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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1915
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 4, 7. Januar ISIS. Redaktioneller Teil. in der allerhand Besuchskarten und Familienanzeigcn, Neujahrs karten, Urkunde», Notentitcl, Festkarten, Reklamedrucksachen, vor allen Dingen aber Exlibris zu sehen waren. Auch auf diesem Gebiete haben sich von allen Anfängen an namhafte Künstler der Welt betätigt: Dürer, Cranach, Virgil Solls, Jost Amman, Co- chin, Choffard, Bartolozzi, Meil, Chodowiccki, Schadow, Neu- reuther, Menzel, Klinger u, a., um ihrer eine kleine Reihe zu nen nen. Es finden sich viel seltene, gesuchte und teuer bezahlte Stücke unter diesen meist kleinen, zierlichen Blättern. — Von bedeuten dem Interesse für Antiquare waren auch die Fälschungen graphischer Arbeiten, natürlich besonders alter Blätter, die samt dazu dienenden nachgemachten Holzstöcken usw. in den sich anschließenden Räumen untergebracht waren. — Der nunmehr noch verbleibende Rest der weiten Räume nahm die Ausstellung der Philatelie, des Bricfmarken-Sammelwesens ans. Was hier für den Antiquar am meisten in Betracht kam, das war die ausgestellte Literatur dieses Sports, die, obwohl noch verhältnis mäßig jung, durch ihre Reichhaltigkeit geradezu verblüffte, lagen doch neben unzähligen Büchern und Albums allein Hunderte von Fachzeitschriften und Klubblättern von 1863 an aus, in deutscher, englischer, französischer, italienischer, spanischer, portugiesischer, holländischer, in skandinavischen und flavischen Sprachen. IN. Der Börscnvcrein der Deutschen Buchhändler. — Das Haus der Frau. — Die übrigen deutschen Häuser der Ausstellung. Die Ausstellung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler fand sich im Sächsischen Staatspavillon und nahm dort fünf stattliche Räume ein. Bibliothek und Archiv hatten das Schönste hergegeben, das sie besitzen, und bei ihrem wundervollen Reichtum war da eine Ge schichte des Buches und des Buchhandels in allen ihren Äußerungen zur Vorführung gelangt, wie sie aus ein heitlichem Besitz von keiner andern Seite hätte veranstaltet werden können. — Ans der Reihe von Inkunabeln, die auslagen und von denen einzelne schön gemalt waren, wie die »Deutsche Bibel« (Nürnberg: Koberger 1483) und die »Schedelsche Weltchronik« (ebenda 1492), sind besonders die zu er wähnen, die für Gutenbergs Erfindung der Buchdrucker kunst Zeugnis oblegen, wie das in des Eusebius »6krs- ineon« (Venedig: Erh. Ratdolt 1483) und in der »6ro- niea van (Isr killiAsr 8tat 6öIIen« (Köln: Koclhoff 1499) geschieht, denen aus dem 16. Jahrhundert noch Jac. Wympfelings »Lpitkoma kermanorum« (Stratzburg 1595) und andere folgten, die ebenso für Gutenberg eintreten. — Dann sind die Bllcheran- zeigen des 15. Jahrhunderts zu nennen, von denen eine Anzahl im Original ausgestellt war; die Meßkataloge, die Verlegerkata loge des 16. und der folgenden Jahrhunderte, die alten zusam menfassenden Bücherverzeichnisse, z. B.Gesners »Libliotksea uni- vsrsalis« (Zürich 1545) und die Schlagwortkataloge von G. Drau- dius: die »Libiiotkeca olassioa« (Franks. 1611 u. 1625) und die »Libliotksea exotiea« (1610 und 1625), die Illckiess librorum pro- kibitorum st expurAatorum usw.; von Roth-Scholtz die »Isonss bibiiopolarum st txpo§rapkorum« (Nürnb. 1726—42) und seine »InsiAnIa bibllopolaium st txpoxrapkorum« (Nürnb. 1730). Dazu noch handschriftliches Material: Verlagsverträge, Briefwechsel zwischen Autoren und Verlegern, alte Geschäftsbücher, zum Teil Jahrhunderte alt, zum Teil aus neuerer Zeit; vieles aus der kürzlich erworbenen »Göschensammlung«. — Ganz vorzüglich waren auch die ausgelegten Anleitungen zur Schönschreibekunst, besonders die von Georg Peschel (Dresden 1571), die in Gold, Silber und Farben teils auf weißem, teils auf schwarzem Perga ment in kunstvollster Weise geschrieben war. — Neben den Publi kationen des Börsenvereins: dem Börsenblatt, dem Adreßbuch, dem Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels usw. fan den die Antiquare dort auch ihr ganzes Handwerkszeug, die Reihen der in- und ausländischen Bibliographien, die Literatur der Inkunabeln und Seltenheiten, darunter u. a. auch ein anscheinend selbst auf Pergament gedrucktes Exemplar des großen »VataloZus äs livres imprimes snr velin« von Joseph von Praet (Paris 1822 ff.), die Sonderkataloge der wissenschaftlichen und der schö nen Literatur, Biographisches und Geschichtliches aus der ganzen Welt der Bücher, alles in sorgsamer Weise systematisch geordnet — eine ideale Handbibliothek, die sehnsüchtige Wünsche entstehen ließ. — Einen der größten Genüsse aber vennittelten die in zwei Räumen ausgestellten Proben aus den Blattsammlungen des Börscnvereins, diese wundervollen Beispiele alter Buchkunst: Schrift und Schmuck vor der Erfindung der Drnckerkunst, Druck werke mit handgemalten Miniaturen und Druckwerke mit Holz schnitten, Initialen, Randeinfassungen, Drnckermarken, die Ent wicklung des Titelblattes usw. usw., vortrefflich nach Ländern, nach Schulen, nach führenden Künstlern eingeteilt; dazu noch Exlibris (wo in der ganzen Ausstellung fand man keine Exlibris und wo hätte darin das schöne Blatt des Conrad von Ilffenbach jemals gefehlt?), Buntpapiere und dgl. mehr. Es ist kein Wunder, daß diese Ausstellung mit dem Staatspreiz belohnt worden ist. — Die andere Hälfte des Hauses nahm die Kgl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leip- z i g ein. Für den Antiquar war sie nur von mittelbarem Inter esse, und was ihn näher berühren konnte, wie die Rahmen mit ein zelnen Blättern aus Frühdrucken und mit Relief- und Goldpres sungen alter Einbände, das stammte auch aus dem Besitz der Bibliothek des Börsenbereins, ganz ebenso wie die alten Drucke, die Bücher über Papiersabrikation, die alten Papiere aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert und die Wasserzeichensammlung, die in der mittelalterlich anmutenden Hahnsburger Papier mühle zu sehen waren. Eine wesentliche Anziehungskraft besaß auch das »Haus der Frau«; es war wieder ein neuer Gesichtspunkt, von dem aus man die Entwicklung des Bllcherwesens betrachten konnte. Die Frau war das Leitmotiv: die Frau in der Herstellung von Büchern als Schreiberin, als Druckerin, als Verlegerin, als Buch- künstlerin, die Frau als Verfasserin, die Frau als Stoff für Bücher, die Frau als Sammlerin, die Frau, sie mochte nun aktiv oder pas siv auftreten, stets fesselnd und interessant, wie immer und überall. Die Damen, die als Ausstellerinnen tätig gewesen sind und das alles so reizvoll angeordnet hatten, hatten nichts vergessen. Alte Handschriften mit Miniaturen und Noten, von Nonnen und Prio ritäten geschrieben und gemalt, von Margarete Kartäuserin z. B., oder ein Faksimile des im Original leider verbrannten »Koitus äslisiarum« der Herrad von Landsberg waren zu sehen; Inku nabeln und spätere Drucke, die aus Druckereien und Verlags häusern in Händen von Frauen stammten, wie der »Sachsen spiegel«, von Anna Ruegerin1483 in Augsburg mit Schönspergers Typen gedruckt; Bücher aus dem Verlage der Kunigunde Her- gotin in Nürnberg, die nach der Hinrichtung ihres Mannes, des »Herrgettlein«, wie ihn Luther nannte, vom Jahre 1527 an dessen Geschäft fortsetzte und weiterhin allerhand Jahrmarktsliteratur und Volkslieder druckte; da waren Verlagswerke von Caspar Fritschens Wwe. in Leipzig, von der Wwe. Vandenhoeck in Göt tingen u. a. m. Alte von Frauenhänden zierlich gestickte Einbände lagen aus, und an anderer Stelle wurde die neuere Tätigkeit der Frau als Künstlerin im Buchbinderhandwerk gezeigt. Als Jllu- stratorinnen traten auf: Magdalene van de Passe (1596—1638), Marie Sibylle Merian (1647—1717), Angelica Kauffmann (Goe thes Schriften), Sophie Henry, geb. Chodowiecka, Therese Rich ter, Gisela von Arnim, Alwine Schrödter, Kate Greenawah, Marie von Olfers u. a. Aus der überfülle der schriftstellernden Frauen wären die Nonne Hroswitha von Gandersheim zu nennen, von deren Werken drei Ausgaben Vorlagen (Nürnberg 1501—Witten berg 1717 — Paris 1845), Margarete von Valois mit ihrem zahl reich vertretenen »Heptameron«, Madame Dacier, die Gottschedin, Christiane Ziegler, während von den Legionen der neueren nur die Karschin, die Rahel, Adele Schopenhauer, Bettina von Arnim und Elisa von der Recke erwähnt seien. Besondere Abteilungen bildeten die Memoiren berühmter Schauspielerinnen (über 60), die Frau als Komponistin und Sängerin, Bücher über und für Frauen, wie Frauenzimmergespräche und Frauenzimmerlexika, alte und neuere Kochbücher, Damen-Almanache, -Kalender und -Taschenbücher, die Modezeitschriften von ihren Anfängen an und dgl. mehr. — Am interessantesten für den Antiquar war aber doch wohl die Frau als Sammlerin, die hier mit ihren oft durch- aus nicht gewöhnlichen Schätzen in Erscheinung trat. So gab Frau Anna Simons Proben aus ihrer Bibliothek englischer Kunst- 21
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