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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1915
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- 1915-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1915
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.^LL.. " '""U iem Nr. SS. Leipzig, Dienstag den 9. März 19i5. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Deutsche Dichter und Schriftsteller im Felde, i. <Vgl, Nr, 12,, Es kann schon heute gesagt werden, daß die Anteilnahme unserer Dichter- und Schriftstellerweit an dem Erlebnis des Weltkrieges eine diel größere und — was besonders herbor gehoben werden muß — auch eine viel tiefere ist, als man allgemein angenommen haben mag. Nicht allein, daß zahl reiche jüngere Schriftsteller, die dem aktiven oder inaktiven Soldatenstande angehören, einem Gebote der Pflicht gehorchend, den Fahnen gefolgt sind, der Drang und Eifer, die Be geisterung der älteren oder sonst vom Heeresdienste befreiten, ihr Wunsch, dort, wo die Würfel über unsere Stellung in der Welt fallen, dabei zu sein und statt der jetzt leicht wiegen den Feder das Schwert in die Wagschale zu werfen, war so groß, daß viele freiwillig hinauszogen, bereit, das Letzte für Heimat und Vaterland dahinzugeben. Manche von ihnen haben die äußerliche Bestätigung ihres Heldentums schon durch die Verleihung des schönsten Ehrenzeichens, des Eisernen Kreuzes, erhalten, Autoren, deren Bücher auf dem Weih- nachtsmarkte die begehrtesten waren, z, B, Rudolf Herzog, Walter Bloem, Paul Oskar Höcker und noch mancher andere Name, der in der Literatur- und Bücherwelt guten Klang hat, befinden sich unter ihnen. Aber auch die weniger bekannten Schriftsteller, die das stille Heldentum der Schützengräben und Gewaltmärsche, die Wagnisse der Sturmangriffe und des frischen, fröhlichen Draufgehens auf sich genommen oder die sich bemüht haben, die Schmerzen der Verwundeten und Kranken zu lindern, sie dem Vaterlande und ihren Familien zu erhalten, verdienen einen Platz aus unserer Ehrentasel. Eine Anzahl und nicht die schlechtesten — wir erinnern nur an Löns — sind schon aus dem Felde der Ehre ge- blteben, und auf manchen anderen schmerzlichen Verlust müssen wir gefaßt sein. Diese Autoren können nur noch durch ihre Werke zu uns reden, und zu unseren schönsten Pflichten sollte es gehören, ihnen jetzt und künftig Beachtung zu schenken. Von denen aber, denen es vergönnt sein wird, mit dem Lorbeer des Siegers aus dem Kriege heimzukehren, möge ein Strom neuen Lebens und frischen Schaffens auf die künftigen Geschlechter ausgehen. Hier ergeben sich allerlei vaterländische Ausgaben des deutschen Buchhandels und des literarisch interessierten Publikums, deren Erfüllung in der Praxis aus mancherlei Weise möglich ist. Zunächst kann die Liste nach Beendigung des Krieges dazu beitragen, die Schil derungen des Erlebten im Kriege von dem am Schreibtisch Erfundenen oder aus Zeitungsausschnitten Zusammengeleimten zu trennen und infolgedessen eine kritischere Sichtung der Kriegsliteratur herbeizuführen. Der Verlag, der dann be strebt sein wird, sich für Darstellungen des Krieges die Mit arbeit der Teilnehmer in erster Linie zu sichern, wird in dem Verzeichnis manche Anhaltspunkte finden, um an den einzelnen mit Vorschlägen, Anerbieten oder festen Aufträgen heranzu treten. Wie das Sortiment zugunsten der genannten Dichter und Schriftsteller wirken kann, geht z, B, aus einer uns aus Wien zugegangenen Anregung eines Kollegen hervor, der in seinen fünf Leihbibliotheken eine Ehrentafel jener Dichter und Schriftsteller aushängen will, die fürs Vaterland in den Krieg gezogen sind. Findet dieses Vorgehen im Sortiment Nachfolge, so würden die Werke der Kriegsteilnehmer nicht nur gelesen, sondern, worauf es in erster Linie an kommt, auch gekauft werden. Bei vielen Kollegen, die ihre Kunden mit Erfolg zu beraten pflegen und ein gutes Ge dächtnis haben, wird es einer Plakats gar nicht bedürfen. Entschieden abzuraten ist aber von einem Gegenstück mit den Namen der uns feindlich gesinnten ausländischen Schriftsteller, wie es gleichfalls vorgeschlagen wurde. Denn so begreiflich es ist, daß der deutsche Buchhandel jetzt seine Hand von diesen Autoren abzieht, so liegen doch hier die Verhältnisse so verschieden, daß von der Aufstellung eines »Verzeichnisses« im Sinne einer Gegenüberstellung zu der Liste der deutschen Dichter und Schriftsteller im Felde nicht die Rede sein kann. Zudem könnte ein derartiges Plakat leicht das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen und nur die Neugierde rege machen, die bei manchen Leuten die vater ländische Gesinnung überwiegt. Der Fall Spitteler ist eine Sache für sich, zu deren Erledigung es u, E, keiner besonderen Gebrauchsanweisung bedarf. Schon heute lassen sich die Anfänge der Wirkungen des großen Erlebnisses auf die Gemüter unserer Dichter und Schriftsteller seststellen. Die Kriegsberichterstatter, die in dem Verzeichnis ebenfalls, soweit sie uns bekannt geworden sind, Aufnahme gefunden haben, sind, oft unter erschwerenden Um ständen, eifrig bei der Arbeit, um uns möglichst getreue und formvollendete Bilder der kriegerischen Vorgänge zu zeichnen, das Einzelerlebnis des Feldbriefes zum Kriegskapitel zu er weitern, Auf der Grenzlinie von Zeitungsberichterstattüng und geschlossener Buchdarstellung bewegen sich z, B, Paul Lindenbergs »Gegen die Russen mit der Armee Hindenburgs» und Wilhelm Mießners »Der August-Feldzug in Preußen«, Stärkere künstlerische Gestaltung des Erlebnisses werden die Leser z, B, in Höckers »An der Spitze meiner Kompagnie« und in Zobeltitz' »Kriegsfahrten eines Johanniters« finden. Wir be grüßen diese Werke als Vorboten künstlerischer Auffassung und Wiedergaben eigener Beobachtungen und Erfahrungen, die nach dem Frieden in unserer Literatur eine gewaltige Rolle spielen und hoffentlich die handwerksmäßigen, am Schreibtisch (zur Seite des wärmenden Ofens) entstandenen Kriegsromane ver treiben werden. Die blaue Blume der Romantik blüht nicht in den Schützengräben, und noch weniger gedeiht die Senti mentalität dort. Wohl aber kann aus all dem Jammer, der Not und dem Elend des Krieges die Hoffnung erblühn, daß gerade diejenigen deutschen Schriftsteller, die so oft ihre Zeugen geworden sind, sich in Zukunft für die Segnungen des Friedens und ein besseres Verstehenlernen der Völker einsetzen werden. Möge der Buchhandel daher das Seinige dazu tun und dafür sorgen, daß die Männer, die aus dem Felde an den Schreibtisch zurückkehren, mit frohem Ausblick auf die Zukunft ihre Eindrücke in neuer schöpferischer Arbeit verwerten können! Unserer Aufforderung in Nr, 12 des Bbl, und in einer Anzahl Tageszeitungen zur Angabe der im Felde weilenden deutschen Dichter und Schriftsteller ist sowohl aus Verlcger- 317
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