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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1879
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- Deutsch
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Osficin von Umlauf L Luder, die artistische Anstalt von I. G. Bach, sowie die Gustav Schelter'sche, besonders durch ihre Musiknoten bekannte Gießerei vereinigt, so daß diese Anstalt, die 300 Personen beschäftigt, sich den Universalgeschäften anreiht. Namentlich entwickelt die Schriftgießerei eine bedeutende Tätig keit. Das stattliche Musterbuch zeigt uns eine sehr große Aus wahl von Musiknoten, Titel- und Schreibschriften, Vignetten und Einfassungen, darunter manche Originalproducte. Das Muster buch liefert zugleich einen Beweis, daß die Anstalt im Satz und Druck schöne und geschmackvolle Arbeiten liefert. Die bedeutende Pierer'sche Hofbuchdruckerei (Steph. Geibel L Co.) in Altenburg liegt zwar nicht innerhalb des Weich bildes Leipzigs, ihren Besitzern und ihrem ganzen Wirkungskreise nach kann sie jedoch fast zu den Leipziger Firmen gerechnet wer den. Für den Buchhändler ist ihre Wirksamkeit insosern besonders interessant, als sie große Aufmerksamkeit darauf gerichtet hat, alle buchhändlerischen Accidenzarbeitcn in sorgsältigster und den neuesten Wandlungen des Geschmackes gemäßer Weise herzustellen. Als Prototyp von dem, was in dieser Richtung geleistet wird, kann der jedem Sortimentshändler bekannte Volckmar'sche Weih nachtskatalog gelten, der geradezu als typographisches Studienbuch dienen kann. Daneben bietet das große Probebuch der Firma die reichhaltigste Sammlung von Accidenzien aller Art, des Guten fast so viel, daß man sich leicht den Magen mit den Leckerbissen ver derbe» kann. Mit aller Bewunderung für den Geschmack und das fabelhafte Geschick, die sich in diesen Arbeiten aussprechen, läßt es sich doch nicht leugnen, daß die Typographie mit dieser Mode eine Richtung verfolgt, die leicht auf Abwege führen kann, nebenbei die Spesen für Druckereien und Besteller in bedenklicher Weise steigert. Manche der Arbeiten tragen jedoch auch dem reinen einfachen und jeder Künstelei fernen Geschmack Rechnung, so z. B. ist der Umschlag zu Hippel's Lebensläufen ein Muster von Zier lichkeit und liefert zugleich den Beweis, daß wirklich perspektivische Zeichnungen mit Linien und Punkten sich Herstellen lassen. Sehr an- muthig ist auch der Umschlag zu Genzsch und Hehse's Schriftprobe. Auch die Tagebuchblätter aus dem Album, welches der Herzogin von Altenburg zur Feier ihrer silbernen Hochzeit überreicht wurde, sind, in wassergrünen und lichtbraunen Farben auf das zarteste gedruckt, eine so feine und elegante Arbeit, wie man sie nur ver langen kann. Wenn schon auf dem Umschlag zu Moltke's Briefen die imitirten Metallbeschläge, auf eine Broschüre angewendet, ein kühner Griff sind, so läßt man sich doch diesen gefallen auf Grund der vortrefflichen Ausführung. Kommen aber solche Arbeiten in die Hände ungeschickter Setzer, so können sie leicht unerträglich wer den. Dies ist die hauptsächliche Gefahr, welche bei vielen der neuen technisch vortrefflich ausgeführten Leistungen der Accidenz- Schriftgießerei droht. Sie stellen die höchsten Ansprüche an Drucker und Setzer, so daß die Schöpfungen so gut wie verloren sind, wenn sie in die Hände des gewöhnlichen Arbeiters fallen. Ein Clavier klingt noch erträglich von einem Stümper gespielt, aber die Violine oder die Trompete, von einem solchen mißhandelt, bringt zur Verzweiflung; es gehören zu diesen Instrumenten Virtuosen, so auch zu den neuen Verzierungen. — Von Werken hatte Pierer's Osficin einige, vortrefflich in Schwabacher Schrift gedruckte, ausgestellt: Moltke's „Briefe", Ranke's „Friedrich der Große und Friedrich Wilhelm IV.", Hippel's „Lebensläufe", A. Reißmann's, „Rob. Schumann's Leben" u. a. Weniger geschmackvoll war die Ausstattung von vr.A. Reifferscheid's„WestphälischenAlterthümern". Ein ganz sonderbarer Schmuck ist in den: „Freundesbriefe der Brüder Grimm" angewendet, indem Columnentitel, Seitenzahl und Nummer der Briese in einem ziemlich schweren dreitheiligcn Auf bau, welcher in der Form einige Aehnlichkeit mit einem zum Einlegen der Querbalken ausgeschnittenen Tragbalken hat, ein gesetzt sind. Die Wiederholung ist geradezu ermüdend. Alle Werke sind gleich vorzüglich gedruckt. Wie es Verleger gibt, die wir besonders als „illustrirte" benennen konnten, so hat Leipzig auch einige Osficinen, die man vorzugsweise als Jllustrationsdruckereien bezeichnen kann. Von diesen haben ausgestellt: Otto Dürr, Fischer L Wittig, Hundertstund L Pries. Letztere Firma, eine der jüngsten Druckfirmen Leipzigs, war in würdiger Weise vertreten nicht nur durch den äußeren Apparat, sondern auch durch die Ausstellungsobjekte, hatte jedoch trotzdem insofern unzweckmäßig ausgestellt, als die Objecte hinter Glas sich befanden und sich somit einer Prüfung des dabei intercssirten Publikums entzogen. Die Ausstellungsgegenstände kommen dem Buchdrucker und Verleger nur im seltensten Fall so theuer zu stehen, daß der Bortheil der ungenirten Ansicht die Nachtheile, die mit dieser verbunden sind, nicht aufwiegt. Der größte Theil des schönen Seemann'schen Verlages wird von der Firma Hundertstund L Pries gedruckt und zwar in vortrefflicher Weise. Der Umstand, daß die meisten dieser Werke in Antiqua und zwar in Renaissance-Antiqua gesetzt sind, veranlaßt uns zu einer Bemerkung, die jedoch keineswegs als be sonders die Firma Hundertstund L Pries treffend zu betrachen ist. Die Aufmerksamkeit, die allgemein dem Druck zugcwendct wird, kommt nicht in gleichem Maße dem Satz zu gut. Namentlich stehen die in Renaissance-Antiqua ausgeführten Werke hinter den besseren Erzeugnissen der französischen Presse zurück. Es fehlt gewöhnlich die letzte Feile, das Vermeiden des Ungehörigen; es herrscht selten dasselbe Verständniß und das seine Gefühl, welche in ähnlichen sranzösischen Druckarbeiten sich aussprechen. Dies mag nun hauptsächlich mit der oben schon erwähnten Doppelheit der Schriften in Deutschland zusammenhängen. Eine und dieselbe Druckerei schließt so zu sagen zwei Osficinen in sich, eine für Fractur und eine für Antiqua. Wäre dies nur eine pekuniäre Erschwerung, so ließe sich schließlich darüber wegkommen. Schlimmer ist die technische. Es ist eine ganz andere Sache, wenn der Setzer nur mit einer dieser Schristgattungen zu rechnen hat. Das Fehlen der Versalien, Capitälchen und der Cursiv in der Fractur macht die Benutzung einer Menge halbfetter, fetter und anderer Auszeichnungsschristen üblich, deren Anwendung in der Antiqua nicht nothwendig, sogar schädlich ist. Dies hat jedoch selbstverständlich die Schriftgießereien nicht abgehalten, ihre Launen auch in der Antiqua frei walten zu lassen. Der Setzer, der heute mit Fractur setzt, übersührt nun morgen ohne Weiteres dieselbe» Grundsätze, die gestern bei der Fractur für ihn leitend waren, auf den Antiquasatz, und er kommt bei Benutzung derselben Schriftgrade, desselben Durchschusses, Ausschlusses u. s. w. zu ganz verschiedenen Resultaten, namentlich, wenn es sich um Verwen dung der Renaissanceschristen, wo jede Abweichung von der Ein fachheit und dem reinen Geschmack doppelt störend wirkt, han delt. Wir können diese Schwierigkeiten hier nur andeuten, sie sind aber weit wichtigere Factoren, als Viele denken bei den Klagen, die noch über Mangel an Geschmack in deutschen Büchern gesührt werden. Wir sind überzeugt, daß bei dem herrschenden Schriftdualismus in großen Druckstädten sowohl geschäftlich wie künstlerisch gute Resultate erzielt werden würden, wenn einige Druckereien den Muth hätten, sich nur aus die Pflege der Antiqua zu legen, in der Behandlung dieser es aber zur Virtuosität zu bringen suchten. Eine vortreffliche Leistung von Hunderistund L Pries ist auch „Das Gewerbe-Monogramm" im Verlag von Gerlach in Wien.
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