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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1899
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- 1899-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1899
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2622 Nichtamtlicher Teil. 80, 8. April 1899. auch die litterarische Produktion der Propaganda keines wegs nach. Uebrigens ist die stenographische Litteratur ihrer inhalt lichen Tendenz nach schon dahin gekommen, daß der künftige Litterarhistoriker Mühe haben wird, die natürliche Grenze zivischeu den einzelnen Litteraturzweigen zu finden und fest zuhalten, um die Erzeugnisse des Unterrichts und der steno graphischen Lehre von denen der Propaganda und System- politik zu unterscheiden. Denn wer die stenographische Lehr- mittellitteratur ohne Voreingenommenheit auf ihren Inhalt hin prüft, wird finden, daß trennende Gesichtspunkte zwischen diesen beiden Hauptgebieten gar nicht vorhanden sind oder wenigstens nicht beachtet wurden. In der That könnte man schon jetzt eine ganze Litteratur der Propaganda aus ihr hcrausschälen. Denn wenn beispielsweise ein Unterrichtsbuch der Stenographie, das wegen seiner Verwendung in der Schule doch zunächst und in erster Linie nur den pädagogischen und methodischen Forderungen entsprechen soll, in seiner Ein leitung oder seinem Vorworte Anweisungen über Werbe- thätigkeit und die Einrichtung unentgeltlicher Unterrichtskurse oder über die Gründung von Vereinen nach besonderen Vor schriften bringt, wenn es Hinweise enthält, wie die propa gandistische Wirksamkeit in der Presse zu erfolgen habe, so sind dies offenbar Sätze, die einen rein propagandistischen Ge danken und noch dazu in anfechtbarer Form bergen. Wenn man den Zweck und die Aufgaben eines Unterrichtsmittels etwas schärfer ins Auge faßt, so muß schon die Erkenntnis zum Durchbruch gelangen, daß so etwas in ein Lehrbuch einfach nicht gehört, da es sich mit dem Gedanken der Zweckmäßigkeit nicht verträgt, ja da es überhaupt von den Grundsätzen der Unterrichtslehre abweicht. Die Propaganda ist ein Gebiet für sich und muß es sein, wenn anders nicht ein solches Lehrbuch seinen päda gogischen Charakter einbüßen, seine Eigenart als Unterrichts mittel einem propagandistischen Zwecke zu liebe opfern soll. Etwas anderes ist es schon, wenn das betreffende Lehr mittel au Stelle solcher empfehlender Ergüsse einen geschicht lichen Abriß über die Entwickelung der Stenographie enthält; denn dadurch würde höchstens das Verständnis für den historischen Entwickelungsgang, sowie für die geschichtliche Lehre überhaupt gefördert werden. Das würde auch zu anderen naheliegenden Gesichtspunkten manche Anregung bieten, um das Interesse für eine sorgsamere Pflege der Ge- schichtskundc innerhalb des engen stenographischen Rahmens wachzurufen. Daß diese einen Teil — und sei es auch nur einen geringen, nebensächlichen — der stenographischen Lehre bildet, kann keinem Zweifel unterliegen. Nur müßte auch hier die objektive Darstellungsweise ihr besseres Recht be haupten. Namentlich sollte der geschichtliche Faden nicht schon bei der Behandlung desjenigen Systems abgeschnitten werden, von dessen Standpunkte aus das Lehrbuch verfaßt wurde. Denn eine solche geschichtliche Darstellung soll vor allem die objektive Treue wahren, — den Lauf der Dinge in seinem ganzen historischen Zusammenhänge schildern. Immerhin kann von einein steten Aufblühen der steno graphischen Litteratur während der letzten Entwickelungs periode gesprochen werden. Indessen, was sie an qualitativem Gehalte der Gedanken und Forschungen fehlen läßt, wird durch die quantitative Nacherzeugung des Lehrmaterials, durch eine reiche Fülle, ja durch einen gewissen Ueberfluß an Um arbeitungen wettgemacht. Der größte Teil dieser Erzeugnisse besteht in neuen Auflagen. Auch bei den erstmaligen Aus gaben ist ein wesentlich neuer Weg nicht eingeschlagen worden, nur eine*) wich von der bisherigen Art der Einteilung des *) Bliedtner, Ernst, Elcmentarbuch der deutschen Einheitssteno- gruphie (System Gabelsberger). Dritte verbesserte und vermehrte 'Auslage. Halle, Pädagogischer Verlag von Hermann Schroedel. Lehrstoffes ab. Sie schlug insofern eine neue, eigenartige Richtung ein, als sie die stenographische Lehre nach den Grundsätzen des Anschauungsunterrichts einrichtete. Die ganze Methode besteht darin, daß die stenographischen Zeichen aus den Buchstaben ihrer Mutterschrift und ebenso ganze Wort bilder aus kurrentschriftlichen Buchstaben entwickelt werden. So ist die Lehre der Wortbildung in einer Weise vereinfacht, daß selbst der Verstand des Kindes durch solche Anschauungs bilder leicht an die Bildung stenographischer Wortformen gewöhnt werden kann; denn an Stelle der theoretischen Regeln und Gesetze tritt hier das jedenfalls sinnleitende Ver fahren der Anschauungsweise durch bekannte Vorstellungs bilder. Sonst ist aus der ganzen Linie die methodisch-kalku- lierende Anordnung vorherrschend, die der methodisch-systema tischen Lehrweise den Rang abgelaufen hat, während die rein systematisch-wissenschaftliche für den Unterricht jetzt schon der Vergangenheit angehört; nur wenige ältere Lehrbücher besitzen sie noch durch Ueberlieferung. Das ist gewiß ein aner kennenswerter Forschritt, der sich so siegreich auf dem Felde der stenographischen Methodik behauptet hat. So macht also doch die Gesamttendenz der stenogra phischen Lehrmittellitteratur den erfreulichen Eindruck, daß sie sich raschen Schrittes vorwärts bewegt auf den geordneten Bahnen der Methodik; daß die ganze Entwickelung in einem gleichmäßig sich vollziehenden Streben nach methodischer Ausge staltung der stenographischen Theorie sich vollzieht. Dazu dürfte neben so manchen wertvollen, in Zeitschriften hier und da ver streut liegenden Artikeln die ziemlich ausführliche »Methodik des stenographischen Unterrichts« *) beigetragen haben, die für den Leiter stenographischer Unterrichtsbriefe lehrreiche Fingerzeige enthält. Bei dem Umfange des stenographischen Unterrichts, so weit namentlich die elementare Behandlung in Betracht kommt, dürfte eine solche methodische Anweisung für die unterrichtliche Thätigkeit, welche die stenographische Lehre in einen inneren Zusammenhang mit den Hauptgedanken des Unterrichtswesens bringt, gewiß ganz vorzügliche Dienste leisten. In noch be deutenderem Maße jedoch würde dies in der weiteren Ent wickelung der stenographischen Lehre hervortreten, da, wo es sich nicht nur um die Zweckmäßigkeit der theoretischen Ge sichtspunkte handelt, sondern auch darum, daß diese sogenannte Oberstufe des stenographischen Systems in den Rahmen einer methodischen Planmäßigkeit eingefaßt werde. Bisher herrscht noch in fast allen Lehrbüchern der Satzkürzungslehre die systematische Einteilung des Stoffes vor, obwohl auch hier diejenige Anordnung die vorteilhaftere wäre, welche analog der Elementarlehre die theoretischen Gesetze und Regeln in stufenweiser Aufeinanderfolge vorführen würde, allmählich vom Leichteren zum Schwereren übergehend. In dieser etwas nachlässigen Behandlung der Fort- bildungslitteratur mag denn auch der Grund zu suchen sein, daß von den wenigen Neuausgaben der Lehrbücher über das Satzkürzungswesen und die Fortbildung, die obendrein fast nur in Neuauflagen erschienen, eine von den bisherigen Bahnen, von der geraden Linie der systematischen Lehrweise abweichende und den Weg einer zweckmäßigeren Methodik einschlagende Art eigentlich gar nicht vorhanden ist. Eine Ausnahme**) hiervon könnte vielleicht das Bestreben sein, die Satzkürzung überhaupt nach einfachen Regeln und neuen Ge sichtspunkten lehrgerecht zu gestalten. Wenn auch hier *) Klären, I. B., Methodik des Stenographie-Unterrichtes in der -Vereinfachten deutschen Stenographie (Einigungssystem Stolze-Schrey-Velten)- für Kursusleiter und Lehrer. IV. Ausl. 2. Neubearbeitung der Schrift von F. Schrey: -Zur Methodik des Unterrichtes in der Vereinfachten deutschen Stenographie-. Ferd. Schrey, Berlin 8tV. 19. **) Mann, Ad., Lehrbuch der Satzkürzung in der Gabelsberger- schen Kurzschrift nach einfachen Regeln und teilweise neuen Gesichts punkten. Lennep. (Elberfeld, I. Faßbender.)
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