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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1876-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1876
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Theil. Der elfte Deutsche Journalistcntag. Die erste Sitzung sand am 20.Aug. im Weißen Saaled es Curhauses zu Wiesbaden statt, und zwar war dieselbe zum ersten Mal seit dem Bestehen des Journalistentages Polizeilich überwacht. Der Grund dieser außergewöhnlichen Maßregel soll nicht in der Befürchtung liegen, daß Ausschreitungen der Redefreiheit Vorkommen könnten, sondern in dem Bestreben, in der gleichen Handhabung des Gesetzes keine Ausnahmen einzusührcn. Redacteur Lammers-Bremen er klärte den elften Journalistentag für eröffnet und wurde auf seinen im Aufträge des Ausschusses vorgebrachten Antrag vr. Koch-Frank furt a. M. zum Vorsitzenden, vr. Kletke-Berlin und vr. Lahm- Wiesbaden zu dessen Stellvertretern, Holdheim-Berlin, Wenzel- Berlin, Generalsecretär des Journalistentages, und Rittweger- Franksurt a. M. zu Schriftführern durch Acclaniation gewählt. Zuvörderst wurde dem Oberbürgermeister von Wiesbaden das Wort erthcilt, der in kurzer Rede die Mitglieder des Journalisten- tages begrüßte. Er bezeichnte die periodische Presse als eine gewaltige Macht, deren Bundesgenossenschast schwerer wiege als die Allianzen mit allen Großmächten; deshalb rechne Wiesbaden es sich zur hohen Ehre an, die Journalisten Deutschlands in seinen Mauern zu haben. Die Preßfreiheit im Deutschen Reiche habe gerade in diesem Orte, im Mai 1814, ihre erste Sanktion erhalten, welches Factum gewiß Biele interessiren wird. Schließlich sprach Redner den Wunsch aus, daß die Thätigkeit der Journalisten den Zweck des Congresses fördern und daß dieselben auch körperliche Erholung hier finden mögen. (Bravo!) Der Vorsitzende A. Koch stattet dem Vertreter der Stadt Wies baden im Namen des Journalistentages den Dank ab. Zu Punkt 1. der Tagesordnung theilt vr. Lammers-Bremen mit, daß der Vorort Bremen sich der ihm vom vorigen Journalisten tage ertheilten Aufträge, betreffend den Zeugnißzwang und die straffreie Veröffentlichung von Gerichtsverhandlungen, durch Ab findung der betreffenden Petitionen entledigt habe. Auf die Sache selbst werde er um so weniger eingehen, als dieselbe morgen aus die Tagesordnung gesetzt ist. Punkt 16. der Tagesordnung (Antrag aus Zulassung von Journalistenvereinen als Mitglieder des Journalistentages) wird zurückgestellt bis nach der Erstattung des Berichtes des General sekretärs über das Archiv und das Stellenvermittelungsbureau (Punkt 2. der Tagesordnung). Ans dem letzter» heben wir hervor, daß die Anlegung eines Archivs Mangels der dazu gehörigen Druckschristen der srühern Journalistentage noch nicht zur Aus führung gebracht werden konnte, daß die Mitwirkung der vertretenen Zeitungen bei Zusammenstellung der Preßprozesse nur eine geringe war, daß der Generalsecretär sich deshalb direct an die sogenannte Parteipresse gewandt habe, welche ihn auch mit reichlichem Material versehen. Die Vergehen gegen das Strafgesetz nehmen 5 Proc., die wegen gewöhnlicher Bcamtenbcleidigung 20 Proc., wegen Be leidigung des Reichskanzlers 19 Proc., wegen Ministerbeleidigung und anderer Vergehen S Proc. der Gesammtprozesse in Anspruch. Außerdem habe er sämmtliche, die Presse betreffenden Präjudize der höchsten und andern Gerichtshöfe sowie in Bezug auf das Associationswesen die sämmtlichen Statuten der journalistischen Vereine gesammelt. Was die seit einem halben Jahre ins Leben gerufene Stellenvermittelung anbelange, so sei eine Mitwirkung von 21 Zeitungsbesitzern und 120 Stellensuchenden, unter denen sich aber viele Personen, welche nach Dnrchmachung der verschiedensten Carriören zu der eines Journalisten überzugehen beabsichtigten, in Anspruch genommen worden. Vermittelt habe er 13 Redacteur- stellen, worunter 2 nach England. Auch seitens der Handelskammern sei seine Mitwirkung bei Besetzung der Secretärstellen in Anspruch genommen worden. Der nächste Gegenstand der Tagesordnung betrifft die Stellung der Zeitungspresse zur orthographischen Reform. Referent ist vr. Lammers-Wien, welcher vorerst der von den deutschen Regie rungen zu diesem Behufs einberufinen Conserenz gedenkt, zu welcher die Sprachkundigen, der Schullehrer-, der Deutsche Buchhändler- und der Buchdruckerverein eingeladen worden seien. Die deutsche Zeitungspreffe sei nicht vertreten gewesen, sie würde aber nicht zurück gewiesen worden sein, wenn sie ihre Zulassung beansprucht hätte. Redner geht sodann zu den bekannten Beschlüssen der betreffenden Conserenz über, um darauf die Frage zu erörtern, wie sich die Zei tungspresse zu der angestrebten Reform zu stellen habe. Er glaube, daß der Journalistentag nicht ohne ein Votum in dieser Sache werde auseinandergehen können. Für die Journalistik ergebe sich ein kon servatives Verhalten mit einer gewissen Nothwendigkeit, weil dieselbe auf der einen Seite auf die Interessen des producireuden Theiles — Verleger, Correctoren, Setzer, — auf der anderen Seite aus die Interessen des consumirenden Theiles — der Leser — Rücksicht zu nehmen hat. So wünschenswerth eine einheitliche Orthographie und eine Abstellung der vorkommenden Schwankungen auch ist, ebenso wenig wird man sich zu weiter gehenden Reformen anstellen dürfen. Am Schluffe seiner klaren und leidenschaftslosen Ausführungen schlug Redner die folgende Resolution zur Annahme vor: Die in der Zeitungspreffe verknüpften Interessen sträuben sich gegen eine sprungweise gewaltsame Reform der deutschen Rechtschreibung; der Journalistentag thut in ihrer Bsrtretung daher Einspruch gegen einen etwaigen Versuch, eine derartige Radicalreform von der Schulverwaltung dem Leben aufzudrängen, während er nichts einzuwenden hat gegen eine von Zeit zu Zeit sich wiederholende amtliche Feststellung der aus dem literarischen Leben der Nation von selbst hervorgegangenen Einzelver besserungen für die Zwecke des öffentlichen Unterrichtes, und ebenso wenig natürlich gegen sortgehende praktische Berbefferungsversuche, die von einzelnen Schriftstellern, Zeitungen, Druckereien !c. aus ihre eigene Verantwortlichkeit hin unternommen werden mögen. Nachdem auch der Correferent Schembera-Wien sich in gleichem Sinne ausgesprochen, wird diese Resolution durch Acclamation ein stimmig angenommen. Zum letzten Gegenstände der Tagesordnung legte vr. Kletke- Berlin einen gedruckten Statutenentwurf der Deutschen Pensions- casse für Literaten vor und empfahl den Beitritt zu derselben. Die zweite Sitzung wurde am 21. August von dem Vorsitzenden vr. Koch eröffnet und vorerst dem vr. Klette zu einer persönlichen Bemerkung in Betreff der zu gründenden Deutschen Schriststeller- Pcnsionscasse das Wort ertheilt. Redner bittet die Mitglieder, den überreichten Statutenentwurf nebst den Tabellen recht genau zu prüfen, und erklärt sich zu jeder Auskunstsertheilung gern bereit. vr. Singer (Wiener »Presse«) stellt den Antrag, ein aus fünf Mitgliedern zusammengesetztes Comits aus den größern Städten Deutschlands zur Prüfung des Nachdruckswesens zu wählen, und begründet diesen Antrag mit der Praxis, welche mehrere hervorra gende Blätter, unter anderm das in den Besitz des Barons Heine, eines Bruders des verstorbenen Dichters, übergegangene alte Frem denblatt in Wien, befolgen, vr. Wasner-Posen erweitert diesen Antrag auch aus kleinere Blätter und darauf, daß die zu erwählende Commission eine Reform des Nachdrucksgesetzes vorbereite. Beide Anträge werden dem nächsten Vororte zur Erledigung überwiesen. Es wird nunmehr in die Tagesordnung eingetreten, und dem vr. Stern (Frankfurter Zeitung) das Wort zum Referat über den Zeugnißzwang ertheilt. Derselbe knüpft an die Beschlüsse des zehn-
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