Literatur steht nach wie vor der deutsch« Einfluß unbestritten, in der K u n st li ter a t u r herrscht crstaun- lichcrwcise das Französische vor. Eine systematische Förderung der Verbreitung des deutsches Buches würde ja auch mittelbar für Deutschland von Bedeutung sein. Ein noch stärker betontes Interesse für die deutsche Wissenschaft müßte beispielsweise dazu führen, daß mehr griechische Studenten an deutsche Hochschulen gehen würden, mehr Kranke in Deutschland Heilung suchen, mehr deutsche Männer der Wissenschaft nach Griechenland berufen würden usw. Me Herstellungskosten des deutschen Buches sind, von Verschiedenheiten in der Ausstattung abgesehen, als fest stehende Ziffern anzunehmen, an denen sich nicht rütteln läßt. Me Vcrsandspesen aber könnten verringert werden, Herr Elestheroudakis, der Chef der großen Athener Buchhandelsfirma Elestheroudakis L Barth, hat die bemerkenswerte Anregung ge geben, die deutsche Schiffahrt in den Dienst des Buches zu stellen. Er meint, die subventionierte Schiffahrt müsse dazu veranlaßt werden, Bücherkisten, deren Gewicht und Umfang ja im Vergleich zu den übrigen Frachtgütern minimal sind, auf der Linie Hamburg—Piräus frei zu befördern. In seiner Bewertung des deutschen Buches geht er eben von dem Standpunkt aus, daß das Buch anders zu behandeln ist als irgendeine be liebige Handelsware, und daß die 'Auslandsverbreitung des Buches ein kulturelles und wirtschaftliches Problem von höchster Allgc- meinbedeutung darstellt. Im Interesse der Geltung des Deutsch tums im Ausland müsse, so meint Herr Elestheroudakis, Postporto oder Fracht für -Bücher entweder frei oder mindestens so niedrig sein, daß die Spesen nur gewissermaßen einem Anerkennungszins gloichkämen. Betreffs des Postportos ist dieser Gedankengang wegen der -Gegenseitigkeit der -Weltpost undurchführbar*), betreffs- *) Nach Griechenland wie nach einem großen Teil des europäi schen und überseeischen Auslands gelten ermäßigte Gebühren für bestimmte Arten von Drucksachen, die dem halbe» A-uslandporto gleichkommen, <Anm. d. Red.)
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