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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1878
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- Deutsch
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98, 29. April. Nichtamtlicher Theil. 1683 ballageberechnung von 10 Pf., sage zehn Pfennig für jedes lOPsundpacket anbietet. „In Leipzig", heißt es in den einlei tenden Worten, „hält jeder Verleger ein Lager oder er liefert dahin portofrei. Die in Leipzig domicilirten Commissionsgeschäfte sind deshalb in der Lage, bedeutend billiger und schneller zu liefern als Handlungen in andern Orten. Berliner Handlungen z. B. müssen selbst in Leipzig einen Commissionär halten und sowohl Commissions- Honorar als auch Porto zahlen, was denn natürlich aus die Maaren geschlagen wird." An hervorragender Stelle wird dann noch be merkt: „Bei Bezug von 12 Exemplaren eines Schulbuchs wird in den meisten Fällen ein Freiexemplar gegeben." Unser Davidis' Kochbuch, das bekanntlich 3 M. 50 Pf. ord. kostet und bei 25 mit 50 U> gegeben wird, steht hier offerirt zu 2 M., und gebunden sogar zu 2 M 65 Pf., während es bei uns in Partien 2 50 ^ no. kostet. Unser „Daheim" wird pro Quartal zu 1 M. 50 Pf., also genau zu unserm Nettopreise offerirt, nur daß wir 11/10 geben! Es liegt auf der Hand, daß sich auf diese Weise die bessere Kundschaft nach Leipzig ziehen muß, diejenige Kundschaft, die der provinziale Sortimenter gar nicht entbehren kann, wenn er nicht allmählich verkümmern und erlahmen soll. Nimmt man ihm die größeren Kunden, die Buchbinder, die Schulbücher (durch Ver mittlung der bereits stark umworbenen Lehrer), die Bibliotheken u. s. w., so bleibt ihm nur der Kleinverkauf, die Novitäten, die Journale, kurz diejenigen Zweige, die die meisten Spesen und den geringsten Ertrag geben. Daß es so kommt und kommen muß, wenn auch nicht plötzlich, aber mit um so sicherer Allmäh lichkeit, daß damit aber der provinziale Sortimentshandel im Fundament erschüttert wird, ist so evident, daß man darüber weiter kein Wort zu verlieren braucht. Man könnte nun sagen: Das liegt nun 'mal in der histori schen Entwicklung und Weiterbildung des Buchhandels, die man gewähren lassen muß und gegen die man vergeblich ankämpfen würde; was dabei nicht leben kann, muß eben sterben und mag sterben. Es wäre dies das oft gehörte Uaisssr aller, dies Kind theils der Bequemlichkeit, theils des unklaren Doctrinarismus. Aber wir meinen, so leicht sollten wir unfern historisch entwickelten und zur Zeit noch gesunden Sortimentsbuchhandel, dieses eigen- thümlich deutsche, vom Auslande bewunderte und beneidete Gewächs, nicht aufgeben und der Unterminirung überlassen, um so weniger, als diese Unterminirung nur von einem Orte und auch da nur von Einzelnen ausgeht, die die Vortheile, welche ihnen der Pro vinzialbuchhandel gewährt, gegen diesen ausbeuten. Und dies führt uns zu der Frage: wie ist dieser Ausbeutung zu wehren? In Beantwortung dieser Frage werden sich unsere Vorschläge mehrfach mit den beachtenswerthen Ausführungen des Hrn. Dü lfer in gegenseitiger Ergänzung berühren. Vorher aber möchten wir diese Sache als eine solche bezeichnen, die den ganzen Buchhandel angeht, nicht etwa bloß den Sortimentshandel, wenn auch diesen zunächst und zumeist. Aber auch dem Verlagshandel kann es nicht gleichgültig sein, ob er einem blühenden, solventen, oder aber einem allmählich verkümmernden, von Jahr zu Jahr müder .und mürber werdenden Sortimentshandel gegenüber steht, ob er seine Novitäten durch das ganze Geäder eines kräftigen Organismus vertrieben sieht, oder ob er auf Grossisten, Colportagehandlungen, Buchbinder, Schreibmaterialienhandlungen u. s. w. angewiesen ist. Ja für Leipzig selbst ist diese Frage mit nichten eine gleichgültige. Es kann diesem Stapelplatz, an dessen Alleinherrschaft ohnehin schon die lOPfundpackete und directen Sendungen vielfach rütteln, nicht gleichgültig sein, wenn der Provinzialbuchhandel, unmuthig über den dort betriebenen Abbau, ihn als seinen Gegner zu be trachten sich gewöhnt. Ueberhaupt steht und fällt die Blüthe des Leipziger Buchhandels, wenigstens des Commissionsgeschäfts, mit der des Provinzialhandels, und alle Buchbinder, Colportage handlungen u. s. w. werden ihm schwerlich einen wohlorganisirten, blühenden Sortimentshandel ersetzen. Es dürste somit auch für den Leipziger Gesammtbuchhandel angezeigt sein, sich das Uaisssr aller auf diesen Fall recht gründlich anzusehen. So lauge der Leipziger Sortimentshandel die Vortheile seiner bevorzugten Lage in seine eigene Tasche vereinnahmte, hat ihm das sicher Jedermann von Herzen gegönnt. Anders aber ist es, seit er angefangen hat, diese Vortheile zur Untergrabung des Provinzialhandels zu verwerthen. Dies aber führt unmittelbar auf das einzige Mittel der Gegenwehr, nämlich: daß dem Leipziger Sortimentshandel jene Vor theile entzogen oder doch geschmälert werden, und er dadurch dem Provinzialhandel annähernd gleich gestellt werde. Jene Vortheile bestehen nicht bloß in dem Wegfall von Fracht und Emballage, sondern auch im Wegfall von Novitäten und deren Vertrieb, ferner: verminderte Arbeit und Personal, kein festes Lager, kein kostspieliges Local, kein Betriebscapital, kein Zins verlust u. s. w. u. s. w. Wenn wir diese Vortheile hier nur zu 10 U vom Netto des Absatzes (allerdings wohl zu gering) anschlagen, so bestände das Mittel der Äbhilse darin: daß den Leipziger Buchhandlungen seitens der Ver leger Alles mit einem Aufschlag von 10H> auf den Nettobetrag geliefert würde. Dies Verfahren wäre nicht einmal ganz neu, sondern nur die Wiederbelebung einer Praxis unserer praktischen Vorfahren, die besser als wir Sonne und Wind im Konkurrenzkampf zu vertheilen wußten. Aeltere Kollegen werden sich mit Schreiber dieses noch erinnern, daß früher die Verleger ihren Verlag an die Sortimenter des Orts mit vermindertem Rabatt (z. B. Ordinärartikel mit nur 25 A>) lieferten. So war es in Leipzig, ob auch anderswo, z. B. in Berlin, ist Schreiber dieses nicht genau bekannt, doch steht es zu vermuthen. Der obige Vorschlag würde einfach und unschwer durchzu führen sein, auch den regulären Sortimentshandel Leipzigs (Hin- richs u. s. w.) nicht schädigen, ebenso das alte solide Commissions geschäft wenig berühren: wenn nicht die Gefahr nahe läge, daß die Grossisten Leipzigs diesen Aufschlag zu umgehen suchen würden, indem sie auf fremden Verlangzetteln verlangten. Die Herren haben alle sich Kommittenten angeschafft, meist Buchbinder und erst seit der Aera der Gewerbefreiheit Buchhändler von Schulz' Adreßbuchs Gnaden, und da liegt allerdings die Vermuthung nahe, daß deren Firmen und Verlangzettel zur Umgehung des Aufschlags benutzt werden dürften. Wie diese Umgehungen zu vereiteln, das wäre von jedem Ver leger je nach seiner Situation zu überlegen. Schwer ist das nicht, in den meisten Fällen werden die praktischen Vorschläge des College» Dülfer zu adoptiren sein, wenn auch mit Modifikationen; vor allem wäre aber hier der Punkt, wo der Leipziger Buchhandel, insbeson dere das Commissionsgeschäft, mit unterstützender Controle einzu setzen hätte. Bevor wir unscrnthcils Praktisch in der Sache Vorgehen, haben wir dieselbe noch einmal zur Sprache bringen und eine allseitig be leuchtende Debatte darüber anregen wollen. Im Allgemeinen schwärmen wir gerade nicht für neue Reformvorschläge, deren man ja, praktische und unpraktische, genug zu lesen bekommt. Aber hier handelt es sich nicht um eine Reformfrage, sondern um eine Noth frage. Der Sortimentshandel kann sich hier nicht allein helfen, der Verlagshandel muß ihm hier beisvrsngen, und wir ver? 231*
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